Was denkt ihr von Pfadfinder*innen?

Fuchssprung  07.02.2023, 14:58

Musst du unbedingt diese Gender Gaga Sprache verwenden?

merlekr45 
Fragesteller
 08.02.2023, 17:12

Ich benutze die eigentlich selbst nie, wollte nur niemandem hier auf die Füße treten

7 Antworten

In den 1970er Jahren gab es (zu) viele Vorfälle von sexueller Gewalt bei den Pfadfindern und das war bekannt. Geändert hat sich das in den 1980er Jahren nicht, auch nicht in den 1990er oder 2000er Jahren, und dass es heute grundsätzlich sicher ist, halte ich für ausgesprochen unrealistisch. Das Problem sind dabei die Hierarchien, genau wie in der katholischen Kirche. Auch hier wird sehr viel von der Aufarbeitung alter Fälle berichtet: In den 90ern hat man die Fälle vor 1970 aufgearbeitet, in den 2000ern die vor 1980, in den 2010ern die vor 1990 usw. Das macht mich für die Gegenwart ausgesprochen misstrauisch.

Das Kernproblem ist es wohl, dass Gruppenleiter, die überzeugt sind einem höheren Ziel zu folgen und einem Erziehungsanspruch zu folgen, mit der Macht nicht umgehen können und dass die Menschen mit aggressiven Neigungen einen Zugang zu weniger wehrhaften Kindern ermöglicht. Das ist in den Kirchen und Sport-Vereinen das gleiche Problem.

Ich habe mit einem ambitionierten erwachsenen Gruppenleiter der Pfadfinder darüber diskutiert, was geschieht, wenn jemand gerne Mitglied sein möchte, aber aus persönlichen Gründen das Tragen von Uniformen strikt ablehnt. Die einzige Antwort, die ich bekam war: "Das kommt nicht vor." Ob das repräsentativ für die gesamte Organisation ist, kann ich nicht abschätzen. Wenn aber eine individuelle Entscheidung zum Tragen einer Uniform so kategorisch ausgeschlossen wird, gruselt es mich. Eine Uniform dient ja grundsätzlich dafür, die Individualität und Selbstbestimmtheit des Trägers zu reduzieren. Bei Polizei und Militär ist das auch ein Schutz der Psyche, weil man ihnen individuelle Verantwortung abnimmt, aber bei Kindern?!

In meiner Herkunfts-Stadt wurde die Leitung einer Pfadfindergruppe verurteilt. Es ging um ein Sommer-Camp, in dem die Kinder für eine Woche zusammen gezeltet haben. Ein Kind wurde trotz Fieber mit markig herabwürdigenden Sprüchen genötigt, an einer Wanderund mit Gepäck teilzunehmen und es starb dabei an einer Herzmuskelentzündung. Auch das ist nur ein Einzelfall und eignet sich nicht für eine pauschale Beurteilung. Da ich das Kind aber kannte, nehme ich das persönlicher.

Ich mache deshalb um diese Organisation einen möglichst großen Bogen, auch wenn manche Details auf Vorurteilen beruhen, die ich mir aus verallgemeinerten Einzelfällen gebildet habe. Es würde mich nicht wundern, wenn du vollkommen anderer Erfahrungen gemacht hast, aber es war ja nach meiner Meinung gefragt.

merlekr45 
Fragesteller
 08.02.2023, 17:13

Danke für deine nachvollziehbare Kritik. Ich habe tatsächlich andere Erfahrungen gemacht, kann aber unter diesen Umständen eine kritische Sicht nachvollziehen.

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mjutu  08.02.2023, 18:26
@merlekr45

Es freut mich, wenn du bessere Erfahrungen bei den Pfadfinden machst! So soll es sein.

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mjutu  08.02.2023, 19:06
@mjutu

Die Boyscouts in den USA wurden wegen sexuellem Missbrauch an 84'000 Kindern verklagt und haben 850 Millionen US$ an Entschädigungen gezahlt.

Auch die deutschen Pfadfinder arbeiten ihr Missbrauchsproblem auf (siehe z.B. hier). Dies findet durch den BdP statt, siehe hier. Dort steht:

Der Untersuchungszeitraum ist 1976 bis 2006. Das Jahr 2006 markiert einen Wendepunkt in der Präventionsarbeit des BdP. Es wurde auf Bundesebene ein großes Projekt zur Prävention von sexualisierter Gewalt durchgeführt

Das klingt gut in der Theorie. Die 330 Übergriffe aus Freiburg fanden von 2010 bis 2017 statt. "Wendepunkt" reicht also noch nicht.

Die Stellungnahme des rdp klingt auch gut, bis auf die seltsame Formulierung, es ging in den USA um "hunderte Fälle", was massiv untertrieben ist.

Die anderen Antworten hier passen so gar nicht dazu: "positiv", "cool", "Philosophie und Lebenseinstellung", "tolle Zeit", "super". Aber die Diskrepanz ist zu erwarten: Wenn die Gruppenleiter, mit denen man direkt zu tun hat, -salopp gesagt- alle Tassen im Schrank haben, ist alles okay und das institutionelle Problem kommt gar nicht zum Tragen.

Auch ich gehe davon aus, dass die Mehrheit der Pfadfinder positive Erfahrungen haben, auch wenn die schrecklichen für "Einzelfälle" zu häufig vorkommen.

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Pfadis... kein Verein, kein Club - eine Lebenseinstellung und Philosophie!

Ich bin bereits sehr früh beigetreten. Heute bin ich über 40 Jahre alt, gehöre zum APV (Altpfaderverbund) und unterstütze die Jungen zusammen mit den anderen APVs bei der Beschaffung von Lagermaterial und finanziell, wenn Familien sich diverse Kosten diesbezüglich nicht leisten können. Zweimal im Jahr treffen wir uns für einen Wochenendausflug und hier und da werden wir von den Jungen mal eingeladen, die Lager zu besuchen, wo sie stolz zeigen, was sie aufgebaut haben.

Pfadi ist für mich seit jeher ein Mikrokosmos, in welchem ich fantastische Geschichten erleben durfte. Ich würde diese Erfahrung um keinen Preis auf der Welt missen wollen.

Das absolut engeste Umfeld meiner Vertrauten waren und sind bis heute aus der Pfadi und der Zusammenhalt in allen Lebenslagen ist bis heute extrem eng geblieben.

Einfach zu erkennen, dass ich darin eine Passion sehe ;-)

Finde ich absolut positiv.In der Schweiz fand letztes Jahr im Wallis das Bundeslager statt mit Tausenden von Teilnehmern. Alles hat super geklappt, auch der Auf- und Abbau des Lagers mit unzähligen Extrazügen und Buskursen

Das ist eine richtig Coole Sache, Natur kennenlernen.

Draußen übernachten, Kochen, einfach perfekt.

Ich bin selber auch in der Pfadi und finde - ganz ehrlich - dass Pfadi glücklich macht. Man hat oder findet viele neue gute Freunde, vielleicht mal ein Crush...

Man lernt vieles, was man im normalen Leben sonst nicht lernt. Zu dem gehört:

  • Sozialkompetenzen (man kann sich ohne Probleme in Gesselschaften einfügen, etc.)
  • Sanitäter, Zelter, Feuer, Knöpfe machen

Und noch vieeel mehr.

Man macht auch sehr viel Quatsch, hats lustig aber... hat respekt vor jedem wie man ist.

Ich schätze die Pfadi, wirklich!!!

Also an alle, die diese Frage gelesen haben, die sollen unbedingt auch mal in eine Pfadi gehen.

P.S.: Bleib dort, glaub mir!!!

Rückfrage: Warst du im BuLa 2033?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung