Hier die Aufgabe, das ich scheinbar nur per Kommentar hinzufügen kann.
Wenn ich ganz grob meine Meinung wiedergeben darf:
In der Antike war die Philosophie ja noch ungeordneter bzw. musste sich erst ordnen, wozu wohl am meisten Aristoteles mit seiner Kategorisierung beigetragen hat. Gerade deshalb sind hier eine Vielzahl von Denkrichtungen vorzufinden, die sich mit der Zeit auf bestimmte Aspekte zentriert haben, sodass sie heute einfacher diskutiert werden können. Wenn ich z.B. von Metaphysik rede, muss ich nicht erst ein Essay darüber verfassen, was das denn sei (auch wenn es im Detail natürlich stark umstritten ist). So wie beim Atomismus oder Eudämonismus oder Idealismus - alles Begriffe, die sich integriert haben und die uns heute helfen strukturierter zu argumentieren.
Das Mittelalter hat m.E. wenig bis keine Fortschritte diesbezüglich erzielt, vor allem nicht, wenn du die Theologie ausschließen möchtest.
Erst im Barock lässt sich für mich eine erkenntnistheoretische Orientierung erkennen, der bekannte Kampf zwischen Rationalismus und Empirismus, welcher dahingehend sich fortschreitet, dass Kant sie in der Aufklärung seiner Kritik unterzieht und somit die Transcendentalphilosophie erschafft. Hier war also m.E. ein gut erkennbarer Fortschritt zu erkennen, von den dichterischen Umschreibungen der Alten, über die langen aber etwas einseitigen Argumentationen der Barocker bis zu Kants systematischem Kritizismus. Man könnte fast sagen, die Philosophen nahmen es immer genauer.
Und diese Tendenz sehe ich auch in der Moderne fortgesetzt, wo man zur Genauheit schon so weit geht, Aussagen gänzlich auf logische Strukturen zu reduzieren.
Doch dies ist bloß die erkenntnistheoretische ontologische Seite. In der Ethik sehe ich das ganz anders. Hier wurde der antike Mix zwar auch kategorisiert, aber zusätzlich auch noch durch wilde und sich oft doch zu sehr ähnelnde, als wirklich unterscheidbare Moralkonzepte ergänzt, deren letztliche gerechte Abrechnung durch die dunklen Aufklärerautoren ignoriert wurde. Es wurde immer weiter gezaubert und das hält bis heute an. Die Philosophen nehmen Werte und setzen sie als die wichtigen, statt sich dem eigentlich wichtigem zu widmen: der Metaethik; dem Erkennen der Struktur von Moral allgemein - welche doch erst einmal geklärt sein muss, um dann daraus schlussfolgern zu können. So kommt kein Philosoph auf die Idee ohne eine Erkenntnistheorie berechtigt zu behaupten, er wüsste wie man erkenne. Die Metaethik ist ein viel zu sehr ignorierter Teil der Philosophie und die Namen derer, die sich oft sehr intelligent damit beschäftigt haben, sind den meisten unbekannt. Hier sehe ich noch einiges an ungenutztem Potential bzw. die Entwicklung noch als in einem primitiven Stadium steckend. Und da die Staatsphilosophie erst einmal Werte benötigt, die es durch sie durchzusetzen gilt, sieht es um sie nicht besser aus.
Zu einer allgemeinen Entwicklung möchte ich doch noch etwas hinzufügen, nämlich der, dass die allumfassenden Systeme ausgestorben sind und man quasi nur noch partikulare Wahrheitsansprüche einfordert. Das liegt wohl daran, dass jene Systeme als zu absolut gelten und zu intolerant um in unserer heutigen skeptischen Philosophie bestehen zu können. Kann man die Partikularität von Analysen als Fortschritt bezeichnen? M.E. nicht.
Ich hoffe meine Antwort hat dir in deinen Denkfortschritten geholfen ;)
MfG ich
Dialektik der Aufklärung kommt einer Offenbarung gleich, die viel tiefsinniger und weitreichender ist als alle andren altklugen oder nur oberflächlich erfassenden Gesellschaftskritiken. Ein passendes Zitat wie ich finde, zur Umschreibung ihres Rationalitäts- und Kapitalismusangriffs, ist dies, dass Blindheit alles erfasse, "weil sie nichts begreift". Ein Aufruf zum Hinterfragen!
Wenn man Leben als geistige Existenz definiert, so ist es sogar möglich zu leben und dies zugleich in einem Traum, denn ...
Ohne ein einziges Wesen, das des Denkens befähigt wäre, würde auch nicht nur ein einziger Gedanke über das Denken getätigt, wie ich es soeben tue. Und zugleich kann unsere Existenz nicht, oder wenn überhaupt nur die physische, von jemand anders erdacht oder gar geträumt sein, da es die Gedanken sind, die das Ich bilden. Denn was an Physischem zu uns gehört und was nicht, wird durch uns selbst bestimmt, durch unsere Gedanken. Wenn ich mir jemanden an einem Tisch sitzend eine Aufschrift lesend vorstelle und diese Person in Gedanken die Wörter jener Schrift vor sich her sprechen lasse, so erdenke ich zwar ein anderes tätiges Wesen in meinem Geiste, doch seine Gedanken sind die meinen. Ich kann ihn nichts anderes denken lassen, wie ich. Also sind wir eins. Und sobald ich es könnte - die Gedanken teilen - wäre ein neues Ich geboren. Ich kann also guten Gewissens behaupten: Cogito ergo sum!
Ich schätze dich ziemlich ambivalent ein.
Zum einen willst du kein massenkultureller Mitläufer sein, dessen Wege von den suggestiven Einflüssen der gesellschaftlichen Umgebung bestimmt werden.
Aber zum anderen zeugen sowohl deine Frage, als auch dein Bild (so wie auch deine Notizen, die du bei deinem Konto angegeben hast) davon, dass du einer bei Anfängerphilosophen, die sich als Nonkonformisten probieren, nicht zu selten vorkommender Zwietracht unterliegst, wie es bei mir teilweise auch noch der Fall ist:
Dein Wille zur Einzigartigkeit und die Einsicht nicht von anderer Leute Meinung abhängig zu sein, erscheint dir selbst, der du nach Individualität strebst, dermaßen richtig, dass du dazu getrieben bist, diese Erkenntnis anderen vorzuhalten um einerseits nach Bestätigung, welche du ja gerade abstreifen wolltest, zu suchen und andererseits in der Hoffnung andere von dem selben Wege überzeugen zu können, obwohl du deinen Weg doch allein gehen wolltest und nicht bloß einen weiteren Trend zu setzen meinst.
Meine Lösung für dich, wie sie auch für mich eine war, wäre wohl folgende:
Selbstgenügsamkeit! Von welcher auch schon Aristoteles meinte, dass sie Glück verkörpere. Erst in deiner Unabhängigkeit von anderer Leute Bestätigung wirst du Ruhe finden, aber bis dahin führt ein langer Weg der reinigenden philosophischen Lektüre...
Marquis de Sades
Juliette oder die Vorteile des Lasters
Friedrich Nietzsches
Also sprach Zarathustra
Jean-Paul Sartres
Der Ekel
Die habe ich alle noch nicht gelesen, möchte aber auch nicht sterben, bevor ich das nicht getan habe ;) Ganz besonders das erste passt zu deinen Wünschen, aber auch das zweite ist ein absoluter Klassiker, den man sich übrigens auch umsonst im Internet durchlesen kann:
http://gutenberg.spiegel.de/buch/3248/2
Im Prinzip eine sehr allgemeine Menschenkunde zum Ergründen seines wahren Wesens.
Niemals v. Wilhelm Busch
Wonach du sehnlich ausgeschaut, es wurde dir beschieden. Du triumphierst und jubelst laut: Jetzt hab´ ich endlich Frieden!
Ach, Freundchen, rede nicht so wild, bezähme deine Zunge! Ein jeder Wunsch, wenn er erfüllt, kriegt augenblicklich Junge.
Am Anfang war das Wort!
Die Handlung ist die Veränderung. Ihr Auslöser aber ist dessen Motivation. Und die Motivation wird teils vom tierischen Instinkt, teils von der Ratio geleitet. Ersteres bewegt sich oft nur im kleinen Rahmen, letzteres dagegen in einer früher theologisch dogmatischen und heute globalisierten medial-propagandistischen Politikwelt, deren Ausmaße jene bei weitem übersteigen. Unter der Flagge beliebiger Ideologien fährt immer wieder das Schwert der angeblichen Gerechtigkeit auf das hilflose Wesen nieder, namens Kosmopolit. "Blindheit erfaßt alles, weil sie nichts begreift." Diogenes war noch stolz Weltbürger zu sein, aber er hat sich auch aus der Welt heraus gehalten und wurde dementsprechend in Ruhe gelassen.
Antragsformular 7 ist dazu da, wenn die Einkünfte einer deiner Elternteile drastisch gesunken sind im Vergleich zu denen vor 2 Jahren, wie man es in Formular 3 angeben muss. Das lohnt sich aber auch nur, wenn eine starke Veränderung vorliegt. Zudem wird es schwierig, das Formular auszufüllen, wenn sie im Ausland ist - womöglich über Telefon.
Ich finde, dass du das zu einseitig betrachtest. Schließlich bietet das Leben auch eine andere (gute) Seite und gerade durch dessen Negation wird einem viel bewusster, was sie ausmacht. Die Erfahrung des Schmerzes lässt einen das Glück viel besser erkennen... ein Neuplatoniker würde wohl sagen, dass Leid nur die Abwesenheit von Lust ist, doch das benötigen wir um jene mehr schätzen zu wissen. Man muss das Leben nach Nietzsche bejahen, wie es ist. Die Maxime der unbedingten Schmerzvermeidung ist unmenschlich und so viel Abstoßung man auch durch die Gesellschaft erfährt, so viel rückt dich dies auch in eine bessere charakterstarke Richtung - zumindest, wenn du es so auffasst.
Wenn wir gerade von junger Liebe sprechen wollen, müssen wir die geringe Lebenserfahrung, sowie ein hohes Beeinflussungspotential durch die sexistische Kultur, in die man heute als Jugendlicher gerät, beachten. Ersteres wirkt sich diesbezüglich, wie du selbst sagst, auf erste Erkundungsneugier aus und letzteres wirkt mit dabei, jene Neugier aufs körperliche zu beschränken.
Vergleicht man dieses Bild nun mit meiner allgemeinen Liebesvorstellung, welche davon ausgeht, dass dessen Intensität immer nur relativ zu vorher gefühlten Intensitäten bewertet werden kann, da man sie nicht rational erschließen, sondern nur emotional wahrnehmen kann, so sollte man nun bedenken, dass Jugendliche anfangs keinen Vergleich gegeben haben, und es lässt sich leicht darauf schließen, dass diese meist etwas voreilig von "verliebt sein" sprechen, wo womöglich "verknallt" angebrachter schiene.
M. E. kann man Liebe nicht erkennen, in der Hinsicht, dass man sich bewusst fragt, ist diese Emotion Liebe - damit würde man nur versuchen neutrale Vernunft auf eine subjektive Leidenschaft anzuwenden - sondern man muss sich klar werden, dass wenn die Stärke einer Zuneigung alles andere bekannte übersteigt, es zumindest dem Liebesverständnis am nächsten kommt, das du momentan bereit bist, zu fühlen - was sich aber natürlich mit jeder Erfahrung weiter entfalten kann!
Das Thema wird zu 100,01 % PHILOSOPHIE sein!
Das lustige dabei ist ja, dass dieses Gebiet in alles und jeden interpretiert werden kann. Selbst wenn ich einen Hundehaufen aufsammle, steckt dahinter der Funken des philosophischen Ideals von Sauberkeit ;)
Gibt es eine Welt hinter der uns unmittelbar durch die Sinne erfassbaren Eindrücke?
Gibt es überhaupt Begründungen für ethische Grundwerte, die nicht schon auf ethischen Werten aufbauen?
Widersprechen sich individuelle Freiheit und durch den Staat erzwungene soziale Gleichheit nicht?
Ist die oft handlungsträge Demokratie wirklich besser als eine Diktatur mit einem vernünftigen Regenten?
Was wenn die Vernunft nur die Organisation der emotionalen Triebe ist? Hume meinte, sie sei "nur die Sklavin der Leidenschaften" - und ebenso sehe ich das auch. Wir haben bestimmte Neigungen, deren Befriedigung unser Ziel ist. Wie dies best möglich zu erreichen ist, regelt unsere rationale, nach Erfahrungen abwägende und Wissen nutzende Vernunft, welche ohne diese menschlichen Inhalte nur eine leere Struktur darstellen würde.
Die Handlungsneigungen, die wir im Vergleich zu anderen als "vernünftig" abstempeln und sie somit versuchen von diesen anderen Trieben als eine eigene Instanz abzuheben, erhalten ihre subjektive Superiorität durch verschiedenste Einflüsse der menschlichen Veranlagung, der Gesellschaft oder zumindest durch eine kohärente bzw. korrespondente Widerspruchsfreiheit. Wir denken nun, der eine Trieb sei gar keiner, sondern ein rationales vernünftiges Gesetz, unabhängig vom menschlichen Begehren. Und eben dieser Illusion setze ich das Postulat vor, dass auch diese "Lebensregeln" nur vom Herzen kommen, fälschlicherweise durch ein subjektives Attribut (vernünftig) von den restlichen abgehoben.
http://www.albertmartin.de/latein/forum/
Hier wäre deine Frage wohl angebrachter.
Wenn ich etwas abgewandelt aus 8mm zitieren darf: Sobald man sich auf solche Menschen einlässt, verändert man nicht die Geistlosen, die Geistlosen verändern dich!
Ich kenne bloß zwei, von denen ich weiß, dass sie gut/wichtig sind:
Entweder - Oder
und
Furcht und Zittern
Das natürliche urzeitliche Vorteilsdenken des Menschen, das immer noch tief in ihm verankert Einfluss nimmt auf seine Handlungen, ist m. E. etwas anderes, als die gesellschaftlich durch den Kapitalismus pervertierte Version dieses logischen Egoismus. Selbsterhaltung, der Trieb, der dich dazu veranlasst, deinem Nachbarn weniger einzuschenken, als dir, wenn du hungrig bist, ist wahrhaft eine unserer natürlichsten Triebfedern und wird sich nach außen hin oft in Handlungen der Gier zeigen. Aber was der moderne Mensch mit Besitz verbindet, ist diesem völlig entartet. Die Idealisierung des Geldes als das Wertvollste, das Setzen der Geldvermehrung als Selbstzweck, ist das Leiden unseres verdorbenen Charakters. Aus ökonomisch wichtiger und somit durch Leistungsbelohnung und Reklame vervielfältigter Gier wird langsam aber sicher Habgier.
Letztlich kann dir ein Angestellter in mittlerer Position auch nicht mehr sagen, warum er unbedingt einen Rang höher rutschen will und dafür alles mögliche tut. Um 100€ mehr im Monat zu haben? Aus welchem Anlass? Lebst du denn so schlecht? Aber Geld kann man doch immer gebrauchen, nicht wahr? Besser zu viel, als zu wenig... doch wo ist das Ende dieses Weges? Er hat keines - es ist ein zielloses Unterfangen. Das Unterfangen selbst wird zum Ziel, die Geldvermehrung durch Leistung erhält ihren irrationalen Selbstzweck. Sukzessive vermehrt der westliche Kapitalismus das Mehr-Haben-Wollen im Menschen, bis es sich schließlich - verstärkt durch die allgegenwärtige Konkurrenz - von alleine reproduziert.
Das wäre zumindest meine Meinung dazu. Rousseau meinte, der Mensch würde gut geboren und erst durch die Gesellschaft schlecht gemacht. Und obwohl ersteres entsprechend deinen anthropologischen "Studien" nicht ganz der Wahrheit entsprechen mag, tut es letzteres wohl umso mehr!
MfG ich
Lob der Armut von F. Nietzsche
"Den Sträflingen des Reichthums, deren Gedanken kalt wie Ketten klirren, gilt mein Lied... "
Ich finde du bist auf dem richtigen Weg, wenn du wie viele andere die Nichtigkeit des materiellen Besitzes erkannt hast. Noch dazu bist du einer der wenigen, die daraus praktische Konsequenzen ziehen und nicht bloß große Worte schwingen um sich ein besseres Kapitalisten-Gewissen einzureden.
Ich habe mir die selbe Frage schon oft gestellt und kam zu dem Ergebnis, dass ich von der Zivilisation schon zu sehr verweichlicht wurde, um auf einen Schlag von ihr los zu kommen (so wie es der Charakter in dem zu empfehlenden Film "Into the wild" tut). Deshalb habe ich es mir als Ziel gesetzt, mich schrittweise von ihr zu entfernen. Das fängt am einfachsten bei dem Konsum des Überflüssigen an (teure Handys, Autos, Computer, Fernseher, Klamotten). Mein billiges aber funktionales Handy habe ich noch von früher, werde mich aber auch irgendwann davon lossagen können. Das Fernsehen schränke ich möglichst weit immer ein, bis ich es irgendwann schaffe, aufzuhören. Ein Auto werde ich wohl niemals besitzen wollen. Meine Klamotten sind nur zum Wärmen da und dafür, dass ich nicht als Landstreicher überall herausgeworfen werde. Einziger sehr schwieriger Aspekt ist für mich der Computer. Er ist für mich zwar noch teilweise ein Unterhaltungsinstrument, aber größtenteils ist er mir mehr als nützlich bezüglich Informationen. Ich glaube sogar hier mehr gelernt zu haben, als in der Schule. Doch versuche ich auch dieses möglichst auf Bücher zu verlagern. Doch viel mehr werden mich die praktischen Erleichterungen durch die Technik festhalten, wie Waschmaschine, fließendes warmes Wasser, Strom für Licht, Heizung & Co. Ich habe vor, einmal ein halbes Jahr in einer einsamen Hütte zu verbringen, um zu testen, ob ich so klar komme. Mal schauen :)
Es ist alles so, als würde man von einer Sucht wegkommen müssen, die uns in unserem hilflosen Kindesalter zukommt. Daran sind keine rücksichtslosen Eltern schuld, sondern die Tatsache, dass man in die Zivilisation rein geboren wurde. Es hat nun mal nicht jeder das Glück, ein Wolfskind zu sein.
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück bei deinem Entzug ;) Auch deine Frage hat mich in meinem Streben noch einmal bestätigt - Danke dafür!
MfG ich