War die BF109 oder die Spitfire das bessere Flugzeug?

3 Antworten

Man kann nicht das bessere Flugzeug benennen. Allein schon deshalb, weil es von beiden Flugzeugmustern jeweils zig unterschiedliche Versionen gab, die sich hinsichtlich Gewicht, Motorleistung, Bewaffnung und damit in so ziemlich allen wichtigen Leistungen deutlich unterschieden. Die BF 109 hat sich über ihre Produktionszeit von einem 2000 kg Flugzeug mit 700 PS zu einem 3400 kg Flugzeug mit 1400 PS (kurzzeitig 2000 PS) entwickelt... Ähnliches bei der Spitfire: anfangs ca. 1000 PS, am Schluss dann über 2000 PS.

Deshalb, je nachdem welche Versionen du vergleichst, ist mal die Messerschmitt und mal die Spitfire besser motorisiert oder besser bewaffnet oder hat ein besseres Leistungsgewicht.

Und dann ist es eben immer auch die Frage, welche Prioritäten der Konstrukteur verfolgt hat und ob man diese als wichtig ansieht. Beispielsweise wurde die Bf 109 mehr auf eine hohe Geschwindigkeit hin konzipiert... aber ist das jetzt das Kriterium, das sie zu einem besseren Flugzeug macht? Oder ist es eher ein Nachteil, weil sie deshalb weniger wendig war?

Wenn man sich Interviews von Kampfpiloten aus der Luftschlacht um England anschaut, dann sind die sich ziemlich einig, dass es im Kampf nicht drauf ankam, wer im besseren Flugzeug saß. Es wurde nicht viel darüber philosophiert, ob das gegnerische Flugzeug jetzt 100 PS mehr hat und ob es im Geradeausflug 30 km/h schneller fliegen kann. Sondern am Ende kam es darauf an, wer besser mit seinem eigenen Flugzeug umgehen konnte. Wer die Stärken und Schwächen des eigenen Flugzeuges am besten kannte und damit arbeiten konnte. Ausbildung und Erfahrung. Da hatten Anfangs die Deutschen und später die Briten die Nase vorn.

Das hängt immer vom Zeitpunkt ab an dem man den Vergleich ziehen will.

In der Vorkriegszeit besaßen Messerschmitt BF 109E bereits voll variable Dreiblatt-Verstellpropeller, während die Spitfire Mk.1 noch mit starren Zweiblatt-Holzpropellern ausgerüstet waren, siehe diese historische Aufnahme:

https://www.alamy.de/cambridgeshire-england-uk-1938-eine-k9795-supermarine-spitfire-im-flug-uber-ostengland-im-jahr-1938-die-9-produktion-mk-i-supermarine-spitfire-image451364206.html?imageid=F2F36D6B-301D-4BF9-93B1-087FAF2B1B97&p=1218668&pn=1&searchId=28d304222a5cdafca7b33c5aefabd688&searchtype=0

Ein Flugzeug mit einem starren Propeller kann man vergleichen mit einem Auto ohne Gangschaltung, insbesondere die Steiggeschwindigkeit der Spitfire wurde hierdurch beeinträchtigt. Die Spitfire wäre hierdurch vor dem Krieg der Bf109 unterlegen gewesen. Zum Zeitpunkt der Luftschlacht um England waren jedoch die Spitfire Mk. 1 bereits auf Verstellpropeller umgerüstet worden.

Es gab auch während der Battle of Britain gute Gründe der Bf109 den Vorzug zu geben. Beim Oberkommando der RAF hatte man sich nicht vorstellen können, dass Luftkämpfe in großen Höhen stattfinden würden. Daher hatte man weniger Wert auf einen effektiven Höhenlader gelegt, anders als bei der Bf109, die einen besseren Lader besass. Dies führte u.a. zu einer besseren Steigleistung der Bf109.

Zudem konnte ein Bf109-Pilot in Bedrängnis die Nase seines Flugzeugs andrücken und in einen Sturzflug übergehen, während bei der Spitfire Mk.1 die negative Erdbeschleunigung die Schwimmerkammer des Vergasers flutete und für einen momentanen Ausfall des Triebwerks führte.

Besonders kontrovers diskutiert wird die Frage, welche Maschine im engen Kurvenkampf die Bessere war. Die Meinungen gehen diesseits und jenseits des Ärmelkanals weit auseinander. Sachlich betrachtet scheint es sich aber heraus zu kristallisieren dass der Vorteil bei fortgesetztem engen Kurvenflug bei der Bf109 lag, u.a. durch

  • höhere Triebwerksleistung in größeren Höhen
  • automatisch ausfahrende Vorflügel an der Flügelvorderkante, eine Entwicklung des britischen Herstellers Handley-Page, deren Verwendung durch einen Patent-Tausch gegen Messerschmitts Schalenbauweise zustande kam

Dafür sollen die Steuerkräfte im Sturzflug, also bei hohen Geschwindigkeiten, bei der Bf109 höher gewesen sein als bei der Spitfire. Weitere Parameter wie z.B. die max.Geschwindigkeit, fallen dagegen ziemlich identisch aus.

Der wahre Vorteil der Bf109 war jedoch ein ganz anderer: sie war von vorneherein auf eine einfache und schnelle Serienfertigung mit teils ausgelagerter Produktion von Baugruppen durch Unterauftragnehmer hin ausgelegt.

Die Spitfire war aerodynamisch ein hervoragendes Flugzeug, aber vom Standpunkt einer schnellen Produktion her betrachtet ein Alptraum. So besass zum Beispiel die Flügelkontur eine stetig wechselnde Krümmung. Und nicht nur das: in Rumpfnähe besaß der Flügel einen höheren Anstellwinkel, der sich zu den Flügelspitzen hin stetig verringerte, was außerordentlich schwierig präzise herzustellen war.

Diese Schränkung des Flügels bewirkte eine frühzeitige aerodynamische Warnung vor dem Strömungsabriß durch Schütteln (buffeting), während die Wirksamkeit der Querruder noch voll gewährleistet war. U.A. dieses außerordentlich gutmütige Verhalten der Spitfire nahe dem Strömungsabriß hatte beim hastig ausgebildeten Pilotennachwuchs eine niedrigere Unfallrate zur Folge als etwa bei der Bf 109. Zudem ermöglichte dies die Verwendung umgerüsteter Spitfire auf Flugzeugträgern, "Seafire" genannt.

Frühe Bf 109G, die Weiterentwicklung der e und F, hatten anfangs große Überhitzungsprobleme, so stark dass sich manche Piloten weigerten sie zu fliegen. Auch das deutsche Fliegeras Hans-Joachim Marseille fiel nicht im Kampf, sondern kam durch Motorüberhitzung ums Leben:

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans-Joachim_Marseille

"Am 30. September 1942 kehrte die Staffel von einem Einsatz zurück, als die Maschine von Marseille, eine Messerschmitt Bf 109 G-2, wegen eines technischen Defektes Feuer fing. Da die Scheiben der Kabine mit Öl verschmiert waren, wurde er von seinen Kameraden dirigiert, um sich auf von Deutschland kontrolliertes Territorium zu retten. Als schließlich jedoch ein Absprung erforderlich war, drehte er das Flugzeug mit einer halben Rolle in Rückenlage, um nicht Gefahr zu laufen, vom Leitwerk getroffen zu werden. Wegen der starken Rauchentwicklung bemerkte Marseille, während er sich von den Anschnallgurten befreite, allerdings nicht, dass die Maschine in den Sturzflug übergegangen war, so dass er beim Absprung trotz seiner Vorsichtsmaßnahmen vom Leitwerk getroffen wurde. Er war entweder sofort tot oder verlor zumindest das Bewusstsein; zum Ziehen der Reißleine des Fallschirms kam er nicht mehr. Hans-Joachim Marseille wurde anschließend mit militärischen Ehren in Derna beerdigt."

Selbst als diese Probleme im weiteren Kriegsverlauf beseitigt wurden, blieb die Bf 109G beim Start und bei der Landung eine bisweilen tückische Maschine. Es wird angenommen, dass mehr Exemplare bei Unfällen zerstört wurden als im Einsatz. Selbst restaurierte Maschine verunfall tendeswegen schon auf Flugschauen:

https://www.youtube.com/watch?v=CzWUdQBGvT8

https://www.youtube.com/watch?v=6gANRYVdSks

Die Stärke der Supermarine Spitfire war eindeutig ihr höheres Entwicklungs-potenzial. Alle in Serien gebaute Typen verfügten über gute Flugeigenschaften, auch diejenigen mit dem im späteren Kriegsverlauf eingesetzten, viel größeren Rolls-Royce-Griffon-Motor (36.7 Liter Hubraum gegenüber ca. 27 Liter beim Merlin)

Beim simulierten Luftkämpfen der Spitfire Mk. XIV mit Griffon-Motor gegen die Bf 109G zeigte sich, dass die Spitfie der Bf 109 im "Dogfight", also dem engen Kurvenkampf, nun deutlich überlegen war, sowie auch in den übrigen Disziplinen.

Würde man also die Frage "War die Bf109 oder die Spitfire das bessere Flugzeug" bezogen auf 1944 stellen, wäre in der Summe die Spitfire vor zu ziehen.

Als Engländer sage ich natürlich: "die Spitfire". Die Messerschmitt war aber natürlich schon ein Hammer - insbesondere die Weiterentwicklung der 262. Irgendwo sind bestimmt Statistiken zu finden mit dem Abschussverhältnis.

RedPanther  26.12.2022, 11:18

Bf 109 eine Weiterentwicklung der Me 262?

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ZuGenuege  31.12.2022, 02:03
@RedPanther

Nein ist sie nicht. Sie basiert in Teilen auf der Me 309 die in Teilen eine Weiterentwicklung der 109 ist.

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