Was geschah mit Tourette Erkrankte im Mittelalter?

3 Antworten

Im Mittelalter lebten 80 bis 90% aller Menschen auf dem Land. Dort kannten sich die Leute und wussten: "Ach, der ist harmlos! Der ist ein wenig verrückt, aber harmlos!"

In der Stadt war das etwas anderes. Dort konnte es einem passieren, dass man der Kirche in die Hände fiel und "behandelt" wurde. Da konnte einem ALLES passieren. Von schwerer Folter, weil ein Kirchenfürst sich beleidigt gefühlt hat, bis hin zum Exorzismus.

Man schob es jeweils auf "Götterwirken", "Manie", oder eben die Bessessenheit vom Teufel oder Dämonen.

Im "Hexenhammer" wird neben dem üblichen Hexenzeug auch über den dämonischen Befall von Menschen berichtet... in dem Kontext natürlich durch Hexenzauber.

Ich kann mir vorstellen dass, je nach Ortschaft, verschieden mit so einer Sache umgegangen wurde. Es wurde sicher nicht in jeder Gemeinde jemand mit so einem Verhalten gleich umgebracht. Aber den Exorzismus gab es damals schon. Und leider auch den Feuertod, schlimmstenfalls. Denn nur das Feuer konnte den Körper von Schadzaubern und Dämonen reinigen, wenn man nach den Schriften geht.

Lies dir doch mal etwas hiervon durch

Geschichte der Tics - Tourette-Syndrom Homepage

Ein interessanter Bericht der Inquisitoren Heinrich Institoris und Jakob Sprenger über einen entsprechenden Priester besagt:

"Wenn er beim Vorübergehen an einer Kirche die Kniee zur Begrüßung der glorreichen Jungfrau beugte, dann streckte der Teufel seine Zunge lang aus seinem Munde heraus, und befragt, ob er sich dessen nicht enthalten könnte, antwortete er: 'Ich vermag das durchaus nicht zu tun, denn so gebraucht er all meine Glieder und Organe, Hals, Zunge und Lunge, zum Sprechen oder Heulen, wenn es ihm gefällt. Ich höre zwar die Worte, die er so durch mich und aus meinen Gliedern heraus spricht; aber zu widerstreben vermag ich durchaus nicht. Und je andächtiger ich einer Predigt zu folgen wünsche, desto schärfer setzt er mir zu, indem er die Zunge heraussteckt."

Teilweise hat man das versucht, aber oft hat man es auch als Erbkrankheit gesehen. Man nannte das auch Veitstanz. Zum ersten Mal hab ich diese Bezeichnung bei meiner alten Chefin gehört, als ich Azubi war. Wenn diese vor Ärger zu platzen drohte, rief sie. Ich krieg jetzt geich nen Veitstanz. Damit waren im Mittelalter aber diverse Erkrankungen gemeint, von Epilepsie bis zu Chorea Huntington. Das konnten die noch nicht unterscheiden.Veitstanz – Mittelalter-Lexikon