Warum benutzt man heutzutage so viele Anglizismen?
Call-Center-Agent, Meeting-Point etc. sind besonders für ältere Menschen nicht zu verstehen. Habe grade z.B. in einer Frage den Begriff POS (Point of Sale) gelesen. Ich verstehe manchmal nur noch "Bahnhof". Wie seht ihr das?
14 Antworten
Mein Rezept gegen zu viele Anglizismen ist, daß es ziemlich sicher ist, daß Leute mit vielen englischen Floskeln meist sehr schlecht Englisch können. Wenn man das intensiv publik machen würde als Zeichen von Unfähigkeit das richtige Wort zu finden, könnte man die eitlen Typen vielleicht zur Einsicht bringen. Beispiel "Handy" heißt in USA und Großbrit. "Handlich". Niemand weiß dort, daß damit ein Mobiltelephon gemein sein könnte.
Persönlich fand ich es ja schöner, als der "Bodybag" hierzulande zum modischen Accessoire – Verzeihung, zeitgemäßer Staffage – wurde. Dauernd haben mich englische Freunde gefragt, warum hier plötzlich alle Frauen mit Leichensäcken herumlaufen wollten und ob wieder Krieg in Deutschland herrsche.
Ich war kurz davor, ein Spendenkonto einzurichten.
Gesprochene Sprache entwickelt sich. Vor hundert Jahren war es noch total en vogue und chic, im Deutschen ständig französische Begriffe einzuflechten.
Durch die Änderung der politischen Landschaft und die immer stärkere Vernetzung -- und nicht zuletzt durch die Wahl der englischen Sprache zur "Weltsprache" Anfang der 1930er Jahre -- ist momentan Englisch sehr trendy und cool. ;-)
Mal sehen, ob unsere Enkel Afrikanisch oder Chinesisch ins Deutsche mischen oder ob dann überhaupt noch Deutsch gesprochen wird.
Panta rei -- alles fließt.
Allerdings werde ich mir dann wohl vorkommen wie Don Quichote mit seiner Windmühle
Das französische "chic" kommt aber aus dem deutschen "schick". (Schlaumeier lässt grüßen)
"Sprachen entwickeln sich weiter" ist zu pauschal. Vergleicht man Deutsch mit Ungarisch sieht man, dass es im deutschen wesentlich mehr anglizismen gibt, als im ungarischen. Vor allem viele Neubesetzungen um bestehende zu ersetzen. Nun mag jemand sagen, dass ungarisch eine isolierte Sprache ist, die sich nur aus sich selbst herraus erneuern kann, im Gegensatz zum deutschen, das Teil einer unweigerlich größeren Sprachgruppe ist, in der wesentlich mehr Faktoren in den Sprachgebrauch einspielen können. Dem gegenüber stelle ich das Französische, dass sich ebenfalls besser seine Eigenheiten bewahren kann, als das Deutsche. Die deutsche Sprache ist anfällig für fremdwörter - bzw. die Sprecher der Sprache sind es. Vor 100 Jahren war französisch tatsächlich ähnlich Einflussreich wie heute das englische, dass man viele Fremdwörter aus dieser Sprache übernommen hat ist aber ein deutsches Kulturphänomen. Wer damals möglichst viel französisch sprach grenzte sich in erster Linie ab und demonstrierte nach außen eine soziale/intellektuelle Überlegenheit. Wer diese "Modewörter" nicht spricht und sich nur des deutschen bedeint, wird als plump und primitiv empfunden. Das gibt es auch woanderst, ist aber in Deutschland ein weit verbreitetes Phänomen...das mit der Sprache von den Mitmenschen Abgrenzen. Das sieht man auch an den Schreibweisen der Wörter: Meist werden sie eins zu eins aus der fremden Sprache übernommen, wer dann "genre" oder "fashion" falsch schreibt, wird belächelt (das weiß man doch..). Es deutsch zu schreiben, wäre auch zu einfach. Oder es werden grammatikalische Formen übernommen und man ist verpöhnt wenn man "Espressos" anstatt "Espressi" sagt. "Das ist falsch" - warum? Weil man das Plural in Italien anderst bildet?
Es also als normale Sprachentwicklung abzutun ist zu einfach. Der übermäßige gebrauch von Fremdwörter in der deutschen Sprache, egal, ob es nun englische, französische oder chinesische sind, ist ein ausgesprochen kulturelles Phänomen.
Wenn mich jemand so "vollsülzt" und mehr als der halbe Satz aus diesem gewäsch besteht, drehe ich mich um und gehe. Nein, rückständig bin ich nicht, nur Deutscher und möchte mich auch in dieser Sprache unterhalten und verständigen.
Zur Vortäuschung von Bildung. Wäre man linguistisch talentierter würde man ja Latein verwenden. Und Du solltest gefälligst mit der Zeit gehen und Central Station verstehen.
Natürlich wäre es problemlos möglich, sich auf Deutsch gewählter auszudrücken (z. B. "der Kotflügel klingt falsch" statt "das sch eiß Klavier ist verstimmt"), aber mal ganz ehrlich: "Facility Manager" klingt nach hochbezahlter Stelle, als "Hausmeister" weiß jeder, daß Du irgendwo am Ende der Nahrungskette hängst. Was bleibt Dir da anderes übrig, als sprachliche Nebelbomben zu werfen? Das ist reine Notwehr.
Natürlich entwickelt sich eine Sprache auch dadurch das Fremdworte übernommen werden. Ich finde aber das man das echt übertreibt und viele Menschen, die diese Worte benutzen, einfach nicht wissen was sie da reden. Sie wollen wahrscheinlich damit erreichen das meint, sie wären gebildet.