Was ist das besondere an Brückenechsen, Lungenfischen und Mammutbäumen?

4 Antworten

Lebende Fossilien sind heute lebende Tiere oder Pflanzen (oder andere Lebewesen), deren verwandte Vertreter schon vor vielen Jahrmillionen auf der Erde gelebt haben und die sich in ihrer Morphologie kaum geändert haben. Der rezente Quastenflosser (Latimeria chalumnae) beispielsweise in vielen Merkmalen im Bau seines Skelettes fossilen Quastenflosserarten. Auch die Haie (Selachii) gelten als lebende Fossilien, die ihren Körperbau nur wenig vom ursprünglichen Bauplan der ersten Haie abgewandelt haben, das gilt insbesondere für den Kragenhai (Chlamydoselachus anguineus). Und es gibt kreidezeitliche Abdrücke von Ginkgo-Blättern, die beinahe exakt so aussehen wie die Blätter des heute noch in China verbreiteten Ginkgo-Baums (Ginkgo biloba). Und in unseren Braunkohlelagerstätten, z.B. um Leipzig, wurden versteinerte Baumstämme entdeckt, welche große Ähnlichkeit mit Mammutbäumen besitzen.

Oft (aber nicht immer) sind lebende Fossilien dabei die letzten Vertreter einer in einer früheren Zeitepoche viel artenreicheren Gruppe. Der Ginkgo ist beispielsweise der letzte Vertreter seiner Gruppe. Auch von den Schnabelköpfen (Rhynchocephalia) ist bis heute nur noch die neuseeländische Brückenechse (Sphenodon punctatus), auch Tuatara genannt, übrig geblieben. Vom Quastenflosser existieren nur noch zwei Arten und von den Lungenfischen gibt es jeweils eine Art in Australien, eine in Südamerika und drei leben in Afrika.

Eigentlich mag ich den Begriff lebendes Fossil aber nicht sonderlich. Denn er legt den Schluss nahe, all diese heute lebenden Vertreter hätten schon vor vielen Millionen Jahren gelebt. Tatsächlich sind diese rezenten Vertreter aber eher junge Arten und können die gleiche evolutionäre Geschichte aufweisen wie jede andere Art auf dem Planeten auch. Wenn die Möglichkeit bestünde, in die Vergangenheit zu reisen und einem heute ausgestorbenen Vertreter der Quastenflosser eine Gewebeprobe zu entnehmen, daraus die DNA zu isolieren und anschließend die Sequenz der DNA mit der eines heutigen Quastenflossers zu vergleichen, würde man feststellen, dass trotz der äußerlichen Ähnlichkeiten sich auf genetischer Ebene eine ganze Menge getan hat und heutige Quastenflosser keineswegs eine besonders alte Art sind.
Das Lebewesen, das vermutlich als noch heute lebende Art am ältesten ist, ist höchstwahrscheinlich der Kiemenfußkrebs Triops cancriformis, der auch bei uns in periodisch existierenden Gewässern vorkommt. Fossile Belege der Art existieren bereits aus dem Perm, sind also älter als die ältesten Fossilien von Dinosauriern. Genetische Untersuchungen weisen darauf hin, dass die Art aber auch deutlich jünger sein könnte. Man macht sich dabei die so genannte Molekulare Uhr zunutze: ein Großteil der Mutationen im Genom eines Lebewesens ist neutral und unterliegt nicht der natürlichen Selektion (Neutralitätstheorie nach Kimura). Solche Mutationen erfolgen statistisch gesehen über genau ermittelbare Zeitabschnitte, man kann also ermitteln, mit welcher Geschwindigkeit ein Gen mutiert. Wenn man nun die Sequenzen des gleichen Gens zweier (oder mehrerer) Arten miteinander vergleicht, kann man feststellen, wann die Trennung der beiden Arten voneinander stattgefunden hat. Als Faustregel gilt dabei, dass die Trennung umso weiter zurück liegt, je unterschiedlicher die Sequenzen sind (je mehr Mutationen es gegeben hat). Diese Vergleiche ergaben beim Urzeitkrebs Triops, dass die Art etwa vor 66 Mio. Jahren entstanden ist, was aber immer noch verdammt lang her ist.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Hi,

sie sind Überlebende einer Gruppe, deren Blütezeit sehr weit zurück liegt, z.B. 100 oder 150 Millionen Jahre.

Es sind also "Übrigbleibsel" einer Tier- oder Pflanzenwelt aus einer vergangenen Zeit, die sich bis heute, als vielleicht einzige überlebende Art, einer ausgestorbenen Gruppe gehalten haben und sich dabei morphologisch kaum verändert haben, daher nennt man sie "lebende Fossilien". Gruß

Die haben sich bei jeder Katastrophe und jeglichem Schritt der Evolution gedacht: „Sch** drauf!“

Es gibt sie noch.