Welche riesigen Mengen Einnahmen macht der italienische Staat an der Maut?


12.04.2023, 21:16

Es kann sein, dass das Geld nicht der Staat bekommt. Egal wer das Geld letztendlich kassiert, die letzten 3 Fragen sind trotzdem relevant.

2 Antworten

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https://www.hasepost.de/5-spannende-fun-facts-ueber-die-mautgebuehren-307021/?utm_content=cmp-true

"Die meisten Länder haben die Maut für die Straßennutzung aus verschiedenen Gründen eingeführt. Zum einen sollen durch die generieren Einnahmen neue Straßen gebaut werden. Darüber hinaus sollen bereits bestehende Verbindungen instandgehalten oder sogar ausgebessert werden. Damit werden die Steuerzahler eines jeden Landes entlastet und nur die Personen, die die Straßen tatsächlich nutzen, bezahlen für diese. Doch welche Mauteinnahmen kommen hier jedes Jahr zusammen? – Hier eine kleine Übersicht aus dem Jahr 2020:

  • Frankreich – 8,7 Milliarden Euro
  • Deutschland – 7,3 Milliarden Euro
  • Italien – 3,6 Milliarden Euro
  • Österreich – 2 Milliarden Euro
  • Spanien – 1 Milliarde Euro

Die Schlusslichter in Europa sind das Vereinigte Königreich mit 57 Millionen Euro und die Niederlande mit gerade einmal 29 Millionen Euro. Doch diese Zahlen sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein, bedenkt man, dass ein Kilometer neue Autobahn im Bau bis zu 163 Millionen Euro kosten kann."

Kwalliteht  12.04.2023, 21:23

Also grob über den Daumen gepeilt 10 Mio am Tag.

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Mandarine2323 
Fragesteller
 12.04.2023, 21:25

Vielen Dank! Du hast mir sehr geholfen :)

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Kwalliteht  12.04.2023, 21:26
@Mandarine2323

Die Mauteinnahmen liegen übrigens WEIT unter den Kosten für Bau, Wartung, Reparatur und Betrieb.

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Die meisten Autobahnen in Italien sind von privaten Gesellschaften gebaut worden, die ihre Ausgaben (Investition und Instandhaltung) natürlich über die Mauteinnahmen decken wollen. Zudem müssen sie ihren Aktionären Dividenden ausschütten. In Italien sind die meisten Autobahnen in sehr schwierigen Gegenden (extreme Berglandschaften im Appenin, Sumpflandschaften in den wenigen Ebenen) gebaut worden, so dass die Baukostens meistens viel höher waren als in anderen Ländern, ausgenommen Österrreich, wo man auch viele teure Gebirgsautobahnen gebaut hat und daher auch auf Mauteinnahmen angewiesen ist.

Kwalliteht  14.04.2023, 05:40

Stimmt so nicht. Es gibt in Italien private Autobahnen, die meisten sind jedoch staatlich. Die Maut wird vom Staat vorgegeben. Diese reicht aber bei weitem nicht zur Deckung von Bau, Betrieb, Wartung und Reparatur. Das meiste Geld bekommen die privaten Betreiber vom Staat. Die privaten Gesellschaften haben ein wenig Spielraum bei der Maut, aber auch daraus können sie keine großen Gewinne erwirtschaften. Die Zuwendungen des Staates sind auch nicht gerade riesig. Die fette Kohle (und damit Gewinnausschüttungen) gibt es nicht, aber die privaten Betreiber können von den Einnahmen leben.
Private Autobahnen erkennt man in Italien häufig daran, dass man beim Befahren der Autobahn bezahlen muss (z.B. Napoli-Salerno) und kein Ticket ziehen muss. Da ist die Maut einfach für das Befahren der Autobahn fällig, nicht für die zurückgelegte Strecke.

Die Baukosten für die italienischen Autobahnen liegen über dem europäischen Durchschnitt, die Gründe hast Du genannt. Deutschland liegt (man höre und staune) bei den Kosten ganz weit unten, Spanien ist am teuersten (ja, sogar Österreich ist billiger). Die beiden Nord-Süd-Autobahnen Italiens auf der Ost- und Westseite waren recht billig, trotz der vielen Brücken und Tunnel. Die Knoten um Bologna, Milano, Rom und Neapel hatten exorbitante Baukosten. RICHTIG teuer ist die Autobahn durch Kalabrien, die teilweise durch harten Fels getriebene Tunnel, auf Felshängen in schwindelerregender Höhe und mit vielen Steigungen gebaut werden musste. Dagegen sind die Autobahnen in Norditalien ein Witz.

Die Maut deckt nirgendwo in Italien auch nur annähernd die Kosten, der größte Teil wird über Steuern finanziert.

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Ruenbezahl  14.04.2023, 08:20
@Kwalliteht

Das stimmt nicht. Die meisten Autobahnen in Italien sind privat, lediglich im Süden gibt es ein paar staatliche Autobahnstrecken. Dass diese Strecken besonders teuer waren, hängt vor allem mit der dortigen Korruption zusammen. Das Betreiben von Autobahnen ist in Italien ein sehr einträgliches Geschäft. Wenn die Betreiber zu viel Gewinn erzielen wollen und bei der Instandhaltung sparen, dann kann das tragische Folgen haben.

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Kwalliteht  14.04.2023, 12:19
@Ruenbezahl

Nun ja, die ASPI ist formal eine Tochter von Benetton, allerdings mit einer staatlichen Beteiligung, die einen Privatbetrieb (glücklicherweise) nicht mehr wirklich zulässt. Seit dem Brückeneinsturz vor ein paar Jahren hat der Staat seine Anteile erhöht. Die Cassa Depositi e Prestiti hält jetzt die Mehrheit. Momentan denkt man sogar über den vollständigen Rückkauf, also den kompletten Rausschmiss der Privatwirtschaft nach.
Die Maut in Italien soll in den letzten Jahren so um die 4 Milliarden Euro betragen haben. Das hört sich recht viel an, ist es aber nicht. Knapp 7000 km Autobahn, das ergibt etwa 1,75 Mio je Autobahnkilometer und Jahr. Das kann nur gewinnbringend sein, wenn mehr als das doppelte über Steuern finanziert wird.

Das Problem der Korruption besteht in ganz Italien. Die Mafia (und wie sie sonst noch alle heißen mögen) ist zwar süditalienischen Ursprungs, hat ihre Krallen jedoch überall in Italien. Und der Bau der Autobahn durch Kalabrien war tatsächlich aus technischen Gründen so schweineteuer. Die Maut ist dort übrigens nicht höher als anderswo in Italien. Auf den wenigen Strecken, die in tatsächlicher Privathand sind (wie schon das genannte Beispiel Napoli-Salerno), ist die Maut allerdings wirklich höher, allerdings nicht wegen der privaten Betreiber, denn die Maut wird vom Staat vorgegeben, da gibt es keine "freie Marktwirtschaft". Gerade auf dem genannten Stück sind die Betriebskosten recht hoch, und da der Staat nicht aus Steuergeldern viel zuschießen will, ist die Maut dort höher.

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Ruenbezahl  14.04.2023, 13:38
@Kwalliteht

Es gibt in Italien verschiedene Autobahngesellschaften, meistens in der Form von Aktiengesellschaften. Oft ist die öffentliche Hand am Kapital beteiligt, entweder durch staatliche Einrichtungen, Regionalverwaltungen, Provinzverwaltungen oder Handelskammern. Das Kapital der Gesellschaften ist jedoch sehr gering, die Finanzierung erfolgt ausschließlich über Darlehen, die zum größten Teil von Banken kommen, an denen natürlich auch wieder staatliche Institutionen beteiligt sind. Steuergelder fließen aber nicht in die Autobahnen. Im Gegenteil, die Regional- und Provinzverwaltungen freuen sich über das Geld, das sie von den Autobahngesellschaften bekommen.

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Kwalliteht  14.04.2023, 14:44
@Ruenbezahl
Es gibt in Italien verschiedene Autobahngesellschaften, meistens in der Form von Aktiengesellschaften. Oft ist die öffentliche Hand am Kapital beteiligt, entweder durch staatliche Einrichtungen, Regionalverwaltungen, Provinzverwaltungen oder Handelskammern. Das Kapital der Gesellschaften ist jedoch sehr gering, die Finanzierung erfolgt ausschließlich über Darlehen, die zum größten Teil von Banken kommen, an denen natürlich auch wieder staatliche Institutionen beteiligt sind.

Womit zahlt der Staat seine Kreditbeteligungen ab? Lass mich raten ... durch Steuern? Die fließen dann nicht direkt in die Autobahnen sondern eben nur in die Tilgung der Kredite. So stehen im Haushalt keine unmittelbaren Ausgaben für die Autobahnen sondern. Der Trick ist uralt und wird fast überall auf der Welt genutzt.

Keine Ahnung, wieviel der Staat (äh ... die staatlichen und halbstaatlichen Einrichtungen) da per Kredit mitfinanziert, aber 4 Mrd Maut im Jahr reichen nicht aus für 7000 Autobahnkilometer in einem Land, wo die Autobahnen viele Brücken und Tunnel haben, durch Sumfgebiete führen, wo mit Erdbeben zu rechnen ist ... und leider auch die Korruption auch nicht gerade geringfügig ist (und damit ist noch nicht einmal die Mafia gemeint, die ist nochmal eine eigene Hausnummer).

Der Neubau eines Autobahnkilometers liegt in Deutschland bei mindestens 6 Mio Euro. Kann aber durchaus mal ein Null dranhängen, wenn Tunnel oder Brücken dabei sind. Deutschland ist da innerhalb der EU supergünstig, denn hier müssen nicht so viele Brücken und Tunnel gebaut werden. Dementsprechend niedrig sind auch die Kosten für Betrieb, Wartung und Reparatur. Außerdem müssen wir in Deutschland kaum mit Erdbeben rechnen, was Tunnel und Brücken deutlich billiger macht. So kommt es, dass die Autobahn GmbH letztes Jahr "nur" 2 Mrd gekostet hat, trotz des etwa doppelt so großen Autobahnnetzes wie in Italien.

Der Witz an der Maut in Italien ist, dass ein nicht gerade geringer Teil davon durch die Mautsttionen und das Personal dafür gleich wieder weg sind. Aber Mautplaketten wie in Österreich (da sind die Ausgaben für die Mauteintreibung geradezu lächerlich) sind in Italien politisch nicht gewollt (soll jetzt keine Wertung sein, ist nur eine Feststellung).

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