Warum residierte ein Ritter nicht in einem vornehmen Landhaus (im Mittelalter )?

5 Antworten

Warum residierte ein Ritter nicht in einem vornehmen Landhaus (im Mittelalter )?

Ein Ritter war ursprünglich nur ein Krieger, ein Militär, der nicht zum Kreis der Herrschenden gehörte, daher auch nicht "residierte". Allenfalls wohnte er, entweder im Gefolge eines adeligen Burgherren oder, wenn er mehr Glück hatte, mit seiner Familie in einem Burglehen oder einem Lehen auf dem Lande. In diesen Fällen hatte er auf einer Burg seines Herren ein Haus, das er mit seiner Familie bewohnte, oder ein Haus nicht selten mitten in einer dörflichen Ansiedlung. Die ländlichen Häuser waren gelegentlich, bei größeren Lehen, aus Stein gebaut - in der Überlieferung hießen sie daher zutreffend "festes Haus" - und unterschieden sich daher von den bäuerlichen Häusern. Nicht selten waren aber auch ritterliche Behausungen nur eine Mischung aus Stein und Fachwerk. Unser Bild, dass Ritter grundsätzlich auf Burgen gelebt haben, ist eine Vorstellung aus der Zeit der Romantik und entsprach nur selten der Wirklichkeit. Für Vornehmheit hatten Ritter i.d.R. kein Geld, und was die Bauern ihres Lehens erwirtschafteten, reichte im besten Falle für die notwendige ritterliche Ausrüstung - wenn überhaupt. Daher sind auch viele Ritter bzw. ihre Nachkommen im Laufe des Mittelalters wieder in den Bauernstand abgesunken.

Nur wenige Ritter haben es geschafft, durch die Akkumulation verschiedener Lehen und/oder durch Dienstleistungen im Militärwesen oder in der Verwaltung eines größeren Fürstentums den Aufstieg in die Reichsritterschaft zu schaffen und sich eine gewisse Selbständigkeit zu bewahren, vielleicht auch eine Burg zu bauen oder sogar schlossartig auszubauen. Die überwiegende Zahl von Rittern, denen es gelang, sich im Stand des Niederadels zu behaupten, wurden in den Fürstentümern Teil der Landstände.

Bleibt gesund und vernünftig!

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Aglarion90  28.03.2021, 16:31

Wer sagt denn, dass sie das nicht taten. Die wenigsten Ritter dürften eine eigene "Ritterburg" gehabt haben. Das klassische Rittergut ist wenig mehr als ein großer Bauernhof, vieleicht ein kleines Dorf^^

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ArnoldBentheim  28.03.2021, 16:38
@Aglarion90
Wer sagt denn, dass sie das nicht taten.

Was taten sie?

Die wenigsten Ritter dürften eine eigene "Ritterburg" gehabt haben.

Eben. Daher gab es auch nichts zu "residieren".

Das klassische Rittergut ist wenig mehr als ein großer Bauernhof, vieleicht ein kleines Dorf

Vorsicht mit dem Begriff "Rittergut". Er bezieht sich insbesondere auf die spätere frühneuzeitliche, sich bis ins 20. Jh. erstreckende Entwicklung vorallem auch in ostdeutschen Gebieten i.w.S. Für das Mittelalter würde ich diesen Begriff nicht verwenden.

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das vornehme Landhaus war nicht zu verteidigen.

Ritter gehörten sozusagen dem Kriegsadel an und hatten oft Streit mit ihren Kollegen. Wem gehörte welches Dorf, wer durfte Zoll erheben, wer folgte welchem König,etc..
Und da es damals noch kein Gewaltmonopol des Staates gab, bauten sie sich Burgen zum Schutz für sich und ihre Untergebenen. Nicht selten flohen ja auch die Bauern bei Überfällen in die Burg ihres Landherren.

Die wären viel zu schnell von zahlreichen Gegnern verbrannt worden, wenn es denn übergaupt irgendwo Villen gegeben hätte.

Wo Ritter zu Hause waren, gab es immer Unfrieden.

Weil der Nachbarritter das vornehme Landhaus so wunderbar überfallen konnte.

Ab der Renaissance und der Erfindung von Kanonen waren aber Burgen auch nicht mehr sicher,

Ein vornehmes Landhaus gab es in Zeiten, als man sich verschanzen musste, noch nicht.