Warum geht man auf eine Waldorfschule?

4 Antworten

Auf welche Schule ein Kind eingeschult wird, entscheiden in den meisten Fällen nicht die Kinder, sondern die Eltern.

Aus deren Sicht gibt es verschiedene Gründe, die in Frage kommen.

Laut einer Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen ist der Anteil an gewalttätigen Schülern an staatlichen Schulen 5 mal so hoch wie an Waldorfschulen.
An den untersuchten Waldorfschulen gab es nur leichte körperliche und verbale Gewalt, an den staatlichen Schulen auch schwere körperliche Gewalt.
Der Anteil an Schülern mit fremdenfeindlichen Ansichten betrug an staatlichen Gesamtschulen 16%, an Waldorfschulen 3%. Selbst an Gymnasien, wo die Staatsschulelite ihre Kinder hinschickt, war die Fremdenfeindlichkeit mit 8% fast dreimal so hoch wie an Waldorfschulen.

Waldorfschulen sind Gesamtschulen und die Klassengemeinschaft bleibt bis zum Ende der Waldorfschulzeit mit der 12. Klasse intakt; die Kinder müssen sich nicht in der 4. oder 6. Klasse entscheiden, ob sie zu den Gewinnern oder zu den Verlierern der Gesellschaft gehören wollen.

Oft liest man, an der Waldorfschule würde man nicht auf die Realität vorbereitet. Tatsächlich gehören Landwirtschaftspraktikum, Industriepraktikum und Sozialpraktikum zum Lehrplan. Welcher Staatsschüler hat denn schon mal 2 Wochen lang auf einem Bauernhof gearbeitet und gelernt, dass das Fleisch nicht in der Tiefkühltruhe wächst, sondern frisst und schei*t und Angst hat, wenn es stirbt?
Welcher Staatsschüler hat einen Teil seiner Ferien geopfert, um 3 Wochen lang in einer Fabrik am Fließband zu arbeiten? Wer hat einen Teil seiner Ferien geopfert, um drei Wochen lang in der Bahnhofsmission Suppe auszuteilen und Kotze aufzuwischen?
Klar: Man kann sagen, dass diese Dinge mit der Realität, in der die Schüler später leben sollen, nichts zu tun haben. Wer später mal Gymnasiallehrer werden will, für den findet die harte Realität, auf die er sich vorbereiten muss, im Klassenzimmer statt. Aber manchen Eltern ist es eben wichtig, dass ihre Kinder auch mit anderen Aspekten des Lebens konfrontiert werden.

Vor einigen Jahren lag der Prozentsatz von Abiturienten an staatlichen Schulen bei 24,6%, an Waldorfschulen bei 53%. AFAIK ist der Satz an staatlichen Schulen mittlerweile höher, aber er dürfte immer noch weit von dem der Waldorfschulen entfernt sein.

Dazu kommt möglicherweise noch ein egoistischer Grund: Ich z.B. hätte nie gedacht, dass die Schule meiner Kinder mir soviel Spaß machen könnte.
Meine Eltern kannten meine jeweiligen Klassenlehrer und 2 oder 3 meiner Mitschüler.
Ich kannte alle Mitschüler meiner Kinder und deren Eltern, war mit manchen befreundet, kannte fast alle ihrer Lehrer und war mit manchen befreundet, bin mit den wunderbaren Hausmeistern immer noch befreundet. Ich wusste, wo das Putzzeug ist und wo der Kopierraum, wo die Kulissen fürs Klassenspiel stehen und wo man die Sicherungen findet, wenn im Saal die Steckdosen streiken.

Es gab Zeiten, in denen ich sauer oder traurig oder sogar entsetzt war und überlegt habe, die Kinder von der Schule zu nehmen.
Und es gab viele Zeiten, in denen ich stolz und glücklich war, Teil dieser Schulgemeinschaft zu sein. An einer freien Schule gibt es praktisch nur Eltern, denen das Thema Bildung wichtig ist und die für ihre Kinder die bestmögliche Schule wollen und auch bereit sind, etwas dafür zu tun. Nicht jeder einzelne tut etwas für sein Kind, sondern wir alle tun etwas für unsere Kinder.

Wenn ich im Nachhinein das Gute und das Schlechte gegeneinander abwäge, war es auf jeden Fall die richtige Entscheidung, die Kinder auf diese Schule zu schicken.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Es gibt Kinder, die kommen auf der Regelschule einfach nicht gut zurecht.

Mein Neffe wurde dort eingeschult, ein Jahr lang gemobbt und sein allererstes Schuljahr endete mit 6 Wochen ambulanter Kinderpsychiatrie.

Er wurde dann nach den Sommerferien noch einmal in der ersten Klasse der Waldorfschule eingeschult und kommt dort bestens klar. Nach den Sommerferien kommt er in die 5. Klasse.

Hacker48  05.06.2022, 14:10

Die Frage ist, lag es am Konzept oder am Personal der Schule?

Anyway, spätestens beim Abitur kommt oft der Schock. Hoffen wir mal, dass das bei ihm nicht der Fall sein wird...

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SweetKitty36849  05.06.2022, 14:12
@Hacker48

Lehrer auf Regelschulen sind oft unmotiviert und überfordert. Mobbing wird nicht unterbunden, es wird weggesehen, den Kindern wird bei der Lösung von Konflikten nicht geholfen.

Das ist eben auf der Waldorfschule anders.

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Ich gehe auf eine Waldorfschule. Ich habe eigentlich eine Gymnasialempfehlung bekommen und wollte zuerst auch auf eins gehen, habe mich aber nachdem ich mir die Waldorfschule angesehen habe umentschieden. Besonders gefallen haben mir die kleinen Klassen und das man vielmehr betreut und wahrgenommen wird als auf Schulen mit 1500 Schülern. Vor allem aber hat mir die kreative Förderung gefallen. Mittlerweile habe ich erfolgreich mein zweites Buch veröffentlicht und das mit 16. Auf einer staatlichen Schule wäre ich nie in diese Richtung gefördert worden oder hätte die Zeit dafür gehabt. Für mich war die Wahl komplett richtig, ist aber nicht für jeden so. Für mich ist die Schule das Geld wert.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Maren0811  16.08.2023, 16:25

Es ist zwar noch etwas hin bis meine Tochter, in die Schule geht, aber ich werde sie auch in der Waldorfschule anmelden.

Bei uns gibt es die Waldorfschule noch nicht so lange, ansonsten hätten meine Eltern mich auch dort hin geschickt.

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Man entscheidet das normalerweise nicht selbst sondern wird da meistens von den Eltern hin. Übrigens staffeln sich dort die Gebühren nach Einkommen. Arme Leute zahlen nichts, während reiche mehr zahlen.

Aber anscheinend gibt es genug Eltern die Wert darauf legen, dass ihr Kind seinen Namen tanzen kann.