Warum reitet ihr mit Gebiss?

9 Antworten

ich reite mit gebiss, weil ich in der lage bin, eine weiche, gleichmässige, elastische verbindung zum pferdemaul aufrecht zu erhalten.

im idealfall kann man den zügel beim reiten mit gebiss mit dem signalfaden in einem spinnennetz vergleichen. und zwar in beide richtungen - sowohl vom pferdemaul zur hand als auch von der hand zum pferdemaul. schon ein dünner reithandschuh stört diese sensorik.

ich habe diesen signalfadeneffekt schon ein paarmal erreichen können. das ist ähnlich, wie wenn man das erste mal erreicht, dass das pferd sich unter dem reiter trägt und den rücken aufwölbt. das macht süchtig. man will es immer wieder.

diese feinheit der verbindung lässt sich meiner meinung nach gebisslos nicht erreichen.

in der regel arbeiten gebisslose zäumungen mit druck, gebisse mit kontakt. deswegen sind viele gebisslose zäumungen auch schärfer, als ein scharfes gebiss. ich will mit nichts reiten, das ich nicht fein dosieren kann.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!
lmnop456 
Fragesteller
 06.03.2024, 22:32

Danke!

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Wichtigster Punkt:

Meine Stute läuft, aber nimmt es nicht so an. Also mehr als Vorwärts Abwärts iat nicht drin. Sie lenhnt sich ab und zu mal kurz an, aber scheint sich einfach nicht so wohl zu fühlen.

Mit Gebiss kommt der Rücken hoch, sie schnaubt gut ab, sucht die Anlehnung...

Bin froh das sie mit Gebiss gut läuft, das ermöglicht uns Turniere. Wäre es anders, wäre es aber auch okay.

Woher ich das weiß:Hobby – Interesse an jeglichen Fakten und Studien, stetiges lernen.
lmnop456 
Fragesteller
 06.03.2024, 22:31

Danke dir :)

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Weil jede Zäumung ihre Wirkungsweise hat und man danach aussuchen sollte, wie man selbst reitet und was man beim Pferd erreichen möchte. Es gibt für jeden Ausbildungsstand und für jedes Ausbildungsziel das Richtige.

Und vielfach sind gebisslose Zäumungen viel "schärfer" für's Pferd, können viel unangenehmer sein - beim selben Reiterfehler/Missverständnis/spontaner Reaktion des Pferdes auf Umweltbedingungen. Bei vielen gebisslosen Zäumungen muss man deutlich schneller und präziser reagieren als bei einer Wassertrense, um nicht deutlich fieser einzuwirken.

Insbesondere die Einwirkung auf die Lade, wenn die führende Hand oberhalb der Pferdeschulter agiert, möchte man auch, weil sie dem Pferd bei vielem helfen kann, z. B. Abkauen zum Lösen, z. B. Verwerfen minimieren, ...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981
lmnop456 
Fragesteller
 06.03.2024, 22:30

Hilfreich, danke. Ich gebe dir Recht

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Gegenfrage: wie kommst du darauf, dass Gebisslos in den falschen Händen keine Schmerzen verursacht...? Gebisslos ist genauso wenig per se ein pferdefreundlicher Selbstläufer wie ein Gebiss ein Folterinstrument. Es kommt immer auf das jeweilige Pferd an, auf die Anwendung, auf das Ziel und wie damit umgegangen wird. In den falschen Händen kann man mit jeder Zäumung Schaden anrichten.

Egal mit welcher Reitweise, gebisslos oder nicht, für mich ist es oberstes Gebot, Pferde so gesunderhaltend zu reiten wie möglich und dabei so fein zu reiten wie möglich. Für mich hat ein Gebiss viele Vorteile, ich spüre darüber sehr deutlich, sehr genau und präzise, was beim Pferd ankommt und vor allem auch, was vom Pferd zurück kommt. Ziel ist ja, dass das Pferd mehr Schub in der Hinterhand entwickelt, den Rücken aufwölbt und somit sich und den Reiter tragen kann, ohne sich selbst damit zu belasten.

Ich unterstelle nicht, dass dies bei gebisslosem Reiten nicht auch gelingt. Nur ist meine Erfahrung, dass in der Realität sehr viele Reiter ihre gebisslose Zäumung halt irgendwie verwenden - gerne genommen zB Hackamore auf Zug, weil soll dann eine Art Anlehnung darstellen... gruselig, oder natürlich der Klassiker - Pferd einfach latschen lassen. Ja, sicher tut ihm das dann im Maul nicht weh - aber genauso sicher ruiniert man ihm damit dann die Haxen und den Rücken. Unnötig.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Pferdewirtschaftsmeisterin
Urlewas  07.03.2024, 09:32

Ganz fies: „Glücksstern“, mit „nur kleiner Hebelwirkung“, sieht so harmlos aus. Aber einmal zugepackt, und das Pferd hatte für 3 Tage Probleme im Genick…

Für eine derartig nachhaltige Schmerzen muß man mit einem Gebiß schon ziemlich viel falsch machen.

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lmnop456 
Fragesteller
 07.03.2024, 09:44

Du hast vollkommen recht! Alles kann im den falschen Händen bei Pferden Quälerei werden. Ich weiß dass es da so einige gebisslose Zäumungen gibt, die können durchaus eben so viel anrichten wie so ein Gebiss. Trotzdem bin ich der Ansicht dass das reiten mit beispielsweise einem Sidepull gar nicht unpräzise sein muss. Es hat für mich mehr Vorteile für das Pferd und die Kommunikation gebisslos zu reiten. Ich bin mir sicher dass du und die meisten die mir eine gute Antwort gegeben haben professionell mit Gebissen umgehen. Die meisten Reiter haben allerdings nur ein Gebiss weil sie nicht vernünftig mit ihrem Pferd kommunizieren können und durch die Schmerzen im sensiblen Pferdemaul meinen ihr Pferd besser kontrollieren zu können...da wäre ein Sidepull schonender, vorallem für Anfänger wenn man es ihnen richtig beibringt. Ohne Gebiss lernt man einen zügelunabhängigen Sitz.

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FunnyFanny  07.03.2024, 10:08
@lmnop456

Äh sorry, mit einem Sidepull kann ich genauso "fies" wie mit einem Gebiss agieren.
Und ... sorry, was hat jetzt der "zügelunabhängige Sitz" mit der Zäumung zu tun?
Kann es sein, dass Du noch nicht so viel Erfahrung hast und daher Dinge annimmst, die gar nicht realistisch sind?

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lmnop456 
Fragesteller
 07.03.2024, 11:47
@FunnyFanny

Ja, mit einem Sidepull kann man genauso fies einwirken wie mit einer Trense, aber ist es bei einer Trense nicht "leichter"?

Beim reiten mit dem Gebiss ist man ständig mit dem Maul in Kontakt. Das hat ja seine Vorteile und es gibt Leute die das richtig machen, aber bei einer gebisslose Zäumung, wo die Hilfen nicht sooo fein (wenn wir annnehmen dass jemand feine Hilfen mit dem Gebiss gibt) liegt der Schwerpunkt viel mehr auf den Sitz und Gewichts und Schenkelhilfen.

Ja, ich habe nicht viel Erfahrung mit Gebissen. Deswegen frage ich ja😊

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FunnyFanny  07.03.2024, 11:56
@lmnop456

Nun, und was denkst Du, womit das Sidepull "ständig in Kontakt" ist? Auf dem Nasenrücken und rund ums Maul ... also, die gleiche Chose.
Und auch beim Reiten mit Gebiss liegt natürlich der Schwerpunkt der Hilfengebung auf Sitz usw..
Ich glaube wirklich, dass Du von falschen Voraussetzungen ausgehst bzw. nur Leute kennst, die gut gebisslos und mies mit Gebiss reiten.

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lmnop456 
Fragesteller
 08.03.2024, 06:56
@FunnyFanny

Das kann sein, dich habe ich ja nie reiten sehen, ich glaube dir auch dass du das verantwortungsvoll tust. Ich sehe nur überall Leute die gefühlt am Maul ihrer Pferde hängen

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FunnyFanny  08.03.2024, 08:00
@lmnop456

Nun, und diese "überall Leute" werden auch bei einer gebisslosen Zäumung "hängen" ... und ob das an einer empfindlichen Pferdenase nun besser ist? ... nee, die Zäumung ist nicht das Problem, sondern die mangelhafte Ausbildung der "Leute".
Wenn Du jetzt für einen Halsring plädieren würdest ... ja, da könnte ich mir vorstellen, dass das dann für das Pferd angenehmer wäre als ein permanent am Zügel zerrender "Leut" ... :-)

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Hjalti  08.03.2024, 08:21
@lmnop456

Nein, meine Erfahrung ist nicht, dass die meisten Reiter ihre Pferde mit Gebiss nur kontrollieren wollen. Was veranlasst dich zu dieser Annahme und was ist deine Referenz hierzu? Da könnte ich jetzt auch sagen, dass die meisten mit ihren ja gebisslosen Zäumungen Druck auf die empfindliche Nase ausüben oder dem Pferd Nackenklatscher versetzen... Von denen, die ich sehe tun es viele, aber ich bin - im Gegensatz zum Reiten mit Gebiss - nicht tief genug in der Thematik unterwegs um sagen zu können, das tun "alle" oder "die meisten". Scheint bei dir anders.

Allerdings würde mich interessieren, warum das eine für das Pferd als schlimm oder schlimmer eingestuft wird - und das andere nicht? Äußerst hässliche Bilder gibt es von beidem - genau wie sehr schöne Bilder. Zudem frage ich mich auch, wieso man ohne Gebiss einen zügelunabhängigen Sitz lernen sollte und mit nicht?

Mir kommt das so vor als würdest du mangelnde reiterliche Fähigkeiten und Ausbildung an gebisslos oder nicht festmachen - und das stimmt so nun mal nicht.

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Einerseits haben viele ihre Pferde ja bereits ausgebildet gekauft. Die Pferde kennen oft nur Gebisse und nicht gebisslos. Ausserdem ist gebisslos nicht überall auf Turnier erlaubt. In der Schweiz im Springen ja bereits in kleinen Klassen schon, aber in anderen Disziplinen oder Ländern gar nicht oder erst in hohen Klassen (Springen).
Dann kommt auch nicht jedes Pferd mit dem Druck auf der Nase klar. Meine eine nimmts super an, die andere nicht wirklich, da ist viel mehr als einfach laufen lassen nicht drin, keine Stellung oder Biegung. Ja reitet man mehrheitlich über den Sitz, aber sie zieht die Nase bei kleinstem Druck hoch. Da funktionierts am Halsring besser. Also es ist ein Störfaktor für sie, kein Kommunikationsmittel.
Schlussendlich kommen wir zum Sicherheitsaspekt. Gerade wenn Pferde nur Gebisse kennen ist es schwer die umzustellen, aber es ist für den Reiter mindestens genauso schwer. Es muss nicht unsicherer sein, aber es kann sich so anfühlen. Der Reiter hat womögliche Jahrzehnte lang nur mit Gebiss geritten, das macht im Kopf ne Menge

Ein Vorteil von Gebissen ist die Einwirkung auf den Kiefer. Abkauen löst eine ganze Muskelkette. Bei unsicheren Pferden kanns eine gute Hilfe sein während dem Reiten immer wieder Abkauübungen zu machen

lmnop456 
Fragesteller
 06.03.2024, 17:07

Danke!

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