was zählt mehr? die gute absicht oder das ergebnis?

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Es liegt ein Unterschied darin, was sittlich lobenswert ist und was (zumindest in einem Einzelfall) größeren Erfolg erreicht. Ein Mißerfolg kann auch durch übermächtige/unvorhersehbare widrige Umstände verursacht sein. Ein zufällig zustande gekommenes günstiges Ergebnis ist nicht besonders verdienstvoll, wenn weiter nichts dahinter stand.

Die Beurteilung ist außerdem davon abhängig, welche Art von Ethik vertreten wird. Manche Richtungen beurteilen nur nach den Handlungsfolgen (Konsequentialismus wie z. B. im Utilitarismus). Andere achten auf die innere Einstellung (Tugendethik) bzw. eine Pflicht oder den Grundsatz des Wollens (deontologische Ethik; z. B. Immanuel Kant mit seinem kategorischen Imperativ). Unter einem anderen Gesichtspunkt geht s vor allem darum, Glück zu erreichen.

Eine gute Absicht ist ehrenwert. Edle Ziele zu verfolgen, kann als ritterlich verstanden werden. Allerdings ist es nicht das beste Handeln, etwas nur gut gemeint zu haben. Dabei kann auch ein schlechtes Ergebnis herauskommen, das schadet. Die Handlungsfolgen stehen nicht vollständig in der Macht der Handelnden. Also können sie nicht für jeden Fehlschlag verantwortlich gemacht und ihr Handeln einfach als schlecht beurteilt werden. Aber es ist angebracht, entsprechend seinen Fähigkeiten sich über ein Problem zu informieren, Handlungsfolgen zu bedenken und seinen Verstand zu verwenden. Eine Vernachlässigung der Urteilskraft ist nicht empfehlenswert.

Es gibt eine Unterscheidung zwischen Gesinnungsethik und Verantwortungsethik.

Die Gesinnungsethik stellt die Motive und Absichten über den Erfolg. Werte sind ihr wichtig. Dies kann zu der Neigung führen, das Hochhalten allein einer Gesinnung (ohne Nachdenken und abwägendes Urteil, das den Handlungszusammenhang beachtet) für ausreichend zu halten und die tatsächlichen Ergebnisse mit ihren praktischen Folgen für unerheblich zu halten.

Die Verantwortungsethik richtet sich nach der Verantwortbarkeit der Folgen/Ergebnisse. Dies wirkt gut, weil anscheinend der Gesamtzustand der Welt optimiert wird. Allerdings sind die Folgen und Ergebnisse so weitgehend oft nur mangelhaft einzuschätzen und vorauszusehen. Außerdem kann eine behauptete nützliche Folge benutzt werden, um sich auf zweifelhafte Weise (schlimme Mittel) über Werte und Grundsätze hinwegzusetzen (z. B. in der Politik). Mögliche Gesamtverläufe des Weltgeschehens sind unsicher und eine eindeutige Ausrichtung in einem wertenden Vergleich ist derartig weitegehend nicht durchführbar. Dies liefe eher darauf hinaus, eine gute Endabsicht zu behaupten, womit sich ein Widerspruch einschleicht (das Ergebnis sollte ja ausschlaggebend sein). Verantwortungsethik ist eine Spielart des Utilitarismus. Dadurch hat sie auch die Schwäche, ein Kriterium des Nutzens aufzeigen zu müssen, dieses (irgendein höchstes Gut) aber nicht nach Nützlichkeit begründen zu können.

Die strikt entgegensetzende Unterscheidung von Gesinnungsethik und Verantwortungsethik ist ungeeignet als Lehre über sittliches Handeln. Beide einseitigen Standpunkte sollten vermieden werden.

Bei den Hausaufgaben geht es vor allem um Klugheit und Zweckmäßigkeit. Die Mühe kann dazu führen, viel zu lernen. Fleiß kann dazu führen, sich eine tüchtige Arbeitseinstellung anzugewöhnen, die auch nützlich ist. Anstrengung, die keine sinnvolle Richtung einschlägt, wird allerdings dabei nicht sehr stark zählen, wenn die bloße Leistung beurteilt wird.

In einer Lage kann eine Überprüfung unternommen werden, ob ein Handeln überzeugend als gut begründet werden kann (vor anderen oder als innere Rechenschaft). Dann ist es zumindest möglich zu sagen, dafür einstehen zu können.

ich würd generell sagen die absicht... weil die absicht eigentlich das aussagekräftige an der ganzen sache ist... wenn ein mensch "zufällig" etwas gutes tut, sagt das nicht automatisch etwas über seinen charakter aus, während eine gute absicht von gutmütigkeit zeugt

Baiana  20.10.2009, 00:05

Naja, aus "ich hab's doch nur gut gemeint" entsteht manchmal ganz schönes Chaos. :-)

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lomiona  20.10.2009, 00:09
@Baiana

klar, wenn das ganze nach hinten los geht ist es natürlich blöde^^ und wer könnte es besser wissen als ich, denn ich trampel ständig ins fettnäpfchen^^ aber ich finde gute absichten echt aussagekräftiger

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Tja, da reitest Du auf einer uralten Welle:

Was ist besser?

Tugendethik (die Überzeugung, die dahinter steckt --> Aristoteles),

Pflichenethik (das machen, was - wenn alle es so machen - zum Guten führt --> Kant (bissle verkürzt)

oder Utilitarismus / Konsequentialismus (entscheident ist, was hinten raus kommt --> Mill und Bentham)?

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Das ist nicht pauschal zu entscheiden, denn unterschiedliche Situationen müssen unterschiedlich bewertet werden und können von jeder ethischen Grundposition aus verteidigt werden.

Entscheident ist, dass Du für Deine Handlung Gründe benennen kannst, die die Handlung für Dich und damit für andere nachvollziehbar und vertretbar machen. :-)

johmarie 
Fragesteller
 22.10.2009, 21:09

auf methaphorischen wellen reite ich generell nicht mit. aber die frage kam im alltag über erfahrung zu mir.

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Schwierige Frage. Ich würde so antworten:

Wenn jemand unbeabsichtigt etwas Gutes tut, zB jemandem hilft dann sollte man sich für den freuen dem es genützt hat, aber dem der es unbeabsichtigt getan hat, gebührt meiner Meinung nach keine besondere Ehre. Das war eben Glück und keine Leistung.

Wenn jemand etwas gut meint, hat er jedes Recht sich deswegen gut zu fühlen. Wenn er durch seine "gut gemeinte Tat" jemand anders schädigt, kann er nicht von demjenigen verlangen das er ihn lobt oder die gute Absicht anerkennt. Aber zumindest kann er sich besser fühlen. Das ist eben Unglück, schlecht gelaufen. Er kann nicht zu einer moralischen Verantwortung gezogen werden.

Auf den Fall: "Wenn jemand aus guter Absicht Gutes tut", muss ich wohl nicht weiter eingehen... das ist ja der Idealfall.

Weder das eine, noch das andere... Es zählt ausschließlich deine eigene Motivation. Tu ich es mit Freude, mit Liebe, aus tiefstem Herzen? Oder tu ich es, um zu gefallen, mich anzupassen, um Beachtung zu erlangen? Im ersten Fall wirst du dich über ein gutes Ergebnis freuen, aber du brauchst es nicht. Im zweiten Fall wirst du dich über ein nicht so gutes Ergebnis ärgern, weil du dein inneres Ziel verfehlt hast....