Was denkt ihr woher der Irrglaube kommt dass die Leute im Mittelalter sich nicht gewaschen haben?


09.05.2023, 23:18

In der Frühen Neuzeit kam sich mit Wasser waschen und baden tatsächlich aus verschiedenen Gründen aus der Mode jedoch hatten auch die Alternativen gefunden

Eisenwind  10.05.2023, 08:13

Da hat wohl einer Geschichtsfenster geschaut 😉

5 Antworten

Vor allem Ende des 18. und im 19.Jahrhundert wurde das Mittelalter als sehr rückständig angesehen. Da wurden dann viele Halbwahrheiten erfunden. In der Frühen Neuzeit wurde sich noch weniger gewaschen als im Mittelalter, vor allem bei Elizabeth I und Ludwig XIV sowie die meiste Restzeit des 18. Jahrhunderts. Wahrscheinlich dachte man, dass nicht nur in der Frühen Neuzeit, sondern schon im Mittelalter das ein Problem war, was aber nicht stimmte. Genauso wie es nicht stimmte, dass die Hexenverbrennungen nur im oder zumeist im Mittelalter stattfanden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Reinkanation 
Fragesteller
 10.05.2023, 23:07

Das mit dem Weniger waschen war übrigens im Adel noch verbreiteter wenn nicht sogar nur da anzutreffen

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Kennst du den spruch geld stint nicht. Das kommt davon, dass Adlige Menschen sich zeitweise nicht gewaschen sondern geschminkt und ein Parfümiert. Evtl weil sie dachten sich den Reichtum abzuwaschen. Eine ander Begründung ist folgendes, hier ein Auszug:

Mitunter ging es in den Anstalten so lustvoll zu, dass auch das Baden selbst als unanständig und sündhaft galt. Die wahrscheinlich aus Amerika im 15. Jahrhundert eingeschleppte Syphilis tat ein Übriges.

Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und dem Ausbruch der Pestepidemien zu Beginn des 17. Jahrhunderts war es mit der öffentlichen Hygiene vorbei. Massenhaft wurden Bäder geschlossen – man fürchtete, sich in ihnen mit der tödlichen Seuche anzustecken.

Das Baden war in Verruf geraten. Statt sich zu waschen, puderte, schminkte und parfümierte man sich im Barock und Rokoko lieber. "Kratzen statt waschen", hieß die Devise. Erst im späten 18. Jahrhundert gab es wieder zaghafte Versuche, öffentliche Badeanstalten zu etablieren.

Im 19. Jahrhundert setzte sich schließlich die Erkenntnis durch, dass Baden und allgemeine Hygiene Krankheiten vorbeugen kann. Da es in den wenigsten privaten Haushalten Badezimmer gab, konnte man gegen Gebühr in den neu eröffneten Anstalten in die Wanne steigen.

Es gab auch viele Adlige mit Badehäusern, die aber nie darin badeten. Es diente als Treffpunkt und als Mittel zum angeben. Badehäuser waren immer mal wieder angesagt umd wurden benutzt und wieder nicht

Reinkanation 
Fragesteller
 09.05.2023, 23:30

1. Nein der Spruch "Geld stinkt nicht" kommt davon dass die Römer auf Toiletten Geschäfte geschlossen haben.

2. Der ganze rest den du erwähnst ist nicht aus dem Mittelalter

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Nofear20  10.05.2023, 06:49
Kennst du den spruch geld stint nicht. Das kommt davon, dass Adlige Menschen sich zeitweise nicht gewaschen sondern geschminkt und ein Parfümiert.

Das mit dem "Geld stinkt nicht" stammt aus der Römerzeit, als der römische Senat wegen Geldknappheit auf die Idee kam, den Urin aus den öffentliche Toiletten an Gerbereien zu verkaufen, die bis dahin immer tierischen Urin verwendet hatten.

Das mit dem nicht Waschen kam in der Barockzeit auf, da man Wasserkontakt mit der Haut sogar für schädlich hielt. Man frottierte sich mit trockenen Tüchern ab und puderte und parfümierte sich, zumindest in adligen Kreisen.

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MirG7  10.05.2023, 08:07
@Nofear20

Danke dass du nochmal das geliche qie @Reinkarnation geschrieben hast

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Nofear20  10.05.2023, 08:30
@MirG7

Na ja, "Pecunia non olet" war ja nicht ganz korrekt beschrieben.

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ich finde nicht unbedingt, dass dies ein Irrglaube ist. Natürlich hat man sich im Mittelalter hin und wieder gewaschen. Aber bei weitem nicht so häufig wie heutzutage - was auch durchaus nachvollziehbar ist. In vielen Gebieten war Wasser knapp und wurde in erster Linie als Trinkwasser oder für die Landwirtschaft verwendet. Auch Badehäuser dienten nicht unbedingt der Körperpflege, sondern eher der Entspannung oder allgemein als Treffpunkt.

Auch hat man früher vielerorts angenommen, dass zu häufiges Waschen ungesund ist, weil es angeblich das Schwitzen mindert und so nicht genügend Giftstoffe aus dem Körper gespült werden können.

Also man hat sich schon gewaschen, nur eben deutlich seltener als heute. Und die unteren Schichten hatten häufig sogar nichtmal genug Wasser zum Trinken, weshalb da dann eher Katzenwäsche angesagt war.

Reinkanation 
Fragesteller
 09.05.2023, 23:27

Doch schon. Die leute hatten eigentlich genügend Wasser. Vorallem wenn ein Fluss oder ein anderes Gewässer in der Nähe war

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Eisenwind  10.05.2023, 17:57

Moin

dass dies ein Irrglaube ist.

Doch, ist es tatsächlich.

Aber bei weitem nicht so häufig wie heutzutage

Das ist jetzt ein spannender Satz. Heute ist es ja üblich, sich täglich zu duschen und Haare zu waschen. Wir tragen kleine Fläschchen mit Desinfektionsmitteln mit uns herum aus Angst vor Erregern und nicht wenige Menschen leiden aufgrund übertriebener Hygiene an Hautkrankheiten. Dies zum Maßstab genommen, würde deinen Satz sicher bestätigen.

Dennoch ist Körperhygiene nicht nur ein Grundbedürfnis des Menschen, sondern auch essentiell um gesund zu bleiben. Dies galt immer und Überall, also auch im Mittelalter. Die Menschen haben sich täglich gewaschen, in den Häusern gab es entsprechende Wasserhalter oder Schüsseln. Man wusch sich die Hände und nach schwerer Arbeit.

Klar, es gab keine warmen Duschen und kein fließendes Wasser im Haus. Aber das ist ein wirklich sehr moderner Luxus, der noch vor 100 Jahren sehr selten war. Dennoch gab es gute Möglichkeiten für die Körperhygiene.

In vielen Gebieten war Wasser knapp und wurde in erster Linie als Trinkwasser oder für die Landwirtschaft verwendet.

Das ist falsch. Wasser war niemals knapp und immer und überall vorhanden. Sauberes Wasser, wohlgemerkt. Wie kommst du darauf, dass Wasser knapp gewesen sei? Nahezu alle Siedlungen sind wassernah errichtet worden.

Auch Badehäuser dienten nicht unbedingt der Körperpflege, sondern eher der Entspannung oder allgemein als Treffpunkt.

Auch das ist nicht richtig. Es gab sehr strenge Vorgaben für öffentliche Badehäuser, die es tatsächlich zahlreich in jeder Stadt gab, auf Dörfern ebenso, wie Baderäume in Privathäusern, Klöstern etc.

Auch hat man früher vielerorts angenommen, dass zu häufiges Waschen ungesund ist, weil es angeblich das Schwitzen mindert und so nicht genügend Giftstoffe aus dem Körper gespült werden können.

Nein. das hat man nicht angenommen.

Und die unteren Schichten hatten häufig sogar nichtmal genug Wasser zum Trinken, weshalb da dann eher Katzenwäsche angesagt war.

Das ist völliger Quatsch. Wer hat dir so einen Blödsinn erzählt? Wasser war immer und überall vorhanden. Wenn man sehr arm war, konnte man trotzdem das Badehaus bezahlen. Das war billig. Damals gab es kein Trinkgeld, sondern den sogenannten Badepfennig als kleinen Obolus. Außerdem wurden auch einfache Bedienstete mit versorgt und bezahlt.

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Weil das Mittelalter einen großen Zeitraum umspannt und nicht nur an einem kleinen Ort stattfand. Da unterschieden sich natürlich viele Dinge und Sitten.

Badehäuser waren natürlich auch nicht überall beliebt, einige wandelten sich zu Etablissements für frivole Dienste, was der Kirche nicht schmeckte.

Letzten Endes bleiben aber eben immer ein paar Klischees hängen wenn Leute an romantisierte Epochen denken. Da bleibt die Vorstellung von heldenhaften Piraten, Wikingern mit Hörnerhelmen, verschmutztes, finsteres Mittelalter, etc.

Aber ja, auch im Mittelalter haben sich Menschen sauber gemacht. Gerade die Adeligen.

Reinkanation 
Fragesteller
 10.05.2023, 23:09

Es gab im Mittelalter eigentlich von Anfang bis Ende vollkommen seriöse Badehäuser die von Bsdern betrieben wurden und "Badehäuser" die Bordelle mit Wannen drin waren. Da wurde nicht eines zum Anderen

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Durch populärwissenschaftliche Medien und Privatpersonen, die solche Mythen entwickelt haebn.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Germanistik & Geschichte