Was hälst du vom moralischen Nihilismus?

Das Ergebnis basiert auf 13 Abstimmungen

Ich bin Nihilist. 38%
Ich bin kein Nihilist. 31%
Ich bin unsicher... 31%

11 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Wahrhaft gute Frage. Schade, schon die erste Wertung.

Es ist im Grunde egal was wir tun. Wir sind einer von Milliarden Menschen auf diesem Planeten, in einem riesigen Universum. Genau genommen, sind wir nichts wert. Analytischer Verstand, rationale Logik, wird ständig von subjektivem Empfinden unterdrückt und beeinflusst, meist Negativ. Moralinsaures, pseudosoziales Wertesystem.

Der Mensch ist ein Tier. Das ist Fakt. Wir sind abhängig von unseren Trieben, wenn wir uns gegen sie wehren, ist das schlecht für uns. Dabei hat sich die Natur schon etwas gedacht. Moral.. gerade diese Ausgedachte Dummheit, diese Gesellschaftskrankheit, wird als das beste Überhaupt gesehen. Allerdings stehen auch Moral und Freiheit oft im Konflikt. Wenn es für mich persönlich ein Vorteil wäre, jemanden zu verletzen, dann ist mir das durch Gesetze verboten. In einem gewissen Rahmen lassen sich diese Dinge auf Intellektuelle Weise umgehen, aber eben nicht immer. Man muss abwägen. Logik, keine Moral.

Ich bin kein schlechter Mensch. Ich bin kein Guter Mensch. Ich bin einfach nur. Gut und Böse sind leere Worte. Geschaffen zur Manipulation. Uninteressant wie ein Sack Reis in China - es ist einfach Interpretations-, Ansichtssache. Ich tue, was mir gut tut, was meinem Willen entspricht - solange ich fähig, und vorallem willens bin, die Konsequenzen meines Handelns zu tragen.

MaNic22 
Fragesteller
 10.06.2011, 19:49

und warum um bei allen göttern stimmst du dann nicht für "ich bin Nihilist" ;)

nein, nicht so wichtig. deine antwort gefällt mir - muss sie ja auch, sie ist schließlich die erste, die auf meiner seite steht. du vertrittst offenbar den puren egoismus, aus dessen logischem vorteilsdenken sich aber auch ein gewisser oberflächlicher altruismus ergibt (und zwar um sanktionen zu vermeiden).

Am besten gefällt mit der Spruch "ich bin einfach nur.". diese scheinbar simple aussage wird durch einen ganz besonderen trieb der menschen meist nicht zugelassen: dem willen, nicht unbedeutend zu sein! die tatsache, dass wir über unsere relevanz im universum nachdenken können, ist ein fluch der menschheit und manche versuchen seiner unausweichlich logischen antwort durch religion und moral zu entgehen. in dieser hinsicht haben die tiere es besser, die denken (wahrscheinlich) einfach nicht darüber nach und leben einfach.

was die wertlosigkeit des menschen deiner ansicht nach angeht, so bin ich diesbezüglich skeptisch. denn im gegensatz zur moral lässt sich ein wert in vielerlei hinsicht definieren und erreichen. aber das würde nun den rhamen sprengen :)

0
MeIpsum  10.06.2011, 20:15
@MaNic22

Erstmal ein "Danke" an dich. Das hatte ich, nur akzeptiert diese Plattform scheinbar nicht meine Meinung.

Da liegst du mit deiner Einschätzung richtig. Und ich denke du weißt, dass es sehr, sehr amüsant werden kann, wenn man die falschen Gesprächspartner wählt. Abgrundtiefe Verbohrtheit.

Damit dürftest du einer der wenigen Menschen sein, die das Verstanden haben. Ja, denken kann durchaus ein Fluch sein. Aber auch ein Geschenk. Auch das "ist" einfach. Glaube, Moral - wie sonst die Dissonanz, als Beispiel, überwinden? Dazu braucht es innere Stärke. Wie gerne würde man dem ein oder anderem Ignoranten empfehlen, zu lesen. Schopenhauer, Nietzsche, ..

Gut, da hatte ich wieder zuwenig geschrieben und zuviel Gedacht. Wertlos im Allgemeinen, was zählt schon ein Mensch? Wert haben wir natürlich für Mitmenschen, für uns selbst, für die Medizin (der Wert einer Leber, Himmel!), im Bezug auf andere Faktoren, etc. - aber, da gebe ich dir Recht, das ist ein - zugegeben, spannendes - Thema für sich. Wenngleich verwirrend, und meist nicht von Belang für den Alltag.

0
Ich bin unsicher...

vllt schon etwas spät ....aber ich schreib trdm mal auf was ich mir dabei so denke intressiere mich nämlich seit einigen wochen sehr für den nihilismus , hatte mir lange die frage nach bedeutung iwelcher ttätigkeiten gestellt, bis mich dann wer fragte ob ich nihilist sei ich weiß es nicht genau, ich strebe im allgemeinen sehr nach moralischer gerechtigkeit, kämpfe dafür und stehe dafür ein, doch abends frage ich mich immer was es für einen sinn hat, wieso ich das tue, ob es etwas ändert und was für einen nutzen die veränderung hätte und ob dieser nutzen eine bedeutung hätte aber zu der sache mit der Moral würde ich sagen man ist entweder nihilist oder eben nicht moralischer nihilist ist da doch kein unterschied, Taten Gedanken und Worte haben bedeutung oder eben nicht ob sie nun moralisch sind oder nicht ist dabei doch nicht von bedeutung, oder? Denn wie kann man Moral Bedeutung zuweisen und gleichzeitig Nihilist sein

Aber mal eine Frage an dich, klingt wirklich seltsam aber ich mach mir da ebenfalls schon lange drüber gedanken, ich selbst ziehe es nicht in erwägung und wünsche es dir auch ganz sicher nicht, aber wieso bringst du dich nicht um? Das Leben hat doch keine Bedeutung als Nihilist.... wenn ich dei gedanekngänge der bedeutungslosigkeit verfalle, hält mich in der zeit nur der gedanken an die andern am Leben, aber wenn du dein ganzes Leben lang schon überzeugter moralischer Nihilist bist wieso lebst du dann?Ich weiß nicht ich kann mir das einfach nicht erklären vorstelln bzw iwie beantworten

MaNic22 
Fragesteller
 15.04.2012, 13:52

Hi :)

ich habe vor einiger Zeit gemerkt, dass meine Einstellung gar nicht moralischer Nihilismus, sondern antirealistischer Nonkognitivismus ist. Der Unterschied:

Beim ersten meint man, dass es nichts gibt, was mich verbindlich dazu verleiten könnte moralisch zu handeln bzw. einer Moral zu folgen. Das entspricht aber nicht meiner Ansicht, denn ich verstehe Moral als ein Bewertungsprinzip, dass dem Menschen das Er-strebens-werte (was für mich ein Äquivalent zu "das Gute" ist) eröffnet, ihm also eine Richtungsweisung darstellt dessen Nichtbefolgung zwar meist keine physischen Sanktionen bewirkt, aber insofern man es wirklich als das Erstrebenswerte erkannt haben soll und dann aber missachtet tritt ganz deutlich die Selbstlüge hervor, die m. E. schlimmste Entfremdung, die zudem auf Dauer niemanden glücklich werden lassen kann. Das, also der Ekel vor der Selbstlüge und der Wille zur Glückseligkeit, wäre für mich Grund genug einer Moral, wenn ich sie denn als richtig erkannt hätte, auch zu befolgen - ich verwerfe damit also den moralischen Nihilismus.

Es gibt bei der Sache nun bloß den Haken, dass ich zugleich antirealistischer Nonkognitivist bin (ich liebe dieses Wort ^^). Antirealismus bedeutet, dass Moral keine ontologische Existenz besitzt, d.h. sie hat keine bestimmte Form, kein unabhängiges Wesen, das sich auf die Menschen von oben herab auswirkt. Vielmehr ist Moral ein Begriff, der sich aus Verhaltensmustern abstrahiert hat - diese sind aber keine eigene Existenzform, sondern unsere eigene Beziehung zur Welt und unserer Mitmenschen, sie existieren innerhalb von uns, unserem Handlungszirkel.

Und noch wichtiger: Der Nonkognitivismus besagt, dass moralische Sätze nicht Erkenntnisfähig, sondern nur Befürwortungsfähig sind, d.h. sie können keinen allgemein gültigen Wahrheitsanspruch erheben. Das zu begründen führt ziemlich schwer und tief in die Materie; ich will auch nicht sagen mir hier schon sicher zu sein, dazu muss ich noch mehr lesen und überdenken. Momentan tendiere ich aber zu dieser Position.

Im Klartext besagen diese metaethischen Begriffe (zu denen es natürlich auch Gegenpositionen gibt), dass Moral, wie ich sie definiere, nicht existiert bzw. nicht existieren kann und somit das moralisch Erstrebenswerte niemandem schlüssig erschließbar ist, er diesem somit also auch gar nicht folgen kann, wie er es müsste, wenn es eine klar erkennbare Moral gäbe.

Ich hoffe du hast den Unterschied nachvollziehen können. Diese meine Position, die man auch einfacher aber damit auch ungenauer Amoralismus nennen kann, ist aber ohnehin nur ein Stück des viel größeren Kuchens. Denn wir bewegen uns hier in rationalistischen analytischen formalen Ebenen, wirklich lebensnah und -echt werden ethische Überlegungen dadurch nicht. Sie können versuchen einen Tolranzrahmen herzustellen in dem sich intersubjektive Menschlichkeit wiederfindet (so wie Habermas es versucht hat), aber darin ist man hier sehr eingeschränkt. Ich will mich deshalb mehr Romanen widmen (lesend und schreibend), so wie Existenzialisten bzw. Lebensphilosophen um nicht in einem Haufen von abstrakten Theorien unterzugehen. Ich möchte heute gar nicht mehr unbedingt die eine Moral-Formel finden, sondern ein ausgeprägtes Gefühl oder Gespür für richtiges Handeln entwickeln - und das geht hauptsächlich in der Praxis. Die antiken Griechen fragten nicht "Was ist das Gute?" sondern "Was ist ein guter Mensch bzw. gutes Leben?". Ich kann dir Lektüre zu deren Tugendethik nur empfehlen, da geht es nämlich noch um Charakterbildung, statt um Ratio.

Übrigens falls diese Zeilen dir schon genug waren, kann ich das verstehen ^^ Wenn du nun aber wissen willst, warum ich überhaupt noch lebe, was wieder um einiges komplexer ist, dann würde das hier zu weit gehen. Was ich dir aber anbieten möchte ist ein 6-seitiges Essay von mir in dem ich den aus dem Lebens-Nihilismus hervorgegangenen Selbstmord mithilfe von Nietzsche behandle und dem Leser so hoffentlich verständlich vermittle, warum ich und Nietzsche uns nicht umbrachten ;) das zeigt schon der Titel: "Vom viel zu Großen oder wie Nietzsche sich das Leben rettete"... wenn du nicht willst, auch gut, wenn doch brauche ich deine Mail.

MfG Patrick

0
derdorfbengel  05.03.2013, 05:35

Für diese überlegten und tiefsinnigen Gedanken denk Dir ein Dutzend Daumen, wo ich nur einen setzen kann!

1
Ich bin Nihilist.

Zu Töten, kann moralisch nur falsch sein, wenn es nicht dem direkten überleben dient.

Ethisch kann man es zwar bewerten, aber nur insoweit der Moral unterwerfen wenn es aus Selbstsucht geschieht. Alles andere wäre wider meiner Natur.

Egoismus ist ein Schutz, egoistisches verhalten Selbstsucht.

Also wenn du mich fragst würde ich sagen, dass alle solchen Leute die sich um nichts einen Dreck scheren (Nihilisten), in ein freies und verlassenes stück Land getrieben werden, und dann eine große Bombe reingeworfen, eben machen und dann meinetwegen einen Kaugummiautomat in die Mitte stellen und gut ist. Wäre meiner Meinung nach die beste Lösung für alle.

MaNic22 
Fragesteller
 10.06.2011, 18:46

wie unverfroren du hier meine tötung forderst erstaunt mich. damit würdest du nämlich gegen obiges moralisches gesetz "nicht zu töten" deutlich verstoßen - und dann auch noch aus falschen motiven. anscheinend bist du ein heuchlerischer moralist.

PS: moralischen nihilisten scheren sich keineswegs einen dreck um nichts. wer sagt, dass mir eine sache nur am herzen liegen kann, wenn ich sie als moralisch gut betrachte. du sagst praktisch, dass man dich moralisch dazu zwingen muss, damit du sich um etwas kümmerst ;) faulheit nennt man sowas

0
RoyalTSfan  10.06.2011, 18:49

ich fühle mich verletzt :(vielleicht sollte man alle nicht-nihilisten in ein freies und verlassenes stück Land treiben, eine große Bombe reinwerfen ,eben machen und dann meinetwegen einen Kaugummiautomat in die Mitte stellen und gut ist. Wäre meiner Meinung nach die beste Lösung für alle.

1
MaNic22 
Fragesteller
 10.06.2011, 19:02
@RoyalTSfan

wir hätten zumindest keine moralischen regeln, die uns davon abhalten würden :D

1
Ich bin kein Nihilist.

„Ich selbst bin überzeugter moralischer Nihilist“ kann man eigentlich nur als gedankenüberspannter und schizophrener Intellektueller schreiben, dessen praktisches Leben und seine eingebildete Theorie nicht sehr viel miteinander zu tun haben. „Moralischer Nihilismus“ ist eine existentielle Selbstlüge. Wenn Du belogen wirst, ärgerst Du Dich. Wenn Du Brötchen kaufen gehst, zahlst Du brav den Preis und beschwerst Dich, wenn sich jemand vordrängt. Beim Fußball schaust Du zu, dass Du nicht im Abseits stehst. Im Verkehr hälst Du bei Rot und überquerst die Fußgängerampel bei Grün, falls nicht, checkst Du sehr genau, ob Du dir das auch leisten kannst. Als Mitglieder einer Gesellschaft sind wir in unendlich viele Abstimmungsnetze eingebunden. Sich ausgerechnet in einer Massengesellschaft sich als im Hinblick auf zwischenmenschliche Rücksichtsnahmen autark zu erklären, mag dem geknickten Seelchen zwar schmeicheln, realistisch ist es nicht. Hier gilt, was Hume sagte, dass wir stark emotional gesteuert sind und hin und wieder die Vernunft benutzen, uns selbst bauchpinselnde Lügengespinste zu erfinden, die mit dem Realverhalten nichts zu tun haben. Wir sind gesellschaftlich organisierte Wesen und manche können sich einbilden, gegen den Strom zu schwimmen. Und dann erscheinen sie doch pünktlich zur Arbeit. Kein Mensch läuft mit hochgestochenen Moraltheorien im Kopf herum und fragt bei jeder Drehung, ob das in seinem System gedeckt ist. 95% unseres Verhaltens sind intuitiv – da hat Hume mehr Recht als Kant – doch gehört zu diesem Verhalten die Grundeinsicht, dass wir alle zusammen miteinander auskommen müssen, und wer riskiert schon unnötigen Stress, nur um sich seine Morallosikeit zu bestätigen. Moral heißt „Gewohntes miteinander umgehen“, weshalb wir immer Moral haben, evtl. jedoch nicht jeder verschrobenen Ethiktheorie folgen.

MaNic22 
Fragesteller
 11.06.2011, 18:16

da ich ihre kommentare meist sehr schätze, sie meiner meinung jedoch leider zugegen steht, versuche ich möglichst ausführlich darauf zu antworten.

sie führen Hume an, welcher gemäß des themas, wohl auch für die nihilismus-these gebraucht werden kann. denn seine formulierung des sesible knave, des rationalen egoisten, ist eine denkweise, die zum moralischen nihilismus tendiert, da sie uns dazu auffordert nur dann gerecht zu handeln, wenn wir saktionsgefährdet sind. ohne beobachtung sei es sogar ratsam ungerecht und zu seinem vorteil zu handeln, würde aber dennoch oft aus angst vor entdekcung nicht gemacht bzw. aus einem verinnerlichten sozialen verhalten heraus. er sagt damit praktisch aus, dass nich moral unser höchstes gut ist, sondern unser vorteil. dieser vorteil sei allerdings in einer sanktionierenden gesellschaft (und sanktionen können neben echten gesetzesstrafen auch psychische sein: wie verachtung oder ausschluß) am größten, wenn man sozial handle - da man auch die früchte seiner sozialität erntet. im verborgenen darf man tun was man will, dort gilt wie unter beobachtung, das vorteilsdenken - nur besteht ohne sanktionsmöglichkeiten der vorteil oft in handlungen, die den trieben, der begierde freien lauf lassen. gesellschaftl. moral ist für den sensible knave also nur eine sanktionsgefahr aber gleichzeitig auch ein sozialer vorteil, aber keine pflicht mit selbstwert - sie ist eine strafinstanz und gleichzeitig ein werkzeug.

sie sagen zudem, dass der mensch im alltagswesen keinen theoretischen hirngespinsten folgt, sondern größtenteils der intuition, welche denn zu einem guten auskommen im miteinander tendiert. in dieser meinung gebe ich ihnen absolut recht, weil es eine stärkung des nihilismus ist. sie besagt nämlich, dass sich kein mensch höhere moralische scheinbare pflichten im leben auferlegt, sondern dem folgt, was er für richtig hält. sie kritisieren hiermit allgemein jegliche normativen ethikkonzepte durch ihre deskriptive handlunsgtheorie: der mensch folgt größtenteils seiner altruistischen intuition! (der oberflächliche altruismus ist hier nach hume rationalen egoisten durch einen egoismus entstanden)der satz ultra posse nemo abligatur besagt, dass nur das eine pflicht sein kann, wo die fähigkeit dazu besteht, sie zu erfüllen. sie sagen hiermit aber selbst, dass es unrealistisch ist, dass überhaupt ein mensch einer pflicht zu folgen vermag - nein, sie folgen vielmehr ihrem gefühl, ihrem drang zur (ihrer meinung nach) richtigen tat.

zusammenfassend kann man es so beschreiben: sie selbst sagen, der mensch folgt keinem ethikkonzept, sondern seinem meist sozialen drang. wodurch entsteht der "soziale" drang? durch zwei dinge: einmal das Vorteilsdenken (denn auch ich habe davon etwas, wenn nicht jeder jeden umbringt) und zum anderen entsteht er durch Beeinflussungen von außen: natürlicher ruhetrieb, gesellschaftliche erziehung (Eltern, Religion, Schule), schlechte erfahrungen beim aus der reihe tanzen.

Als Resultat ist doch nur ein solches zu ziehen, das besagt, dass der Mensch nicht moralisch, sondern getrieben handelt und dass der Ursprung dieses Triebs keineswegs ein moralischer ist!

0
MaNic22 
Fragesteller
 11.06.2011, 18:20

*es heißt "ultra posse nemo obligatur" ;)

0
MaNic22 
Fragesteller
 11.06.2011, 18:24
  • und es heißt "sensible knave" , mein gott gerade beim zitieren sollte ich mehr aufpassen :)
0
MaNic22 
Fragesteller
 11.06.2011, 18:27

Beeinflussungen von außen und innen :D

0
berkersheim  12.06.2011, 00:34
@MaNic22

Lieber MaNic22

Was Du von Hume aufzeigst ist eigentlich original die epikureische Ethik. Grob gesprochen sagt Epikur, dass der Mensch keine göttliche Schöpfung ist sondern sich in einem evolutionären Prozess aus der Natur heraus entwickelt hat. Dass auch menschliche Gesellschaft mit ihren Mores und Gesetzen nicht irgendwie von oben gegeben ist sondern sich als Prozess entwickelt hat. Dabei spielen gegenläufige Faktoren eine Rolle: Einmal, dass wir wie jedes Lebewesen eine inner Uhr haben, die uns sagt, was für unser Leben gut und was schlecht ist. Diese Uhr ist teils Triebfeder des Egoismus, der ausdrücklich nicht verworfen sondern erst einmal als 'gesunde Überlebensregung' akzeptiert wird. Der zweite Faktor ist, dass Menschen nicht allein leben können sondern zum Überleben auf die Gruppe angewiesen sind und es auch Teil ihrer inneren Überlebensstrategie ist, die Notwendigkeit des Gemeinsamen mit der Berechtigung des Eigenen in ein gutes Gleichgewicht zu bringen. Genau daraus entwickelt sich Moral, mit zwei Postulaten gut zu kennzeichnen: Was Du nicht willst, was man Dir tu, das füg auch keinem andern zu. - Und - Gemeinsam sind wir stark. Darin folgen die französischen und englischen Aufklärer im wesentlichen Epikur auch bei der Entwicklung ihrer profanen Staatstheorie. Es ist meiner Meinung nach ein Missverständnis, dass Moral eine höhere Anbindung brauche. Das wurde den Empirikern zwar gerne mit dem Begriff des Nihilismus zum Vorwurf gemacht. In diese Falle bist Du vielleicht getappt. Aber Hume hat in Kapitel XI seiner "Untersuchung über den menschlichen Verstand" in Persona des Epikur diesen Vorwurf energisch zurückgewiesen. Es ist nicht wahr, dass es ohne höhere Anbindung keine Moral gäbe. Das epikureische Ideal der Freundschaft ist sogar ein Beleg sehr hoher Moral. Moral ergibt sich aus der Rationalität des Alltags, in dem jeder durchaus nach seinem Vorteil streben kann, wenn er nicht vergisst, dass wir in einer gut funktionierenden Gemeinschaft samt unserem Egoismus am besten gedeihen.

0
MaNic22 
Fragesteller
 12.06.2011, 12:25
@berkersheim

die ansicht, dass moral keine übergeordnete instanz benötige (welche z.B. durch einen Gott oder das Naturgesetz bestände), habe ich schon des öfteren "angedacht", wenn man es so nennen will. ich bin also in dieser hinsicht noch in den kinderschuhen. dennoch will ich versuchen meine sicht der dinge möglichst klar darzustellen.

neben diesen sehr metaphysischen moralischen herleitungen sollte man wahrscheinlich so gründlich sein, relativ metaphysische bis hin zu menschliche moralinstanzen zu bedenken.

relative metaphysik ist kein gängiger begriff, doch drückt er für mich folgendes aus: die abstrakte beziehung zwischen physischen objekten existiert in seiner festen form mehr geistig, als physisch (natürlich sind Gedanken neuronale stromstöße, aber ihre passende zusammenfassung zu einem bestimmten oberbegriff findet durch den geist statt). diese beziehung zueinander ist also etwas nicht rein physisches, aber auch keineswegs rein metaphysisch, da ihre verbindung unmittelbar von den physischen objekten abhängig ist bzw. ohne diese gar nicht existiert. als veranschaulichendes beispiel könnte der begriff "Gesellschaft" dienen. Es stellt eine abstrakte zusammenkunft von ihren mitgliedern dar, welche sich physisch nicht unbedingt aufzeigen lässt (höchstens wenn alle ein gleichfarbiges Shirt tragen würden, aber selbst dann wäre die abstrakte interpretation dieser gleichheit die einheit im geiste). nicht anders steht es um dinge wie "Freundschaft" oder "Liebe". Begriffe die physisch teilweise nachzuweisen sind, aber ihre Bedeutung und Zusammenhänge erst im Geiste erhalten. Und sie alle stellen Beziehungen zueinander dar - ja selbst, der Begriff "Wissen" ist die Beziehung einer persönlichen Meinung zu der realen physischen Tatsache.

Interessant wird es nun, wenn man den Begriff "Moral" als etwas relativ metaphysiches betrachtet. Alle vorangegangenen Begriffe lassen ebenso wie dieser Interpretationsfreiraum darin, was genau sie darstellen. Ich persönlich habe es in die für mich drei rationalsten eingeteilt (als Ausgangspunkt nehme ich übrigens immer den Menschen, da ich mich vorangig anthropozentrisch orientiere [Begründungen werden noch gesucht]):

  1. Die Beziehung zwischen Mensch und Leben
  2. Bez. zw. Mensch und Welt
  3. Bez. zw. Mensch und Wille

Die erste Beziehung ist die wohl interessanteste und die bislang von mir auch am meisten bedachte. Ich habe den Begriff des Lebens weiter aufgeteilt in das allgemeine, das menschliche und das eigene Leben. Die Bez. zw. dem Menschen und dem Leben allgemein z.B. tendiert in die Richtung der noch zu veri- bzw. falsifizierenden Pflicht zu dessen unbedingten Erhalt. Die Bez. zw. dem Menschen und dem menschlichen Leben ist schon konkreter in Dingen wie einer Gemeinschaft (oder auch Gesellschaft) oder auch dem Utilitarismus manifestiert. Am einfachsten ist die Bez. zum eigenen Leben, welches auf eine egoistische bis hin zur hedonistischen Moralinstanz verweist. Sie alle stellen bestimmte ethische Konzepte der Moralbegründung dar (die Bez. zum Willen beispielsweise geht in die deontologische kantische Richtung), welche keineswegs einer absolut abstrakten übergeordneten nicht falsifizierbaren Metaphysik entspringen, sondern der relativen Metaphysik, wie ich sie zusammenfassend nenne.

Mein persönliches Ziel, als leider unvermeidbar etwas voreingenommener moralischer Nihilist, ist es, die Begründungsansätze in diesen Beziehungen näher zu betrachten, um sie im Nachhinein destruieren zu können. D.h. allerdings nicht, dass ich mich guten Argumenten versperre bzw. "in die Falle tappe", Moral als etwas unbedingt übergeordnetes betrachten zu müssen. Ich versuche die möglichen Moralinstanzen aufzuteilen und einzeln zu betrachten. Auch die letzte Instanz, der Mensch allein, welchen wir hier schon mit seinen sozialen Trieben besprochen haben, ist eine davon. Diese Ausführungen hier aber im Detail zu besprechen, würde eindeutig den Rahmen sprengen und zudem bin ich ja, wie schon gesagt, noch in meinen Anfangsüberlegungen. Hiermit habe ich mir eigentlich nur das Modul zurecht gelegt, mit dem ich die Moral erst destruieren möchte - d.h. im Prinzip bin ich noch nur ein gefühlter moralischer Nihilist :D

0
berkersheim  12.06.2011, 17:49
@MaNic22

@MaNic22

Ich finde es toll, dass Du Dich mit diesen Fragen so intensiv auseinandersetzt. Da GUTEFRAGE ja keine Diskussionsplattform sein soll, will ich es auch mit dem Antwortspiel nicht zu weit treiben. Evtl. ergeben ja andere Fragen neue Aspekte des Austauschs.

0