Wäre Kant Organspender?

8 Antworten

Kant war aufgeklärt, er wusste, dass der menschliche Körper nach dem Tod des Menschen keinen Zweck für den Toten mehr erfüllt, und hätte höchstwahrscheinlich prinzipiell wenig dagegen eingewendet, doch sicher hätte er auch die Frage formuliert, warum es dieses Interesse überhaupt gibt.

Organe zu spenden wurde und wird insbesondere von denen angeregt, die daran verdienen.

Es fiel eigentlich keinem groß auf, aber öffentliche Werbekampagnen in Deutschland während der Jahre 2010 bis 2013, Organe zu spenden, fielen zeitlich mit dem Höhepunkt des Missbrauchs der chinesischen Organchirurgie in China zusammen.

Doch auch in Deutschland gab es Skandale.

Zur Beurteilung der Moralität von Organspenden muss man sich darum vor Augen führen, dass der Druck, der auf Lebende ausgeübt wird, ihre Organe zu spenden, nicht nur auf die Bedürfnisse derer zurückzuführen ist, die die Organe selbst brauchen, sondern auf eine ganze Industrie, die diese Interessen verstärkt.

Bislang gibt es nur aus China Berichte darüber, dass die Möglichkeit, Organe zu transplantieren, zu unvorteilhaften Entwicklungen im Leben der Spender führte, die darum früher starben, als unbedingt notwendig.

Die Organchirurgie kann diesen Zustand als "chinesische Krankheit" diskriminieren, obwohl ich glaube, dass das kaum möglich ist.

Wenn man versucht, der Frage Kants Philosophie zugrundezulegen, würde ich zumindest vermuten, dass er es nicht aus dem Kategorischen Imperativ ableiten würde.

Denn dieser dient ja der Prüfung einzelner Handlungsweisen, ob sie zum allgemeinen Gesetz erhoben werden können. (Z.B. sollte man als Politiker einer Regierungspartei nicht für Gesetze stimmen, die einen selbst behindern, wenn man irgendwann wieder in der Opposition ist.)

Ich glaube aber nicht, dass sich der Imperativ umkehren lässt, so dass alle Handlungsweisen, die als Gesetz wünschenswert wären, automatisch zum Gesetz gemacht werden müssen oder dürfen.

Oder anders gesagt, nicht alles, was die Prüfung des Kategorischen Imperativs besteht, muss zwingend gemacht werden.

Wenn Kant also Organspende gut gefunden hätte, hätte der Imperativ ihn darin bestätigt, dass es eine moralische Handlung ist.

Wenn er sie nicht gut gefunden hätte, hätte er es nicht wegen des Imperativs machen müssen.

Vermutlich ja, da man ja das gleiche auch im umkehrten fall von anderen erwartet.

Mit einer Pflicht könnte er allerdings wieder Probleme haben da der Moralische Anspruch auf Organspende wiederum mit dem Anspruch auf Selbsteigentum konkurriert - hier also ein Abwegen zwischen zwei Grundsätzen stattfinden muss.

Ganz bestimmt.
Ich gehe davon aus, dass er nach seinem irdischen Ableben keinerlei Eigentumsanspruch auf "seine" Organe erheben würde und diese stattdessen jedem künftigen "Nutzer" zuschriebe.
Als Begründung führe ich seine Definition für die Rechtfertigbarkeit von Eigentumsansprüchen an Ackerland an:
So kann auch nur das Land, das der Einzelne zu bearbeiten im Stande ist, sein Eigentum genannt werden, denn nur durch die von ihm geleistete Arbeit hebt es sich von dem übrigen Land ab.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Wäre Kant Organspender?

Da ich davon ausgehe, dass er auch Organspenden angenommen hätte, wäre er selbstverständlich selbst auch Organspender gewesen.

Alex