AMA: Themenspecial 22. Juli 2025
AMA: Spiritualität
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Was ist deine Meinung zu Buddha?

4 Antworten

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Ja, ich habe mich viel mit Buddha Shakyamuni beschäftigt. Ich habe eine ganze Zeit lang sehr aktiv den Nicheren Buddhismus praktiziert. Ich habe mich im Laufe meines Lebens mit vielen spirituellen Größen befasst. Von Jesus, Franziskus von Assisis, Hildegard von Bingen, und, und, und. Ich habe keine Meinung zu Buddha, ich spüre eine Liebe für ihn. Er hat mich nicht nur inspiriert, er dient mir immer wieder zur Orientierung.

Was mir besonders gefällt und was mir immer wieder sehr hilft, ist seine Haltung für den Weg der Mitte, also nicht in Extreme zu verfallen, weil uns das vom Ziel eher weg bringt.

Ich war vor Jahren auf einem Darshan bei einem spirituellen Lehrer aus Indien. Er sagte etwas sehr Ähnliches: Wir Menschen hier im Wesen sind so schnell, alles muss möglichst effizient gehen. Auch der spirituelle Weg. Wir übersetzen eine Haltung aus der Wirtschaft (effizient = der schnellste Weg zum Ziel) für unsere spirituelle Erfahrung.

Aber Spiritualität folgt nicht diesen Prinzipien. Der Weg und die Erfahrungen anderer spiritueller Leader können uns motivieren und auch Inspiration sein.

Wo ich Buddha kritisch gegenüber stehe: Buddha ließ Frauen zunächst nicht in die monastische Gemeinschaft (Sangha) eintreten. Erst auf mehrfache Bitten seiner Tante und Ziehmutter Mahapajapati öffnete er diesen Weg – aber unter acht zusätzlichen Regeln, die sie selbst älteren Mönchen unterordnete. Diese Entscheidung spiegelt patriarchale Strukturen jener Zeit – und wird heute von vielen feministischen Buddhistinnen hinterfragt.

Einige buddhistische Schulen (z. B. der Theravāda im Süden) verweigern Frauen bis heute den vollen Zugang zum Mönchtum.

Buddhas Weg basierte auch prinzipiell auf Entsagung. Das ist mit unserem Alltag aus meiner Sicht nicht gut zu vereinbaren. Er zog sich aus den weltlichen Dingen zurück, um einen tieferen Zugang zur Buddhanatur zu haben. Wir dürfen uns fragen, wie kann uns das mitten drin im Leben gelingen. Mit Liebesbeziehungen, mit Job, mit Kindern, also kein mönchisches Leben. Und ich finde auch den Fokus auf das Leiden, aus dem es zu entkommen gilt, eher negativ. Ich möchte eher die Dankbarkeit, die Fülle und die Freude auf dem spirituellen Weg betonen.


Reigel  22.07.2025, 19:17

Der Fokus liegt nicht auf Leiden, sondern auf der Überwindung des Leidens.
Unsere heutige Gesellschaft legt den Fokus auf Verdrängung und Ablenkung vom Leiden. Der buddhistische Ansatz ist doch der Sinnvollere.
Allerdings funktioniert es mit unserer traumatisierten Gesellschaft nicht so wie es überliefert ist. Verdrängung und Ablenkung ist allerdings auch kein Weg zur Auflösung.

gottesanbeterin  22.07.2025, 18:03

Buddha hat längere Zeit als Asket gelebt, doch letztendlich das Asketentum verworfen, da es extrem ist, also nix mit "Entsagung". Viele seiner Schüler sind allerdings auf dieser Stufe der Entwicklung "hängengeblieben".

Ich habe viele Jahre mit buddhistischer Praxis verbracht. Es gab Erfolge, aber im zwischenmenschlichen Bereich blieben mir die Probleme. Und all mein buddhistisches Wissen nutzte mir in dem Lebensbereich nichts.
Erst nach vielen Jahren wurde mir bewusst, dass ich versuchte, mein Bindungs- und Entwicklungstrauma mit spiritueller Praxis zu lösen. Das funktioniert aber nicht!
Fast jeder ist - mehr oder weniger stark - von einem Entwicklungstrauma betroffen. Das erklärt u. a. warum sich eine nahe Beziehung zwischen 2 Menschen fast immer schwierig gestaltet, obwohl wir uns doch alle sicher und geborgen fühlen wollen.
Das scheint eine geistige Ursache zu haben, weshalb geistige Praktiken Zulauf bekommen. Im Buddhismus sind aber meist nur Praktiken etabliert, die man alleine machen kann. Zwischenmenschliche Probleme kann man aber kaum bis gar nicht alleine lösen, sondern nur indem wir in bestimmter Weise in Kontakt miteinander treten. Deshalb habe ich mich weitgehend vom Buddhismus distanziert, und mich anderen Methoden der psychischen Heilung zugewandt.

Als Mensch/Persönlichkeit/Narrativ eine interessante Sache. Als Religion...wie alle Religionen...der absolute Mumpitz.