Wie lange hat ein Schwert damals gehalten

7 Antworten

Wie die anderen schon sagten, die Dinger haben im Regelfall lange gehalten. Da sie so unglaublich teuer waren, wurden sie ja auch gut gepflegt. Verheerende "Flugrostunfälle" waren damals wohl eher selten, weil man da wirklich Zeit investiert hat, um sie instand zu halten. Kleiner Kerben und dergleichen kann auch ausfeilen/nachschleifen. Außerdem war es zumindest beim Langschwert gar nicht zwingend notwendig, dass es so "irre scharf" war. Auch ein nicht so scharfes Schwert kann tödlich sein.

Die bisherigen Antwortgeber haben alle in dem Punkt recht, dass schon die Menschen des frühen Mittelalters eine beachtliche Stahlqualität erreichen und entsprechend gute Klingenwaffen herstellen konnten. Dass Schwerter jedoch wie selbstverständlich unzählige Schlachten und Jahre überstanden und dann weitervererbt werden konnten, ist eher ein Märchen und historisch gesehen die absolute Ausnahme.

Ein Schwert ist zunächst einmal ein Gebrauchsgegenstand. Der Gebrauch eines Schwertes schließt ein, dass die Klinge auf harten Widerstand wie andere Klingen oder Metallrüstungen stößt und dadurch Schaden nimmt. Es ist richtig, dass in Europa und vor allem in Japan einige Schwerter oder Schmiede regelrecht verehrt wurden, aber diese Verehrung wich dem Pragmatismus, sobald es um das eigene Überleben ging. So ist historisch belegt, dass sich selbst die unschätzbar kostbaren Klingen der alten Soshu- oder Bizen-Meister ausgiebiger Benutzung erfreuten oder schlichtweg gekürzt wurden, nur um sie der aktuellen Militärtaktik anzupassen. Jüngst stand ein Go Yoshihiro (immerhin einer der Nihon san saku) in Kanada für 130.000 Euro zur Versteigerung- gekürzt und mit deutlichen Kampfspuren. So manche Klinge, die heutzutage den Togishi zum Polieren vorgelegt wird, ist nicht restaurierbar. Zum Beispiel, weil die Scharte eines einzigen Hiebes so tief lag, dass sie den Kernstahl erreichte und damit das Schwert unbrauchbar machte. Andere Klingen zeigen, dass sie einst im Kampf brachen und deswegen gekürzt wurden. Viele Klingen sind schlichtweg abgenutzt- immer wieder im Kampf beschädigt, poliert und schließlich bis auf den Kernstahl abgetragen. Und, man soll es bei all den Märchen und Mythen über das japanische Schwert kaum glauben: so manche Klinge ist schief und verwunden. Verbogen im Kampf. Dass heute noch so viele japanische Klingen existieren hat nichts mit deren Qualität zu tun, sondern mit kulturellen Hintergründen.

Bei den Europäern sah das übrigens nicht viel anders aus. In der Schlacht verbogen, zerbrachen und verscharteten die Schwerter. Nach der Schlacht wurde poliert, zurecht gebogen und gerettet, was zu retten war. Von den Wikingern ist historisch belegt, dass sie nach dem Kampf reihenweise ihre Schwerter gerade bogen. Wer sein Schwert vererbte, hatte einfach nur wahnsinnig viel Glück, dass er es kaum benutzen musste- oder zumindest selten auf harten Widerstand traf. Genau wie japanische Klingen zeigen die europäischen Gegenstücke, dass sie starker Benutzung ausgesetzt waren und irgendwann aufgegeben werden mussten. Aus diesem Grunde war es tatsächlich Usus, dass japanische wie auch europäische Ritter Zweit- und Drittwaffen mit sich führten (je nach finanzieller Lage). Dies lässt sich historisch belegen.

Fazit: Ein Schwert hielt, bis es irreparabel beschädigt war. Das kann nach einem einzigen Kampf oder nach zehn ganzen Schlachten der Fall gewesen sein. Es hing von vielen Faktoren ab. Diese Klingen hielten einiges aus und es bedarf schon modernen Hochleistungsstahls, um ihre Eigenschaften zu überbieten. Aber auch das beste Schwert ist nicht unzerstörbar und fand meist nur dann seinen Weg in die Hände des Sohnes, wenn ein Zustand herrschte, für den das Schwert nie gedacht war: Frieden.

Zusätzlich muss man Stahlalterung noch mit einkalkulieren. Bei modernem Stahl (nach 1980 zumindest ) ist das eher ein kleines Problem, aber wegen des Stickstoff im Stahl/Eisen den man praktisch ohne moderne Methoden nicht entfernen kann müsste man Schwerter und Rüstung eh regelmäßig beim Schmied nachgearbeitet haben lassen. Also Nochmal heiß machen, Abschrecken und vergüten alle paar Monate egal ob man es benutzt hat oder nicht(zumindest wenn man die Sachen benutzen will). Ansonsten versprödet der Stahl. Das man beim Schmied dann auch gleich Schäden ausarbeiten lässt könnte ich mir vorstellen. Persönlich kenne ich mich eher mit Rüsttechnik im Spätmittelalter aus aber tendenziell sind Waffen die nach 1380 gefertigt wurden langlebiger, wegen neuer Methoden und Möglichkeiten Stahl in hoher Qualität zu gewinnen. Und bezüglich der Frage : Wie lange hat ein Schwert `damals`gehalten? Ich hab vor etwa einem halben Jahr einen Sammler auf einer kleinen Veranstaltung getroffen in Bayern, welcher Schwerter aus dem 15. Jahrhundert hatte welche benutzt wurden und in einem Top zustand waren (abgesehen von Abnutzungen vom Nachschleifen)also vielleicht beantwortet das deine Frage

War ja wohl davon abhängig, wie oft es benutzt wurde und mit welcher Wucht. Nach einer größeren bzw. langanhaltenden Schlacht war so ein Schwert jedenfalls reif für einen Nachschliff.