Epikurs Philosophie für Dumme

3 Antworten

Es gibt nicht die Zusammenfassung in einem Satz, sonst könnte man sich die meisten Bibliotheken und Bücher sparen, da 99,999...% überflüssig sind.

Du musst vielmehr darlegen, für wen für welchen Zweck zusammengefasst werden soll. Eine bloße Zusammenfassung, hinter der das Nichts steht, hilft nur dem, der es füllen kann.

PS: Die Epikurbriefe sind eine Zusammenfassung. Eine Zusammenfassung der Zusammenfassung der Zusammenfassung sind Epikurs kyriai doxai/ratae sententiae, was im Englischen mit principal doctrines, im Deutschen unterschiedlich übersetzt wird, etwa mit "Hauptlehrsätze". Auch sie sind kein Herrschaftsrecht derart, dass, wer sie "hat", den "ganzen Epikur" hat.

Da wir von Epikur nur komprimierte Texte besitzen, weil seine weiter ausgreifenden Schriften alle vernichtet sind, muss man die Texte sehr sorgfältig lesen. Hier mal ein Versuch zum 1. Abschnitt.

Gewöhne dich an den grundlegenden Gedanken, dass der Tod für uns ein Nichts ist. Denn alles Gute und alles Schlimme beruht darauf, dass wir es empfinden. Verlust aber dieser Empfindung ist der Tod. Deshalb macht die rechte Erkenntnis, dass der Tod für uns ein Nichts ist, die Sterblichkeit des Lebens zu einer Freude; sie fügt nicht nach dem Tode eine grenzenlose Zeit hinzu, sondern tilgt in uns die Sehnsucht nach der Unsterblichkeit. Für den, der recht begriffen hat, dass es im Nichtleben nichts Schreckliches gibt, für den gibt es ja auch im Leben nichts Schreckliches. Daher ist ein Tor, wer da erklärt, er fürchte den Tod nicht, weil er Leid zufügen werde, wenn er da sei, sondern weil er Leid zufüge, da er bevorstehe. Es ist unsinnig zu glauben, was nicht beunruhige, wenn es da sei, werde Leid zufügen, weil es zu erwarten sei.

Man würde hier besser schreiben: „dass für uns als Betroffene das Totsein keine erfahrbare, spürbare Existenz hat.“ Epikurs metaphysiche Hypothese kommt hier zum Tragen, er bezeichnet sie als „grundlegenden Gedanken“. Alles Bewusstsein beruht letztlich auf Erfahrung. Auch unsere denkende Deutung bedarf erst einmal der vielfältigsten Inputs durch Sinne und Kultur (Weltdeutung von Vorgenerationen, z.B. manifestiert in Begriffen, die uns weitergegeben werden). Wir leben in einer diesseitigen Welt und alle darüber hinausgreifende Ideen sind erfahrungsloser, spekulativer Natur.

Man beachte auch das „für uns“. Denn Epikur bestreitet nicht, dass unser Totsein für andere, die Hinterbliebenen, selbstverständlich eine Erfahrung der Trennung, des schmerzhaften Zurückbleibens bedeutet, aufzuarbeiten in einer „ehrenden Erinnerung“. Gedächtnis der Verstorbenen war ein Teil der epikureischen Praxis. Jeder wusste, dass sein Leben im Kreis der Freunde nicht in Vergessenheit geriet. Für uns selbst aber gibt die Erfahrung der Begrenztheit des eigenen Lebensabenteuers der Gestaltung dieses Lebens eine besondere Würze. Natürlich können wir freiwillig ins Nichts zurückkehren, doch das ist wie einen Wein wegschütten, bevor man ihn gekostet hat und seine Potentiale der Gestaltung. Da aber Totsein für uns erfahrungslos, ohne Schmerz und ohne Freude ist, warnt Epikur vor denen, die uns damit Angst machen wollen. Die wollen sich mit der Angst vor dem Totsein in Wirklichkeit nur Gestaltungsmacht über unser aktives Leben erschleichen. Dass sich andere in unsere Lebensinterpretation einschleichen, ist eine große Sorge Epikurs. Ihm geht es darum, dass sich jeder möglichst viel Freiheit und Authentizität bewahren kann. In diesem Licht ist der Satz zu sehen:

„Wer aber den jungen Menschen mahnt, fröhlich zu leben, den Greis, das Leben fröhlich zu beschließen, der ist einfältig, nicht allein weil das Leben ja doch liebenswert ist, sondern weil die Sorge, fröhlich zu leben und fröhlich zu sterben, eine und dieselbe ist.“

Wer das Leben in allen Phasen bewusst und aufmerksam lebt, findet die ihm je eigenen, schönen Momente daran, egal ob jung oder alt. Der braucht keine Beurteilung von außen, keine aufoktroyierten Maßstäbe. Epikur respektiert hier, dass sich jeder seine eigenen Maßstäbe setzt. Das ist Ausdruck seines „negativen und deutungsoffenen Utilitarismus“. Sein Augenmerk liegt auf der Warnung vor Gefährdungen der persönlichen, authentischen Freiheit der Lebensgestaltung. Unnatürliche Angst ist – so seine Warnung – ein in vielen Facetten genutztes Vehikel, sich der Freiheit anderer zu bemächtigen.

Du solltest dir zumindest die Mühe machen, deine Frage etwas zu konkretisieren. Also, zB die Passage kopieren, die du nicht verstehst. Das wäre sehr hilfreich. Die Epikureer waren generell der Auffassung das das Glück der Menschen im Müßiggang zu finden sei. (Sie wollten am liebsten erstmal nix machen, den lieben langen Tag. Naja, mit Sklaven an der Seite mag das gehen). Wenn du eine konkrete Frage hast, würde ich dich bitten, die passende Textstelle zu kopieren.

manwithproblems 
Fragesteller
 26.02.2014, 22:55

Es wäre folgende Textpassage:

"Man muss sich aber auch darüber klar werden, dass von unseren Begierden die einen naturbedingt, die anderen nichtig sind, und dass von den naturbedingten ein Teil notwendig, der andere eben nur natürlich ist, und schließlich, dass von den notwendigen einige zur Erlangung der Glücksseligkeit erforderlich sind, andere, um unsere Gesundheit vor Störungen zu be - wahren, und wieder andere, um überhaupt leben zu können. Bei unbeirrbarer Betrachtung der Begierden lernt man nämlich, jedes Streben und jedes Meiden für die Gesundheit des Leibes und zur Wahrung der Seelenruhe zu nutzen, da diese beiden zusammen das glück selige Leben ausmachen. All unser Tun richten wir ja doch nur darauf, keinen Schmerz erdulden und keine Angst empfinden zu müssen. Haben wir aber diesen Zustand erst einmal erreicht, dann schwindet aller Aufruhr aus unserer Seele, da das Lebewesen sich nun nicht mehr gleichsam darauf einstellen muss, was ihm etwa noch fehle, und nichts mehr zu suchen M1 Keine Wünsche mehr offen? braucht, womit es sein körperliches und seelisches Wohlbehagen erst vollkommen zu machen hätte. Denn nach Freude verlangt es uns nur, wenn wir sie schmerzlich vermissen; empfinden wir aber diesen Schmerz nicht, dann entbehren wir auch die Freude nicht mehr. Darum behaupte ich, dass die Freude das A und O des glückselig gestalteten Lebens ist. Sie kennen wir als unser erstes angeborenes Gut, von ihr lassen wir uns bei unserem Streben und Meiden leiten und nach ihr richten wir uns, alles andere Gut mit ihrem Maßstab messend. Und gerade weil sie unser allererstes, naturgegebenes Gut ist, da - rum streben wir auch nicht nach jeder Freude, sondern übergehen bisweilen viele, wenn uns von ihnen nur ein desto größeres Unbehagen droht. Ja, viele Schmerzen bewerten wir mitunter sogar höher als Freuden, nämlich dann, wenn auf eine längere Schmerzenszeit eine umso größere Freude folgt. So bedeutet für uns also jede Freude, weil sie an sich etwas Annehmliches ist, zwar gewiss ein Gut, aber nicht jede ist erstrebenswert, wie umgekehrt jeder Schmerz wohl ein Übel ist, aber da rum doch nicht unbedingt vermieden werden muss. Unsere Aufgabe ist es, durch Abwägen und Unterscheiden des Zuträglichen und Abträglichen immer alles richtig zu be - werten, denn manchmal bedienen wir uns des Guten gleich wie eines Übels und umgekehrt. Auch die Selbstgenügsamkeit halten wir für ein großes Gut, doch nicht, damit wir uns unter allen Um - ständen am wenigen genügen lassen, sondern damit wir mit wenigem zufrieden sind, wenn wir nicht viel haben. Dabei leitet uns die Überzeugung, dass der einen reichen Aufwand am stärksten genießt, der seiner am wenigsten bedarf, dass alles Natürliche leicht zu beschaffen ist, das Sinnlose aber schwer, und dass schließlich die schlichten Genüsse ebenso viel Freude bereiten wie der größte Luxus, wenn nur das Schmerzgefühl des Entbehrens nicht aufkommt. Womit also gemeint ist, dass schon Brot und Wasser, wenn man sie zuvor entbehrte, einen Hochgenuss bereiten können. Außerdem fördert die Gewöhnung an eine einfa che, nicht üppige Lebensweise die Gesundheit, be fähigt den Menschen, unverdrossen zu leisten, was das Leben von ihm fordert, lässt uns die reicheren Genüsse, die uns dann und wann einmal geboten wer den, umso stärker empfinden und unterstützt unsere Furchtlosigkeit gegenüber dem Zufall. Wenn wir nun also sagen, dass Freude unser Lebensziel ist, so meinen wir nicht die Freuden der Prasser, denen es ums Genießen schlechthin zu tun ist. Das meinen die Unwissenden oder Leute, die unsere Lehre nicht verstehen oder sie böswillig missverstehen. Für uns bedeutet Freude: keine Schmerzen haben im körperlichen Bereich und im seelischen Bereich keine Un ruhe verspüren. Denn nicht eine endlose Reihe von Trinkgelagen und Festschmäusen, nicht das Genießen schöner Knaben und Frauen, auch nicht der Ge nuss von lecke - ren Fischen und was ein reich besetzter Tisch sonst zu bieten vermag, schafft ein freudevolles Le ben, vielmehr allein das klare Denken, das allem Verlangen und allem Meiden auf den Grund geht und den Wahn vertreibt, der wie ein Wirbelsturm die Seelen erschüttert. An allem Anfang aber steht die Vernunft, unser größtes Gut. Aus ihr ergeben sich alle übrigen Tugenden von selbst, ja sie ist sogar wertvoller als das Philosophieren, weil sie uns lehrt, dass in Freude zu leben unmöglich ist, ohne dass man ein vernünftiges, sittlich hochstehendes und gerechtes Leben führt, dass es umgekehrt aber auch unmöglich ist, ein vernünftiges, sittlich hochstehendes und gerechtes Leben zu führen, ohne in Freude zu leben. Denn die Tugenden sind mit dem freudevollen Leben eng verwachsen, und dieses ist von jenen nicht zu trennen."

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