Warum fallen mir so einfache Dinge so schwer?

6 Antworten

Sprich mit deiner Therapeutin doch mal ausführlich über das, was du Ostern 2011 erlebt hast. Es belastet dich heute noch und sollte verabschiedet werden.

Hast du Mal verucht einen Mittagsschlaf einzuführen? Manchmal hilft das, manchmal macht es die Dinge aber noch schwerer. Ich würde das Mal probieren.

Die Belastungsrolleranz jedes Menschen ist unterschiedlich. Wichtig ist nur zu unterscheiden, ob man es wirklich nicht kann oder ob der innere Schweinehund zu groß ist.

Hast du Mal to do Listen ausprobiert? Also aufschreiben, was zu erledigen ist. Wenn man eine geschafft hat, dann abhaken. Sich dann vielleicht sogar belohnen (was so Belohnung sein könnte .... Vom ausgiebigen Bad über einen leckeren Kaffee oder ein Stück Schokolade oder oder oder). Tatsächlich kann man sich mit jedem Haken besser fühlen und freut sich darauf den nächsten zu machen.

PeterLustig1999 
Fragesteller
 29.10.2019, 21:43
Hast du Mal verucht einen Mittagsschlaf einzuführen?

Ich mache an Trainingstagen ein Nickerchen über 20 bis 30 Minuten, so gegen Mittag immer. Meiner Konzentration beim Sport hat das leider nicht wirklich geholfen. Ansonsten hilft es mir nur, mich nicht so müde zu fühlen. Kaputt fühle ich mich aber trotzdem permanent. Das ist komisch, mir fehlt die Energie, aber ich fühle mich nicht müde. Nur kaputt und ausgelaugt.

Hast du Mal to do Listen ausprobiert? Also aufschreiben, was zu erledigen ist. Wenn man eine geschafft hat, dann abhaken.

Habe ich mal versucht. Wirklich durchsetzen konnte sich das nur, wenn ich beim Training einige Übungen für mich selbst geplant habe. Allgemein ist der Sport momentan alles, wofür ich noch ausreichend Energie aufbringen kann. Ansonsten habe ich diese Listen geschrieben, habe versucht, die ersten zwei, drei Dinge auf der Liste zu erledigen (ich schreibe die Dinge dann oft eher kleinschrittig oder mit Unterpunkten auf) und habe mich dann einfach wieder hin gelegt, weil ich nicht das Gefühl hatte, irgend etwas geschafft oder erreicht zu haben.

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Zebra098  29.10.2019, 21:46
@PeterLustig1999

Ich überlege gerade, ob der Sport dir gut tut oder eher schlecht ist. Was für Sport ist das denn?

Dieses ausgelaugt ohne müde zu sein, kann symptomatisch für eine Depression sein.

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PeterLustig1999 
Fragesteller
 29.10.2019, 21:54
@Zebra098

Ich spiele Badminton und würde selbst sagen, dass der Sport mir gut tut (auch wenn ich mich des Öfteren darüber ärgere, dass ich aufgrund mangelnder Konzentration nicht so gut spiele, wie ich es eigentlich könnte). Momentan ist der Sport die einzige Beschäftigung, bei der ich noch so etwas wie ein Erfolgserlebnis habe, auf die ich noch wirklich Lust habe.

Auch anderswo erbringe ich objektiv gute Leistungen, beispielsweise ist mein momentaner Notendurchschnitt beim Studium bei 1,6. Ich kann mich nur nicht wirklich darüber freuen, für mich fühlt sich das nicht wie ein Erfolg an. Ich nehme das einfach nur so zur Kenntnis, ohne das in irgend einer Art und Weise deuten zu können. Subjektiv betrachte ich die Leistungen nicht als gut oder schlecht, einfach nur als erbrachte Leistungen. Irgendwie kann ich die nicht positiv oder negativ betrachten.

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Zebra098  29.10.2019, 21:59
@PeterLustig1999

Konntest du das noch nie oder ist das neu?

Hat dir deine Therapeutin Mal einen Klinikaufenthalt empfohlen? Ich finde, so von ganz außen betrachtet, könnte das etwas für dich sein.

Du bist dann erstmal komplett aus deinem gewohnten Leben raus und unter einer Art Käseglocke. Das kann dabei helfen, sich erstmal auf sich zu besinnen und die Basis zu sortieren. Denn für mich hört es sich so an, als wenn die derzeit gar nicht besteht. Ohne Basis kann man auch nach aufbauen.

Wurde dein Blut Mal auf Eisenmangel untersucht? Nimmst du Medikamente gegen die Depression?

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PeterLustig1999 
Fragesteller
 29.10.2019, 22:10
@Zebra098
Konntest du das noch nie oder ist das neu?

Das ist so mit der Zeit gekommen. Anfangs habe ich mich noch darüber gefreut, auch weil es immer Geld von meinen Eltern für gute Noten gab. Mit der Zeit wurden die guten Noten Standard, weil ich eigentlich fast immer gute Noten schreibe. Mein Realschulabschluss hatte einen Schnitt von 2,irgendwas und mein Abitur einen Schnitt von 1,6. Ich kenne das nicht anders, ich war eigentlich immer ein guter Schüler, und nun eben ein guter Student. Ich denke, das liegt also einfach daran, dass ich mich daran gewöhnt habe.

Hat dir deine Therapeutin Mal einen Klinikaufenthalt empfohlen? Ich finde, so von ganz außen betrachtet, könnte das etwas für dich sein.

Hatte sie bisher noch nicht, nein. Allerdings kann ich das für mich komplett ausschließen. Ich habe gerne meine eigenen vier Wände, in die ich mich zurück ziehen kann, um alleine zu sein. Ich habe gerne meine Freiheit, die Freiheit, zu tun, wonach mir eben ist. Mein Alltag gibt mir Halt, auch wenn er momentan nicht aus groß mehr als dem Studium und Sport besteht. Den Alltag verlassen, das möchte ich nicht.

Wurde dein Blut Mal auf Eisenmangel untersucht?

Das wurde es, zwei mal. Das erste mal wurde ein Eisenmangel festgestellt, hinterher, als ich meine Ernährung etwas umgestellt habe, nicht mehr.

Nimmst du Medikamente gegen die Depression?

Nein. Ich bin weder suizidal, noch habe ich vor, mich selbst zu verletzen oder mir irgend etwas anderes an zu tun. Ich glaube, so krass ist mein Fall nicht.

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Zebra098  29.10.2019, 22:21
@PeterLustig1999

So krass muss der Fall auch nicht sein. Es geht darum den Leidensdruck unter der Depression zu mindern. Dazu gehören nicht zwangsläufig suizidale Gedanken.

Ich war eine der Besten in der Ausbildung, war danach beruflich immer verlässlich. Anfangs hätte nie jemand gedacht, dass ich depressiv bin. Aber irgendwann war es so weit und ich konnte das was ich eigentlich gut konnte, nicht mehr aufrecht erhalten. Da kam der komplette Absturz. Nicht suizidal sondern körperlich.

Ich habe den Klinikaufenthalt wirklich als sehr positiv in Erinnerung. Zuvor dachte ich immer, dass da nur die Verrückten sind. Das Bild hatte sich schnell geändert und ich habe Menschen kennen gelernt mit denselben Symptomen und ähnlichen Geschichten. Das hat mir am allermeisten geholfen und mich wieder hoch geholt. Ich war nicht alleine, ich war nicht schuld an meiner Krise, sondern es hat Lehrer, Kassierer, alte Menschen, junge Menschen usw. genauso getroffen. Das hat mir die Kraft gegeben mich da raus zu kämpfen und vor allem meine Grenzen kennen zu lernen, aber auch zu erkennen, wann es eben nur der Schweinehund ist und wann ich wirklich nicht kann.

Ich habe viele Werkzeuge in den nachfolgenden Therapien erlangt, die mir helfen schnell zu erkennen, wann die Anfänge wieder beginnen oder ab wann ich überfordert bin und vor allem was ich schnell dagegen tun kann.

Medikamente wurden übrigens auch eingesetzt. Nach einiger Zeit ging es mir alleine damit schon besser.

Mein Weg muss aber nicht deiner sein. Aber vielleicht inspiriert dich etwas davon. Es gibt auch Tageskliniken.

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Hi PeterLustig1999,

das ein oder andere kann ich nachvollziehen, anderes wiederum bin ich anders als Du. Aber vom Prinzip her verstehe ich Dich schon.

Beispiel mit dem Telefon: Wenn mich (Privat oder Arbeit) jemand anruft, gehe ich ran. Da habe ich keine Berührungsängste. Warum? Da die betreffende Person was von mir will. Wenn ich wiederum eine Person anrufen soll, (Fremd oder Bekannt) dann ist es wiederum was völlig anders (aus meiner Sicht), da ICH ja was will. Das ist genauso in der Disse. Wenn mich eine Person anspricht, funktioniere ich wie ne eins! Wenn ich jemand ansprechen will, dann denke ich über die Frage "Was soll ich nur sagen???" so sehr nach, das ich nicht mehr über die Antwort nachdenke! Die Frage blockiert oder raubt die Kapazitäten um eine Lösung/Antwort zu finden! Und ich fühle mich wie gelähmt. Was wiederum unangenehm für mich ist und um dies unangenehme Gefühl los zu werden, beende ich dann das Thema komplett und spiele die ganze Sache "Wow, Geiles Mädel!" als Bagatelle runter um mich nicht mehr damit zu beschäftigen., um mich selber somit ruhig zu stellen. Es ist zwar immer noch ärgerlich für mich, weils einfach ne S*heiß Situation war für mich und ich es nicht gebacken bekam, aber gezielte Ablenkung mit Kumpels und so, verdrängt dies dann wiederum.

Niederschmetternd, ich weiß! *Seufz Aber ich habe noch ein anderes Beispiel. Ein positives!

Seit 5 Jahren mache ich jeden Sommer FKK. Ich muss dazu sagen, ich habe ein Hohlkreuz. Wirke also dicker als ich bin, da mein Bauch nach vorne gedrückt wird. Aber FKK faszinierte mich. Hatte aber keinen plan was mich dort erwartete. Also habe ich an einem Sommer mein Rad geschnappt und bin an drei Tagen erst mal nur an diesem FKK Bereich vorbei gefahren, um aus den Augenwinkeln zu sehen, was dort so ab geht. Dann habe ich meine Sachen gepackt und bin dort hingefahren um aktiv FKK zu machen. Aber nur für 30 Minuten. Und nach 30 Minuten war ich dann auch wieder weg! Ich merkte aber, das nichts negatives passiert war. Am nächsten Tag hielt ich es knapp 60 Minuten aus. Am nächsten 90 Minuten. Und irgend wann erwischte ich mich dabei, das ich beim Sonnenuntergang enttäuscht war, das ich schon nach Hause musste und ich war da schon knapp über 3 Stunden dort. In diesem Falle war das Ungewisse/Unbekannte das, was mir angst gemacht hatte. Aber ich merkte durch das langsame herantasten, das es kein Schwein/Sau interessierte, ob ich ein Hohlkreuz, schwarz gekleidet, ein grünes Handtuch hatte oder nicht. Ich hätte auch wie Quasimodo dort auftauchen können und es hätte NIEMANDEN interessiert und/oder gestört. Und seid dem habe ich es jeden Sommer (Außer diesen, aber das ist ein anderes Thema) immer FKK dort gemacht und es war für mich jedes mal wie ein kleiner Urlaub! Entspannung pur!

Letztes Jahr wollte ich in den Urlaub fahren. Ich war noch NIE alleine im Ausland! Erstrecht nicht für 4 Tage und 3 Nächte. Aber ich wollte es, weil es mir persönlich viel bedeutete (Es war ein runder Geburtstag von mir und da wollte ich einfach weg aus Deutschland*ggg). Hatte aber auch ein wenig schi*s davor. Aber dann fiel mir meine Erfahrung mit dem FKK wieder ein. Und ich sagte mir: "Junge, Du hast es mit dem FKK geschafft und das mit Deinem Hohlkreuz. Du warst nackt vor vielen völlig Fremden! Und es alles gut verlaufen! Und hat Dir Spaß gemacht und Entspannung pur. Da wirst Du doch nicht vor so was lächerliches kneifen wollen oder? Wenn Du das mit dem FKK geschafft hast, dann Schaftse auch das!" und somit hat mein Erfolg und positiven Erfahrungen beim FKK, mich dazu bewegt für 4 Tage allein Urlaub in ein 3 Sterne Hotel in Wien zu machen! Für manche eine Bagatelle, aber für MICH(!) ein weiterer persönlicher Erfolg, auf das ich Stolz bin und Glücklich das ich es gemacht habe. (Nebenbei, ich habe mich in die Stadt verliebt!*g Und werde zusehen wieder dort Urlaub zu machen!) Jedenfalls hat mein FKK Erfolg mich dazu überredet meinen Urlaub in Wien zu machen.

Vielleicht brauchst Du so etwas ähnliches auch? Ein Erfolgsgefühl, auf das Du stolz sein kannst und aus diesen Erfolg Mut zu schöpfen um die nächste Hürde in Angriff zunehmen? Nach meinen Wien Urlaub fühlte ich mich jedenfalls so, als wenn ich mit puren Selbstbewusstsein gedopt worden bin! *ggg

Das heißt jetzt NICHT(!!!) das Du beim nächsten FKK Strand/See blank ziehen muss! DAS NICHT!!! Vielleicht hilft es Dir ja auch schon weiter, wenn Du kleine Schritte machst? Zum Beispiel: Wenn nächstes mal das Telefon klingelt, gehe einfach ran und sagen als erstes: "Hallo?" Du weißt ja selber, das Dich eher nie jemand anruft, somit kannst Du damit rechnen, das es eh NICHT für Dich ist. Also KEINE GEFAHR FÜR DICH! am anderen Ende kommt vielleicht ein: "Ja Hallo, hier ist YX, ich hätte gerne ZG gesprochen. Ist er/sie da?" Und Deine Antwort dazu: "Moment." Und das wars. Du hast nur "Hallo?" und "Moment." ins Telefon gesprochen, MEHR NICHT! Und ist so etwas schlimm? Überlege mal selber für Dich. Eigentlich doch nicht wirklich oder? Und die Person am Telefon kann Dir ja auch nichts tun. Sie kann Dir keine runterhauen oder sich über Dich lächerlich machen. Warum auch? Sie hat ja gar keinen Grund! Im Gegenteil, sie wird eher nett oder vernünftig sein, weil SIE ja was will und zwar das Gespräch mit ZG.

Das unbekannte, kann einem große Ängste bereiten. Weil es halt unbekannt ist. Wenn man sich aber mit dem Unbekannten auseinandersetzt, dann wird das unbekannte zu einem bekannten. Es benötigt Überwindung, das ist klar. Und genau DA liegt die große Herausforderung/Angst. Aber anders gesehen: "Man lernt NIE jemanden kennen, wenn man ihn/sie NICHT kennen lernt!" Oder anders gesagt: "Ein Fremder ist so lange fremd, bis man ihn/sie kennen lernt!" Und um so öfter man es trainiert/übt/macht, umso selbstverständlicher wird es für einem selber. Ist wie beim Gedicht Auswendiglernen. Anfangs hat man keinen blassen Schimmer von nichts. "Der Mond ist was???" Aber umso mehr man es übt, umso selbstsicherer wird man dabei und wenn dann jemand sagt: "Matthias Claudius?" Kommt bei Dir wie aus der Pistole geschossen: "Der Mond ist auf gegangen, die goldenen Sternlein prangen, am Himmel hell und klar!..."

Ich hoffe, ich konnte Dir etwas helfen und/oder Mut machen. Lass nicht den Kopf hängen. Übung macht den Meister. Aber nur wer sich traut, kann seine Erfahrungen/Horizont auch erweitern um daraus wiederum Mut zu schöpfen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Nimm Dir erstmal den Druck raus! Du musst Dein Leben nicht auf die Reihe kriegen. Das ist ein Klischee. Guck nach vorn und mach was geht!