Waren Ritter stärker als die heutigen Sportler?

4 Antworten

Von Experte kami1a, UserMod Light bestätigt

Wie stark war ein Ritter?

Ein Ritter in voller Rüstung verbrauchte im Mittelalter rund doppelt so viel Energie wie ein ungepanzerter Gegner. Das konnte ein internationales Forscherteam jetzt erstmals in Experimenten messen. Zudem machte die 30 bis 50 Kilogramm schwere Rüstung ihre Träger deutlich unbeweglicher.

Wie fit waren Ritter?

Allein die Rüstung wog über 30 Kilogramm, dazu kam das Kettenhemd mit 10 Kilogramm. Auch das Gewicht von Schild, Schwert, Dolch, Streitkolben und weiteren Ausrüstungsgegenständen kam noch hinzu. Mit einer Belastung von weit mehr als 50 Kilogramm musste sich der Kämpfer schnell und energisch bewegen können.

gerkor 
Fragesteller
 29.08.2022, 22:57

Krass, wahrscheinlich sehr starke Beinmuskulatur

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SebastianS483  29.08.2022, 23:21

Klingt ehr so als der Gaul der wirkliche Held der Arbeit war.

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Eisenklinge  29.08.2022, 23:24

Da sind doch einige Fehler dabei.

So wog die Ausrüstung keine 50 Kilo. Eine Rüstung des Spätmittelalters wog zwischen 20 und 24 Kilo, nicht viel mehr.

Der Ringpanzer ist selbstverständlich im Gewicht enthalten, zudem kam der Ringpanzer aufgrund der Kosten und der besseren Rüstung aus der Mode. Selbst davor wurden nur noch stellenweise Kettengeflechte getragen um ungeschützte Stellen zu schützen (z.B.Achseln)

Auch wurden die Schilde immer kleiner, je weiter sich die Rüstungen entwickelten.

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Ich glaube kaum, dass ein durchschnittlicher Ritter es bei der Fitness mit einem heutigen Leistungssportler aufnehmen könnte. Bestimmt gab es Ausnahmen, und ganz besonders fitte und begabte Krieger... Aber der Durchschnitt?

- die Ernährung war wahrscheinlich schlechter, selbst ein Adliger bekam im Winter keine so abwechslungsreiche und vitaminhaltige Kost.

- mangelnde Hygiene und fehlende ärztliche Versorgung führten zu einigen potentiellen Problemen... Durchfallerkrankungen durch verdorbene Lebensmittel oder belastetes Wasser, schlechte Zähne ( eher durch den Sand im Mehl als durch Karies), Parasiten wie Läuse, Würmer, Flöhe, etc. All das schwächt den Körper.

- jede Wunde konnte sich entzünden und wenn man nicht dran starb konnten doch auch bleibende Schaden entstehen

- ein Ritterleben ist nicht wie in einem Film oder Computerspiel. Die nahmen in ihrem Leben vielleicht an einem oder zwei Feldzügen teil, wenn überhaupt, und da gab es dann so 3-4 Schlachten. Oft über Jahre verteilt. Man musste schon echt Pech haben und zufällig mitten in einem großen Kreuzzug oder einer andauernden Fehde landen, wenn man regelmäßig in einem Kampf um Leben und Tod verwickelt wäre. Von daher: die Schlachten waren kein Training sondern eine Ausnahmesituation.

- sicherlich musste ein Ritter ein Leben lang mit Rüstung, Pferd und Waffen trainieren. Und es gab bestimmt echt gute Kämpfer. Aber ob alle es so genau genommen haben mit dem Training, wenn gerade kein Krieg war?? Glaube ich kaum.

Also, Vergleich Ritter zu Leistungssportler: müsste der Ritter im Sport antreten - Laufen, Gewichtheben, Weitsprung, was auch immer - ich glaube die meisten Ritter würden verlieren. Schlechtere gesundheitliche Verfassung, kein entsprechend gezieltes Training....

Würde man allerdings die Leistungssportler in Rüstungen stecken und kämpfen lassen, dann würden die Ritter haushoch gewinnen... Denn Schwertkampf ist eine Kunst, da würde dem modernen Sportler seine potentiell bessere Fitness nicht viel nutzen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Grundstudium Ägyptologie und Geschichtswissenschaft
Eisenklinge  30.08.2022, 17:03

Hallo :)

Ich freue mich mit einem interessierten Geschichtskenner zu unterhalten und ich bin sicher, dass du mir eine ganze Menge über das alte Ägypten erzählen könntest. Beim Thema Mittelalter habe ich aber doch einige falsche Vorstellungen in deinem Text gefunden, die hartnäckig in den Medien und sogar in Schulen vermittelt werden.

die Ernährung war wahrscheinlich schlechter, selbst ein Adliger bekam im Winter keine so abwechslungsreiche und vitaminhaltige Kost.

Die Ernährung war nicht schlechter als heute, teilweise besser. Wenn man von Hungerszeiten (die es gar nicht so häufig gab) einmal absieht, war die Ernährung des mittelalterlichen Menschen gar nicht übel. Es gab ein vielfältiges Angebot an Obst, Gemüse, Kräuter für den Geschmack, Fisch und Fleisch (Haustier und Wild). Für den Winter wurden große Mengen Nahrung eingelagert, eingekocht, eingelegt und eingepökelt. Obst wurde z.B. zu einem festen Muß eingekocht, welches sich hervorragend zum Süßen eignete. Zur Herbstzeit wurden viele Tiere geschlachtet und es wurde für den Winter vorproduziert. Man kann auch Äpfel so lagern, dass sie den Winter über genießbar bleiben.

Die Qualität der Nahrung war sicherlich erheblich besser als unsere: Immer voll BIO ;) und keine Massentierhaltung. Das Schweinefleisch wird um Klassen besser gewesen sein, schließlich führte man die Schweine zur Mast in die Wälder, wo sich sich von Eicheln, Trüffeln, Wurzeln etc. ernährten.

mangelnde Hygiene

Das Mittelalter wird ja gern als dreckig beschrieben. Dem war nicht so! Natürlich hatten die Hausfrauen keine chemischen Reiniger und Desinfektionsmitteltücher für das schnelle Wischen von Elektrogeräten zur Verfügung. Aber dies gilt letztlich für alle Epochen, außer der Moderne.

Die Menschen hatten sich selbstverständlich regelmäßig gewaschen, ihre Kleidung war sauber. Zum Waschen benutzten sie Lauge, welche auch parfümiert sein konnte.

Durchfallerkrankungen durch verdorbene Lebensmittel

Dürften kaum vorgekommen sein, man merkt schließlich ob ein Brot verschimmelt ist oder nicht. Und warum sollten Ritter oder überhaupt Menschen vergammelte Lebensmittel in sich hereinstopfen?

oder belastetes Wasser

Das Wasser war nicht belastet, sondern bestes Brunnenwasser - also Grundwasser. Ansonsten wurde auch Flusswasser genutzt, welches sicher viel sauberer war als heute.

schlechte Zähne ( eher durch den Sand im Mehl als durch Karies)

Grabfunde zeigen regelmäßig, dass die Zahngesundheit im Mittelalter besser war als heutzutage. Eine übergroße Zahnabnutzung lässt sich nicht feststellen. Ich denke, dies war eher in früheren Epochen so.

Parasiten wie Läuse, Würmer, Flöhe, etc

Warum sollten die Leute so unter Läuse, Würmer, Flöhe gelitten haben. Wenn Kleidung verlaust ist, wird sie mit Rauch desinfiziert, das Haar geschoren. Diese Krankheiten gab es natürlich, waren aber nicht allzu häufig.

jede Wunde konnte sich entzünden und wenn man nicht dran starb konnten doch auch bleibende Schaden entstehen

Das Problem gab es sicherlich. Allerdings wird kein Ritter im Kampf mit einer großen, entzündeten Wunde gekämpft haben.

ein Ritterleben ist nicht wie in einem Film oder Computerspiel.

Volle Zustimmung :)

Die nahmen in ihrem Leben vielleicht an einem oder zwei Feldzügen teil, wenn überhaupt, und da gab es dann so 3-4 Schlachten

Das ist sehr verschieden, solche gab es sicher auch. Aber wir wissen vor allem von Rittern, die in Friedenszeiten auch an Kreuzzügen und millitärischen Expeditionen teilgenommen haben. Es gab welche, die eigentlich das ganze Jahr unterwegs waren - Kriegsreisende sozusagen. Beispielsweise war es eine gewisse Tradition in den Sommermonaten jährlich ins Baltikum zu reisen um dort an den Ostkreuzzügen teilzunehmen. Hinzu kamen lokale Konflikte, die auch nur zwischen zwei Städten etc. stattfanden.

sicherlich musste ein Ritter ein Leben lang mit Rüstung, Pferd und Waffen trainieren. Und es gab bestimmt echt gute Kämpfer. Aber ob alle es so genau genommen haben mit dem Training, wenn gerade kein Krieg war??

Nun, zunächst vergisst du, dass Ritter seit ihrer frühen Kindheit auf ihren Stand hin erzogen wurden, einschließlich Waffentraining. Sie haben ihre Kindheit und Jugend damit verbracht, täglich Waffenübungen abzuhalten und waren schon von diesem Aspekt aus absolute Profis.

Auch die Jagd hatte einen millitärischen Charakter und nicht zu vergessen sind die vielen großen und kleinen Turniere, die durchaus anspruchsvoll waren.

Also, Vergleich Ritter zu Leistungssportler: müsste der Ritter im Sport antreten - Laufen, Gewichtheben, Weitsprung, was auch immer - ich glaube die meisten Ritter würden verlieren. Schlechtere gesundheitliche Verfassung, kein entsprechend gezieltes Training....

Klar, wer eine spezielle Sportart trainiert, hat auch einen Vorteil.

Ich gehe davon aus, dass die Ritter durchaus durchtrainiert und in Form waren, die zeitgenössisdchen Abbildungen spiegeln das auch wieder.

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Schemset  30.08.2022, 18:09
@Eisenklinge

Hmmmmm... Gute Punkte, aber ich halte deine Darstellung dennoch für ein bisschen zu rosig.

War die Nahrung wirklich von so hoher Qualität und so abwechslungsreich? Waren die Ritter wirklich so regelmäßig auf Kriegszügen unterwegs? - ich glaube fast, wir müssten Region und Epoche viel mehr eingrenzen, um da klare Aussagen treffen zu können, ansonsten lässt sich bestimmt für beide Seiten irgendein Beispiel auftreiben.

Außerdem widersprechen sich gute Versorgungslage und regelmäßige Feldzüge ein wenig... Denn unterwegs auf Kriegszug war die Versorgung oft eher problematisch.

Bei der Zahngesundheit lasse ich mich gerne belehren. Ich hätte tatsächlich Ägypten im Hinterkopf. Aber die Zähne, die ich aus einer spätmittelalterlichen Grabung im Solling (Kirche und Wüstung Winnefeld) freigepinselt habe waren halt auch übel beieinander und oft komplett abgeschliffen und das habe ich wohl verallgemeinert.

Was die Parasiten und die Hygiene betrifft, da wollte ich nicht sagen, dass die alle und permanent verlaust waren. Aber Würmer hatten viele, und man konnte chemisch nicht allzu viel gegen Parasitenbefall unternehmen, und das wunderbar klare Brunnenwasser gibt es halt auch nur, wenn die Latrine nicht direkt daneben liegt

Ich will damit sagen: man musste als Ritter schon echt viel Glück haben, um sich keine Krankheit, Verletzung oder Bandwürmer einzufangen, super gesunde und abwechslungsreiche Kost zu bekommen und nach intensiven Training regelmäßig in den Kampf zu ziehen. Ich halte das immer noch eher für eine Ausnahme als für den Durchschnitt...

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Hallo gerkor!

Die waren sicher nicht stärker. Wir haben viel bessere Trainingsmethoden und Begriffe wie Regeneration waren damals unbekannt.

Und : Hast Du mal in einem Museum vor einer Rüstung gestanden - ich war erstaunt. Das waren Zwerge !!!

Schönen Tag

Auf jeden Fall waren die Menschen und damit auch die Ritter im Mittelalter viel kleiner als die Menschen heutzutage und hätten alleine dadurch schon einen großen Nachteil gegenüber Leistungssportlern.

Auch war deren Ernährung nicht so gut und das Training nicht so intensiv wie bei einem Leistungssportler.