Warum kaufen Rentner abends ein?
Gerade jetzt zur Weihnachtszeit fällt mir ein sonderbarer Brauch wieder besonders auf. Warum scheint es so, als ob Rentner die den ganzen Tag Zeit haben, bevorzugt dann einkaufen und sich an den Kassen stauen, wenn Berufstätige nach Feierabend noch schnell eine Besorgung machen müssen? Ist es Teilhabe, Gedankenlosigkeit oder Schikane?
8 Antworten
Es kommt darauf an, was für ein Rentner / Pensionär nachmittags einkaufen geht ...
Für einsame Menschen ist der (teilweise tägliche) Einkauf tatsächlich soziale Teilhabe. Im Einkaufswagen finden sich dann ein paar kleine Sachen. Der Einkauf ist das Ereignis eines sonst tristen und einsamen Lebens. Da wird der Arbeiter in seiner Pause oder nach der Arbeit auch gern vorgelassen (mancher Rentner war ja auch mal Arbeiter. ...).
Nicht alle Rentner sind mit einer Familie gesegnet. Da ist der Einkauf unter Leuten / nicht nur unter Rentnern wirklich wichtig. Außerdem leben sie oft schon lange in ihrem Kiez und pflegen so Kontakte. Man trifft ja immer irgend jemanden auf dem Weg zum Einkaufen.
Und dann gibt es auch Rentner oder Pensionäre, die wollen endlich das tun und lassen, was geht und wann sie wollen - jetzt dürfen sie endlich mal nur an sich denken. Sie haben ja schließlich genug geleistet (auch wenn es stimmen mag, trotzdem sicher keine herzerwärmende Art, sondern manchmal Hochmut). Die treffe ich auch und die lassen garantiert keinen Arbeiter mit Brötchen und Wurst vor.
Viele Rentner haben einfach auch einen ganz anderen Tagesablauf. Das verlagert sich wohl alles. Und Arzttermine liegen oft im Vormittagsbereich, dann wird nachmittags eingekauft.
Der Schein trügt.
- Viele Rentner müssen sich Geld dazu verdienen weil die Rente nicht mehr reicht
- viele Rentner sind ehrenamtlich tätig
- viele Rentner kümmern sich tagsüber um die Enkelkinder damit die Jungen ihrer Arbeit nachgehen können
- viele Rentner sind krank und warten in überfüllten Arztpraxen stundenlang auf ihre Behandlung
- viele Rentner lassen jungen Leuten an den Kassen sowieso den vortritt
- viele Rentner sind alleinstehend und müssen, sofern sie noch einigermaßen rüstig sind, alleine den Haushalt führen: putzen, kochen, waschen, usw.
Soll man jetzt zu den ganzen Corona-Regeln auch noch altersbedingte Einkaufszeiten einführen mit:
- Arbeitsbescheinigung oder Tätigkeitsnachweis für Rentner
- Altersnachweis
- Schild: "Rentner und Hunde müssen draussen bleiben!"
Stell dir vor, das war gar mal zum Schutz der Rentner geplant
Die gehen auch gerne frühmorgens oder zu Mittag einkaufen, wenn sich die arbeitende Bevölkerung ein Frühstück oder etwas für Mittag kaufen wollen und natürlich gehen sie auch dazwischen einkaufen. Denen ist es egal, wann sie dich stören ;)
Abgesehen davon haben die meisten trotz Rente einen geregelten Tagesablauf und unter tags durchaus genug zu tun und sei es nur mal die arbeitenden Kinder bei der Betreuung der Enkel zu helfen, damit die sich dann ab Abend aufregen können, dass sie an der Kasse von den Rentnern aufgehalten werden ;)
Bei uns haben einige Supermärkte auf Bahnhöfen auch sonntags offen. Da trifft man bevorzugt Studenten. So als hätten die von Mo. bis Sa. keine Zeit.
Mir geht's genauso, wenn ich vor der Arbeit schnell ne Kleinigkeit im Edeka holen will. Ich komm da um 7:15 mit 2 Teilen zur Kasse und hab vor mir 4 bis 5 Rentner mit vollgeladenen Wagen. Die warten scheinbar um 7 schon, bis der Laden endlich aufmacht. Und freundlicherweise vorlassen ist natürlich auch nicht drin.
Aha - also morgens dürfen sie nicht einkaufen gehen. Mittags auch nicht. Und abends erst recht nicht. Freitags nachmittags vermutlich auch nicht. Und samstags erst recht nicht.
Merkst du was?
Den Eindruck bekommst du auch wenn du in der Mittagspause was zu essen holen willst, scheint also subjektiv zu sein.
Stimmt, das ist mir auch schon aufgefallen. Entweder einkaufen um Punkt 12 oder zwischen 16.30 und 18.00. Genauso wie das abendliche spazieren fahren in den Öffis 😂