Was ist besser die Angebotspolitik oder Nachfragepolitik?

3 Antworten

Was ist besser die Angebotspolitik oder Nachfragepolitik?

Die Frage kann man nicht beantworten, weil du nicht sagst, FÜR WEN es "besser" sein soll. ;)

Machen wir es an einem einfachen Beispiel fest: An der Nahrung, die Menschen nun einmal zu sich nehmen müssen; ganz egal, ob sie wollen oder nicht. Nicht zuletzt deshalb, weil hier die unterschiedlichen Interessen besonders deutlich werden:

  • Bei der Angebotspolitik bestimmen die Unternehmen, was die Verbraucher fressen sollen.
  • Bei der Nachfragepolitik bestimmen die Verbraucher, was die Unternehmen herstellen sollen.

Was hältst DU denn für besser? ;) Möchtest du lieber Nahrung zu dir nehmen, die ...

  • ... nach Maßgaben maximaler Gewinne zusammengestellt wird? (Angebotspolitik)
  • ... nach Maßgaben maximaler Gesundheit zusammengestellt wird? (Nachfragepolitik)

Die Unternehmen sind nicht daran interessiert, dir gesunde Nahrung zu verkaufen. Sie wollen Gewinn machen. Und deshalb sind sie auch jederzeit bereit, alles zu tun, was das Gesetz erlaubt, um an "teuren Zutaten" zu sparen und diese durch billigere, aber eben auch ungesündere zu ersetzen.

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Gehe morgen mal wachen Auges in den Supermarkt und suche beispielsweise nach Lebensmitteln, die keinen Zucker enthalten. Zucker ist ein superbilliger Füllstoff. Und es ist längst wissenschaftlich bewiesen, dass Zucker krank macht. Er macht die Zähne kaputt, er schenkt dir Fettleibigkeit und Diabetes, ... und es ist eine süchtig machende Droge, denn einmal an Zucker gewöhnt, lehnst du instinktiv andere Nahrung als "ungenießbar" ab, wenn sie nicht in hohen und immer höheren Dosen gezuckert wird.

Tipp: Achte mal auf den Zuckergehalt sogenannter "fettarmer Nahrung"! Und behalte im Hinterkopf: Es ist nicht das Fett, das dich dick und krank macht. Es ist der Zucker.

UND DANACH mache dir deine eigenen Gedanken, was DU für besser hältst, benutzernam88.

SuperZyZz  04.12.2017, 04:28

starke Antwort

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Deponentiavogel  04.12.2017, 17:49

Unternehmen können aber nur deshalb maximale Gewinne mit ihren Zuckerbomben und billigen Zutaten machen, weil das von ihnen so bereitgestellte Angebot nachgefragt wird. Würden die Konsumenten den lokalen Anbieter, dessen Produkt aufgrund fehlender industrieller Produktion und billiger Zutaten preislich nicht mit den Großunternehmen konkurrieren kann, bevorzugen und dafür auch einen Euro mehr zahlen – weil es ihnen das wert ist –, dann müssten die Unternehmen, die bestimmen, was die Verbraucher fressen sollen, ihre Strategie gründlichst erneuern, wenn sie nicht bankrott gehen wollen. 

Die Entscheidung liegt beim Verbraucher. Wer sich nicht die Zeit nimmt, seine Kaufentscheidungen bedächtig zu tätigen, oder wem der niedrige Preis wichtiger ist als die Qualität des Produktes, bekommt genau das Angebot, das er verdient. So funktioniert die Marktdemokratie. 

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Unsinkable2  04.12.2017, 18:51
@Deponentiavogel

... weil das von ihnen so bereitgestellte Angebot nachgefragt wird.

Das ist nicht richtig, Deponentiavogel.

Erstens hat die "Zucker-Mafia" ein Marketing-Budget von ca. 3 Milliarden Euro, während die "Aufklärungskampagnen" mit gerade einmal 3 Millionen Euro bezuschusst werden. Es gibt also ein massives Informationsdefizit bzw. genauer: vorsätzliche Fehlinformationen.

Zweitens sind die Gewohnheit (Zucker wird vom Kleinstkind-Alter an in extrem hohen Dosen verabreicht) und Obrigkeitshörigkeit sehr ausgeprägt. Viele Menschen machen sich einfach keine Gedanken darum, was sie da so täglich in sich hineinstopfen. Müssen sie normalerweise auch nicht, denn dafür gibt es eigentlich Landwirtschafts- und Verbraucherschutz-Ministerien, die in einer Demokratie dem Volk dienen soll(t)en. 

Und als normalsterblicher Verbraucher muss man schon ausgebildeter Lebensmittel-Chemiker sein, um bei den ganzen "-ose-Zuckern" den Überblick zu behalten. 

Nicht ohne Grund verweigert die Lebensmittel-Industrie mit großem Aufwand und einer starken Lobby jede Form von Aufklärungskampagnen und erst recht eine vereinfachende Veranschaulichung des tatsächlichen Zuckergehalts. Denn diese könnten - und würden - dazu führen, dass die Menschen sehr viel bewusster einkaufen gehen.

Drittens erstreckt sich die Auswahl in Supermärkten zwar über 38 Sorten Erdbeermarmelade; doch der Zuckergehalt unterscheidet sich nur marginal. Es ist also praktisch egal, was man in den Einkaufskorb legt: Am Ende ist es IMMER VIEL ZUCKER. Und dabei ist es egal, ob du an "Industrie-Marmelade" oder "Marmelade nach Omas Rezept" denkst. 

Würden die Konsumenten den lokalen Anbieter, ...

Dieses Argument ist partiell richtig. Es setzt aber verschiedene Dinge voraus, die so nicht existieren. 

  • Erstens bräuchte es wenigstens rudimentäres Wissen über den Markt und die gesundheitlichen Folgen des Fraßes, den man in sich hineinstopft. Das besitzen die wenigsten Menschen.
  • Zweitens bräuchte es klare Kennzeichnungen auf den Lebensmitteln. Und das nicht nur wegen des "Industrie-Fraßes", sondern auch - und gerade -, weil "Bio" längst nicht Bio ist; sondern vielfach nur ein Synonym für "... kostet vier Euro mehr".
  • Drittens bräuchte es eine UMFASSENDE Markt-Revolution, denn das "Anfixen mit Zucker" beginnt bereits im Kleinkind-Alter. Sich als Erwachsener neu zu orientieren ist dann doppelt schwer.

Was du also verlangst, ist zwar leicht dahingesagt ("Hey, ihr Drogen-Süchtigen. Hört doch einfach auf damit. Dann lebt ihr gesünder. Es ist doch eure Entscheidung."), aber eben nicht in der gelebten Praxis realisierbar.

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Ist gehupft wie gesprungen, hat die deutsche Politik schon beides versucht.
Geht immer gleich aus, "wir haben das Beste gewollt, das Übliche ist dabei herausgekommen".


Unsinkable2  03.12.2017, 23:51

Ist gehupft wie gesprungen, hat die deutsche Politik schon beides versucht.

Hat sie nie, soissesPDF. Tatsächlich hat man bisher AUSSCHLIESSLICH die Angebotspolitik gefahren.

FDP und CDU lehnen die Nachfragepolitik seit je her strikt ab. Als wirtschaftsnahe und sozialfaschistische (CDU) bzw. misanthropische (FDP) Parteien sollte man das auch von ihnen verlangen können. Die FDP fürchtet sie sogar, wie der Teufel das Weihwasser, weil es "der Anfang von Sozialismus" ist, wenn jetzt schon die Verbraucher bestimmen können sollen, was die Unternehmen tun und lassen sollen. Wo bleibt denn da die "unternehmerische Freiheit"? Und die SPD hält sowieso stets den Hintern hin.

Tatsächlich geht man mit der realpolitischen Angebotspolitik sogar so weit, das "Verbraucherschutz-Ministerium" zu einem Ministerium zu machen, das die Unternehmen vor den Verbrauchern schützt, zumindest aber einfach übergangen wird, wenn wirtschaftliche Entscheidungen anstehen. Oder wie war das gleich noch mit der jüngsten Glyphosat-Entscheidung?

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soisses  04.12.2017, 01:22
@Unsinkable2

Glyphostat war ein Heckenschuss der CSU, damit deren Bauern nicht granteln und man aufzeigt, dass man in einer GroKo auch noch mitredet.

Die stellen immerhin 46 Sitze, ohne die hätte auch eine GroKo keine Mehrheit.

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Unsinkable2  04.12.2017, 03:48
@soisses

... was aber alles nichts daran ändert, dass es sich um REINE ANGEBOTS-POLITIK handelt. Auch hier wurden wieder die Interessen der Wirtschaft (Bauern, Pharmaindustrie) über die Interessen der Verbraucher und aller Menschen, ja, sogar über die des gesamten Planeten (Glyphosat ist unter anderem auch ein "Bienenkiller") gestellt.

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soisses  04.12.2017, 04:25
@Unsinkable2

Man hat schon mit Keynes, Hayek und Friedmann probiert, endete immer gleich.
Also sollte es neoliberal und gar global richten, Du ahnst es, es endete wie immer, wieder ein kräftiger Schuss in den Ofen.

Die Politik hat sich verlaufen, zwischen Inflation, Produktivität und Wachstum, klappen muss nichts, Hauptsache das Prinzip ist richtig.

Jetzt aber, jetzt soll es werden...ganz bestimmt
http://www.spiegel.de/wirtschaft/tarifabschluesse-2018-warum-die-loehne-kraeftig-steigen-sollten-a-1181483.html

Lohnreduzierungen (Agenda 2010) haben es nicht gebracht, dann werden es wohl Lohnerhöhungen sein müssen, oder.

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Das sind zwei Seiten derselben Medaille. Die beste Politik ist keine Politik.