Warum sind viele gegen Impfen (Gesundheit)?

10 Antworten

Naja, das ist ein Thema zu dem man gesellschaftlich regelrecht gezwungen wird, sich eine Meinung zu bilden. Bei tatsächlich fragwürdigen Arzneimitteln, die ein Großteil der Bevölkerung zu sich nehmen (z.B. Metamizol; in vielen Staaten nicht mehr zugelassen), gibt es solche Debatten nicht.

Und die Informationen der Impfgegner sind für Leute, die in der Materie nicht drin stecken, leichter verständlich oder haben auf emotional-irrationaler Ebene einen leichteren Zugang. Und das, von dem man glaubt, es verstanden zu haben, ist man eher bereit zu glauben und zu vertreten.

Dass mehrere Studien gezeigt haben, dass Autismus mit Impfungen nicht in Zusammenhang steht, ist für Impfgegner auch kein akzeptables Gegenargument. Schließlich war das Autismusargument lange die wichtigste Stütze für Impfgegner...

Was Aluminium angeht: ich denke, die wenigsten die damit aufwarten, kennen die Funktion und die Hintergründe im Rahmen der Impfstoffherstellung. Oder wissen, dass es auch zahlreiche Impfstoffe ohne Adsorbate wie Aluminium gibt.

Formaldehyd, was bei manchen Impfstoffen in Spuren vorkommen kann, ist nicht gesund, aber der Körper hat nicht grundlos Mechanismen, um geringe Formaldehydmengen zu entgiften: Formaldehyd entsteht im Stoffwechsel vollkommen physiologisch und wird dann zu Ameisensäure abgebaut und ausgeschieden (solange wir nicht von einer Methanolvergiftung ausgehen, alles harmlos). Eine geringfügige Belastung durch Impfstoffe ist also tolerabel.

Vielleicht sind wir hier einfach inzwischen zu distanziert von solchen Problemen - für's erste; die aktuelle Lage auf Samoa (geringe Impfrate): "Masernepidemie: 22 Tote und 1.800 Infizierte auf Samoa". [1]

Es gibt da ein paar Gründe...

  1. Sie verstehen nicht, wie Chemie funktioniert. Sie denken, das ein gefährliches Metall in einer Verbindung die ganze Verbindung hochtoxisch macht. Was Blödsinn ist, sie haben haufenweise toxische Metalle in sich, die sie pur nie anfassen sollten. Natrium zum Beispiel... Aber als Natriumchlorid und als Ion ist es lebenswichtig. Haben sie nicht verstanden, und denken, Quecksilberverbindungen, die früher in manchen Impfstoffen waren, machen die Impfung gefährlich.
  2. Sie haben eine Art Hass gegen die Pharmaindustrie und Mediziner, so wie diese Einstellung, dass sie alles besser können für ihr Kind.
  3. Eine gefälschte Statistik, laut der das Risiko von Autismus bei geimpften Kindern höher ist. Mittlerweile hat jeder, der daran mitgearbeitet hat, gesagt, dass es Blödsinn ist, und forscht jetzt in die genau andere Richtung.
  4. Angst vor Nadeln
  5. Fehleinschätzung des Risikos. Sie kennen keine Leute mehr, die an Polio sterben, oder künstlich beatmet werden müssen. Sie kennen keine Familien, deren Kinder an Masern sterben. Sie hatten selbst noch die ungefährlicheren Kandidaten, insbesondere Windpocken, und unterschätzen deshalb die anderen.
  6. Religiöse Gründe. Wortwörtlich übersetztes Zitat aus dem Englischen: "Wenn mein Kind an Masern oder Tetanus stirbt, dann wollte Gott mein Kind bei sich haben. Ich habe kein Recht, da etwas dagegen zu sagen".
  7. Ignoranz der positiven Folgen für andere. Sie denken nicht an Krebspatienten oder Leute mit Autoimmunkrankheiten, deren Leben davon abhängt, dass andere sich impfen lassen, sodass eine Herdenimmunität besteht.
Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Bin MTL - arbeite also in einem Krankenhauslabor

"...Also ich verstehe Leute nicht" (Ihr Zitat)

Ich verstehe die ebenfalls nicht. Aber ich würde ihnen wünschen - wie ich - eine Betroffene zu kennen, die als Kind schwer an Kinderlähmung erkrankte (weil es diese Impfung damals noch nicht gab), und sie beinahe daran gestorben wäre.

Seit der Erkrankung ist die inzwischen über 70jährige Dame behindert, was den Umfeld unschwer sichtbar auffällt.

Würde ein mancher Impfgegner auch solch ein Beispiel im nahen Bekanntenkreis kennen, würde vielleicht zeitweilig eine andere Meinung vertreten werden.

so einfach ist es nicht, es gibt leider Impfgeschädigte, die Skepsis ist berechtigt, dass Impfungen sicher sind ist ein Märchen.

Spezialmann  01.12.2019, 20:28

Niemand zweifelt daran, dass es Impfschäden gibt. Das Risiko für einen Impfschaden liegt allerdings bei ca. 1:1.000.000, das für tödliche Folgen z.B. einer Masernerkrankung bei 1-3 von 1.000, das für schwere nicht tödliche Folgen noch höher. 100%ige Sicherheit gibt es bei Medikamenten nie, aber Impfungen haben ein so gutes Risiko-Nutzen-Verhältnis wie kaum ein anderes Medikament.

3
eppursimuove  01.12.2019, 20:35
@Spezialmann

es bleibt dir nur zu wünschen, dass du nicht von der Fehlerquote betroffen sein wirst.

1
Spezialmann  02.12.2019, 18:40
@eppursimuove

Danke für die guten Wünsche, hätte ich nicht von dir erwartet! Ich bin aber, was das angeht, sehr sehr entspannt.

0
MarkusPK  01.12.2019, 20:33

Impfgegner bist du auch noch? Hätte ich mir denken können.

6

1998 hat Andrew Wakefield eine Studie veroeffentlicht, die besagt dass die MMR Impfung zu erhoehter Wahrscheinlichkeit von Autismus fuehrt. Diese wurde sofort von Wissenschaftlern abgelehnt und er hat sie kurz darauf zurueckgezogen, aber die Anschuldigung blieb und wird bis heute von Impfgegnern benutzt.

Aber diese Studie kam nicht einfach so auf, sondern es gibt allgemein seit etwa dem 1960ern einen Skeptismus gegen Chemie, Pharma, Aerzte und Authoritaeten an sich - manchmal gerechtfertigt und manchmal nicht.

Und da die meisten von uns keine Wissenschaftler sind, muessen wir vertrauen und glauben, und tun dies oft mehr emotionell als rational.