Was sind die Vor-Nachteile einer Waldorfschule?

3 Antworten

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Meine beiden Kinder besuchen eine Waldorfschule in Hessen. Die Angabe des Bundeslandes ist wichtig, weil sich die Schulen in Deutschland (ja, auch die Waldorfschulen) von Bundesland zu Bundesland unterscheiden.

Über Waldorfschulen kann man sehr viel schreiben, ich fasse mich hier aber ganz kurz.

Vorteile:

Starke Förderung von sozialem Miteinander, Selbstbewusstsein, eigenständigem Denken, Verantwortungsbewusstsein, musikalischen und künstlerischen Fähigkeiten, handwerklichen Fähigkeiten (nicht immer nur den Kopf mit Wissen vollstopfen, sondern den ganzen Menschen bilden - das ist einer der Leitgedanken der Waldorfpädagogik), starke Förderung der Fremdsprachen (man hat an jeder Waldorfschule ab der 1. Klasse zwei Fremdsprachen). Es gibt viele Praktika, viele gemeinsame Projekte (z. B. Theaterstücke) der Klassen, viele Feste in der Schule. In der Schule gibt es einen großen Zusammenhalt, auch über verschiedene Klassen hinweg.

Nachteile:

Die Schule kostet Geld und verlangt von den Eltern zusätzlich noch viel praktische Mithilfe. Die Schüler haben einen sehr vollen Stundenplan. An einigen Waldorfschulen ist der naturwissenschaftliche Unterricht nicht so gut - das liegt daran, dass es für die Waldorfschulen schwerer als für andere Schulen ist, gute Lehrer für naturwissenschaftliche Fächer zu bekommen. Die Klassen sind größer als an staatlichen Schulen. Wenn ein Schüler später nicht auf der Waldorfschule bleiben will, ist ein nachträglicher Wechsel auf eine staatliche Schule schwierig.


Mari1000 
Beitragsersteller
 07.03.2017, 15:53

Ok Dankeschön:))

Belle91559  06.01.2025, 10:48

Ich weiss die Antwort ist schon 7 Jahre alt,aber ich beschäftige mich derzeit auch mit diesem Thema. Ich möchte mei nsohn auch nicht auf eine staatliche Schule schicken, aber deinen Schilderungen zufolge, hört sich das nach viel spass aber wenig Bildungsinput an. Würdest du deine Kinder wieder dorthin schicken, oder doch lieber auf eine normale Schule?

Dampfschiff  06.01.2025, 13:23
@Belle91559

Ich würde wieder die Waldorfschule wählen - es kommt aber sehr auf die einzelne Schule vor Ort an. Dein Satzteil "hört sich das nach viel spass aber wenig Bildungsinput" stösst mir bitter auf. Ich fühle mich und diese Schulform angegriffen davon. Ich schreibe Dir gerne mehr zu meinen Erfahrungen, aber bitte Dich darum, Deine Worte respektvoller zu wählen. Wäre das O.K. für Dich?

Belle91559  06.01.2025, 13:29
@Dampfschiff

Erstmal Danke für die Antwort:) ich wollte dich damit keinesfalls angreifen, vielleicht habe ich deinen Text auf falsch interpretiert. Du hattest geschrieben, einiges musikalisches, handwerkliches, Theaterstücke ect. Das ist natürlich nicht schlecht, aber in mir hat es den Eindruck erweckt, daß der Fokus halt im kreativen Bereich liegt, welcher ja auch als Hobby angesehen werden kann. Wäre natürlich eine nette Abwechslung, aber der Schulstoff sollte dadurch halt nicht zu kurz kommen. So war es gemeint. Ich wollte es nicht abwerten.

Dampfschiff  06.01.2025, 15:45
@Belle91559

Die Waldorfschule arbeitet auf Abschlüsse hin, die in Deutschland als gleichwertig zu den entsprechenden Abschlüssen an den staatlichen Schulen angesehen werden. Das heißt aber nicht, dass die vermittelten Kenntnisse in jeder Klassenstufe denen an staatlichen Schulen entsprechen.

Die Waldorfschulen fangen in der Grundschule mit viel Persönlichkeitsbildung und ganzheitlicher Entwicklung der Kinder an. In den "klassischen" Schulfächern wird natürlich auch unterrichtet, aber die Menge des abfragbaren klassischen Schulwissens ist bei Waldorfschülern zum Ende der Grundschule weniger, als bei Schülern staatlicher Schulen. Dafür haben sie aber eine andere (bessere) Art des Umgang miteinander, und ein selbstbewusstes Auftreten vor Publikum gelernt. In der Mittelstufe holen die Schüler diesen Rückstand in den klassischen Schulfächern auf. Zum Ende der Klasse 10 ist dann mehr oder weniger Gleichstand mit den Schülern staatlicher Schulen (Gymnasium) erreicht, mit den besonderen Qualifikationen, die die Waldorfschule vermittelt, noch obendrauf.

Es ist darum eine schlechte Idee, ein Kind auf der Waldorfschule in die 1. Klasse einzuschulen, wenn es zur Mittelstufe auf eine staatliche Schule wechseln soll. Andersrum geht es leichter. Meine Tochter war bis zur 3. Klasse auf einer staatlichen Grundschule, und wechselte zur 4. Klasse auf die Waldorfschule. Das ging problemlos.

Es ist hingegen problemlos möglich, dass ein Schüler mit einem Abschluss der Klasse 10 einer Waldorfschule danach eine gymnasiale Oberstufe einer staatlichen Schule besucht. Da kenne ich auch ein paar Beispiele.

Nur ein Wechsel mittendrin, also innerhalb der Grundschule oder Mittelstufe, in Richtung einer staatlichen Schule ist schwieriger.

Belle91559  07.01.2025, 00:30
@Dampfschiff

Vielen lieben Dank für die ausführliche Antwort, damit hast du mir echt weitergeholfen. ☘️👍

Die Waldorfschule ist sehr praktisch geprägt und du kannst viel nach deinen Vorlieben lernen und deine musischen Fähigkeiten ausbauen.

Was manchen Schülern etwas schwer fällt, ist, dass man auf das zentrale Abitur sehr viel lernen muss, weil man vorher eben recht stark nach interessen ohne Druck lernen konnte.

Jede Waldorfschule ist individuell, d. h. Waldorf ist nicht per se besser als staatlich. Es gibt gute und schlechte Waldorfschulen, weil es keine Norm gibt bzw. nur grobe Richtlinien.