Welche Pro- & Contra-Argumente gibt es zur Erfüllung von Feindenliebe/Entfeindung heutzutage?

Das Ergebnis basiert auf 4 Abstimmungen

Teilweise realisierbar. 50%
Absolut realisierbar. 25%
Gar nicht realisierbar. 25%

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Teilweise realisierbar.

"Teilweise realisierbar", weil wir nur Menschen sind, die Fehler machen. Jesus Christus hat aber sogar noch am Kreuz denen vergeben, die ihn gehasst haben und töten wollten ("Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!").

Bereits im Alten Testament wird die Feindesliebe bzw. Segnung des Feindes gefordert: "Hat dein Feind Hunger, so speise ihn mit Brot; hat er Durst, so gib ihm Wasser zu trinken!" (Sprüche 25,21).

Auf diese Weise ist es möglich wirkliche Liebe zu zeigen, weitere Konflikte zu vermeiden und Frieden und Versöhnung zu finden. Wenn man sich bei seinen Feinden rächt, gibt es einen Gegenangriff und die Spirale der Eskalation dreht sich immer weiter. Wenn man aber auf Rache verzichtet und stattdessen seine Feinde liebt und segnet, ist es möglich, dauerhaften Frieden zu schaffen und Konflikte beizulegen.

Ein weiteres Argument wird in Sprüche 25,22 beschrieben: "So sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt und der Herr wird es dir vergelten." Paulus beschreibt dies auch in Römer 12,20: "Vielmehr: Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken; tust du das, dann sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt." Vergebung bietet also die Möglichkeit, den Feind zu Scham und Buße (Umkehr seiner Gesinnung) zu bewegen.

Der gesamte Zusammenhang von Römer 12,17-21 ist hier interessant: "Vergeltet niemand Böses mit Bösem! Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht! Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden! Rächt euch nicht selber, liebe Brüder, sondern lasst Raum für den Zorn Gottes; denn in der Schrift steht: Mein ist die Rache, ich werde vergelten, spricht der Herr. Vielmehr: Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken; tust du das, dann sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt. Lass dich nicht vom Bösen besiegen, sondern besiege das Böse durch das Gute!"

Sehr interessant in diesem Zusammenhang sind auch diese Verse:

"Ein Geduldiger ist besser als ein Starker und wer sich selbst beherrscht, besser als einer, der Städte gewinnt." (Sprüche 16,32)"Die Frucht des Geistes ist Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Gütigkeit, Treue, Sanftmut, Enthaltsamkeit" (Galater 5,22-23).

"Jesus Christus spricht: Selig sind, die Friedens stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen" (Matthäus 5,9).

"Vergeltet nicht Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet vielmehr, weil ihr dazu berufen seid, dass ihr den Segen ererbt" (1. Petrus 3,9).

chrisbyrd  26.11.2019, 21:50

Vielen Dank für den "Stern", ganz liebe Grüße und Gottes Segen!

0
Absolut realisierbar.

Ich stimme mal für „absolut realisierbar“, wenn man den Sinn der Stelle versteht:

Unter „Lieben“ wird hier verstanden, dass man ihm grundsätzlich Gutes will – und nicht eine gefühlsmäßige Zuneigung.

Jesus aktualisiert in jüdischer Weise das, was jedem Juden sowieso bekannt ist. Dazu unten Zitate aus dem Alten Testament. Das ist rabbinische Tradition, dass alte Thesen immer wieder hinterfragt werden.

Das Gleiche gilt für heute. Man geht an die Antithese mit dem heutigen Verständnis: Unternimm alles, was einer Feindschaft den Boden entzieht!

Und das ist eben auch heute mit allen Konsequenzen realisierbar.

Was im Einzelnen unternommen wird, richtet sich nach der Situation. Aber die grundsätzliche Vorentscheidung muss da erst einmal gefallen sein.

Hier aus dem AT:

Ex 23,4 f. EU: „Wenn Du dem Rind oder Esel Deines Feindes begegnest, die sich verirrt haben, so sollst Du sie ihm wiederbringen. Wenn Du den Esel Deines Widersachers unter seiner Last liegen siehst, so lass ihn ja nicht in Stich, sondern hilf mit ihm zusammen dem Tiere auf.“

Sprüche 24,17 EU: „Freue Dich nicht über den Fall Deines Feindes, und Dein Herz sei nicht froh über sein Unglück.“

Hiob 31,29–31:

Habe ich mich etwa gefreut, wenn es meinem Feind übel erging, und mich erhoben, wenn ihn Unglück getroffen hatte? Nein, ich ließ meinen Mund nicht sündigen, indem ich seine Seele mit keinem Fluch verwünschte …

Sprüche 25,21 EU: „Hungert Deinen Feind, so speise ihn mit Brot, dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser. So wirst Du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln und Gott wird´s Dir vergelten!“

Jesus Sirach 28,6 f. EU: „Denk an das Ende, lass ab von der Feindschaft, denk an Untergang und Tod und bleib den Geboten treu! …“