Suche Beispiel für Empiristische Schlussfolgerung

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Das Beispiel ist nicht geeignet.

Zum einen ist der Schluß nicht logisch gültig. In der Aussagenverknüpfung „Wenn p, dann q“, eine Implikation (auch Subjunktion oder Konditional genannt), folgt formal aus falschen Aussage (etwas ist nicht der Fall; Nachsatz oder Vordersatz hat den Wahrheitswert falsch) nichts Eindeutiges, sondern Beliebiges.

Zum anderen beruht der Schluß gar nicht auf Erfahrung. Wenn bloß Erfahrung die Grundlage ist, wird aufgrund der Sinneswahrnehmung festgestellt, ob etwas eine Bohne ist oder nicht. Dies geschieht dann auch bei etwas, das neben dem Topf gefallen ist.

Genau untersucht ist das, was bloße Erfahrung ist, auch keine Bohne, sondern der Eindruck von Sinnesdaten. Beim Sehen gibt es Formen und Farben. Damit ist erst einmal nur ein unbestimmtes Ding da. Um dieses Ding als Bohne zu verstehen, wird eine Idee einer Bohne (eine Bohne ist eine bestimmet Sache) verwendet, von erfassenden Unterscheidungskriterien Gebrauch gemacht und eine Sacheinheit gebildet. Nur so kann die (identifizierende) Feststellung getroffen werden: Das da ist eine Bohne. Das Bohnesein ist nicht in unmittelbarer Erfahrung gegeben, nicht rein passiv, ohne geistiges Zutun aufgenommen.

Bei dem Beispiel im Beschreibungstext läuft es auf eine (vom gängigen Sprachgebrauch abweichende) Definition hinaus, Bohne sei ein nach dem Werfen immer in einen Topf fallender Gegenstand. Wahrnehmung ist nur, daß etwas neben dem Topf gefallen ist. Die Aussage, es handele sich dabei um eine Bohnen, ist nicht empirisch geschlußfolgert, sondern durch einen seltsamen Definitionsversuch bedingt.

Induktive Schlüsse könnten empiristische Schlußfolgerungen genannt werden. Induktive Schlüsse sind allerdings nicht logisch zwingend gültig.

Beispiele können Prognosen und Verallgemeinerungen sein, die auf Beobachtungen aufbauen (Schließen von beobachteten Ereignissen/Zuständen auf die vorliegende Regel, Erweiterung einer begrenzten Anzahl von Fällen):

Bisher ging (dem Anschein nach) jeden Morgen die Sonne im Osten auf, also wird auch morgen (dem Anschein nach) die Sonne im Osten aufgehen.

Bisher ist jeder Apfel an einem Apfelbaum nach einiger Zeit nach unten gefallen, also wird auch der nächste Apfel nach einiger Zeit nach unten fallen.

Einige (und alle bisher beobachteten) Schwäne sind weiß, also sind alle Schwäne weiß.

Kupfer leitet elektrischen Strom, Eisen leitet elektrischen Strom, Silber leitet elektrischen Strom, usw., also sind alle Metalle elektrisch leitend.

Induktive Schlüsse sind inhaltlich eine Informationserweiterung. Sie sind Schlüsse vom Besonderen (Einzelfällen) zu Allgemeinen (vgl. Thomas Zoglauer, Einführung in die formale Logik für Philosophen. 4., überarbeitete Auflage. Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2008 (UTB für Wissenschaft : Uni-Taschenbücher : Philosophie ; 1999), S. 57 – 58)

Induktion leistet keine allgemeingültige Begründungsleistung als mit Sicherheit notwendiges Folgern, wie schon David Hume argumentiert hat (An enquiry concerning human understanding [„Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand"]). Eine notwendige Verknüpfung könne nicht aus der Erfahrung gewonnen werden. Die Menschen können Dinge und Ereignisse wahrnehmen, aber nicht unmittelbar die wirkenden Kräfte bzw. die Notwendigkeit der Verknüpfung. Eine absolute Notwendigkeit einer Abfolge von Ereignissen bestimmter Art auch in Zukunft könne nicht aus der Erfahrung abgeleitet werden. Wenn bislang Ereignisse miteinander verbunden waren, ergebe sich aus der Erfahrung nicht die Notwendigkeit einer immer so weitergehenden regelmäßigen Verbindung (Induktionsproblem). Dafür ist zusätzlich eine Annahme über eine Gleichförmigkeit und Beständigkeit der Natur Voraussetzung. Die Erfahrung könne nur wiederholte Wahrnehmungen einer Abfolge (z. B. beim Zusammenprall von Billardkugeln) bieten. Daraus entstehe eine Erwartung über die Zukunft. Die Macht der Gewohnheit bringe die Einbildungskraft dazu, eine Kausalbeziehung herzustellen.

Induktion kann aber eine bedeutsame Rolle bei der Hypothesenbildung spielen.

Mark Zegarelli, Logik für Dummies : [der Schluss ist das Ziel]. Übersetzung aus dem Amerikanikanischen von Katrin Krips-Schmidt. 1. Auflage. Weinheim : Wiley-VCH, 2008 (Für Dummies), S. 65 – 66:
„Induktionen sollte man, so nützlich sie auch sein können, mit Vorsicht genießen. Fünf netten Leute zu begegnen – oder auch zehn oder 10.000 – ist noch keine Garantie dafür, dass der Nächste, den man trifft, nicht doch unfreundlich ist. Selbst 100.000 freundliche Leute in einer Stadt garantieren nicht, dass die meisten oder alle Bewohner dieser Stadt freundlich sind – es kann ja sein, dass sie nur den netten begegnet sind.

Albrecht  28.06.2012, 10:41

Trotzdem ist die Logik mehr als nur eine starke Vorahnung, dass eine Annahme richtig ist. Die Definition logischer Richtigkeit fordert ja, dass - wenn die Prämissen wahr sind – auch die Konklusion wahr ist. Und weil die Induktiv hinter diesem Standard zurückbliebt, wird sie sowohl von der Wissenschaft als auch von der Philosophie als der berühmte weiße Elefant betrachtet. Er sieht zwar so aus, als könne es mit ihm funktionieren, letztlich nimmt er aber doch zu viel Platz im Wohnzimmer ein.“

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das Beispiel ist nicht ganz richtig, wenn ein beobachter feststellt, dass eine Bohne in den Topf fällt, hat er schon eine Idee von einer Bohne.(er muss sie haben, BEVOR etwas damit geschieht, sonst wäre es nur ein "ding" ein unbeschriebens etwas) Dann weißt er was eine Bohne ist, unabhängig davon, wie es mit seiner Umwelt interagiert.

Wenn ich einem beobachter sage: "alles was in einen Topf fällt" ist eine Bohne, würde er die danebengefallene Bohne auch nicht als solche identifizieren, aber ob ich nun Bohnen, legosteine oder schildkröten in den Topf werfen würde: alles wären für ihn "bohnen"

RhizeB4991 
Fragesteller
 25.06.2012, 13:18

Okay, danke für die Antwort hat mir sehr geholfen.

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Ein Empirist wird die Erfahrung gemacht haben, dass wenn nur Bohnen geworfen werden, auch nur Bohnen landen können - egal wo.

Aussage 1:

Ein Beobachter stellt also fest, was in dem Topf landet ist eine Bohne.

Daraus folgt nicht, dass das auch in Zukunft so sein wird - andernfalls wäre es bereits eine Theorie. Theorien sind empirisch unterdeterminiert.

ein Empirist schließt daraus, dass das was neben den Topf gefallen ist nun auch keine Bohne sein kann

Unter der Voraussetzung der Gültigkeit gewisser logischer Axiome folgt das nicht aus Aussage 1, denn:

es gelte die Subjunktion: wenn A dann B, daraus folgt aber nicht: wenn nicht A dann nicht B

siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Subjunktion

Die Erkenntnis aus deinem Beispiel für mich wäre: Wenn man Bohnen in einen Topf wirft, kann erwartungsgemäss auch mal eine Bohne daneben fallen.

RhizeB4991 
Fragesteller
 25.06.2012, 12:23

Natürlich kann eine Bohne daneben falllen, aber es ist nur eine Theoretische Schlussfolgerung eines durch und durch empiritischen Menschen, der alles Wissen und somit alles Wahre nur aus der Erfahrung bestimmt.

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Suboptimierer  25.06.2012, 13:15
@RhizeB4991

Dann ist er danach um eine Erfahrung reicher, nämlich dass Bohnen auch daneben fallen können. Er kann ja überprüfen, dass das Danebengefallene eine Bohne ist.

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