Warum verlangen Gurus soviel Geld?

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Damit bestreiten sie ihren Lebensunterhalt. Und ehrlich, wenn ich genug Leute fände, die mir dafür viel Geld bezahlen, sich meine weisen Worte anhören zu dürfen, würde ich es auch so machen. ;-)


LeylaAlJamila 
Beitragsersteller
 25.09.2011, 19:55

Irgendwie kommt mir die Summen, die sie verlangen, immernoch zu hoch vor :S Ich meine, Lebensunterhalt ist ja berechtigt.

Kristall08  25.09.2011, 19:56
@LeylaAlJamila

Keine Ahnung, was man da zahlen muss. Aber wenn es dann für ein paar Monate reicht....

Nun, ich habe auch schon darüber nachgedacht. Ich konnte die Sachen dann einfach aus finanziellen Gründen nicht mitmachen. Und damit hatte sich das Thema dann erledigt. Ein Avatar, die kein Geld nimmt, ist Mutter Meera. Spendenbasis. Hier geht es auch um die Frage, 1) welches Weltbild vom Wirtschaften wir haben, 2) welches Weltbild von dem, was wir uns wert sind und die Frage, 3) ob die Person das Geld wert sein muss, das sie bekommt.

1) Wirtschaften: Man kann mit dem gängigen Wirtschaftsmodell den eigenen spirituellen Betrieb führen, d.h. viel Werbung in Zeitschriften, viel Brimborium, viel Flyer etc. Das benötigt auch mehr Geld. Und dann stellt man auch etwas dar. Man baut ein Image auf, ein Bild von sich. Das heißt doch auch, man erhöht sich, man bauscht sich auf. Und ich vermute, dass dahinter die Angst steckt, dass man nicht genügend zu bieten hat, dass die Leute einfach so zu einen kommen. Ich kenne aber auch Leute, die sagen: Ich kann das, was ich kann. Ich brauche nicht so viel Werbung machen und vertraue darauf, dass die Leute das weitererzählen und zu mir kommen. Die sind dann wirklich gut in dem, was sie tun. Und wenn sie Geld dafür verlangen, verdienen sie auch jeden Cent dafür.

3) Damit komme ich zur dritten Frage: Ist die Person das Geld wert, das sie bekommt? Wie bemisst sich der Wert?

Kennt Ihr das Gleichnis von Jesus mit dem Weinbauern? Der für jeden Arbeiter das gleiche bezahlt hat, egal ob er morgens oder abends angefangen hat? Er sagte, dass jeder Arbeiter das gleiche benötigt, er muss essen etc. Der, der abends angefangen hat zu arbeiten, benötigt die gleichen Lebenshaltungskosten, wie der der schon morgens angefangen hat.

Wenn jetzt ein Satsang-Lehrer schlecht ist und niemand mehr hingeht, muss er doch trotzdem sein Haus und sein Auto finanzieren, um zu den Satsangs zu fahren. Nun, ich finde einige Satsangs echt etwas erhöht. Aber ich vermute mal, dass die nicht so viel arbeiten. Wenn man das hochrechnen würde, haben die vielleicht genauso viel wie andere auch, die im Büro sitzen. Akzeptiert man, dass andere gerne weniger arbeiten wollen, um zu leben? Man gibt damit ein Geschenk! Ich schenke ihm seinen Lebensunterhalt!

Wir leben in einer Zeit der scheinbaren "Geldkanppheit". Das Geld ist nicht knapp, sondern die Löhne. Die versteckten Zinsen drücken den Marktwert so herunter, dass wir gar nicht so in den Fülle-Gedanken reinkommen können, der z.B. von dem Ehepaar Hicks in "Law of Attraction: Geld" vorgeschlagen wird. Übrigens ein gutes Buch, um dem Punkt 2) näher zu kommen: Wie kann ich selbst so wertvoll werden, selbst so viel Geld anzuziehen, wie ich zum guten Leben benötige? Um dann die teuren Kurse ohne Reue besuchen zu können. Wenn es denn stimmig ist, diese zu besuchen...

Was ich sagen will: Auch Gurus unterliegen den gesellschaftlichen Weltbildern. Und das kapitalistische Weltbild ist echt ungesund! Ich kenne eine Märchenerzählerin. Und ich habe gehört, dass es in diesen Kreisen auch schick ist, viel Geld zu nehmen. Das ist dann aber irgendwann nicht mehr feierlich. Fülle oder Fülle? Wo ist der Unterschied? Wo fängt die Gier an? Wie klar sind sich die Personen in ihren eigenen Konditionierungen? (Ich habe hier vorausgesetzt, dass die Personen es gut mit uns meinen und wirklich aus einer "guten" Gesinnung heraus ihre Beträge festsetzen.) Gleichzeitig ist es natürlich so, dass andere Bereiche auch hohe Beträge festsetzen. Und wenn das Spiris auch so machen, dann heißt es gleich, dass sie gegen das göttliche Prinzip etc. handeln. Und spirituelle Leute gehen auch gerne mit ihrem Armutsbewusstsein hausieren. Wir haben die FREIE WAHL! Wir können wählen, viel oder wenig Geld zu verlangen/bezahlen. Und müssen die Entscheidung dann auch tragen. Das Göttliche Prinzip ist Fülle und dass wir "REICHE" Menschen sind. Aber wir befinden uns in einer Gesellschaft mit Grenzen. Wer so viel Geld nimmt, sollte dann bereit sein, Stipendien oder eine Staffelung einzuführen, z.B. für ALGII-Empfänger, obwohl die sowieso meist schon vorher raus sind.

Ich würde die entsprechenden Satsang-Lehrer einfach mal fragen! Sind sie bereit, ihre Bilanz zu zeigen? Sind sie bereit, zu sagen, warum sie so viel Geld nehmen? Schönen Gruß, Selaja


LeylaAlJamila 
Beitragsersteller
 29.09.2011, 22:29

Sehr gute Antwort, danke. Ja, die Frage wäre durchaus mal angebracht :)

Liebe LeylaAlJamila!

Die Grundlagen der Lehren vieler Gurus kommen meist aus "Lichten Höhen" und haben für die Entwicklung von uns Edenmenschen ihren Sinn. Leider werden diese Lehren oft verfälscht. Dass ein Guru von etwas leben muss ist klar. Nur, sollte er es dem Teilnehmer überlassen, nach seinem jeweiligen persönlichen Ermessen etwas zu spenden - damit die Waage auf beiden Seiten ausgeglichen ist.

Gurus, die hohe Summen verlangen, sind in meinen Augen unseriös.

Gruß Sabroja


LeylaAlJamila 
Beitragsersteller
 28.09.2011, 18:47

Friede sei mit dir liebe Sabroja,

ja, so ähnlich kann man es wohl bezeichnen. Die Menschen werden die ursprüngliche Botschaft immer wieder versuchen, zu verdrehen und für sich zu nutzen. Das ist ja auch alles freiwillig. Wer soll mich denn zwingen? Ich habe mich nur gefragt, wofür das Geld benutzt wird, weil man darüber aufgeklärt sein muss, wofür man eigentlich spendet. Spende ich für Luxus oder Lebensunterhalt? Das ist hier die Frage.

Ich gebe dir mal ein Beispiel ... aus der Zeitschrift "Sein" (kostenlos) ... eine Sitzung kostet bei den meisten so 200 €...

und das alles für ein paar Weisheiten... ich meine... HALLO?!

...

Wa Salam...

Leyla

Ich kannte noch Papaji (der Meister von Gangaji und Mooji) und bei Papaji und Gangaji und die Satsangs waren GRATRIS: Anfallende Kosten für Lebensunterhalt, Saalmiete ect. wurden durch Spenden und den Verkauf von Büchern, Cd`s, DVD, Bildern usw. abgedeckt. Auch bei Ramesh Balsekar wurde kein Geld verlangt. Gegen eine geringe Gebühr hätte ich ja auch noch nichts einzuwenden aber bis zu 1000 € oder sogar mehr für ein Wochenendretreat zu verlangen kann ich überhaupt nicht verstehen. Kommt vor das das ausgelöschte Ego des Meisters sich in Wirklichkeit nur gut versteckt hat. Wenn es wieder auftaucht kommen natürlich längst überwunden geglaubte Begehrlichkeiten wieder zum Vorschein. Im Großen und Ganzen ist Satsang aber eine gute Sache. War vor vielen Jahren (ca. 15) bei Gangaji in Boulder Colorado und es war toll. Bei den heutigen Satsanglehrern wie z.B. Mooji, den ich vom Papajisatsang in Lucknow kenne, bin ich nicht so begeistert. Ist halt nicht überall Satsaang drin wo Satsang draufsteht! ;) Tipp: "Eine Satsanglehrerin steigt aus" googeln. An Satsangs groß zu verdienen oder wie Andrew Cohen einen extremen Kult zu erschaffen ist mit der Philosophie des Advaita Vedanta nicht vereinbar. Wie es sein sollte haben Ramana Maharshi, Nisargadatta Maharaj, Papaji und Ramesh Balsekar vorgelebt. Leider sind sie nicht mehr verfügbar.

So Leute... ich bin jetzt also zu demselben Schluss gekommen wie vorher mit dem Unterschied, dass ich meine Annahmen zunehmend bestätigt sehe...

Also, aus welchen Gründen könnten Gurus so viel Geld verlangen?

  1. Lebensunterhalt: Sie werden nicht regelmäßig und vor allem nicht nach Stunden bezahlt. Das könnte eine Grund sein, um ab und zu höhere Geldsummen zu verlangen.

  2. Luxus: Sie sind keine echten Erleuchteten, sondern wollen nur ein Luxus-Leben führen.

  3. Bezahlen der Community: Andere Leute werden mit von den Summen bezahlt. Außerdem werden bestimmte Materialen damit finanziert.


quopiam  26.09.2011, 10:46

Ich kenne DEINEN Guru nicht, für viele Gurus gilt 1. und 3. - für sehr viele Gurus gilt aber auch ausschließlich Nr. 2. Prüfe sehr sorgfältig, ob der Guru das lebt, was er lehrt. Die Schüler-Guru-Beziehung ist in vielen Traditionen eine sehr besondere, die sehr viel Verantwortung erfordert und zwar seitens des Guru. Viele sogenannte Lehrer sind sich dessen zwar bewußt, ihnen geht es aber vor allem um die Hingabe des Schülers und die Leichtigkeit, mit der dieser in dieser Lage auszunützen ist. Ein verantwortungsvoller Lehrer wird selbst praktizieren bis ins Letzte hinein, was er seine Schüler lehrt. Das darfst und SOLLST Du prüfen. Dein Guru darf nicht beleidigt sein, wenn Du seine Lebensführung und sein Geldmanagement genau unter die Lupe nimmst. Das ist zwar ein Zeichen mangelnden Vertrauens (das wird auch der Guru sagen, besonders, wenn er unter Nr. 2 fällt), aber Vertrauen ist keine Einbahnstraße, es muß auch durch Wahrhaftigkeit verdient werden. ;-) Also prüfe, prüfe noch einmal und wenn Du Dir ganz sicher bist, daß alles in Ordnung ist, prüfe ein drittes Mal. Benutze Deinen Verstand, den Du nicht zum Spaß in Deinem Kopf mit Dir trägst. Ein guter Lehrer wird Dir dazu raten, ein Lehrer, der Dir davon abrät, verbirgt etwas vor Dir, das Du besser kennen solltest. Viel Glück, q.

LeylaAlJamila 
Beitragsersteller
 28.09.2011, 18:33
@quopiam

Dankeschön :) Ich verrate dir meine Gurus: Eckhart Tolle, Gangaji und Mooji :) Alles Gute und Salam :)

UrsulaA  28.09.2011, 19:34
@LeylaAlJamila

Mir fiel noch ein: C. G. Jung sagte mal, Gurus seien meist Projektionen des Volkes - was bedeutet, dass diese (unbewusst??) wahrnehmen, was die Menschen (das Volk) haben wollen - und das dann entwickeln und anbieten.

Soweit ich den Esoterikmarkt kenne, ist das heute ziemlich verbreitet. Aber irgend wann erwischt es dann den Guru auch - wie man z.B. an Bärbel Mohr sehen konnte. Das ist nicht urteilend gemeint - und soll nicht heißen, dass solches Verhalten mit ausbeuterischer Absicht geschieht - sondern eben deshalb, weil sich Guru und Anhänger in ihren Projektionen ergänzen.

Zum Beispiel: In einer Kultur wie der unseren gehört für viele (die meisten) dazu, dass der "Guru" reich sein muss; denn das gilt als Zeichen dafür, dass sein System erfolgreich ist.