Was sind die Auswirkungen für die Forstwirtschaft bezüglich der Rotbuche und der Fichte durch den zu erwartenden Klimawandel?

5 Antworten

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Die FIchte (Picea abies) ist eigentlich ein Baum des Hochgebirges und kam in Deutschland gar nicht flächendekckend vor. Als Baum des Hochgebirges ist sie ein typischer Flachwurzler, d. h. ihre Wurzeln breiten sich im Boden nur in der Horizontalen aus, gehen jedoch nicht in die Tiefe wie bei Bäumen mit einer Pfahlwurzel.
In den letzten Jahren hat sich schon angedeutet, dass der Klimawandel vielerorts zu trockeneren und heißeren Sommern führen wird. Für die Fichte wird dies zu einem Problem werden, weil sie mit ihren flachen Wurzeln bei länger anhaltender Trockenheit nicht die Bodenfeuchtigkeit der tieferen Schichten anzapfen kann. Das wird dazu führen, dass Fichten zunehmend unter Trockenstress leiden. Das wiederum wird es Fraßschädlingen wie dem Borkenkäfer (Ips typographus) leichter machen, auch gesunde Bäume anzufallen, zumal der Käfer bei lang anhaltend trocken-warmem Wetter besonders gut gedeihen kann und in den völlig unnatürlichen FIchten-Monokulturen die Qual der Wahl hat.
Hinzu kommt, dass auch die Häufigkeit von schweren Stürmen zunehmen wird. Auch hier wird das flache Wurzelsystem der Fichte zum Verhängnis, sie wird vom Wind einfach aus dem Boden gerissen.

Lange glaubte man, die Buche (Fagus sylvatica) könnte mit dem Klimawandel besser zurecht kommen. Untersuchungen an unseren Wäldern haben aber gezeigt, dass auch zunehmend Buchen durch die bergangenen Extrem-Sommer überdurchschnittlich geschädigt wurden.
Eine Arbeit hat die Wurzelbildung der Buche untersucht und dabei festgestellt, dass Buchen womöglich zum Verhängnis wird, dass sie keine flachen Seitenwurzeln bilden. Wenn dann im Sommer nur kurze, dafür sehr starke Niederschläge auftreten, könnten sie wahrscheinlich nicht genug Oberflächenwasser aufsammeln. Und weil der Regen plötzlich auftritt, kann nicht genug Wasser im Boden versickern, um die tiefen Grundwasserschichten zu speisen. Das meiste wird einfach ohne groß zu versickern in die Bachläufe fließen und so abtransportiert. Zudem werden auch die ausbleibenden Schneefälle dieses Problem verstärken. Denn wenn Schnee schmilzt, dann sickert er langsam in den Boden ein. Fällt im Winter weniger Schnee werden die Grundwasservorräte der Wälder daher nicht mehr so stark gefüllt und das wird im Sommer zum zusätzlichen Problem werden.

Daher sucht man heute fast schon fieberhaft nach neuen Baumarten, die mit den veränderten Bedingungen besser zurecht kommen werden. Eichen (Quercus robur) gelten als aussichtsreiche Kandidaten, haben aber den Nachteil, dass sie nur sehr langsam wachsen. Möglicherweise werden auch Tannen (Abies alba) und Edelkastanien (Castanea sativa) Bäume sein, die Zukunft haben. Wie auch immer, fest steht, dass v. a. artenreiche Mischwälder mit den Folgen des Klimawandels besser zurecht kommen werden als Monokulturen, die in unseren Forstbeständen bisher immer noch dominieren.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig
Sandlerkoenig07  18.02.2021, 18:09

Die Fichte kam im Mittelalter flächendeckend im Harz in Lagen über 700m ü.NN vor.

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Darwinist  19.02.2021, 14:35
@Sandlerkoenig07

Ja, und? Der Harz ist ja auch ein Gebirge. In tieferen Lagen aber kommt die Fichte natürlicherweise nicht vor. Etwas anderes habe ich nicht behauptet.

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Nach den Grafiken kommt die Rotbuche mit dem prognostizierten Klimawandel einigermaßen zurecht. Der Fichte hingegen wird es deutlich zu warm und zu feucht.

michi57319  18.02.2021, 19:59

Wenn es feucht wäre, würde der Borkenkäfer keine Chance haben. Der sorgt aber dafür, dass Milionen Hektar Wald geschlagen werden müssen.

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Vor allem die Fichte hat keine Zukunft, die Buche wird folgen. Für beide Arten ist es zu trocken. Die Wirtschaft muss andere „Brotbäume“ finden.

Besser als hier, kann ich es auch nicht formulieren ;-)

https://www.lwf.bayern.de/mam/cms04/service/dateien/klimawandel_was_geschieht_mit_buche_und_fichte_walentowski.pdf

Für Buchen sind die Bedingungen geradezu ideal. Wird es künftig wärmer, kann sich die Buche sogar noch hangaufwärts ausbreiten. Es gibt aber künftig auch einige kleine Arealverluste, wo es zu trocken wird.

Für Fichten ist es jetzt schon zu warm, so dass sie an ihre Grenzen stoßen. Sie wird sich nur im Hochgebirge halten können. Das große Fichtensterben 2018 und 2019 geschah nicht unbedingt wegen mangelnder Niederschläge, denn so wenig war das gar nicht. Das Problem für die Fichten war die Hitze und dadurch bedingt die schnelle Austrocknung des Bodens UND die starke Vermehrung des Borkenkäfers.

Eine weitere Studie aus Bayern:

https://www.stmelf.bayern.de/service/presse/pm/2019/226045/

Schon heute kann damit für 32 einheimische aber auch neue Baumarten wie zum Beispiel Edelkastanie, Flaumeiche oder den Französischen Ahorn gezeigt werden, wo diese in Zukunft im Wald angebaut werden können oder nicht. ... Neben neuen Baumarten werden die heimischen Eichen, Buchen, Tannen und auch die Fichten weiterhin auf den passenden Waldstandorten in Bayern wachsen.
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – prom. Naturwissenschaftler, Dipl.-Chem. Dipl.-Phys.

Hallo,

Deine Grafik zeigt sogenannte Klimahüllen:

Zunächst einmal stellt man fest, unter welchen Klimabedingten, festgemacht an den beiden Faktoren Jahresdurchschnittstemperatur und durchschnittlicher jährlicher Niederschlag eine Baumart überhaupt irgendwo auf der Welt vorkommt. Dies ergibt ein wolkenförmiges Feld im dem Quadranten, in deiner Darstellung sind das die graue Wolke für die Buche und die grüne für die Fichte. Alle Punkte innerhalb der Wolken, das sind Werte, bei denen die betreffende Baumart in der Natur angetroffen werden kann.

Im zweiten Schritt stellt man fest, welche Klimawerte in einem Untersuchungsgebiet auftreten, in deinem Beispiel Deutschland. Dies wird bei dir durch die dunkelgelben Wolken dargestellt.

Im dritten Schritt prognostiziert man, wohin das Klima sich entwickeln wird, zB ein Temperaturanstieg von gleichmäßig überall zwei Grad. Diese Wolke, bei dir hellgelb, liegt also überall zwei Grad über der dunklen.

Nun legt man die drei Wolken in einer Darstellung übereinander, dann kann man abschätzen

  • Unter welchen Bedingungen die Baumart wachsen kann
  • Auf welchem Flächenanteil des Untersuchungsgebietes diese Ansprüche heute erfüllt werden
  • Wie das in Zukunft aussieht.

Etwas vergröbert, aber es funktioniert! Die Abschätzung kannst du nun selbst vornehmen!