Was hat es mit dem "Ace-Spektrum" auf sich?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
doch nicht etwa nur weil man nicht so oft bock hat wie andere Leute?

Exakt. Genau deshalb halten sich die meisten Leute derer, die das Label asexuell für sich verwenden, dafür. Obwohl man sich sexuell durchaus zu anderen Personen hingezogen fühlt, denkt man sich für jeden klitzekleinen Grund, warum man keinen Sex mit ihnen haben will/kann, ein eigenes Mikrolabel aus und schiebt es der Asexualität unter, indem man diese Mikrolabels zusammen dann als "asexuelles Spektrum" verkauft.

Dieses "asexuelle" Spektrum umfasst also Menschen, die glauben...

  • ... nur mit vertrauten Personen Sex haben zu können (demisexuell),
  • ... nur mit fremden Personen Sex haben zu können (fraysexuell),
  • ... trotz vorhandener sexueller Anziehung gegenüber anderen Menschen es sich nur selber zu machen (lithosexuell, aegosexuell, etc.)...

... und Ähnliches mache sie direkt asexuell. Demzufolge bezeichnen sie sich auch so. Das dürfen sie auch, obwohl es eigentlich bei weitem nicht so ganz zutrifft. Dafür, welche Labels man für sich nutzen darf und welche nicht, gibt es schließlich kein Manifest. Ich als tatsächlich bzw. vollkommen Asexueller verstehe zwar ebenfalls nicht, warum man als offensichtlich sexuell aktive Person mit eindeutiger sexueller Orientierung/Präferenz sich "asexuell" schimpft, das muss ich aber auch nicht verstehen. Mit vollständig offenen Karten sollte eine andere Person mir gegenüber aber dann spielen, wenn es zwischen uns um eine romantische Beziehung geht - denn andernfalls würde ich mich schon verhohnepiepelt fühlen. Unter asexuell verstehe ich nun mal auch asexuell; also im eigentlichen Sinne von nicht-/unsexuell.

ich hab auch nicht jeden Monat Sex, kann ich mich dann auch a-sexuell nennen?

Ich persönlich verneine diese Frage selbstverständlich. Folgt man allerdings dieser Spektrums-Definition, müsste die Antwort ganz klar Ja lauten; ansonsten widerspräche man sich doch selber.

Denn wer legt bei dieser Definition fest wo dieses Spektrum endet?

Dies konnte mir bislang in der Tat ebenfalls noch keiner der Verfechter dieser Spektrums-Definition verständlich machen, ab welchem Punkt man ganz sicher nicht mehr asexuell ist. Vor zehn Jahren bedeutete Asexualität noch, kein Bedürfnis nach sexuellen Aktivitäten jedweder Form zu haben oder zumindest definitiv keine sexuelle Anziehung zu verspüren. Heute kann im Grunde jeder von sich behaupten, asexuell zu sein, weil dieses Label - anders als etwa heterosexuell, homosexuell und bisexuell - keine klare Bedeutung mehr hat. Wobei ich mir bei bisexuell auch nicht mehr so sicher bin...

Meines Erachtens endet Asexualität spätestens dann, wenn jemand anfängt, sich sexuell zu Menschen und/oder nichtmenschlichen Individuen/Objekten hingezogen zu fühlen. Ab diesem Punkt beginnt die Grausexualität bzw. jenes Spektrum, was ich nicht der Asexualität zuordnen kann.

Liebe Grüße.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Experte bzgl. Grau- & Asexualität; Ende 2012 eigenes Outing.
ESCFan111 
Fragesteller
 03.02.2024, 00:22

danke. die einzige hilfreiche Antwort hier

warum sich Leute asexuell nennen die es nicht sind, bleibt also ein Mysterium.

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Ich finde es hilfreich, zu sagen, dass ich im asexuellen Spektrum bin.

Ich bin einfach jemand, der zwar hohe Libido hat und sich viel für Sex interessiert (in der Theorie), in der Realität dann aber nur sehr selten Lust hat und es wenn dann nur "ganz nett" findet. Das hat mich viele Jahre belastet und meine Sexualparter(innen) auch. Liegt es an mir, mache ich etwas falsch? Leiste ich nicht genug? Oder ist die andere Person nur nicht die Richtige für mich? Lange hatte ich auch das Gefühl, dass man Sex wollen und mögen muss und habe mich dann oft zu Sex überreden lassen, obwohl ich eigentlich nur kuscheln wollte. Rückblickend erkenne ich, dass das echt nicht okay war und dass ich mich nicht hätte schuldig fühlen dürfen.

Inzwischen habe ich eingesehen, dass ich einfach so bin. Genau so wie ich halt eben bisexuell bin, da kann ich auch nicht erklären, warum. Und es ist okay, dass es so ist. Niemand muss sich mehr dafür schuldig fühlen :)

Menschen erschaffen Begriffe, damit sie einen Zweck erfüllen. Das ist der Zweck für mich, also ist der Begriff sinnvoll und es ist passend, dass ich ihn verwende.