Was ist ein Kasus/Fall?
Wie würdet ihr einem Grundschüler, der keine Vorstellung davon hat, was ein Fall ist, also, der mit dem Begriff nichts anfangen kann, erklären, was ein Fall ist? Das Wort "Fall" ist ja relativ nichtssagend, wenn nicht gar irreführend. Brauche Hilfe!
Ich kenne die Fälle gut und kann sie richtig anwenden. Ist ja auch kein Wunder: Ich bin deutscher Muttersprachler. Und wie Fälle funktionieren, ist recht einfach zu verstehen.
Womit ich Probleme habe, ist die Frage, wie ich jemandem, der noch nie etwas von "Fällen" gehört hat, zu erklären, was das ist, worum es sich also handelt, ganz nüchtern und sachlich.
3 Antworten
Der Kasus sagt dir, in welchem Verhältnis ein Nomen (Substantiv / Hauptwort) zu den anderen Nomen im Satz steht. Deshalb werden die Satzglieder dekliniert, also der Artikel und das Nomen werden verändert, jenachdem, was ich aussagen will.
Deutlich wird es, wenn du die Nomen einfach mal nicht deklinierst (also immer im Nominativ)
Der Vater der Freund gibt der Lehrer der Ball.
Das ist nicht so ohne weiteres verständlich.
Dekliniert wäre es:
Der Vater (Nominativ = wer)
des Freundes (Genitiv= wessen Vater) gibt
dem Lehrer (Dativ= wem gibt der Vater etwas)
den Ball (Akkusativ= wen oder was gibt der Vater dem Lehrer)
Geeeenau :) Es geht darum wer etwas macht, mit wem oder was etwas gemacht wird, wem etwas gehört oder wozu man etwas macht und so weiter. Das drückst du über die Deklination aus.
Freut mich, dass ich dir helfen konnte :)
Am besten haben mir deine abstrakte Definition und das ausführliche Beispiel geholfen. Die meisten verstehen leider nicht, wie ich denke und können mir daher meine Fragen - vor allem zu technischen Belangen - selten zufriedenstellend beantworten.
Ich finde deine Frage sehr gut und auch sehr eindeutig gestellt ;) und danke für dein dezidiertes Feedback.
Es geht dir nicht darum Fälle zu erkennen oder zu bilden, sondern du fragst warum es sie überhaupt gibt und wie man das einem Grundschüler erklärt.
Egal, vor welchem Hintergrund du diese Frage stellst, ich finde sie sehr gut, denn sie bildet die Grundlage dafür, Fälle später zu erkennen bzw. korrekt zu bilden.
Aber häufig gibt es auch in der Schule viele Antworten und Vorschriften zum "Wie" und danach fragen die Schüler auch. Es geht häufig darum die Dinge richtig zu machen, also Fehler zu vermeiden. Dabei stellen die Wenigsten die Frage nach dem "Warum".
Auch an den Antworten kannst du erkennen, dass viele sofort auf das "Wie" oder "Was" springen, obwohl du danach gar nicht gefragt hast. Aber ich denke, dass man am besten verstehen und lernen kann, wenn die Frage nach dem Warum und Wozu beantwortet wird. Alles andere ist seelenlose Reproduktion, die keinen Fortschritt bringt, weil nichts hinterfragt wird. (Bitte entschuldige den lern-philosophischen Exkurs ;))
Das Warum ist wichtig und richtig. Das verstehe ich jetzt.
Und doch muss man sagen: die Fälle hängen vom Verb ab. Oder von der Präposition.
Das Verb (oder eine Präposition) bestimmt, welcher Fall verwendet wird.
Beispiel:
Das Verhältnis zwischen mir und dir kann sein, dass ein "Mein" zu einem "Dein" wird.
- Ich gebe dir ein Buch.
- Ich versehe dich mit einem Buch.
- Ich entledige mich dir zugute meines Buches (klingt etwas verrückt, aber ich meine, das geht auch)
Oder es gibt einen Subjektwechsel:
- Du bekommst von mir ein Buch.
Und dann hast du noch den Unterschied zwischen Aktiv und Passiv:
- Das Buch wird dir von mir gegeben.
Das (inhaltliche) Verhältnis ist dabei immer gleich, wird aber von verschiedenen Seiten beleuchtet.
Nennt man das dann das grammatische Verhältnis? Ich weiß es nicht.
Eine kleine Sache dazu:
Ein Nomen ist ein deklinierbares Wort.
"Substantiv" wäre hier der eindeutigere Begriff.
Es gibt 4 Fälle. Ein Fall ist eine Frage, die dir hilft, herauszufinden wer in einem Satz, welche Rolle übernimmt (Beispiel: Hauptperson -> Subjekt -> erfragen mit dem Fall Nominativ)
Mir Rolle meine ich verschiedene Satzgliedfunktionen, also z.B. mit dem Akkusativ fragst du nach dem Objekt des Satzes, mit dem Nominativ nach dem Subjekt usw.
Das ist nicht ganz korrekt.
Du brauchst etwa den Akkusativ auch für adverbiale Bestimmungen der Richtung (meistens steht dann der Akk auf die Frage "wohin?"; beim Dativ ist es meist der Ort ("wo?").
Das hat dann nichts mit einem Objekt zu tun.
Merke:
Objekte werden vom Verb verlangt und bestimmt.
Adverbiale werden von der Präposition verlangt und bestimmt.
Es geht also darum, wer oder was in einem Satz welche Rolle spielt. Was heißt "Rolle" in dem Zusammenhang? Warum ist das wichtig?
Rolle: wer in einem Satz ,,handelt" wen die Handlung Betrifft, wer nur indirekt betroffen ist usw.
Wichtig: Bei Uebersetzungen, aber auch in Deutsch um die richtige Wortform zu finden (zum Beispiel habe ich vorher zuerst ,,wer" und dann ,,wen" geschrieben.
Und wozu ist die richtige Wortform wichtig? Sie ist doch kein Selbstzweck.
Wieso verstehen sie es mit der richtigen Wortform, mit der falschen (oder keiner) aber nicht? Verstehst du? Ich verstehe den Mechanismus nicht!
Es gibt Sätze die ohne der richtigen Wortform mehrdeutig sind, das heißt unterschiedliche Bedeutungen haben.
Beispiele.
Nicht jedem kann die Frau zufrieden stellen
Nicht jeder kann die Frau zufrieden stellen
Total umgekehrte Aussagen.
Wie Du so schön definiert hast:
Das Entscheidende ist also, dass das Verhältnis von Nomen zu anderen Nomina im Satz definiert wird
Nicht jedem kann die Frau zufrieden stellen
Das ist falsch.
Es muss heißen:
Nicht jeden kann die Frau zufrieden stellen (Wen?)
Eine kleine Sache noch dazu:
Ein Nomen ist ein deklinierbares Wort.
"Substantiv" wäre hier der eindeutigere Begriff.
Das ist falsch.
Danke sehr! Ich habe nicht aufgepasst beim Schreiben; ausgerechnet bei einer für das Thema wichtigen Frage!!
Bitte!
Ich habe noch einen Fehler gefunden:
Es gibt Sätze die ohne der richtigen Wortform mehrdeutig sind
Es gibt Sätze, die ohne die richtige[n] Wortform mehrdeutig sind
Nach der Präposition "ohne" steht der Akkusativ.
die Vokabel lautet:
ohne m. Akk.
Ja, aber in einer anderen Antwort habe ich darauf hingewiesen, dass man den Text vor dem Absenden überprüfen sollte und jetzt . . . Naja, danke für die Korrekturen!
Ich habe es auch oft nicht gemacht, aber bei mir sind es meist Tippfehler. Sitze aber grade an der guten Tastatur, da ist es einfacher, richtig zu schreiben.
Der Schüler ist ein Junge.
Erkläre ihm:
Der Junge sieht etwas.
Ist etwas anderes als: Ich sehe den Jungen.
Und der Vater sagt: Ich schäme mich des Jungen.
Er gibt dem Jungen eine Aufgabe.
Das sind gute Beispiele. Danke! Aber wie erklärst du das Prinzip allgemein, ohne Beispiele, ganz abstrakt, sozusagen?
Ich würde es so erklären:
a) Die Fälle sind nötig, weil es verschiedene Sorten von Verben gibt.
Jedes Verb verlangt eine andere Sorte Kasus.
Nur wenn das Wort selber etwas tut (= Subjekt), wird der Normalfall verwendet.
............................................................................
b) Die Fälle sind nötig, weil es verschiedene Sorte von Präpositionen gibt.
Jede Präposition verlangt eine andere Sorte Kasus.
Nur beim Subjekt gibt es niemals eine Präposition.
.............................................................................
- Sei froh, dass es Fälle gibt! Im Englischen gibt es fast keine mehr, und da ist furchtbar schwer zu erkennen, was gemeint ist.
Im Deutschen ist das dagegen gut sortiert.
- Sei froh, dass du nicht Finnisch lernst. Die haben 14 oder 15 Fälle.
---------------------------------------------------------------------------
Für das Lernen würde ich die Fälle farblich unterschiedlich markieren. Frage in der Schule nach, welche Farben sie benutzen.
Man kann sie in der entsprechenden Farbe schreiben, oder sie mit der Farbe unterstreichen, oder zum Lernen gleich auf farbige Pappen schreiben (Karteikarten oder Zeichenkarton).
Endlich. Das ist die Antwort, auf die ich gewartet habe! Danke! Das hilft mir weiter. Das Entscheidende ist also, dass das Verhältnis von Nomen zu anderen Nomen im Satz definiert wird. Wirklich cool.