3 Antworten

Man muss diese Rede in den Gesamtzusammenhang einordnen.

1941 begann der Russlandfeldzug, der anfangs sehr erfolgreich war, weil sich die russischen Verbände sehr schnell zurückzogen und die Wehrmacht so sehr schnell große Gebiete erobern konnte. Die Rote Armee zog sich zurück, weil sie schon von dem Napoleonfeldzug wussten, dass die unendlichen Weiten Russlands jeden Angreifer vor große logistische Probleme stellen würde. Auf ihrem Rückzug hinterließen die Russen verbrannte Erde, sodass alle Versorgung von weither geholt werden musste, da sich die deutsche Armee nicht aus dem Land heraus verpflegen konnte.

Hitler veranlassten diese scheinbaren schnellen Erfolge dazu, die Rote Armee völlig zu unterschätzen.

Im Sommer 1942 befahl er die Auftrennung der Heeresgruppe Süd, die ohnehin schon den russischen Gegnern zahlenmäßig weit unterlegen war. Der eine Teil sollte in den Kaukasus vordringen, der andere mit der 6. Armee sollte Stalingrad erobern. Viele Generäle warnten Hitler vor dieser Auftrennung, da sie die damit verbundenen noch schlechteren Kräfteverhältnisse erkannten. Hitler hatte zu der Zeit aber schon das Oberkommando übernommen und zeigte sich beratungsresistent. Er misstraute sowieso seinen Generälen und hielt sich selber für den Größten Feldherrn aller Zeiten. Dies hört man in der Rede deutlich heraus, als er schildert, welche "superschlauen" Überlegungen eines Feldherrn er angestellt hatte. Von den Bedenken seiner Generäle spricht er natürlich nicht. Dabei war und blieb er doch immer nur ein Gefreiter ohne tiefergehende militärische Ausbildung. So beging er mit der Aufteilung der Heeresgruppe Süd einen seiner vielen strategischen schweren Fehler.

Im September begann dann der Angriff auf Stalingrad und der zog sich hin, ohne dass Stalingrad tatsächlich vollständig erobert werden konnte. Anfang November zeichnete sich auch schon ab, dass das nie gelingen würde, weil die deutschen Kräfte einfach zu schwach waren und auch die von Göring großspurig versprochene Versorgung der 6. Armee durch die Luftwaffe eine totaler Fehlschlag war. Dass es in Stalingrad nicht so wie gewünscht lief, kam natürlich auch in Deutschland an. Nun suchte Hitler für den sich abzeichnenden Misserfolg billige Ausreden. Die fand er im Argument, er wollte gar nicht ganz Stalingrad erobern, um ein Verdun zu vermeiden.

Die Hörer damals wussten genau, was mit Verdun gemeint war, das war noch keine 30 Jahre her. In Verdun kam es zu einem Stellungskrieg bzw. einer Vernichtungsschlacht, ohne dass eine der beiden Seiten nennenswerte Geländegewinne erzielen konnte, aber furchtbare Opfer an Material und Personal zu verzeichnen hatte.

Der Gipfel der propagandistischen Ausreden Hitlers war am Ende die Schilderung, dass er die verbliebenen Teile der Stadt mit kleinen Stoßtrupps erobern werde. Da können die Soldaten, die dort sind, nur die Köpfe schütteln über so viel Blödsinn. Die wissen genau aus eigener Erfahrung, dass sie dazu überhaupt nicht in der Lage sind. Die entsprechenden Versuche erwiesen sich dann auch als völlige Fehlschläge.

Kurze Zeit später, am 22.November gelang es dann der Roten Armee Stalingrad komplett einzuschließen. Ein Rückzug der Wehrmacht war nun nicht mehr möglich. Den früher kategorisch zu verbieten war ebenfalls ein schwerer strategischer Fehler Hitlers. Damit begann dann die Kesselschlacht um Stalingrad und es geschah genau das, was Hitler ja angeblich vermeiden wollte: das ganze mündete in einem Stellungskrieg und einer Vernichtungsschlacht, an deren Ende die 6. Armee fast vollständig vernichtet wurde und die verbliebenen kleinen Reste in Gefangenschaft gerieten, die nur sehr wenige überlebten.

Für viele in Deutschland und auch in der Armee war die verlorene Schlacht um Stalingrad das offensichtliche Zeichen, dass der Krieg nicht mehr gewonnen werden kann.

Stalingrad wurde aber zu einem 2. Verdun, dank Hitlers Unfähigkeit.

Von Experte ponter bestätigt

Die Schlacht von Verdun stand als Sinnbild für die Westfront im Ersten Weltkrieg. Gigantischer Einsatz von Material und Menschenleben für unterm Strich nichts und wieder nichts.

Wenn Hitler also im Bezug auf Stalingrad sagt, er will "kein zweites Verdun", dann ist damit gemeint, dass eben nicht voller Einsatz an Material und Menschen reinwerfen will, für ein paar Meter Boden. Diese Rede gab es wirklich und wurde zu einem Zeitpunkt gehalten als Stalingrads Westufer fast vollständig von den Deutschen Erobert wurde. Aber eben auch nur fast und die "ganz kleinen Plätzchen", die noch da war, wolle er eben lieber mit kleinen Stoßtrupps erobern, als für ein paar Meter Land Unmengen an Soldaten zu opfern. So wurde es zumindest den Leuten erzählt.

Tatsächlich hat Hitler aber genau das gemacht. Unmengen an Menschen und Material geopfert - nicht auf die gleiche Weise wie damals in Verdun - um Stalingrad einzunehmen, was letzten Endes aber gescheitert ist. Er setzte die ganze 6. Armee (300.000 Mann) ein, um diese "ganz kleinen Plätzchen" noch einzunehmen und riskierte dadurch deren Einkesselung, weil er sich ideologisch daran verbissen hat, Stalingrad - die Stadt mit dem Namen Stalins - zu erobern.