Warum gibt man Religiösen bei der Sterbehilfe teils so viel Gehör?

7 Antworten

Einerseits sind Staat & Religion getrennt oder es wird zumindest auf dem Papier vorgegeben. Aber auf der anderen Seite sind wir eine Demokratie, was bedeutet, dass man versucht die Mehrheit der Bevölkerung glücklich zu machen. Wenn aber ein großer Teil der Bevölkerung christliche oder muslimische Werte möchte, ist das schwierig.

Sprechen von Nächstenliebe, aber möchten anderen nicht ermöglichen, sich von ihrem Leid zu erlösen. Nicht alle sind natürlich so, aber manche eben schon, und das finde ich schrecklich.

Ich finde das auch schrecklich. Ich glaube viele religiöse Menschen haben Angst davor, dass die Menschen die Sterbehilfe in Anspruch nehmen oder diese ausführen dafür in die Hölle kommen. Oder sie haben Angst, dass man die Gesellschaft mit der Legalisierung von so etwas von ihrem Glauben wegdrängt. Und manchmal haben religiöse Menschen gar kein Interesse daran, dass ihre Religion säkular ist. Besonders beim Islam ist das auffällig.

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Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Belesen & die Not selber gesehen
 - (Deutschland, Religion, Tod)

Damit es nicht möglich ist.

Ich finde jeden sein Leben seine Entscheidung nicht andere

Einen direkten Einfluss der Kirche, über Abgeordnete im Bundestag, gibt es heute kaum mehr. Die Trennung von Kirche und Staat ist somit gegeben.

Bei Fragen wie der Sterbehilfe kann und soll sich die Kirche äussern dürfen. Denn Selbstmord ist nicht im Sinne Gottes.


Sanni295  18.03.2025, 16:52

Bei Sterbehilfe geht es nicht um Selbstmord sondern das Leiden zu beenden.

Laut Urteil des Bundesverfassungsgerichts ist der begleitete Suizid erlaubt. Wir hatten zwei Gesetzesentwürfe zur Regelung der Hilfe zum Suizid im Bundestag, keiner hat eine Mehrheit bekommen. Deshalb haben wir heute eine offene Rechtslage.

Der konservativere Vorschlag wurde von einer Gruppe um Dr. Lars Castellucci (SPD) ist eher christlich geprägt, der liberalere Entwurf von Renate Künast und anderen war eher liberaler und weniger christlich. Aber für beide Entwürfe waren Leute aus allen demokratischen Parteien.

Beide Entwürfe wurden von der AfD blockiert, deshalb haben wir heute keine gesetzliche Regelung. Die Zahl der begleiteten Suizide steigt jedenfalls an:

https://www.univadis.de/viewarticle/so-laufen-assistierte-suizide-munchen-ab-erste-studien-2024a10002p4

Von Experte Geraldianer bestätigt

Ich sehe in der Diskussion eigentlich recht wenige religiöse Einflüsse. Vielmehr geht es um ganz handfeste, irdische Fragen im Bereich von Moral, Ethik, rechtlicher, sozialer und auch medizinischer Aspekte.

Dass die voll zurechnungsfähige, schwer und unheilbar kranke Person die Möglichkeit bekommen soll, selbstbestimmt sterben zu dürfen, wenn sie es möchte, ist dabei ja nicht der Fall, der irgendwie zur Diskussion steht. Da herrscht ja durchaus große Einigkeit in der Bevölkerung und auch unter medizinischen Expert*innen, dass hier die aktive Sterbehilfe eine Gnade wäre.

Schwierig wird es aber rein aus medizinischer Sicht schon bei psychischen Erkrankungen. Diese stehen der klaren Willensbildung ja nur allzu oft im Weg. Sieht man ja schon dabei, dass die psychische Erkrankung oft sogar schon das Aufsuchen einer entsprechenden Behandlung massiv erschwert oder sogar verhindert. Wie will man also hier eine klare Abgrenzung schaffen, ob jemand wirklich unheilbar psychisch erkrankt ist und darunter leidet oder ob die Person mit entsprechender Behandlung durchaus wieder ein gutes, zufriedenes Leben führen kann? Wäre es richtig, hier anstelle von Therapie direkt zur Sterbehilfe zu greifen?

Und wie stellt man sicher, dass bei der alten Oma, die nun ins Pflegeheim muss, wofür dann das Erbe der Kinder draufgehen würde, wirklich selbst sterben möchte und nicht von ihren Angehörigen dazu überredet wurde, diesen Schritt zu gehen?

Übrigens dann noch ein Aspekt, der wirklich oft ausgeblendet wird: Wenn es erlaubt ist, geht damit auch eine Pflicht für Ärzt*innen einher, Sterbehilfe anbieten und durchführen zu müssen? Und wenn sie es verweigern dürfen - finden wir uns dann irgendwann in einer Situation analog zu Schwangerschaftsabbrüchen wieder, wo zwar theoretisch die Möglichkeit besteht, der Zugang aber stark erschwert und für manche faktisch nicht existent ist, weil zu wenige es anbieten?

An keinem dieser Diskussionspunkte spielt irgendwie Religion eine Rolle. Und dennoch sind all diese Punkte doch durchaus valide Aspekte, über die man nachdenken und für die man gute Regelungen finden muss, wenn man Sterbehilfe per Gesetz erlaubt, oder?