Was sind die Merkmale der faschistischen ideologie?

5 Antworten

Grüße,

also grundsätzlich kann man festhalten, dass Hitler, seine Partei und Anhänger alles, was sie erlassen haben legitimiert war, WEIL es eben von ihm und seiner Partei kam. Es war also nicht gerechtfertigt, dass man es zu hinterfragen.

Zudem hat Hitler auch den Arbeitern versprochen ihre Bedingungen, Lebensumstände zu verbessern... Das aber nur um eine breite Masse für sich zu begeistern.

LG Hoppelchen

Darüber streiten die Historiker und es gibt einen sehr guten Artickel von Umberto Eco (im Namen der Rose) dazu: https://www.zeit.de/1995/28/Urfaschismus (erfordert aber ein kostenloses Konto)

Ich selbst sehe Faschismus als eine Radikale Mischung aus Konservativismus und Kommunitarismus an bzw. als rechte Variante des Bolschewismus (und umgekehrt).

Wirtschaftlich zeichnet er sich darüber hinaus oft durch Corporatistische Wirtschaftsweise aus (Kapitalistische Planwirtschafft bzw. Kapitalistisch aber gegen freie Märkte) und war zumeist auch recht militaristisch, wobei ich ausgerechnet das nicht ins Zentrum stellen würde, weil ich Paleokonservativen Isolationisten auch faschistoide Tendenzen zuschreiben würde...


COMMANDCONQUER  20.11.2022, 14:36

"Kapitalistisch aber gegen freie Märkte" ist ein Widerspruch. Das Wirtschaftssystem des Faschismus ist immer Sozialismus, da: "Staatskontrolle über die Produktionsmittel"

Darkwater9723  20.11.2022, 15:22
@COMMANDCONQUER

Kommt auf die Kapitalismus und Sozialismusdefinirtion an allerdings würde ich Corporatismus allenfalls den Third Way Possitionen und dort eher dem Kapitalismus zurechnen, da die Produktionsmittel meist nur indirekt vom Staat kontrolliert werden aber im Privatbesitz verbleiben und da die Gewinne nach wie vor im großen Umfang privatisiert werden, würde ich es sogar eher dem Kapitalismus zurechnen.

Tatsächlich ist aber die Zuordnung bei ökonomisch eher zentristischen Positionen immer schwierig und bei autoritären Positionen doppelt schwierig (Ludwig den 14ten/Absolutismus würde ich z.B. als Rechtsautoritäre Ecke des Politischen Kompass wählen da dort sogar der Staat Privateigentum des Herrschers ist - umgekehrt könnte aber auch jemand zur Auffassung gelangen dass das reinster Sozialismus sei, da, wenn der Staat Privateigentum eines Herrschers ist in gewisserweise auch alles Staatseigentum sei - d.h. im "idealtypischen" Absolutismus gebe es keinen Gegensatz zwischen Staat und Privat mehr, da dem Monarchen dort alles gehört)

COMMANDCONQUER  20.11.2022, 15:42
@Darkwater9723

Die Gewinne sind irrelevant, sie tragen der Definition nichts bei. Es geht nur darum wer die Kontrolle hat, in allen Totalitären Staaten wäre dies der Staat. Da nun die Definition von Sozialismus Staatskontrolle über die Produltionsmittel ist, ist automatisch jedes totalitäre Regime auch ein sozialistisches Regime. Nach dem Motto: "Du darfst es besitzen aber nur machen was ich dir sage, bei Verweigerung kommste in den Knast" Das ist dann aufjedenfall kein Privatbesitz.

Darkwater9723  20.11.2022, 16:00
@COMMANDCONQUER

Wessen Definition?

Diese definition kenne ich so eigentlich nur von Rechtslibertären oder anderen Radikalkapitalistischen Gruppen die damit das durchschaubare Ziel verfolgen jede vorm von Regulation als "Sozialismus" oder gar "Kommunismus" zu erklären ist aber von einem zentristischen (z.B. Sozialdemokratischen) Standpunkt aus gesehen genauso großer Humbug wie Ultrasozialistische Gegenpositionen von denen aus gesehen alles andere Kapitalismus in verschiedenen Abstufungen ist und wo wir Georgisten als "letzter graben des Kapitalismus" (zitiert nach Marx) beschimpft werden.

Sozialismus und Kapitalismus drehen sich um das Eigentum und nicht die Kontrolle.

So kann es sozialistische Systeme geben welche relativ wenig Kontrolle ausüben (z.B. Libertarian-Market-Socialism) und eben Kapitalistische Systeme die stark regulieren (der Merkantilismus ist da sogar ein Klassiker)

COMMANDCONQUER  20.11.2022, 17:19
@Darkwater9723

Die von mir erwähnte Definition stammt von jedem mir bekannten Wörterbuch, selbst Karl Marx hat Sozialismus als solches definiert.

Eigentum/Besitz ist der Kontrolle gleichgesetzt. Wenn ich etwas besitze dann kontrolliere ich es, und vice versa.

Darkwater9723  20.11.2022, 17:49
@COMMANDCONQUER

Marx halte ich bei der Definitionsfindung für ähnlich wenig geeignet als irgendwelche Ancaps auf der anderen Seite - das beginnt bereits damit, dass er im Gegensatz zu Proudhon, nicht sauber zwischen Besitz und Eigentum trennte (bei einigen anderen Sachen wohl auch nicht - bei ihm lief alles auf dialektischen Blödsinn hinaus wo die Gegenüberstellbarkeit wichtiger war als die Komplexität)...

Gerade für Third Way Positionen (die beide extreme vermeiden wollen) ist es aber wichtig genauer zu differenzieren, weil nur so die Radikalen Positionen als einseitiger Unsinn identifiziert werden und die Third Way Positionen als bessere alternative (oder um es selbst dialektisch auszudrücken: als Synthese) legitimiert werden können.

Darkwater9723  21.11.2022, 12:04
@COMMANDCONQUER

Tatsächlich nein: Das Problem ist hier, dass diese in Widerspruch zu anderen Definitionen geraden würde:

  • Tatsächlich würde die Definition für Sozialismus auch auf viele klar als Frühkapitalistisch definierte Wirtschaftsformen wie Merkantilismus und Kameralismus zutreffen und insgesamt darauf ausgelegt sein fast jedwede regulative, autoritäre oder zentralistische Wirtschaftspolitik als sozialistisch zu erklären...
  • Auf der anderen Seite würde es libertäre, Minarchistische und anarchistische Varianten des Sozialismus nicht mehr abdecken (dort wird unter Sozialismus meist verstanden, dass sich die Produktionsmittel unter Kontrolle der Arbeiter befinden, die allerdings im Gegensatz zum Staatssozialismus dezentral in Genossenschaften (Mutualismus), Gewerkschafften (Syndikalismus) oder Plattformen (Plattformismus) selbstorganisiert sein sollen und der Staat keine große Rolle spielt oder in radikalen Varianten abgeschafft sein soll.

Wie gesagt würden viele nicht-libertäre formen des Kapitalismus unter die definition fallen: Was sich ein Antikapitalist unter Kapitalismus vorstellt ist meist der sogenannte Crony-Capitalismus, Lobbykratie, Oligarchie oder Timokratie.

Jetzt könnte man nach der definition zwar sehr schön sagen: "Im Sozialismus kontrolliert der Staat das Kapital und im Kapitalismus das Kapital den Staat - im allgemeinen und insbesondere in Kleptokratien ist beides aber kaum von einander zu unterscheiden.

Genauso würde aber die Definition libertärer Sozialisten, dass die Produktionsmittel von den Arbeitern kontrolliert werden auch auf viele kleinere Famielienbetriebe zutreffen, die sich aber oft weder als sozialistisch sehen noch in den entsprechenden Theorien angestrebt werden, da Familienzugehörigkeit den gleichen Zugang zu den Produktionsmitteln auch wieder beschränken würde (Familienunternehmen sind das Ideal in der eher konservativen Third-Way Ideologie des Distributismus)

Ich hoffe ich konnte das Problem was ich in den ganzen Definitionen sehe etwas deutlicher machen.

Und ja, auch die definition von Staatseigentum anstelle lediglich Staatsbesitz unterliegt der gleichen Problematik - mir ging es dort eher darum den Sozialismusbegriff von rechtslibertären Definitionsansätzen abzugrenzen die bei jeder form staatlicher regulation "Sozialismus!!!" schreien.

Ich selbst stehe dem Technoliberalism ( https://en.wikipedia.org/wiki/Technoliberalism ) und Neo-Georgismus ( https://en.wikipedia.org/wiki/Left-libertarianism#Steiner–Vallentyne_school )nahe, die aber gemeinhin als linker Kapitalismus oder Third Way Theorien und nicht als Sozialismus gelten, bei der Definition aber schon wieder unter Sozialismus fallen könnte...

COMMANDCONQUER  22.11.2022, 11:00
@Darkwater9723

Ich kann jegliche willkürliche Definition mir selbst ausdenken. Nur weil diese im Widerspruch zum Wörterbuch ist, macht es die Wörterbuch Definition nicht unbrauchbar. Die anderen Definitionen, weil sie halt eben im Widerspruch zur der Wörterbuch Definition vorliegen, sind abzulehnen. Ich sehe auch keinen weiteren Grund diese Definition zu verändern, innerhalb der Sozialisten und Kapitalisten findet man immer Variationen, klar, das ändert die Definition des Sozialismus nicht.

Darkwater9723  22.11.2022, 12:29
@COMMANDCONQUER

An der Stelle würde ich die Zufälligkeit aber eher beim Wörterbuch als in den Politikwissenschaften bevorzugen, bzw. eher dem Wörterbuch unterstellen sich eine eher zufällige Definition herausgepickt zu haben anstelle ein guter Spiegel des zeitgenössischen Diskurses in der entsprechenden Rubrik zu sein.

Die Fokussierung beim Sozialismus- Kapitalismusbegriff auf Staat vs. Privat ist mir zwar wie gesagt auch geläufig, stammt aber Beispielsweise primär aus dem 20sten Jahrhundert und war wohl auch dort primär durch eine Gleichsetzung von Sozialismus mit Marxismus bestimmt und Konnte schon damals die Nichtmarxistischen Ansätze kaum abbilden.

Heute wird oft nicht mehr zwischen einem linearen "Lins-Rechts-Schema" unterschieden sondern zumindest eine ökonomische- und eine kulturelle z.T. aber noch weitere Achsen verwendet, wobei Sotialistisch-Kapitalistisch nach wie vor auf der Ökonomischen Staat- vs. nunmehr Individuum aber auf der Kulturellen Achse verortet werden. Womit eine Sozialismusdefinition mit starkem Staatsfokus schon fast als Kategorienfehler gelten könnte.

Um al das schärt sich das Wörterbuch nicht, aber welchen Sinn soll eine Definition für den Fachdiskurs haben, welche diesen und seine Entwicklungen nicht abzubilden vermag?

COMMANDCONQUER  22.11.2022, 16:12
@Darkwater9723

Wieso glaubst stammt diese Gleichsetzung aus dem 20. Jahrhundert? Ich würde argumentieren dies ist eine neue (fehlerhafte) Entwicklung in den Gesellschaftswissenschaften die erst im 21. Jahrhundert aufgebaut wurde. Denn selbst Mussolini und Hitler sahen sich selbst als Sozialisten, lehnten aber den marxistischen Sozialismus ab.

Kannst du Sozialismus und Kapitalismus für mich definieren?

Darkwater9723  22.11.2022, 17:06
@COMMANDCONQUER
Denn selbst Mussolini und Hitler sahen sich selbst als Sozialisten

Nein, das Hitler und Mussolini Sozialisten waren ist bürgerlicher Unsinn der primär von Antisozialistischen und Konservativen Thinktanks verbreitet wird und sich primär aus einer Affaire Mussolinis mit einer Suffi-Anarchistin und der Tatsache das Hitler kurzzeitig eine Position eine Position in der Münchener Räterepublik innehatte.

Zur Zeit ihres Machtaufstiegs hatten sich aber beide von Sozialistischen Ideologien entfernt. Das Mussolini weder Sozialist noch Anarchist war wurde damals auch von führenden Anarchisten die Sondierungsgespräche mit ihm führten bestätigt und die NSDAP hatte zwar einen linkeren Flügel um Otto Strasser, den man als Nationalen Sozialismus einstufen könnte (und dem auch der frühe Goebels zeitweise angehörte), was aber ebenfalls umstritten ist (einige Historiker meinen auch Strasser hätte eher den "Rassen-" als den "Klassen-Kampf" vertreten) der sich aber bereits 1930 von der NSDAP abspaltete.

Hitler selbst gehörte wohl von Anfang an dem rechten Flügel um Rosenberg an, der Nationalsozialismus von Nationalem Sozialismus scharf abtrennte und auch Hitler selbst erklärte, dass er unter "Sozialistisch" im Sinne der NSDAP "die Aufopferung fürs eigene Volk" verstünde, - also eine völkische Umdeutung des Begriffs der nach der Machtergreifung gegen klassenkämpferische Bemühungen gerichtet wurde.

Kannst du Sozialismus und Kapitalismus für mich definieren?

Das führt wie gesagt zu Schwierigkeiten.

Ich würde das oft verwendete Kriterium welches die Rolle des Staates in der Wirtschafft in den Mittelpunkt stellt wie gesagt eher ablehnen, da Kapitalismus-Sozialismus imo zur Ökonomischen die Stellung des Staates aber eher zur Kulturellen Achse zählt.

Ins Zentrum würde ich eher die Frage stellen, wie freie- oder natürliche Güter und Produktionsmittel gesehen werden - also ob die jedem gehören bzw. Allgemeingut sind (Sozialismus), oder demjenigen der sie zuerst beansprucht oder erobern kann.

Wichtig ist bei diesem Ansatz aber dass ich die third-Way und Misch-idiologien als wichtiges oder sogar größter Feld sehe - ich selbst zähle mich als Neo-Georgisten da ich eine auf der Kapitalistischen Logik basierende Wirtschaftsweise bevorzuge, diese aber zugleich massiv besteuern will weil ich hier von einem sozialistischen Grundverständnis des Eigentums ausgehe - oder wie Gauland von der AfD mal über die Linke sagte: "Die wollen den Kapitalismus nicht mehr abschaffen, sondern bewirtschaften" und ich denke nur: "Warum die Linke? Das wollen wir seit 150 Jahren:

https://static.miraheze.org/polcompballwiki/1/1e/GeorgeComic5-URSSCCO.png

COMMANDCONQUER  22.11.2022, 18:24
@Darkwater9723

Fakt ist, Mussolini und Hitler sahen sich als Sozialisten. Das hat mit der Frage ob sie es sind erstmal an sich gar nichts zu tun. Es ist aber interessant zu sehen, wie du sie als eindeutig nicht sozialistisch betrachtest, dann aber auf die Frage wie man es überhaupt definiert hiermit antwortest:

Das führt wie gesagt zu Schwierigkeiten.
wie freie- oder natürliche Güter und Produktionsmittel gesehen werden - also ob die jedem gehören bzw. Allgemeingut sind (Sozialismus), oder demjenigen der sie zuerst beansprucht oder erobern kann.

Also, mehr Staat (jeder) = Sozialistischer und mehr Privat (derjenige der sie zuerst beansprucht) = Kapitalischer. Genau das was ich am Anfang auch gesagt hatte, anders kann man es nicht definieren. Eventuell hast du mich missverstanden: Staat wird der Gruppe gleichgesetzt.

Somit ergibt sich dann auch die logische Schlussfolgerung:

P1: Sozialismus ist die Staatskontrolle über die Produktionmittel

P2: Totalitarismus ist die Staatskontrolle über alles

P3: NS Deutschland war Totalitär

C: NS Deutschland war Sozialistisch

Die Third way Positionen bleiben dadurch nicht unberücksichtigt, es ist immerhin ein Spektrum mit vielen Adjektiven.

Darkwater9723  22.11.2022, 19:07
@COMMANDCONQUER
C: NS Deutschland war Sozialistisch

Die Sozialisten sagen Nazis waren nicht sozialistisch sondern bürgerlich.

Die Nationalsozialisten sagen Nationalsozialismus ist kein Nationaler Sozialismus sondern etwas was sehr Bürgerlich/Patriotisch klingt.

Die meisten nicht bürgerlichen und nicht Antisozialistischen Politologen und Historiker sagen das die Nazis ist sozialistisch waren.

Nur die Antisozialistischen/konservativen/Bürgerlichen schreien seit Jahrzehnten, dass Nationalsozialismus Sozialismus war und versuchen darüber hinaus eine Sozialismusdefinition durchzusetzen über die sie zentristische Positionen als sozialistisch und sich selbst als gemäßigt Framen können.

Sorry aber der "Faschismus/Nationalsozialismus war Sozialistisch" kommt im Grunde immer wieder aus der gleichen politischen Ecke, genauso wie diese Staatsfokusierte definition aus zentristischer perspektive wenig Sinn macht und die besseren/libertäreren Sozialismusvarianten darüber Ausschließt anstelle ins Zentrum der Betrachtung stellt nur um Staatskapitalismus zu Sozialismus erklären zu können.

Selbst im Wikipedia Artikel zum Thema wird die Definitionsschwierigkeit als zentrales Problem genannt und als kleinster gemeinsamer Nenner der Definitionen gilt dort:

„Sozialismus bezieht sich auf ein weites Spektrum ökonomischer Theorien sozialer Organisation, welche sich kollektiven Besitz und politische Administration zum Ziel der Schaffung einer egalitären Gesellschaft zum Ziel gesetzt haben.“[13]
„Sozialismus bezeichnet Ideologien, welche die Überwindung des Kapitalismus und die Befreiung der Arbeiterklasse aus Armut und Unterdrückung (soziale Frage) zugunsten einer an Gleichheit, Solidarität und Emanzipation orientierten Gesellschaftsordnung propagieren.“[14]
„Er definiert die als Gegenmodell zum Kapitalismus entwickelte politische Lehre, die bestehende gesellschaftliche Verhältnisse mit dem Ziel sozialer Gleichheit und Gerechtigkeit verändern will, und eine nach diesen Prinzipien organisierte Gesellschaftsordnung sowie eine politische Bewegung, die diese Gesellschaftsordnung anstrebt.“[15]

Wo der Staat jeweils keine große Rolle spielt - also warum so zwanghaft an der mWn von konservativen und rechtslibertären vertretenen "Sozialismus ist Ökonomischer Etatsismus" definition festhalten, in der ich im Grunde keinen Sinn sehe als damit das Weltbild von Gruppen zu stabilisieren deren Weltbild ich ansich oder zumindest an dieser Stelle sowieso für gefährlichen Unsinn halte.

COMMANDCONQUER  22.11.2022, 20:05
@Darkwater9723

Nur weil du glaubst es käme von den selben Leuten, bedeutet nicht dass es nicht wahr ist. Ich habe ja auch nicht behauptet, es ist wahr weil es von jeder Seite kommt oder vice versa. Ich habe eine logische Schlussfolgerung durch eine von allen anerkannte Definition abgeleitet.

Nicht nur das, ich habe darauf hingewiesen dass deine Definition meiner gar nicht widerspricht.

Wikipedia ist nicht mal eine Quelle, wieso sollte ich mir überhaupt die Zeit nehmen das durchzulesen?

Ich übersetze mal deine eigene "Quelle":

kollektiven Besitz und politische Administration zum Ziel der Schaffung einer egalitären Gesellschaft zum Ziel gesetzt haben.“

Kollektiver Besitz ist Staatsbesitz.

„Sozialismus bezeichnet Ideologien, welche die Überwindung des Kapitalismus und die Befreiung der Arbeiterklasse aus Armut und Unterdrückung (soziale Frage) zugunsten einer an Gleichheit, Solidarität und Emanzipation orientierten Gesellschaftsordnung propagieren.“

Überwindung des Kapitalismus bedeutet nichts anderes als weg von Privateigentum für Öffentlichen Besitz, also auch hier Staat.

„Er definiert die als Gegenmodell zum Kapitalismus entwickelte politische Lehre, die bestehende gesellschaftliche Verhältnisse mit dem Ziel sozialer Gleichheit und Gerechtigkeit verändern will, und eine nach diesen Prinzipien organisierte Gesellschaftsordnung sowie eine politische Bewegung, die diese Gesellschaftsordnung anstrebt.“

"Gegenmodell zum Kapitalismus." Also auch dasselbe wie beim oberen Beispiel.

Es scheint mir langsam so als würde jeder außer dir meine Definition benutzen...

Darkwater9723  22.11.2022, 21:22
@COMMANDCONQUER
Kollektiver Besitz ist Staatsbesitz.

Eben nicht zwingend diese Gleichsetzung ist eben ein Beispiel dafür wie Konservative deutlich weiter gefasste begriffe in ihrem Sinne einengen (das ist so als würde man von Familie sprechen und sie verstehen darunter eine Monogame Beziehung zwischen Biologischem Mann und Biologischer Frau).

Gerade im libertären Sozialismus und Anarchokommunismus bedeutet es eben ausdrücklich nicht Staatsbesitz.

Überwindung des Kapitalismus bedeutet nichts anderes als weg von Privateigentum für Öffentlichen Besitz, also auch hier Staat.

Das gleiche wie oben - der Staat wird im Anarchismus abgelehnt und im Libertarismus und Minarchismus auf bestimmte Kernfunktionen Funktionen reduziert die im allgemeinen nicht den Besitz oder das Eigentum an öffentlichen Gütern einschließt.

"Gegenmodell zum Kapitalismus." Also auch dasselbe wie beim oberen Beispiel.

Ja, genau und das beinhaltet eben nicht zwingend einen Staat und schon gar nicht diesen als Besitzer.

Es scheint mir langsam so als würde jeder außer dir meine Definition benutzen...

Das exakte Gegenteil ist der Fall - du bist derjenige der versucht alles im Sinne einer etatistischen Definition umzudeuten die aber nicht nur insbesondere von anarchistischen Vertretern abgelehnt sondern auch nicht teil der Definitionen sind und gerade im Sozialwissenschaftlichen Umfeld, auch nicht grundsätzlich so interpretiert werden.

COMMANDCONQUER  23.11.2022, 05:08
@Darkwater9723
Ja, genau und das beinhaltet eben nicht zwingend einen Staat und schon gar nicht diesen als Besitzer.

Wer besitzt sie dann, niemand? Niemandsgüter sind auch öffentliche Güter.

Staat = "eine politisch organisierte politische Gruppe von Personen auf einem Territorium" Dies trifft auf alles was du bis jetzt gesagt hast.

Darkwater9723  23.11.2022, 14:19
@COMMANDCONQUER
Staat = "eine politisch organisierte politische Gruppe von Personen auf einem Territorium"

Woher heben sie denn diese Defintion?

Ein Staat ist definiert durch:

  1. Staatsgebiet
  2. Staatsvolk
  3. Staatsgewalt

(Definition nach Georg Jellinek die so vom Bundesverfassungsgericht im Sealand-Fall übernommen wurde, da es im deutschen Recht selbst kurioser weise keine definition gibt, was ein Staat sei)

In Anarchistischen kreisen wird insbesondere Punkt 3 (zu weilen auch Punkt 1) abgelehnt und auch gerne mal Punkt 2 wenn Volk hier als homogen aufgefasst wird.

In Libertären Ansätzen bleibt ein Rumpfstaat erhalten der aber eher administrative Funktionen aber keine eigenen Eigentums oder Besitzrechte hat.

Wer besitzt sie dann

Kommt auf die Varainte an (viele Anarchistische Spielarten sind ausdrücklich pluralistisch und lassen im Gegensatz zum Staatssozialismus auch die Koexistenz verschiedener Ansätze zu).

In den meisten Fällen handelt es sich um offene und dezentrale Kleingruppen aus freiwilligen die sich in Kommunen, Genossenschaften (Mutualismus), Gewerkschafften (Syndicalismus), Plattformen (Platformismus), Vereinen, Gremien o.ä. zu bestimmten Zwecken zusammen finden. Wichtig sind dabei meist Freiwilligkeit, Begrenztheit (nur temporär und nur auf den entsprechenden Zweck bezogen) und Selbstverwaltung.

Bei streit um Produktionsmittel werden wohl Mediatoren oder Schiedsgerichte eingesetzt - allerdings bin ich unter anderem auch deshalb nur ein sehr gemäßigt Sozial-Libertärer und kein Anarchist da ich genau diesen Punkt dort ziemlich Schwammig finde (allerdings sind viele andere Gesellschaftsansätze noch an ganz anderen Punkten schwammig oder gar von vornherein ungerecht - also scheinbar auch nicht so wichtig wie es mir erscheint - im Zweifelsfall wäre sicher Manchmal Stein-Schere-Papier fairer als die herrschende Rechtslage)

Ich selbst bevorzuge als Neo-Georgist wie gesagt einen Marktorientierten-Ansatz bei dem Produktionsgüter zwar in aller Regel allgemeines Eigentum aber in Privatbesitz sind (man könnte sagen alle sind Vermieter von fast Allem aber nur Miter von wenigen).

Die "Miteinamen" werden für bestimmte klar definierte Aufgaben des Minimalstaates verwendet und ansonsten als Sozialdividende (eine art BGE) an die Genossenschaftsmitglieder/Bürger ausgeschüttet.

Ein Staat ist hier zwar vorhanden, weil das einiges Vereinfacht, allerdings ist er ausdrücklich nicht Eigentümer sondern eher sowas wie eine Hausverwaltung ohne große Entscheidungsbefugnis und da sich die Produktionsmittel weiterhin in Privatbesitz befinden, ist er auch nicht Besitzer.

COMMANDCONQUER  24.11.2022, 06:30
@Darkwater9723

Die Definition stammt wie die andere Definition auch aus dem Wörterbuch.

Wenn es komplett freiwillig ist, dann wäre dies nur ein Unterbegriff für den Anarcho Kapitalismus. Ist keine Mischform, da die Naturrechte des Menschen anerkannt werden. Ich sehe somit keinen Grund die gegebenen Definitionen zu ändern, scheint alles gut zu passen.

Darkwater9723  24.11.2022, 15:02
@COMMANDCONQUER
Die Definition stammt wie die andere Definition auch aus dem Wörterbuch.

Aus meiner sich eine deutlich schlechtere quelle als selbst Wikipedia, weil Wikipedia wenigstens seine Quellen angibt.

Tatsächlich basiert das Wörterbuch dabei oftmals sogar auf den gleichen Quellen, ist aber dennoch unbrauchbar weil es diese so zwanghaft auf 1-2 kurze Sätze zu reduzieren versucht, dass es dabei gerne mal wesentliche Punkte wie eben die Staatsgewalt weglässt.

Das wird zwar z.T. als Quelle akzeptiert aber eher von den Positivisten bzw. nur dort wo es eben nicht um die genaue Definition geht (deshalb wurde ja wahrscheinlich auch im Sealandfall vom Bundesverfassungsgericht nicht auf die Wörtebuchdefinition zurück gegriffen, weil die einfach viel zu oberflächlich ist)

Wenn es komplett freiwillig ist, dann wäre dies nur ein Unterbegriff für den Anarcho Kapitalismus. 

Nein der Anarchokapitalismus ist eine Unterform des Anarchismus (auch wenn viele Anarchisten gerne so tun als wäre er das nicht) und bildet dort den ökonomisch rechten- während der Anarchokommunismus den linken Rand bildet (beide basieren auf ähnlichen Prinzipien haben aber gegensätzliche Annahmen bei der naturrechtlichen Interpretation der legitimen Aneignung freier Güter).

Ist keine Mischform, da die Naturrechte des Menschen anerkannt werden.

Wenn du dich auf den Neo-Georgismus beziehst: Doch ist es und wird sogar oft als Lehrbuchbeispiel für eine solche aufgeführt.

Aber zum einen ist es keine Variante des Anarchismus, da es einen Staat zulässt (gibt sogar nicht libertären Varianten aber auch in den Libertären wird der Staat nicht abgeschafft sondern nur stark reduziert), als Mischform zählt es aber eben weil es Eigentum eben nicht Kollektiviert (wie der Sozialismus) aber auch nicht Privatrisiert (wie der Kapitalismus) sondern aus der Anerkennung beider Sichtweisen einen Ausgleichs/Besteuerungs-Anspruch legitimiert (viele Neo-Georgisten argumentieren übrigens auch nicht mehr Naturrechtlich wie noch Henry George Sondern zunehmend Vertragstheoretisch im Sinne Rawls und des Luck-Egalitarismus) .

Allerdings werden auch manche Anarchismus-Varianten (insbesondere Marketnarchismus, Mutualismus und bestimmte formen des Anarcho-Individualismus) als Third Way bzw. Mischformen zwischen Kapitalismus und Sozialismus angesehen.

COMMANDCONQUER  28.11.2022, 16:02
@Darkwater9723

Wikipedia ist keine anerkannte Quelle, Wikipedia "gibt" keine Quellen an, weil es Wikipedia in dem Sinne gar nicht gibt. Da Wikipedia von allen zu jeder Zeit editiert werden kann, folgend ist es auch keine Quelle, das Wörterbuch schon, welches von allen anerkannt wird, außer dir.

weil es Eigentum eben nicht Kollektiviert (wie der Sozialismus) aber auch nicht Privatrisiert (wie der Kapitalismus) sondern aus de

Eine Unmöglichkeit.

Wo genau liegt jetzt das Problem mit der Staatsdefinition? Du schreibst zwar viel, aber vielem davon will ich garnicht widersprechen.

Darkwater9723  28.11.2022, 16:32
@COMMANDCONQUER
Wikipedia ist keine anerkannte Quelle, Wikipedia "gibt" keine Quellen

Wird mittlerweile z.T. von einigen Professoren zumindest in Hausarbeiten und bei Vorträgen anders gehandhabt bzw. eben nur darauf verwiesen dass man besser die dort verwendete Quelle angeben sollte als den Artikel selbst, in der aber auch nichts anderes steht (ist also eher ein Primärquelle <-> Sekundärquelle Ding).

Da Wikipedia von allen zu jeder Zeit editiert werden kann, folgend ist es auch keine Quelle, das Wörterbuch schon, welches von allen anerkannt wird, außer dir.

Eben nicht, ich habe dafür selbst schon Rüffler kassiert weil die Wörterbuchdefinitionen zu oberflächlich und unvollständig sein und ich die Definitionen aus der Pflichtliteratur verwenden soll.

Eine Unmöglichkeit.

Nein, und das sehe nicht nur ich so - gilt sogar vielen als der natürliche Urzustand bevor Menschen überhaupt ein Eigentumskonzept entwickelten.

Wo genau liegt jetzt das Problem mit der Staatsdefinition?

Das diese Definition auf so ziemlich jede "eine politisch organisierte politische Gruppe von Personen auf einem Territorium" zuträfe - damit ist jede nicht Internationale Partei ein Staat, jede Territorial gebundene NGO ein Staat, jede Stadt ein Staat, jede lokale Terrorzelle ein Staat usw.

Diese Definition ist nicht in der Lage zu sagen welche "politisch organisierte politische Gruppe von Personen auf einem Territorium" kein Staat ist - kurz sie ist unnötig weit, wenn man eine enge Staatsdefintion sucht...

COMMANDCONQUER  28.11.2022, 17:36
@Darkwater9723
Das diese Definition auf so ziemlich jede "eine politisch organisierte politische Gruppe von Personen auf einem Territorium" zuträfe - damit ist jede nicht Internationale Partei ein Staat, jede Territorial gebundene NGO ein Staat, jede Stadt ein Staat, jede lokale Terrorzelle ein Staat usw.

Wo liegt hier das Problem?

Nur weil es unterschiedliche Arten von Autos gibt, heißt es nicht dass die Definition des Autos falsch ist.

Diese Definition ist nicht in der Lage zu sagen welche "politisch organisierte politische Gruppe von Personen auf einem Territorium" kein Staat ist - kurz sie ist unnötig weit, wenn man eine enge Staatsdefintion sucht...

Zirkelschluss.

Darkwater9723  28.11.2022, 19:08
@COMMANDCONQUER
Wo liegt hier das Problem?

Das Problem ist das es damit keine Handhabe gegen Reichsbürger und Selbstverwalter mehr bietet sondern diese plötzlich im Recht sind genauso wie Separatisten, Imperialisten und Terroristen die Möglichkeit gibt gleiches zu tun.

Und umgekehrt nimmt es allen Territorialen Politischen Organisationen die Ausdrücklich kein Staat sein wollen die Möglichkeit eben dies nicht zu sein und gebe zudem autoritären Staaten die Möglichkeit gegen jede missliebige Politische Organisation Kriegsrecht anzuwenden bzw. ihren Mitgliedern Bürgerrechte zu verweigern, da sie sie damit nunmehr zu feindseligen Staaten erklären könnten.

COMMANDCONQUER  28.11.2022, 19:44
@Darkwater9723
Das Problem ist das es damit keine Handhabe gegen Reichsbürger und Selbstverwalter mehr bietet sondern diese plötzlich im Recht sind genauso wie Separatisten, Imperialisten und Terroristen die Möglichkeit gibt gleiches zu tun.

Sie liegen insofern recht, dass sie ein Staat sind, ja. Wo liegt hier das Problem?

Wobei das Territorium der Separatisten und Reichsbürger umstritten wird. Genau darum geht es ja bei der Bezeichnung.

Und umgekehrt nimmt es allen Territorialen Politischen Organisationen die Ausdrücklich kein Staat sein wollen die Möglichkeit eben dies nicht zu sein und gebe zudem autoritären Staaten die Möglichkeit gegen jede missliebige Politische Organisation Kriegsrecht anzuwenden bzw. ihren Mitgliedern Bürgerrechte zu verweigern, da sie sie damit nunmehr zu feindseligen Staaten erklären könnten.

Diese Möglichkeit haben sie ganz unabhängig von der Definition, das ist somit kein Problem. Die BRD tut dies bereits heute.

Die die sich nicht als Staat identifizieren haben halt Pech.

Darkwater9723  28.11.2022, 20:55
@COMMANDCONQUER

Und an dem Punkt würden ihnen vermutlich die meisten ernstzunehmenden Rechts und nicht etatistischen Philosophieprofessoren widersprechen (schonmal weil dadurch viele Rechtskonstrukte keinen Sinn mehr machen und jede Trennung zwischen Privat- öffentlichen und internationalem Recht überflüssig wäre) - hier bin nicht ich derjenige der die Außenseiterposition vertritt.

Darkwater9723  29.11.2022, 13:37
@COMMANDCONQUER

Fürwahr, nur darin in wie fern verschieden von deiner Argumentation mit dem Wörterbuch und:

Es scheint mir langsam so als würde jeder außer dir meine Definition benutzen...

Ich versuche lediglich eine Argumentationsgrundlage zu finden die du anerkennst, ohne dass sie dabei auf deinen Quellen oder beabsichtigten Ergebnissen beruht, entsprechend erschien es mir naheliegend auf eben jene zurück zu greifen, die du selbst vorher gebrauchtest...

Staat (Nation) kontrolliert die Produktionsmittel

So wird Faschismus am ehesten definiert. Man könnte auch tiefer gehen und sagen die "Arbeiter des Landes" kontrollieren die Produktionsmittel. Nationalismus ist Schlüssel der Ideologie.

Im Grunde gibt es nur diese Merkmale:

  • Nationalismus
  • Kollektivismus
  • Etatismus
  • Sozialismus (Korporatismus)
Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Pan-Sezessionist, Voluntarist, Libertärer Anarchokapitalist