Warum tankt ihr ungern E10?
Ist schon einige Jahre her, aber ein Bekannter hatte wirklich mal Probleme mit seinem Auto, nachdem er E10 tankte.
Er musste seinen Kraftstofffilter wechseln.
Ob das im Zusammenhang steht, wissen wir nicht ganz genau, aber es kam halt nach einigen Tankvorgängen, dass sein Auto ruckelte und Aussetzer hatte.
Selbst traue ich mich nicht E10 tanken, weil ich viel Negatives hörte und weiter keinen Einblick habe, also aus Unwissenheit.
Wie seht ihr das mit dem E10 tanken?
Welche Erfahrungen machtet ihr?
https://www.n-tv.de/wirtschaft/ADAC-draengt-Autofahrer-Super-E10-zu-tanken-article25792853.html
14 Antworten
Fahre zwar mittlerweile Diesel, habe aber solange ich Benziner fuhr niemals E10 getankt. Ich persönlich traue dem Sprit nicht über den Weg, die Freigabe gibt keine tausendprozentige Sicherheit. Die Ersparnis an der Zapfsäule ist finanziell extrem gering bzw. der höhere Verbrauch durch E10 kompensiert das und ein gewisses technisches Restrisiko bleibt immer, das Klima und die Welt rettet man damit sowieso nicht.
Ob das im Zusammenhang steht, wissen wir nicht ganz genau, aber es kam halt nach einigen Tankvorgängen, dass sein Auto ruckelte und Aussetzer hatte.
Ganz von der Hand zu weisen ist es nicht. Mir sind auch einige Autos bekannt gewesen, die einige Zeit lang von ihren damaligen Besitzern mit E10 betankt wurden und nach einigem Fahren damit merkwürdige Motorschäden sowie Schäden an den Spritleitungen hatten, wo sich der (kompetente) Meister nicht sicher war, ob das wegen des E10-Betriebs auftrat. Es waren absolut untypische Schäden und im Kundengespräch kam immer heraus, dass länger E10 getankt worden war. Die Autos waren keine zehn Jahre alt, scheckheftgewartet beim Vertragshändler der jeweiligen Marke und sehr gepflegt. Ich war damals auch der Meinung, dass das nach E10 riecht und nicht normal ist, zudem haben alle Autos, die solche Schäden aufwiesen, länger E10 verabreicht bekommen.
Mein Auto war für E10 freigegeben, und ich hab das auch getankt.
Der Kraftstofffilter war bei meinem Traktor letztens auch zu.
Allerdings glaube ich nicht, anders als du, daß das im Zusammemhang mit E10 steht.
Über E10 sind haufenweise Falschmeldungen verbreitet worden, die sich an den Stammtischen bis heute festgesetzt haben.
Es fängt schon mit dem Irrglauben an, dass reines fossiles Benzin irgendwie besser wäre für den Motor. Warum nutzen wir vorrangig fossiles Benzin? Weil es besser verbrennt? Weil es motorschonender ist? Nein.
Weil es mit Abstand der billigste und in großen Mengen verfügbare Kraftstoff ist. Aus keinem anderen Grund.
Zu praktisch jedem Zeitpunkt in der Geschichte musste dem fossilen Benzin diverse Zusatzstoffe beigesetzt werden, damit die Motoren damit überhaupt liefen. Ethanol war und ist hier einer der bedeutendsten Zusätze.
Was macht es im Motor? Zunächst mal hat es einen Oktanwert in Reinform von etwa 130. Eine Steigerung des Bioethanolanteils in 95 Oktan Kraftstoff von 5 auf 10% erhöht die Oktanzahl auf knapp 97.
Weiterhin: Mit geringen Ethanolbeimischungen steigert sich der Dampfdruck des Benzins und damit verbessert sich die Verdampfung des Kraftstoffes, es bildet leichter ein Gemisch und verbrennt vollständiger und sauberer. Das Maximum dieser Kurve liegt zwischen 5 und 10% Ethanolgehalt, dabei ist der Dampfdruck etwa 10 % höher als bei reinem fossilen Benzin. Erst bei 40% Ethanolbeimischung ist der Dampfdruck wieder so weit abgefallen, dass er reinem Benzin entsprechen würde
Ethanol verbessert auch die Lagerfähigkeit des Kraftstoffes. Nicht nur wirkt Ethanol selbst hemmend auf das Wachstum von Bakterien und Pilzen (das muss es auch, sonst wären Weine mit 10-15% Ethanolgehalt auch kaum 10 Jahre und länger problemlos lagerfähig und trinkbar), es bindet auch Wasser im Kraftstoff, das sich sonst separieren und am Boden absetzen würde, was das Wachstum von Pilzen und Bakterien massiv begünstigt bzw. überhaupt erst ermöglicht (umgangssprachlich "Dieselpest", weil Diesel im Gegensatz zu mit Ethanol versetztem Kraftstoff eben kein Wasser bindet und weitaus anfälliger dafür ist).
Nicht zuletzt wirkt Ethanol in geringen Beimischungen auch generell konservierender auf Metalle wie auch Kunststoffe. Die Oldtimer-Markt hatte dazu mal vor einigen Jahren folgenden Test durchgeführt: https://www.oldtimer-markt.de/www/otm/files/2016/12/teil_2_e10_test_oldtimer_markt_5_2012.pdf
Überraschung: Mit E10 hielten Gummiteile und Vergaser am Besten.
Was gibt es noch? Der Energiegehalt. Ethanol hat in der Tat einen geringeren Energiegehalt als fossiles Benzin, und E10 hat gegenüber E5 dadurch ind er Tat einen knapp 2% geringen Energiegehalt pro Liter. In der Praxis aber führt das durch das bessere Brennverhalten von E10 gegenüber E5 zu Mehrverbräuchen von höchstens 1,5% (noch höhere Verbräuche hat niemand seriös nachgewiesen), die große Masse hat Mehrverbräuche bis maximal 1%, einige vor allem modernere Fahrzeuge erreichen mit E10 sogar geringere Verbräuche bis 1%.
Angesichts dessen, dass E10 gegenüber E5 etwa 3,5% günstiger ist, lohnt sich das finanziell auch immer.
Und last but not least: Wie ist das mit nicht freigegebenen Fahrzeugen? Das betrifft vorrangig Fahrzeuge, die entweder über 30 Jahre alt sind (hier können in der Tat Dichtungen und Kraftstoffleitungen zum Einsatz gekommen sein, die nicht Ethanolfest sind, bei in den USA verkauften Motoren und Fahrzeugen sind 10% Ethanol aber seit 1979 schon unkritisch, in Deutschland waren 10% Ethanolbeimischungen bis 1963 noch regulär bei Aral erhältlich, erst danach wird es kritisch).
Ansonsten betrifft es vor allem die erste Generation von Direkteinspritzern bis etwa Bj. 2006. Hier gelangte der Kraftstoff in der Hochdruckpumpe in Kontankt mit Motoröl und konnte hier Säuren bilden, die die damals unbeschichteten Kraftstoffleitungen und Injektoren angegriffen hat. Direkteinspritzer der zweiten Generation haben extra dafür innen beschichtete Leitungen und eine bessere Abdichtung der HDP, womit das auch kein Problem ist.
Ab 2017 ist es zudem Vorschrift, dass die Verbrauchs-, Emissions- und Leistungsangaben von Neuwägen mit E10 statt E5 gefahren werden müssen.
Was bleibt also zusammenfassend zu sagen: Solange das Auto für E10 freigegeben ist, gibt es keinen Grund, kein E10 zu tanken. E10 ist faktisch gegenüber E5 der höherwertigere Kraftstoff.
Wow, sehr sehr interessant. Vielen Dank für deine sehr hilfreiche Antwort!
Früher gab's wirklich Probleme mit E10, weil die Autos nicht drauf ausgerichtet waren.
Es kann bei alten Modellen tatsächlich zu Problemen kommen, weshalb man sich immer vorher informieren sollte. Aber das betrifft mittlerweile kaum mehr jemand.
Die heutigen Autos sind alle auf beide Kraftstoffarten ausgelegt und es macht keinen Unterschied mehr ob man E10 oder E5 tankt.
Mein Auto ist fast 20 Jahre alt und auch der verträgt beides Super.
Tanke ich nicht, PUNKT! 😜😁😎
Ich tanke Super E5, warum sollte ich das Risiko eingehen, dass ich meinen Motor mit E10 schädige.
Sofern der Hersteller dieses Autos/diesen Motor für E10 freigegeben hat, mag das angehen.
Es gibt aber auch genug Modelle ohne E10 Freigabe!
"Was passiert, wenn mein Fahrzeug E10 nicht verträgt und ich fälschlicherweise doch E10 getankt habe? Das enthaltene Ethanol kann, insbesondere bei langfristiger Verwendung, Teile aus Aluminium oder Kunststoff angreifen und somit zu Schäden führen."
Warum will die Politik E10 so dringend durchsetzen? Allein wegen Klima?
In dem Artikel behaupten sie, dass dies ein Irrglaube sei, dass man durch E10 Schäden haben könnte ....