Therapeut im realen Leben getroffen?

6 Antworten

Ich kann auch verstehen, dass dir das erstmal unangenehm ist, dass du ihn dort entdeckt hast. Mir würde es auch so gehen. Und es gibt sicher auch zahlreiche andere Menschen, denen so etwas ähnliches passiert ist.

Vielleicht kannst du über Filter/ Einstellungen dafür sorgen, dass er dein Profil nicht sieht?

Ansonsten denke ich auch, dass das vielleicht auch ein Thema für eine Therapiestunde sein könnte. Wie du gesagt hast, ist auch dein Therapeut nur ein Mensch, auch er hat ein Privatleben. Es kann interessant sein, zu erfahren, wie er grundsätzlich dazu steht, wenn seine Klienten in denselben Dating Portalen unterwegs sind wie er? Vielleicht ist ihm das ja sogar auch unangenehm? Oder es kann dir helfen, deine unangenehmen Gefühle besser zu verstehen/ aufzulösen?

Und auch einen Gedanken wert: wie würdest du dich fühlen, wenn er in seinem Profil so offen über intimes schreibt? - vielleicht hilft dir das, dich zu entspannen? Oder löst es eher noch mehr Unbehagen aus?

Dann könnte es auch ein Zeichen dafür sein, dass du dir vielleicht nochmal überlegen solltest, was du auf einem öffentlichen Profil von dir preisgeben willst. Man kann ja z.b. versaute Sachen mögen, aber offen darüber schreiben heißt für mich dann auch offen dazu stehen können. Man kann sich in der Anonymität eines Dating Portals auch sicherer fühlen als es einem im echten Leben dann wirklich angenehm wäre.. ?

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Peinlich ist einem nur etwas, wenn man unehrlich ist. Vielleicht sollte man dann nicht offen mit Informationen umgehen. Ich wünsche mir manchmal sogar, dass mein "Therapeut"/Arzt hier mitließt. Sie stecken mich ständig in eine Schublade, ohne mich wirklich zu kennen.
Für die Behandlung ist es vorteilhaft, viel über dich zu wissen, für dich selbst bedeutet das aber stärker mit der Realität konfrontiert zu werden, was fies sein kann. Kann man jetzt sehen, wie man will.

Es erstaunt mich ein wenig, dass du gerade deinem Therapeuten gegenüber so etwas nicht erzählen kannst, bzw. ihm gegenüber weniger offen sein kannst, als Fremden gegenüber.

Nun weißt du ja auch noch (durch Zufall) das dein Therapeut dich noch mal besser verstehen würde, als manch anderer Psychologe.

Vor allem für den rein praktischen Umgang damit, sollte er dir gute Tips geben können.

Aber was ich nachvollziehen kann, dass es jetzt vielleicht nicht leichter wird, mit ihm darüber zu reden, weil es dir in der Beziehung zu ihm zu persönlich werden könnte. Da ist die Frage, wie professionell geht er damit um, sollte er eigentlich können...

Wenn schon mal so ein nicht alltäglicher Zufall eintritt, kann man das auch leichter als Anlass nehmen, das Thema auf den Tisch zu bringen. Hier hilft es, sich mal kurzzeitig als schicksalsgeführt und weniger eigenverantwortlich zu sehen, und die Sache nur noch ins Rollen zu bringen, die letzten paar Worte hinzuzufügen, die noch fehlen, für ein neues Bild.

Die Situation ist ja schon recht ungewöhnlich.
Im Grunde wäre es nach meiner Einschätzung wohl wünschenswert, du könntest die Situation ansprechen, auch wenn es erst einmal schwerfällt (vonwegen eventueller Peinlichkeit, deiner eigenen Scheu etc.).
Damit würde die Chance bestehen, euer Vertrauensverhältnis aufrechtzuerhalten.
Es ist nämlich ansonsten zu befürchten, dass du ihm gegenüber gehemmt bist und er wiederum deine Zurückhaltung nicht wirklich einordnen kann.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
DeepAndDark 
Fragesteller
 30.05.2023, 18:27

Ansprechen möchte ich es eigentlich nicht. Er weiß, dass ich schwul bin. Und Sexualität wird in den Sitzungen kaum thematisiert. Ich hatte allerdings - bevor ich ihn auf der Seite entdeckt habe - mal über meinen Pornokosum gesprochen, da ich diesen in der Vergangenheit genutzt habem, um mich von Problemen abzulenken. Das hat sich aber durch die Therapie deutlich gebessert. Das ist mir jetzt auch nicht peinlich oder so. Es geht mir eher um die Privatssphäre allgemein. Außerdem hab ich von meiner Seite oft Angst Menschen zu nahe zu treten. Auf einem Dating-Portal erfährt man vielleicht Dinge, die das Verhältnis Therapeut-Patient eher komplizierter machen.

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dann bist du in der Therapie noch nicht weit gekommen … wenn dort mehr geheimnisvoll als anderswo

treppensteiger  30.05.2023, 18:27

Dachte ich auch, aber es hilft ihm trotzdem, wie er schreibt.

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DeepAndDark 
Fragesteller
 31.05.2023, 13:44

Die Therapie ist sicher auch kein Prozess in dem es in allen Bereichen zu 100% perfekt funktioniert. Mein Leben hat sich dadurch aber deutlich verbessert. Und ich bin eher in der Lage auftretende Ängste richtig einzuschätzen und werde davon mittlerweile auch emotional viel weniger in Beschlag genommen.

Die Angst vor einer privaten Begegnung mit einem Therapeuten und die Reaktion darauf, ist eine Form der Vermeidung, wenn ich mal das Modell, dass ich in der Therapie für andere Situationen gelernt habe, auf diese Situation übertrage. Man hat Angst in der Situation abgelehnt zu werden und meidet deshalb die Situation. Und daran arbeitet man schrittweise.

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