Okay, ich versuch es auch mal.
Also, ich habe mich seit über 10 Jahren mit diesem Thema beschäftigt. Und zwar ist es so, dass wir sagen können, dass Gegensätze das Extrem von Dualitäten und Polaritäten sind. Und es gibt ganz verschiedene Dualitäten. Wenn ich sage: Tag und Nacht ist eine Dualität, ist das erst einmal wertfrei. Aber wehe, wenn jemand sagt, der Tag ist gut und die Nacht ist schlecht (wie es z.B. beim Gegensatz von Geist und Natur, von Mann und Frau etc. etc. schon sehr oft gemacht worden ist, auch in beiden Richtungen). Dann entsteht eine Bewertung und ein "gefühlter" Gegensatz entsteht, als Fachausdruck auch Dichotomie genannt. Die Dualität, die einfach nebeneinander besteht (als "IST"), driftet auseinander. Ich schlafe und gehe zu Bett, weil es Nacht ist (bzw. weil ich müde bin). Ich stehe auf, wenn Tag ist (ich nicht mehr müde bin). Das kann man in diesem Fall auch mit Rhythmen bezeichnen, weil es Biorhythmen sind, die in unserem Körper angelegt sind. Also auch Bedürfnisse.
Man kann z.B. sagen, dass die Dualität von Mann und Frau auch schon im Atom verankert ist, als das Eigen-Sinnige und das Gemein-Sinnige allen SEINS, was es so gibt, etwas, was das Atom im Eigensein verankert und sich selbst sein lässt (männlich) und etwas, was das Atom mit anderen verbinden lässt (weiblich). Das Atom ist mit dieser Dualität/Polarität eine Einheit, die beide Kräfte kennt. Diese beiden Kräfte zu zerstückeln, fördert die Tendenz, in Gegensätzen zu denken, anstatt sie als zwei Kräfte zu sehen, die EINEM "Ding" anhaften. (Schwer zu erklären: Gibt es ein "Ding" an sich? Nach meines Erachtens nicht, wenn wir es Geist nennen oder Materie, würde es uns doch auch irritieren und auf die falsche Fährte locken, ich will es gar nicht benennen, weil der Mensch dann doch auch ein DING wäre...) Also, diese zwei Kräfte durchzieht die gesamte Evolution, das gesamte Leben bis hin zur Unterscheidung von männlich und weiblich - und auch einem männlichen Vater-Gott und einem weiblichen Mutter-Gott, wodurch klar sein dürfte, dass es einen männlichen Vater-Gott ALLEIN so nicht geben kann und GOTT dahinter "androgyn" jenseits der Geschlechter sein muss.
Okay, aber es gibt noch ein Problem mit den Dualitäten: Das Thema Liebe und Hass, oder, wie andere es eher bezeichnen würden: Liebe und Angst. Denn das ist eine Dualität/Polarität (wie Ihr wollt), die sich nicht dadurch auflöst, dass man sie zusammentut und sie zu einem größeren Ganzen zusammenfügt. Das ist eins der größten Rätsel, finde ich. Und zwar die Frage nach dem Bösen. Diese Frage nach Gut und Böse lässt sich nämlich nicht dadurch lösen, indem ich Gut und Böse als Yin und Yang mische und zusammen die Lösung dabei herauskommt, nein, man muss sich für eins von beiden entscheiden: Will ich eine Welt voller Liebe oder voller Angst? Ich kann nicht Angst provozieren und dabei Liebe wollen, ich werde dadurch nie Liebe ernten.
Das Problem ist natürlich, wenn eine Dualität, die gleichberechtigt sein sollte, mit Gut und Böse bezeichnet wird: Wenn männliche Eigenschaften "GUT" sind (wie es heutzutage üblich ist) und weibliche Eigenschaften "SCHLECHT", dann wird es natürlich ganz kompliziert. Wenn ich das Schlechte von mir absondere, indem ich die männlichen Tugenden verabsolutiere (völlige Individualisierung, Negierung von Familie udn Gemeinschaft z.B.), dann fördere ich Gegensätze, während ich eigentlich doch nur etwas Gutes wollte.
Die Lösung aus dem DIlemma ist, die Dualitäten wieder zur Einheit zusammenzuführen und hier im Beispiel die männlichen udn weiblichen Eigenschaften gleichermaßen zu fördern, damit Gleichgewicht entsteht. Das GUTE ist dann nämlich, die Einheit der Gegensätze zu fördern. Und das Schlechte ist, ALLEIN eine Seite eines Gegensatzes zu stärken und die andere zu schwächen. Dann kippt es.
Das Wichtige ist, das Männliche oder Weibliche nicht zu bewerten. Diese Eigenschaft IST einfach und dann kann sie so stehen bleiben. ("Ich bin müde. Das IST jetzt so. Ich bewerte es nicht als gut oder schlecht." etc.)
Und jetzt könnt Ihr Euch ja mal die Gesellschaft anschauen. Dann werdet Ihr feststellen, dass alle Probleme daher rühren, weil irgendwelche Menschen irgendwelche Einseitigkeiten betonen.
Das war jetzt auch viel Text! Aber wirklich das knapp gehaltene Ergebnis einer Analyse von vielen, vielen Jahren!