warum schicken manche eltern ihre kinder schwer krank in den kiga/die schule?

EmmaLyne  29.10.2023, 11:46

Hast du Kinder oder stellst du als Kinderloser die Frage? (Es fällt die Antwort anders aus, weil bestimmte Rahmenbedingungen schon bei bestehender Elternschaft bekannt sind)

tymntw2 
Fragesteller
 18.11.2023, 09:41

ich stelle die frage einfach so

11 Antworten

Das frage ich mich auch immer....

Ich arbeite in einer Kita. Wir haben Kinder die werden mit Krätze gebracht, mit Eitrigem Schnupfen, mit Masern, Röteln, Mumps. Fieber ist eine der Krankheiten die sehr oft kommt, aber die Eltern lassen das Kind nicht daheim.

Das Kind wird morgens mit Fiebersaft vollgepumpt. Theoretisch sieht man den Kindern aber an, das sie Fieber haben, bzw das es gesenkt wurde. Die Kinder haben glasige Augen und sind eher ruhig. Einige Eltern kommen dann auf die Idee, damit die Kids ein bissl munterer sind, das sie ihren vor der Kita Red Bull und Co zu trinken geben.

Was du dann hast ist ein Kind, das am Vormittag aufgepusht durch die Gruppe wieselt und wenn der Fiebersaft gegen Mittag nach lässt kommt das Fieber in vollem Umfang zurück. Da hast du dann ein Häuflein elend sitzen mit knapp 40 Fieber.

Es ist echt traurig was da los ist. Und vor allen Dingen tun die Eltern nicht nur ihren Kindern nichts gutes, sondern es ist ihnen auch egal ob sich andere Kinder oder die Erzieher anstecken.

Komischerweise regen die sich dann auch auf, wenn der Erzieher dann ausfällt. Hatten wir erst vor ein paar Wochen. Da musste dann die Gruppe für ne gute Woche geschlossen werden und dann hatten alle Eltern das Nachsehen. Und warum? Weil eine Mutter meinte ihr Kind mit Novo Virus in die Gruppe schicken zu müssen. Die Erzieher haben sich angesteckt. Wegen einem Kind muss die gesamte Gruppe drunter leiden.

Da kann man aber nichts machen. So ist das nun mal. Die Eltern müssen arbeiten. Die Eltern setzen sich lieber dem Druck der Erzieher/Einrichtung aus, anstelle dem des Arbeitgebers. Da gehts rein ums Geld. Und derjenige der die Familie finanziert, also der Chef der Eltern sitzt da am längeren Hebel. Und egal was ist, die Erzieher bzw die Einrichtung hat immer Schuld. Denn die Kinder werden ja nie zuhause krank, das wird alles und immer von der Kita mit nach Hause geschleppt.

Immer.... das ist ein ungeschriebenes Gesetz....

Vermutlich weil die Definition von 'schwer krank', die du hier ansetzt mit der regulären Definition nicht unbedingt zusammenpasst

Es kann durchaus sein, dass das Kind morgens etwas kränkelt und sich der Zustand über den Tag hinweg verschlechtert, sodass das Kind nach Hause muss.

Und ich sehe es irgendwo auch ein, dass man für einen rauen Hals und eine Schniefnase nicht über Wochen im Jahr bei der Arbeit fehlen oder das Kind in der Schule entschuldigen sollte.

GillyDi  29.10.2023, 21:23

Wobei es zumindest in unserer Grundschule auch immer wieder Fälle von „schwer krank“ gibt. Hatte schon morgens in der 1.Std Kinder mit knallroten Augen (Bindehautentzündung) oder stark fiebernd vor mir sitzen. Auch toll, wenn im Morgenkreis dann erzählt wird, dass man die ganze Nacht über gebrochen hat oder die Mama nen positiven Corona-Test hat (als deswegen noch die Angehörigen eig auch zuhause bleiben sollten). Um nur ein paar Vorfälle zu nennen. Allein in diesem laufenden Schuljahr (Wir hatten in Hessen erst 9 Wochen) hab ich schon 4x Kinder noch innerhalb der ersten Stunde wieder abholen lassen müssen, weil sie deutlich krank waren (nein, nicht nur Schniefnase)

Ich verstehe, dass das mit der Arbeit ein Problem ist, aber alle anderen anzustecken kann hier nicht die Lösung sein.

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Weil jene Eltern nicht einen Schritt weiter denken. Sie wollen ihre Kinder trotz Krankheit abschieben weil sie arbeiten müssen oder sich nicht mit einem kranken Kind herumplagen wollen. Dass sie am Ende so oder so mit einem kranken Kind zuhause enden ist ihnen erst im Nachhinein klar. Dabei muss es sich ja noch nichtmal um eine „schwere Krankheit“ handeln.

Höre ich von hauptberuflichen Betreuungspersonen auch immer wieder

Hauptsache die kranken Kinder wegorganisiert, dass sich die Krankheiten weiter verbreiten (auf andere Kinder und Betreuer ist scheinbar völlig egal)

Hauptsache man hat den eigenen Egoismus durchgesetzt

Definiere mal „schwer krank“, anhand von Beispielen. Dein „schwer krank“ ist nicht unbedingt das, was andere auch als „schwer krank“ definieren. „Schwer krank“ heißt für mich alles, was ständiger ärztlicher Versorgung bedarf (also nicht einmal Rezept z.B. für Hustensaft holen).

Da du auf meine Nachfrage nicht geantwortet hast, gehe ich von kinderlos aus. Also jemand, der keine Vorstellung von einem Leben mit Kind(ern) hat.

Schule und Kiga sind Betreuungen, d.h. als Eltern hockt man nicht wie Peggy Bundy mit Pralinen am Sofa und schaut fern. Üblicherweise geht man arbeiten. Da hat man insgesamt 60 Arbeitstage das Recht (jedes Elternteil 30, Alleinerziehende 60 Tage), für ein krankes Kind zur Betreuung daheim zu. Hat man mehrere Kinder, dann nicht mehr als 65 bzw. 130 Tage insgesamt pro Jahr. Da ist es klar, dass man sich die Tage für Jahreszeiten, in den man üblicherweise krank ist - Herbst und Winter, aufspart, also z.B. ein Husten, der 4 Wochen zum Abklingen braucht, kann man so nicht die Tage verballern. Dazu kommt, dass kein Arzt so lange Atteste schreibt, für die Schule und das Kinderkrankengeld (90% vom Lohn) beispielsweise. Die braucht man aber dafür.

Kranke Kinder darf man sich zudem nicht wie kranke Erwachsene vorstellen. Gerade sowas ansteckendes wie Bindehautentzündung: Du hast vom Verhalten ein gesundes Kind daheim, das bespaßt werden möchte. Doch auch andere Sachen, wie Erbrechen, Durchfall und Fieber, schlagen sich nicht so im Verhalten wie bei Erwachsenen nieder; ich würde bei manchen Sachen flach liegen und den ganzen Tag nur schlafen oder zumindest liegen, meine Kinder toben durch die Wohnung. Selbst wenn man Homeoffice machen könnte (was nicht bei jedem geht), an arbeiten ist da nicht zu denken - man arbeitet auch nicht unbedingt aus Spaß, sondern das Geld für die Arbeit braucht man, um Rechnungen zu bezahlen, Kinder schlagen da ziemlich zu Buche (derzeit 850-900 € pro Kind pro Monat, siehe https://www.antenne.de/experten-tipps/familie-und-kinder/was-kostet-ein-kind-bis-zum-18-lebensjahr#). „Dann bleibst daheim und kümmerst dich“ ist ein Relikt aus den 50ern bis 70ern letztes Jahrhundert, als tatsächlich der Mann für eine Familie genug verdient hat, was derzeit (für BW: in 70% der Familien arbeiten beide Eltern, siehe https://www.statistik-bw.de/Presse/Pressemitteilungen/2022298) eher die Ausnahme als normal ist. Soviel Verständnis von Verträgen sollte man auch haben, dass man die (hier: Arbeitsverträge) nicht zeitweise still legen kann, wenn Kinder krank werden. Folge ist, dass man es als Mutter von kleinen Kindern sehr schwer hat, einen Job zu finden, wenn man oft/länger wegen „Kind krank“ ausfällt, kann sich auch ein Kinderloser vorstellen, wessen befristeter Vertrag verlängert wird, gerade wenn man nach der Elternzeit sich einen neuen Job gesucht hat…

Deswegen bringen Eltern auch nicht vollkommen gesunde Kinder in die Einrichtungen, „schwer kranke“ halte ich für eine maßlose Übertreibung

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Mutter dreier Kinder