Wer soll sich heute noch eine Familie leisten können?

12 Antworten

Du hast unten ein ganz interessantes Kommentar geschrieben, was einen Teil der Problematik gut zeigt:

Meistens ist es eben so, dass man den Kindern das gleiche oder mehr bieten kann als man selbst hatte. Ich bin in einem großen Haus aufgewachsen und kann es mir bei Kindern nicht anders vorstellen.

Genau DAS ist das Problem. Du willst das gleiche oder mehr als du selber hattest.

Das ist aber nicht möglich.

Das ging bei unseren Großeltern oder Eltern, je nach Alter beim Kinderkriegen ggf. noch Urgroßeltern. Denn da kamen durch Industriealisierung und Kriegsschäden viele Möglichkeiten eines steigenden Lebensstandards auf. Doch es kann nicht unendlich steigen.

Irgendwann kommt der Punkt, wo es stagniert und ggf. auch mal rückläufig ist und genau da sind wir nun.

Die Ansprüche sind sehr hoch und die Bereitschaft Kompromisse einzugehen gering, weil wir nur Luxus und Aufschwung kennen.

Genau damit muss unsere Generation klarkommen, gerade da die Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft durch den demografischen Wandel auch immer weiter steigt.

Du stehst mit deinen Sorgen auch nicht alleine da, ich bin 28 und habe in meinem Freundeskreis ähnliche Gedanken gehört.

Man kommt also nun an einen Punkt, wo man sich entschieden muss was einem wichtiger ist. Den Lebensstandard halten und ggf. erhöhen oder Kinder, auch wenn das bedeutet Einbußen im Alltag hinzunehmen die durch den höheren Lebensstandard nun ggf. stärker sind als noch bei unseren Eltern und Kompromisse (z.B. beide müssen arbeiten) einzugehen.

Das Problem ist: auch die älteren Generationen haben sich an den Luxus gewöhnt und wollen keinen Rückschritt und oft auch keine unnötigen Veränderungen mehr. Warum aus dem großen Haus, was ideal für eine junge Familie wäre, ausziehen in was kleineres? Mit Umzug, mit neu einleben müssen usw., wenn man doch ein schönes Haus hat. Dann nutzt man die zu vielen Räume eben nicht. Oder gar die eigenen Kinder mit Enkeln (wieder) aufnehmen, wie es früher total üblich war, wenn man sich an die Stille und Ordnung gewöhnt hat.

Es bringt nun wenig darüber zu fluchen.

DU musst für DICH eine Entscheidung treffen, was du willst. Und am Ende mit den Konsequenzen ohne "die Gesellschaft" dafür verantwortlich zu machen damit klarkommen, denn das bringt dir nichts.

Also wenn du sagst du willst unter den gegebenen Umständen keine Kinder ist das vollkommen ok, aber dann stehe dazu, dass das deine Entscheidung war.

Wenn Du die Richtige findest, ist das alles kein Problem, Hauptsache, Ihr seid beieinander. Alles andere fügt sich.

Der Anspruch, dass jeder ein Haus besitzen müsse, halte ich für überzogen. Ich selbst bin in einer 60 qm Wohnung aufgewachsen, mein bester Freund mit Schwester in 70 qm und aus uns ist auch was geworden. Wichtiger ist das Wohnumfeld, nicht die eigene Wohnung. Auch ist nicht die Größe der Wohnung für Deine Kinder wichtig, sondern die Liebe der Eltern zu ihnen.

Reich wurde man in Deutschland übrigens noch nie durch sparen, sondern einzig durch erben.

Solltet Ihr doch ein Haus haben wollen, tut es vielleicht auch ein Altbau in einer günstigeren Gegend und dann braucht man einfach zwei Einkommen, aber das war schon immer so.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Bin verblüfft, wie wenige hier verstehen, was das Problem ist.

Ja, wenn man sehr gut verdient, kann man sich ein Haus leisten, aber verdient jeder sehr gut? Ne. Und das auch nicht unbedingt nicht, weil man nichts anständiges gelernt hat (Bsp. Krankenpfleger). So viele Berufe, die in Deutschland schlecht bezahlt werden, sind essentiell für unsere Gesellschaft, wie unverschämt kann man sein, da dann zu erwidern, man hätte halt was anderes lernen sollen, wenn man die Bezahlung bemängelt.

Die Immobilienpreise sind abartig in die Höhe gegangen und es ist absolut nicht mehr vergleichbar mit dem, was unsere Eltern zahlen mussten. Der Wert des Hauses meiner Mutter bspw. hat sich in dem letzten 25 Jahren verdoppelt.

Wenn man dann noch eine Familie gründen möchte, gibt es die nächsten Hürden. Möchte einer von beiden zu Hause bleiben, um sich um die Kinder zu kümmern, fällt ein Gehalt weg und der Kredit muss mit nur einem Gehalt abbezahlt werden. Und wenn man sich in aktuellen Statistiken die Gehälter in Deutschland so anschaut, dann kann sich das tatsächlich ein großer Teil nicht leisten. Bleibt die Option, dass beide weiter arbeiten, aber die Kinder dann den ganzen Tag in die Kita zu schicken ist eben nicht für jeden die gewünschte Option. Dabei sollte es mMn eigentlich selbstverständlich sein, dass wir gerade in einem Land wie Deutschland die Freiheit haben, sowas selber zu entscheiden.

Ja, man kann auch mieten. Aber das ist letztendlich rausgeschmissenes Geld. Eine Immobilie zu besitzen bietet mehr als nur Status und viel Platz. Es bietet Sicherheit, zB dadurch dass sie eine stabile Wertanlage darstellt und man im Alter ein garantiertes Dach über dem Kopf hat, das man vergleichsweise auch nicht so schnell verlieren kann. Denn dass wir später mal eine gute Rente bekommen ist ja wohl nicht absehbar.

Also ich kann deine Sorgen absolut nachvollziehen und auch ich hab schon überlegt, ob man überhaupt noch guten Gewissens Kinder in die Welt setzen kann... Ich finde es schade, dass man da nicht mehr die gleiche Entscheidungsfreiheit hat wie bspw. unsere Eltern (auch durch sowas wie den Klimawandel, Ressourcenmangel etc). Und da sind wir auch international gesehen nicht alleine mit. In den USA ist die Geburtenrate mittlerweile so weit zurückgegangen, dass sie die Sterberate nicht mehr ausgleicht und die Bevölkerung schrumpft.

Ich will hier ja gar nicht irgendwem bestimmtes die Schuld die Schuhe schieben, aber man darf doch wohl mal Kritik daran üben, dass das keine komfortable Situation mehr ist und unsere Lebensgestaltung dadurch massiv negativ beeinflusst wird.

YManO830  28.04.2023, 20:02

Top Antwort!

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Dein Anspruchsdenken erscheint mir zu hoch. Ich bin auch auf dem Land in einem Haus aufgewachsen. Trotzdem finde ich nichts dabei, in einer Mietwohnung zu wohnen.

In deiner Frage stecken eine Menge Gedanken.

Ich bin auch der Meinung, dass man sich heute kaum ein Haus geschweige denn eine Familie leisten kann, zumindest als Normalverdiener, aber da ich sowieso keine Kinder will, stört mich letzteres nicht. Wenn das bei dir anders ist, weiß ich leider keine Lösung.

Gegen ersteres kann man halt nichts machen, fürchte ich, außer reich heiraten - ich denke es ist zunehmend üblich, auch mit 30 oder 40 noch bei den Eltern oder zumindest in einem geerbten Haus oder Einliegerwohnung zu leben. Finde ich doof, handhabe ich aber auch so. Dann bleibt wenigstens noch etwas Geld übrig. Vom Sparen habe ich nie viel gehalten, was für den Notfall sollte man schon haben, aber ich lege jetzt nicht jeden Monat tausend Euro in ein Sparbuch, wenn man damit eh nichts machen kann.