Was denkt ihr, wie ist die unbelebte Materie zur belebten geworden?

4 Antworten

Einige Puzzleteile kennen wir ja inzwischen. Bis sie zu einem großen Ganzen zusammengesetzt werden können, wird noch einige Zeit vergehen. Aber worauf man sich schon mit ziemlicher Sicherheit einigen kann:

  • das Leben entstand wahrscheinlich im Urozean an hydrothermalen Quellen, die reich an Schwefelverbindungen waren
  • es entstand oberflächengebunden (Oberflächenmetabolismus), wahrscheinlich gut geschützt im porösen Gestein
  • es entstanden zunächst sich selbst reproduzierende Einzelzyklen, die sich später zu komplexeren Hyperzyklen zusammenschlossen
  • DNA war nicht der erste Träger der Erbinformation. Das erste Leben nutzte dafür die zur Autokatalyse befähigte RNA (RNA-Welt) oder möglicherweise vorher eine noch einfachere Form.
Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Leben bringt Materie sozusagen in die höchste Organisationsform. Wenn ich mir den Aufbau des Genoms anschaue oder die Funktionsweise unseres Gehirns. Unfassbar komplex. Auch dass wir ein volles Bewusstsein haben zusätzlich zur Instinktsteuerung. Die Zusammenhänge sind noch nicht bis ins letzte verstanden. Geschweige denn die Herkunft. Ist für mich ein Wunder. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das aus sich selbst kommen kann.

Das Problem dabei ist, dass es gar nicht klar ist wie belebte von unbelebter Materie in den einfachsten und ursprünglichsten Formen unterschieden werden kann.
Eine widerspruchsfreie anerkannte Definition von "Leben" gibt es nicht.
In den meisten verbreiteten Definitionen wird die Fähigkeit zur Vermehrung als wesentliches Kennzeichen des Lebens dargestellt. In logischer Konsequenz wäre dann aber ein Maultier kein Lebewesen da es nicht vermehrungsfähig ist.
Viren gelten nicht als Lebewesen, weil sie keinen eigenen Stoffwechsel haben.

Die mir am elementarsten erscheinende Definiton von Leben wäre wohl eine funktionelle Einheit, die durch Aufnahme von Energie die Komplexität ihrer inneren Struktur erhöhen kann.
Lebewesen sind demnach sehr unwahrscheinliche Objekte.
Und das Universum wäre kein Lebewesen, da in ihm die Entropie (Unordnung) dauernd zunimmt.


Darwinist  18.05.2025, 09:30
In logischer Konsequenz wäre dann aber ein Maultier kein Lebewesen da es nicht vermehrungsfähig ist.

Das stimmt nicht. Die Definition "Vermehrung" trifft auch auf ein Maultier zu, da es aus Zellen besteht, die sich sehr wohl teilen, also vermehren.

Littlethought  18.05.2025, 09:35
@Darwinist

Das Maultier als Ganzes aber nicht. Und nach dieser Argumentation könnte man dann die Zellen des Maultiers als Lebewesen auffassen. Die Vermehrung der Zellen des Maultiers entspricht wohl eher der Auffassung, die ich in meiner Antwort als elementar bezeichnet habe.

Littlethought  18.05.2025, 09:50
@Littlethought

Nachtrag: Alle Säugetiere haben in ihrem Körper eine große Zahl an weiteren Lebewesen,(Pilze, Einzeller, usw), die sie zum Leben brauchen, so dass man Säugetiere streng genommen noch nicht mal als ein Lebewesen sondern als Struktur von Lebewesen bezeichnen müsste.

Darwinist  18.05.2025, 10:39
@Littlethought
Und nach dieser Argumentation könnte man dann die Zellen des Maultiers als Lebewesen auffassen.

Natürlich kann man das so sehen. Das gilt für alle mehrzelligen Organismen. Wenn man so will, dann ist ein mehrzelliger Organismus auch nur eine Zellkolonie bestehend aus zig Einzellebewesen.

Das Kriterium, nach dem man hier unterscheidet, ist, ob eine Einzelzelle allein überlebensfähig ist oder nur zusammen im Verband.

Alle Säugetiere haben in ihrem Körper eine große Zahl an weiteren Lebewesen,(Pilze, Einzeller, usw), die sie zum Leben brauchen, so dass man Säugetiere streng genommen noch nicht mal als ein Lebewesen sondern als Struktur von Lebewesen bezeichnen müsste.

Dafür gibt es in der Tat einen Begriff, der sich seit wenigen Jahren etabliert hat: die Gesamtheit aus Wirtsorganismus und allen auf/in ihm lebenden Symbionten nennt man "Holobiont".

Es gibt keinen Unterschied zwischen unbelebter und belebter Materie, so wenig wie es unbewegliche Materie (kaputtes Auto) und bewegliche Materie (funktionierendes Auto) gibt.

Organische Substanzen brauchen auch keine spezielle Lebenskraft (vis vitalis), um sich zu bilden, wie man früher glaubte, sondern bilden sich unter geeigneten Bedingungen ganz von allein, auch in Gaswolken im Weltall. Von daher halte ich die Diskussion über eine außerirdische Herkunft des irischen Lebens auch für nicht zielführend, weil die Herkunft der Grundstoffe nicht das Problem ist.

Der erste bedeutende Schritt in der Entwicklung des Lebens könnten sich selbst replizierende RNA-Moleküle gewesen sein. Dass RNA auch katalytische Fähigkeiten hat, ist ja schon länger bekannt. Später könnten dann Proteine als effektivere "Werkzeuge" und DNA als stabilerer Speicher dazu gekommen sein. Dass wichtige Stoffe des Energiestoffwechsels, ADP, ATP & Co., und des Redox-Sfoffwechsels (NADH/NADPH) ebenfalls RNA-Nukleotide enthalten, ist ein weiteres Indiz für eine zentrale Bedeutung der RNA.

Soviel erst mal als Appetitanreger. Das alles und noch viel mehr lässt sich auch im Netz finden. Es sind aber alles eher Hypothesen, weil sich das nach milliarden von Jahren auch nicht mehr wirklich nachweisen lässt.