Warum trifft der Begriff Machtergreifung Hitlers nicht zu?
5 Antworten
Der Begriff "Machtergreifung" trifft zu!
Zwar wurde Hitler durch Ernennung zum Reichskanzler die Macht am 30. Januar legal übertragen, aber "Ergreifung" bezieht sich nicht nur auf den einen Tag, sondern auf die Monate danach. Die Zeit wurde damals "Nationale Revolution" genannt. Mit Verordnungen, Gesetzen, Verboten, Terror, ersten Konzentrationslagern, Gleichschaltung usw. konnte Hitler seine Macht in relativ kurzer Zeit festigen. Das Ermächtigungsgesetz wurde zwar noch halbwegs gesetzmäßig beschlossen, aber es erfolgte schon unter dem Eindruck des Terrors. Die Machtergreifung war im Juli 1933 mit dem Gesetz gegen die Neubildung von Parteien weitgehend abgeschlossen.
Es ist sinnlos, die Machtergreifung als solche zu bestreiten. Den Nazis soll eine falsche Wortwahl unterstellt werden und daß sie damit einen falschen Eindruck erwecken wollten. Es war aber bereits eine weitgehend gewaltsame Entwicklung mit vielen ungesetzlichen Taten, die von den neuen Machthabern geduldet wurden. Im Grunde ist das Abstreiten der "Machtergreifung" eine Verharmlosung der Ereignisse, weil damit auf einen unwichtigen Nebenaspekt abgelenkt wird, nämlich auf den Begriff.
Die Nazis sprachen übrigens nicht immer von "Machtergreifung", manchmal nannten sie es schlicht "Machtübernahme".
Daß es mehr ein aktiver als passiver Vorgang war und daß ihnen die Macht nicht sozusagen auf demokratische Weise geschenkt wurde. Aus propagandistischen Gründen, wofür die Nazis ein feines Gespür hatten, klingt "Ergreifung" besser.
Was soll damit erreicht werden, wenn abgestritten wird, daß es sich um eine "Ergreifung" handelte? Wozu der Streit um einen Begriff, wenn man auf die tatsächlichen Vorgänge schauen müßte?
Hitler und die Nazis haben nicht einfach die Macht ergriffen, als der Platz gerade frei war.
Die Nazis haben sich recht demokratisch wählen lassen und im Januar 1933 wurde Adolf Hitler nach allen Regeln und Gesetzeskonform vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichskanzler ernannt.
Was danach folgte, aber nicht mehr unter diesen speziellen Begriff der Machtergreifung fällt, war die Abschaffung von Demokratie und Freiheit.
Hitler kam also auf die selbe Weise an die Macht, wie seine Vorgänger auch: durch demokratische Wahlen und wurde vom Volk in dieses Amt gebracht.
Weil Hitler und die NSDAP "nur" die damaligen Möglichkeiten innerhalb des demokratischen Systems der Weimarer Republik genutzt haben um an die Macht zu kommen. Der Begriff Machtergreifung legt nahe es wäre gewaltsam oder mit einem Putsch dazu gekommen, doch das war nicht der Fall.
Diese Antwort berücksichtigt nicht, auf welche Weise Hitler tatsächlich an die Macht kam.
Inwiefern? Der springende Punkt ist, dass keine gewaltsame Übernahme durch die Nazis hat und man daher nicht von einer Machtergreifung sprechen kann. Eine Machtergreifung erfolgt i.d.R. außerhalb des politischen Systems eines Landes und mit Gewalt, das hat nicht stattgefunden.
Es war das deutsche Volk welches die NSDAP und deren demokratiefeindliche und demokratieunterwandernde Politik unterstütze und tolerierte.
Es war in der Tat eine Machtübertragung, und genau DAS ist der springende Punkt. Dieser Punkt fehlte aber in deiner Antwort, deshalb meine Anmerkung.
Und an anderer Stelle hattest du - völlig falsch - von einer Wahl Hitlers zum Reichskanzler geschrieben. Hitler wurde aber vom Reichspräsidenten ernannt.
Er verharmlost die Mittäterschaft anderer Gruppen der Gesellschaft, weil er suggeriert die Nazis wären mit Gewalt (Ergreifung) an die Macht gekommen.
Es ist durchaus sinnvoll den Begriff zu reflektieren. Die Legende von dem unglaublich geschickten Nazis, gegen die sich ja niemand wehren konnte, ist ein Gründungsmythos der Bundesrepublik geworden.
....das Gegenteil ist der Fall !
Was für einen Eindruck wollten die Nationalsozialisten mit dem Begriff denn erwecken?