Warum bezahlt der öffentliche Dienst oft fairer?

4 Antworten

Der öffentliche Dienst zahlt meist fairer, weil er keinen Profitdruck hat.

Öffentliche Einrichtungen müssen keinen Gewinn erwirtschaften und können daher ihre Mittel in Personal, Infrastruktur und Servicequalität investieren, anstatt Profite an Anteilseigner auszuschütten.

Während private Unternehmen oft unter Wachstums- oder Renditedruck stehen, orientiert sich der Staat am Gemeinwohl.

Ein weiterer wichtiger Punkt sind die tariflich geregelten Gehaltsstrukturen. Im öffentlichen Dienst sind fast alle Stellen an Tarifverträge wie den TVöD oder TV-L gebunden.

Diese sorgen für eine transparente Bezahlung, regelmäßige Anpassungen etwa durch Inflationsausgleich und eine Gleichbehandlung nach Qualifikation und Erfahrung.

Damit entfallen willkürliche oder intransparente Gehaltsverhandlungen.

Zudem verfolgt der öffentliche Dienst einen gesellschaftlichen Auftrag: Er sieht sich als sozial verantwortlicher Arbeitgeber.

Deshalb bietet er oft unbefristete Stellen, planbare Arbeitszeiten, familienfreundliche Regelungen, betriebliche Altersvorsorge und eine solide soziale Absicherung.

Dieses Maß an Sicherheit und Fairness macht ihn für viele Beschäftigte besonders attraktiv.

Ein zusätzlicher Vorteil: Der öffentliche Dienst wird steuerfinanziert. Gehälter werden also nicht durch Gewinn, sondern über Steuereinnahmen bezahlt. Das bringt finanzielle Stabilität, da öffentliche Einrichtungen nicht von Marktschwankungen oder kurzfristigen Umsatzrückgängen abhängig sind wie private Unternehmen.

Wenn man nun ein privates Logistikunternehmen betrachtet, das einem Mitarbeitenden 20 Euro brutto pro Stunde zahlen möchte, sieht die betriebswirtschaftliche Realität deutlich anders aus. Zum Bruttolohn von 20 Euro kommen etwa 4 Euro an Arbeitgeberanteilen zur Sozialversicherung hinzu. Zusätzlich fallen Kosten durch Urlaub, Krankheit oder Feiertage an – dafür sollten etwa 2 Euro pro Stunde eingeplant werden.

Verwaltungskosten und allgemeine Organisation schlagen mit rund 3 Euro pro Stunde zu Buche. Damit liegen die reinen Personalkosten pro Stunde schon bei etwa 29 Euro.

Diese Zahl deckt aber noch lange nicht die Gesamtkosten des Betriebs. Hinzu kommen indirekte Kosten für Fahrzeuge, Wartung, Infrastruktur, Miete, Versicherungen, IT-Systeme, Verwaltung sowie kalkulatorische Kosten wie Abschreibungen, Risikopuffer und der Unternehmerlohn.

Diese schlagen mit weiteren circa 14 Euro pro Stunde zu Buche. Damit belaufen sich die Gesamtkosten auf rund 43 Euro pro Stunde.

Damit der Betrieb nicht nur kostendeckend arbeitet, sondern auch Rücklagen bilden und in neue Technik oder Personal investieren kann, wird eine Gewinnmarge von etwa 15 Prozent eingeplant. Das entspricht ungefähr 6,50 Euro pro Stunde zusätzlich.

In Summe ergibt sich daraus ein interner Verrechnungssatz von etwa 49,50 bis 50 Euro pro Stunde.

Das heißt: Ein Logistikunternehmen, das seinen Mitarbeitenden 20 Euro brutto pro Stunde zahlt, muss dem Kunden rund 50 Euro pro Stunde in Rechnung stellen, um wirtschaftlich zu arbeiten.

Erfolgt die Abrechnung nur zu 30 oder 35 Euro pro Stunde, wird entweder auf Kosten der Arbeitsqualität, der Löhne oder der Betriebssubstanz gearbeitet – oft mit langfristig problematischen Folgen.

Warum zahlen viele private Unternehmen dennoch weniger? Es gibt mehrere Gründe: Erstens herrscht in vielen Branchen, insbesondere in der Logistik, ein massiver Preisdruck.

Große Auftraggeber vergeben ihre Aufträge häufig über Ausschreibungen, in denen der niedrigste Preis gewinnt.

Zweitens fehlt in vielen Unternehmen die Tarifbindung.

Dadurch entstehen große Spielräume bei der Festsetzung von Löhnen – was oft zu Ungunsten der Mitarbeitenden genutzt wird.

Drittens wird hohe Personalfluktuation von manchen Betrieben bewusst in Kauf genommen oder gar einkalkuliert: Man setzt auf günstige, leicht ersetzbare Arbeitskräfte, statt auf langfristige Mitarbeiterbindung.

Und viertens fehlt es nicht selten an sauberer betrieblicher Kalkulation. Viele kleinere Betriebe unterschätzen ihre tatsächlichen Gesamtkosten und arbeiten ohne ausreichenden Puffer – mit dem Ergebnis, dass „faire“ Löhne intern als nicht tragbar gelten.

Ein struktureller Vergleich macht die Unterschiede deutlich: Im öffentlichen Dienst gibt es klar geregelte und transparente Gehaltsstrukturen, während in der Privatwirtschaft Löhne oft individuell und unter hohem Preisdruck verhandelt werden.

Öffentliche Arbeitgeber verfolgen keine Gewinnerzielung, während in privaten Betrieben Investoren, Eigentümer oder Marktzwänge Rendite einfordern. Auch die Personalfluktuation ist unterschiedlich: Im öffentlichen Sektor ist sie vergleichsweise niedrig, da Arbeitsverhältnisse stabil und planbar sind.

In vielen privaten Unternehmen hingegen wird sie bewusst in Kauf genommen. Während der öffentliche Dienst Lohnnebenkosten vollständig berücksichtigt, geschieht das in der Privatwirtschaft nicht immer.

Zudem erfolgt die Finanzierung öffentlicher Gehälter über Steuern, während private Unternehmen ihre Kosten über Umsatz und Marktleistung decken müssen.

Niemals vergessen: Fair ist relativ und wird von jedem anders definiert.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

MarketWizard 
Beitragsersteller
 06.07.2025, 23:44

Die meistens Saftläden zahlen nicht ordentlich.

geizige chefs halt. statliche betriebe können sich nicht leisten wenig zu zahlen

Meine Mutter hat jahrelang im öffentlichen Dienst gearbeitet. Sie hätte wo anders für die gleiche Arbeit wesentlich mehr verdient.