Wann ist es ok zum Chef zu gehen?
Hallo, ich habe eine Frage. Wann findet ihr es ok sich an den Chef zu wenden? Ich versuche es kurz zu halten. Ich habe Mitte Oktober in einer Arztpraxis begonnen. Meine Aufgabe ist es u.a. zweimal die Woche Patienten (Kinder) zu messen, zu wiegen und den Blutdruck zu messen. Der Platz dafür ist direkt neben der Anmeldung. Die ersten zwei Wochen habe ich mich gut mit allen verstanden, dann ist das Klima auf einmal gekippt. Warum genau weiß ich nicht. Seitdem wurde ich regelmäßig angepatzt, spitze Bemerkungen, vor Patienten runtergemacht usw. Mir wurde nicht gesagt, wenn Patienten kam und gingen die ich wiegen sollte und zuletzt sind zweimal meine Patientenlisten verschwunden und als ich das eine mal gefragt hat ob sie jemand gesehen hat, hat keiner den Finger krumm gemacht. Das zweite mal hatte ich gesehen, wie einer Kollegin die Liste von einer Ärztin gegeben wurde. Die Ärztin hat dann nachmittags bemerkt, dass die Liste fehlt und die Kollegin drauf angesprochen. Aber es kam nichts. Ich habe es irgendwann geschafft mit einer Kollegin ins Gespräch über das Klima zu kommen, was auch so ganz gut war aber keine Wirkung auf das Klima hatte, da diese Kollegin glaube auch nicht viel zu sagen hat. Die andere Kollegin, die was zu sagen hatte meinte sie hat keine Zeit für "sowas", als ich meinte ich finde nicht in Ordnung in welchem Ton sie mit mir spricht nachdem sie mich runtergemacht hatte. Für mich war das eine klare Ansage, dass sie der Boss ist und nicht mit reden wird. Auch nicht in Zukunft. Leider ist dann so gekommen, dass ich mich fast mit einer Ärztin dort (es gibt mehrere Ärzte) in Haare bekommen habe, weil Patienten häufig nach ihrem Arzttermin nicht mehr zu mir kamen, weil sie es vergessen haben. Und ich das der Ärztin sagen wollte, aber die Anmeldung ihr meiner Meinung nach irgendwas Negatives über mich gesagt haben muss, weil sie mir nicht mehr zugehört hat. Ich hatte wahnsinnig viel zu tun und nervlich einfach am Ende. Schlussendlich war ich so verzweifelt, dass ich überlegt habe mit der einen Kollegin (die nicht mit mir sprechen wollte nochmal zu versuchen zu reden, aber sie war grade im Urlaub und die anderen Kollegen war ja schon angestiftet sich mir gegenüber auch mies zu verhalten) nochmal zu reden oder zum Chef zu gehen. Da ich mir mit der Verantwortung die man auch für die Patienten hat nicht mehr vorstellen konnte noch einen Tag so zu arbeiten, habe ich mich entschieden mit dem Chef zu reden, da mir vor allem auch noch der beinahe Konflikt mit der Ärztin sehr zu gesetzt hat und mich sehr verunsichert hat. Fazit ist, dass Team allgemein im Haus hat wohl davon Wind bekommen und ich denke ich stehe nicht gut da. Ein Bekannte von mir meinte, wenn ich das auf ihrer Arbeit gemacht hätte wäre ich fertig gemacht worden, da man eben nicht einfach so zum Chef geht. Was meint ihr, habe ich mich so falsch verhalten? Ich hoffe, ich werde jetzt hier nicht fertig gemacht. Einfach ehrliche Meinungen von Leuten die mich nicht kennen. Danke
3 Antworten
Liebe Lina,
soweit wie ich das verstehe, gibt es da mindestens eine Kollegin, die es echt drauf hat, einen Zickenkrieg anzuzetteln. Und dann gibt es eine Ärztin, die vielleicht zu beschäftigt ist, um bei der Beseitigung organisatorischer Mängel mitzuwirken.
Wie auch immer: Man braucht jemanden, um seinen Stress und seinen Ärger an ihm abzulassen - und da hat man Dich ausgeguckt. Selbstverständlich ist das ein Grund, zum Chef zu gehen.
Das würde ich aber nur gut vorbereitet tun. Also schreib Dir Vorfälle genau auf. Geh einfach davon aus, dass der Chef wenig Zeit und Nerven hat. Mit einer vorbereiteten Darstellung, sachlich, hilfst Du ihm schnell zu erkennen, was zu tun ist.
Parallel gebe ich der Aktion keine großen Chancen. Hoffentlich irre ich mich.
Für alle Fälle fang schon mal an eine Stelle zu suchen, bei der das Klima gut ist. Ich finde es unerträglich, in einer Praxis zu arbeiten, in der ein Zickenkrieg statt findet.
Kleiner Hinweis: Ein häufiger Wechsel von Arzthelferinnen kann ein Hinweis auf ein schlechtes Betriebsklima sein.
Bleib gradlinig. Tue, was in Deinen Augen für das Gelingen einer Aufgabe wichtig ist. Lass Dich nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Ich habe kein gesteigertes Interesse, bei bösartigen oder übel launischen Menschen beliebt zu sein. Dann bin ich eben bei genau diesen Menschen unbeliebt. Dafür schätzen mich Menschen, die ebenfalls gradlinig und fair sind.
Ein guter Punkt, vielleicht muss es mir einfach ein bisschen mehr egal sein was andere sagen und denken zumindest wenn sie es offensichtlich nicht besonders gut mit mir meinen. Vielen Dank und viele Grüße
In meinem Leben hat sich in ähnlichen Situationen als hilfreich erwiesen, wenn ich ganz ruhig und sachlich blieb und jede Unwahrheit (sowie Halbwahrheiten) "auf den Tisch" legte. Die Lüge scheut das Licht !
Die Bekannte hat nichzt so ganz runrecht. Zum Chef zu gehen kommt unter Kollegen nie gut an.
Ich, an deiner Stelle, würde mir eine andere Stelle suchen. Du wirst da nie eine Fuß auf die Erde bekommen.
Sicher hast du noch Probezeit. Da kannst du auch ohne Angabe von Gründen kündigen.
Man kann als Arbeitnehmer immer ohne Angabe von Gründen kündigen. In der Probezeit gelten halt andere Fristen.
Was mich auch beschäftigt, aber das geht wahrscheinlich vielen so. Ich finde in den letzten Jahren ist das Arbeitsklima immer rauher geworden. Ich fand die Einstellung meiner Bekannten schon hart. Vor fünfzehn Jahren hätte ich mir nicht vorstellen könne, dass jemand sowas sagt und so auch meint. Da war es eben insgesamt noch entspannter, heute kämpft in erster Linie jeder für sich selber hat man den Eindruck. Und so meinte meine Bekannte das glaube ich auch, dass man das auch muss. Und da denke ich ein bisschen anders, ich denke es gibt noch ein Weg dazwischen, zumindest hoffe ich das.
Lieber Strolchi2014, Danke für deine Antwort! Ich frage mich nur, wie man sonst gegen so ein Klima wehren soll, da die entscheidende Kollegin ja offensichtlich kein Interesse hatte sich mit mir konstruktiv auseinanderzusetzen. Wie gesagt, es waren Zeitgründe das ich dann doch zum Chef gegangen bin, eben auch wegen der Verantwortung für die Patienten wollte ich so auf keinen Fall weiter arbeiten. Ich denke sie werden mich dort jetzt nicht fertig machen. Dass es nicht gut ankommt wenn man zum Chef geht weiß ich. Aber ich finde man sollte sich auch anhören, warum das jemand getan hat. Der andere Teil von Team mit dem ich nicht dort an der Anmeldung arbeitet ist größtenteils ganz ok. Aber ich merke, dass sie jetzt Abstand von mir nehmen und ja ich denke ich bin irgendwie raus. Ich frage mich nur, ob fertig machen nicht etwas hart ist. Und wie ich es anders hätte machen können ohne das es so ausgeht oder ich die Stelle wechseln müsste. Danke und viele Grüße
Das was dir passiert ist Mobbing.
Natürlich wäre es wichtig mit dem Chef zu reden.
Allerdings glaube ich nicht, dass es etwas bringt.
Wenn die Ärzte wollten, hätten sie längst gemerkt was abgeht und auch entsprechend reagiert.
Such dir besser einen Job wo man dich zu schätzen weiss.
Hallo Nordlicht, Danke für deine Antwort! Ich nehme auch an, dass sie einfach jemand brauchten an dem sie Dampf ablassen konnte. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte, hätte ich nochmal das Gespräch gesucht und gesagt, dass wenn wir es nicht klären können wir eben oder ich dann zum Chef gehe. Ein Teil von mir hat genauso gedacht wie du, dass das eigentlich etwas ist was der Chef lösen muss, da es ja auch in seinem Interesse ist das alles gut läuft. Der Chef hat auch gut reagiert, aber eben bei den Kollegen bin ich jetzt draußen glaube ich. Keine Ahnung, ob man das wieder "gut" machen kann. Ich habe in einer Teamsitzung jetzt schon einfließen lassen was für Probleme ich bei den Arbeitsabläufen hatte und dass die Kommunikation sehr schwierig war und ich auch das Gespräch gesucht habe. Keine Ahnung ob das wieder irgendwas gut macht. Mit parallel gibst du dem keine großen Chancen, also dass es letztlich keinen Sinn macht auch wenn man zum Chef geht, weil das Klima eben grundsätzlich schlecht ist und sich wahrscheinlich nicht ändert? Aber schon mal gut zu hören, dass mich jemand versteht und es im Prinzip genauso gemacht hätte. Danke und viele Grüße