Warum fordert unsere Gesellschaft ein Coming-Out?

9 Antworten

Von Experte LunarEclipse bestätigt

Naja, Outen muss sich ja erstmal niemand.

Aber leider ist es so, dass viele Menschen an Stereotypen festmachen wollen, ob jemand hetero sein kann.

Ein Mann, der Kleider und Make Up trägt? Der muss schwul sein! Eine Frau mit kurzen Haaren und Männerklamotten? Definitiv ne Lesbe.

Das kann natürlich Betroffene unter Druck setzen.

Aber generell, wenn man nicht comfortable ist, muss sich keiner outen. Ich hab mich geoutet, weil ich UNcomfortable war, als ich noch ungeoutet war, weil mich jeder als Frau angesehen und angesprochen hat. Um also mein eigenes Glück und ein wenig Seelenfrieden zu finden, hab ich mich als Trans geoutet, damit man mich endlich als Mann wahrnimmt (was ja auch sehr gut klappt, bis auf (bei mir zumindest) glücklicherweise wenige transphoben A-Löcher).

Meiner Meinung nach wäre es super, wenn wir Menschen einfach so akzeptieren könnten, wie sie sind und nicht an ihrem Aussehen, ihrem Verhalten, whatever, ihre Sexualität/Identität versuchen festzumachen. Dann würden sich safe wesentlich weniger Leute dazu gezwungen fühlen, sich outen zu müssen, obwohl sie es (noch) gar nicht möchten.

I mean, wer wen liebt und wer welche Pronomen benutzt, geht ja letztlich nur die Person selbst was an und wird erst dann für uns "relevant", wenn die Person es uns aus freien Stücken mitteilt.

Woher ich das weiß:Hobby – Bücher, Musik, Streaming sind Hobbys & ich gehöre zu LGBT+

Niemand muss sich outen. Tatsächlich sind die allermeisten queeren Menschen weltweit ungeoutet. Man schätzt, dass rund 83 % der queeren Menschen ihre Sexualität nicht offen leben (können), wobei der Anteil im Nahen Osten und in Nordafrika mit 94.8 % besonders hoch ist (Pachankis & Brändtröm 2019). In 66 Ländern werden homosexuelle Handlungen immer noch gesetzlich kriminalisiert und mit hohen Gefängnisstrafen geahndet, in 12 Ländern steht darauf sogar die Todesstrafe, z. B. in Nigeria, Somalia, Saudi-Arabien oder im Jemen. Uganda hat entsetzlicherweise erst in diesem Jahr die Todesstrafe bei "schwerer Homosexualität" wieder eingeführt. Ein Outing ist in diesen Ländern schlichtweg lebensgefährlich und undenkbar.

Aber auch in der vergleichsweise toleranten westlichen Welt verheimlichen über ein Drittel (36.5 %) der queeren Menschen ihre Sexualität (Pachankis & Bränström 2019). Am seltensten outen sich Bisexuelle und das, obwohl die Bi+-Gemeinschaft die mit Abstand größte Untergruppe der LGBTQI+ Community darstellt. Laut Bi Report der Organisation Stonewall von 2020 sind Bisexuelle in Großbritannien nur halb so häufig geoutet wie Homosexuelle. 80 % der Bisexuellen verbergen demnach ihre sexuelle Orientierung vor ihrer Familie, 64 % vor ihrem Freundeskreis. Ähnliches stellte 2019 das Pew Research Centre für die USA fest. Demnach waren 74 % der Bisexuellen nicht geoutet, während es bei den Lesben nur 29 % und bei den Schwulen 23 % waren. Der häufigste Grund, weshalb Menschen hierzulande ihre Sexualität verbergen, ist die Angst vor der Ausgrenzung. Viele fürchten, nach einem Outing von der Familie ausgestoßen zu werden, im Freundeskreis nicht mehr akzeptiert zu sein oder in der Schule bzw. am Arbeitsplatz diskriminiert zu werden. Auch kann es mitunter gefährlich sein, seine sexuelle Orientierung öffentlich zu zeigen. Seit Jahren nimmt die Anzahl der Fälle von Hasskriminalität gegen Menschen mit einem LGBTQI-Hintergrund zu, die meisten der Täter stammen aus dem rechten Spektrum. Es gibt also selbst hierzulande gute Gründe, weshalb längst nicht jede*r sich outet. Darüber hinaus gibt es auch viele queere Menschen, die der Meinung sind, dass ihre Sexualität Privatsache ist und niemanden etwas angeht. Auch das kann ein Grund dafür sein, dass manche sich nicht outen.

Es gibt aber auch gute Gründe dafür, weshalb es wünschenswert ist, dass möglichst viele sich outen. Zum einen wird ein Outing von vielen als befreiend empfinden. Es nimmt enormen psychischen Druck von den Schultern, wenn man sich für sein Umfeld nicht mehr verstellen muss, sondern sein kann, wer man wirklich ist. Offen queer zu sein hilft außerdem dabei, um mit anderen queeren Menschen in Kontakt zu kommen. Man merkt dann: "Hey, es gibt noch andere wie mich, ich bin Teil einer Gesellschaft und muss nicht alles mit mir selbst ausmachen." Ein Outing ist außerdem ein guter Filter. Etwa, um herauszufinden, welche im Freundeskreis die wahren Freunde sind und auf wessen Gesellschaft man getrost verzichten kann. Und nicht zuletzt spielt jedes einzelne Outing für die gesamte LGBTQI+ Community eine wichtige Rolle. Denn nur, wenn queere Menschen sichtbar sind, werden sie von der Gesellschaft wahrgenommen und können sich Gehör verschaffen. Ein Outing kann also auch dazu beitragen die Toleranz in unserer Gesellschaft zu stärken ind für mehr Sichtbarkeit queerer Menschen zu sorgen - damit irgendwann Queersein einmal von allen als das wahrgenommen wird, was es ist, nämlich völlig normal.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin bisexuell. 💕💜💙

Wie kommst du darauf, dass die Gesellschaft das fordert?

Ich mein, man liest hier doch recht häufig solche Fragen:
https://www.gutefrage.net/frage/warum-muessen-homosexuelle-transsexuelle-bissexuelle-unbedingt-jedem-von-ihrer-sexualitaet-erzaehlen

Klingt für mich nun nicht nach einer Forderung.

Warum sind denn alle so geil drauf die Opferrolle spielen zu können.

Keiner muss was.

Aber jeder kann, der will. Das ist der Vorteil unserer Gesellschaft. Man muss nicht damit rechnen eingesperrt oder gesteinigt zu werden, wenn man sich outet.

Und ein Outing ist sinnvoll, wenn man in einer heteronormativen Gesellschaft lebt, wo erst mal jeder davon ausgeht, dass man hetero ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Selbst Homo und schon viel erlebt.

Niemand wird gezwungen, sich zu outen. Manche möchten das eben, andere nicht, das ist jedem freigestellt.

Allerdings geht wohl ein Großteil der Menschen automatisch davon aus, das Gegenüber ist hetero, solange man nichts anderes sagt. Diese Denkweise ist veraltet, denn es ist eben nicht jeder hetero.

Am besten sollte man vorher von gar nichts ausgehen, denn man kann nicht vorher wissen, welche sexuelle Orientierung eine Person hat.

Weil ich mich dann besser ausleben kann, wenn das andere wissen.

Die Gesellschaft legt einen Druck auf dich und wenn du als nicht-hetero Person auch nicht-hetero verhältst dann wird man blöd angeschaut oder angelabert und durch ein Coming-Out lassen sich schon viele Dinge aufklären/erleichtern, weil dann die Erwartung anderer dementsprechend ausfällt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Bisexuell
Walter159  30.11.2023, 16:34

Das ist doch unsinnig, wenn Du schwul bist, interessierst Du Dich doch gar nicht für die Heterowelt. Also verpasst Du auch nichts in Deinem Leben, lebe Dich einfach unter Deines Gleichen aus.

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