Was glaubt ihr, gibt es eine allgemeingültige Moral? Mit Begründung?

6 Antworten

Sollte es geben, aber irgendwie scheint es so, dass sich die Menschheit nur noch für sich selbst interessiert. Jeder ist sich selbst der nächste. Sicher gibt es Ausnahmen, aber der Respekt vor den Mitmenschen geht immer mehr verloren.

Ich halte so etwas wie höhere Moral für nicht existent, sondern für ein rein evolutionäres Produkt. Im Tierreich gibt es alles zwischen Individualisten und extremen "Grupplern". Da ist der Mensch meiner Meinung nach goldenes Mittelmaß und dementsprechend benötigt er als selbstbewusstes Individuum Moral, er steht gewissermaßen zwischen einsamem Wolf und Ameise und hat dazu noch ein Selbstbewusstsein. Auch in der Gehirnstruktur wird dieser Zwiespalt deutlich: während das "Reptilienhirn" in der Gruppe aufgeht, entstehen Selbstbewusstsein und metakognitive Überlegungen in der evolutionär jungen Großhirnrinde.

Den Begriff "allgemeingültig" würde ich somit durch "gruppengültig" ersetzen, denn unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Moral. Westlicher Individualismus oder ostasiatische Kulturen mit "Gesichtsverlust" und strengen gesellschaftlichen Konventionen wie in Japan.

Moral ist somit in meinen Augen nur gesellschaftlich und evolutionär begründbar.

Nur als Ableitung von den menschlichen Gefühlen. Niemand möchte ein schlechtes Gefühl (z.B. Schmerz) erdulden. Daraus kann man eine Vereinbarung treffen, welche dem Fortbestand der Spezies förderlich ist.

Ich denke dass die goldene Regel ziemlich allgemeingültig ist:

Behandle andere so, wie du selber behandelt werden möchtest.

Horiaki  20.03.2021, 19:07

Sehe ich auch so

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Redekunst  20.03.2021, 19:15

Du vereinfachst den Kategorischen Imperativ?

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Birkenpilz  20.03.2021, 19:39
@Redekunst

Die goldene Regel ist schon wesentlich älter als der kategorische Imperativ und auch nicht ganz das gleiche.

Hier ist der Unterschied erklärt:

Kants berühmteste philosophische Innovation hat die Form eines Prüfverfahrens für Handlungsregeln (Maximen), wie die goldene Regel auch. Beim kategorischen Imperativ soll die ethische Eignung einer Regel danach beurteilt werden, ob sie sich verallgemeinern lässt; bei der goldenen Regel danach, ob man sich wünschen würde, so behandelt zu werden. Oft liefert eine solche Betrachtung ähnliche Ergebnisse – die Regel »Töte niemals« wird durch beide Verfahren gleich beurteilt. Es gibt aber ebenso Unterschiede: Die Regel »Lass deine Kinder einen Beruf erlernen, der dir selbst gefallen würde« leitet sich zwar von der goldenen Regel ab; es sollte jedoch einigermaßen klar sein, dass sie sich nicht verallgemeinern lässt und dem kategorischen Imperativ nicht genügt.
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Nein, Moralvorstellungen ändern sich mit der Zeit und individuell in den Kulturen in den sie gelebt werden.

grtgrt  20.03.2021, 18:56

Das sind dann aber oft eben keine allgemeingültigen Moralvorstellungen (sondern nur gesellschafts- oder religionsspezifische).

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Redekunst  20.03.2021, 18:58
@grtgrt

Eben, ich sagte ja auch damit aus, das es keine gibt

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grtgrt  20.03.2021, 18:58
@Redekunst

Die Antwort von Birkenpilz überzeugt mehr.

Sie nämlich ist die durch unser Gewissen gegebene (statt einer durch Streben nach Macht und Einfluss gegebenen).

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Lacrimis27  20.03.2021, 23:30
@grtgrt

In der Frage wurde aber nach dem Glauben des einzelnen gefragt nicht nach überzeugende Argumente.. Man muss nicht immer alle von seinem Glauben überzeugen müssen ;)

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grtgrt  21.03.2021, 00:28
@Lacrimis27

Gefragt wurde nach allgemeingültiger Moral. Und Ist etwas Allgemeingültiges denn nicht gerade das Gegenteil vom Glauben nur eines Einzelnen?

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Redekunst  21.03.2021, 00:30
@grtgrt

Ich denke da würden die die Mittglieder einer Kirchengemeinde widersprechen.

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Birkenpilz  20.03.2021, 19:51

Die Frage ist doch:

Gibt es Regeln für unser Verhalten, die sich objektiv - also für jeden nachvollziehbar - begründen lassen?

Ich finde, dass die goldene Regel und der kategorischen Imperativ für alle Menschen einsichtig sind und man sich darauf einigen kann.

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Redekunst  20.03.2021, 20:24
@Birkenpilz

Der kategorische Imperativ, bezieht sich aber auf die sozial moralische Position des einzelnen Individuums, die nicht von Einflüssen, seien sie aus der Gesellschaft gewonnen oder durch Krankheit entartet gestört sind. Der Anomiebegriff nach Durkheim besagt aber, das man diese Fähigkeit nicht jeder Gesellschaft und nicht jeden Individuum voraussetzen kann

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Lacrimis27  20.03.2021, 23:37
@Birkenpilz

Ne die frage ist was er darüber glaubt - da gibt's kein falsch oder besser oder schlechter

Goldene Regel und kathegorische Imperativ haben beide das gleiche problem - die Maxime ist die subjektive Wahrnehmung.. Da die selbstwahrnehmung und fremdwahrnehmung sich jedoch so massivst unterscheiden, wird man im fremden Handeln immer etwas anderes erkennen als im eigenen da man keine Überzeugungen und unbewusste Vorgänge nachvollziehen kann... Was der andere macht ist also nie das gleiche als das was man selbst macht selbst wenn dem so ist

Die zwei Regeln heiligen die selbstjustitz da die keine Moral beinhalten sie sagen letztlich im umkehrschluss nur richte nach deiner Moral anders gesagt tu was du willst wird dein einziges Gesetz sein..

Denn du willst stehts nach deinen moral Vorstellungen behandelt werden - also behandelt du andere gemäß deinen moralvorstellungen...

Diese zwei moralfreie Regeln gehen eben nur auf bei Menschen die bereits Jesus gleichen also keine goldene Regel oder so mehr benötigen - für alle anderen ist es der freischein für alles

Ein IS Mitglied ist überzeugt davon das man ihn töten solle wenn er ungläubig wird.. Der kathegorische Imperativ oder die goldene Regel gibt ihm die Erlaubnis nun ungläubig zu töten denn er behandelt die Welt, wie er selbst behandelt werden will oder in Form von Kant, er handelt gemäß einer Maxime die ein bindendes Gesetz für alle sein sollte denn die fordern mit dem Toten das es ein Ei heitluches Gesetz sein sollte... In dessen Wahrnehmung ist dies eine objektive Moral und die einzig existent Realität..

Du kannst die Moral des anderen nur respektieren wenn du deine zurück stellst - nach der goldenen Regel darfst du nun verlangen das er seine Moral zurück zieht nur bricht du damit den Respekt dann kann man sich gleich alles sparen..

Nach dem kathegorische Imperativ verlangt man gleich das sich alle ihm anpassen weil er sich ja auch den andern anpasst ;)

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Birkenpilz  21.03.2021, 08:52
@Lacrimis27
Goldene Regel und kathegorische Imperativ haben beide das gleiche problem - die Maxime ist die subjektive Wahrnehmung..

Wir haben keine andere Möglichkeit die Welt wahrzunehmen als unsere subjektive Wahrnehmung - eine "objektive" Wahrnehmung ist uns nicht möglich.

Unser Gehirn baut für uns eine subjektive Welt auf.

Die Evolution hat aber dafür gesorgt, dass diese subjektive Realität mit den meisten anderen Menschen im Großen und Ganzen übereinstimmt. Diejenigen, die Tiger für große Streichelkatzen hielten und krokodilbevölkerte Tümpel für Badeseen, konnten sich nicht lange halten.

So gesehen ist der Sinn und die Anwendung der goldene Regel und des kategorischen Imperativ den meisten Menschen zugänglich.

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Birkenpilz  21.03.2021, 11:39
@Lacrimis27
Ein IS Mitglied ist überzeugt davon das man ihn töten solle wenn er ungläubig wird.. Der kathegorische Imperativ oder die goldene Regel gibt ihm die Erlaubnis nun ungläubig zu töten denn er behandelt die Welt, wie er selbst behandelt werden...

Dieses Beispiel ist - finde ich - falsch:

Die Frage die sich ein IS-Mitglied stellen kann ist: Wäre es mir recht, dass ich hingerichtet würde, wenn ein anderer der Meinung ist, ich sei ungläubig? Diese Frage müsste er wohl mit "Nein" beantworten.

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