Stundenlanges Schweigen – wie gehe ich damit um?


20.02.2025, 16:39

Ach, was ich jetzt vergessen habe:

Nach meiner Absage hat er mich für verrückt erklärt und gemeint, wenn ich in den Kriegsmodus übergehe, geht er spazieren.

Das hat er nicht gemacht, stattdessen hat er sich ins Bett verzogen und als ich und der Kleine ins Bett sind, ist er aufgestanden und hat sich mit Kopfhörern und Handy auf dem Sofa platziert. Vermutlich bis morgens... Und nun schweigt er seit gestern Abend oder antwortet mit ja, nein, ok.

5 Antworten

Es klingt, als steckst du in einer sehr belastenden und frustrierenden Situation, in der du dich alleingelassen fühlst – sowohl in der Verantwortung für euer Kind als auch in der Partnerschaft. Psychologisch betrachtet gibt es mehrere Aspekte, die hier eine Rolle spielen: emotionale Distanz, Resignation, Rollenverteilung und möglicherweise auch eine depressive Verstimmung deines Mannes.

Das lange Schweigen und die Passivität, die du bei ihm beschreibst, könnten auf eine emotionale Erschöpfung oder eine depressive Phase hindeuten. Menschen, die sich über einen langen Zeitraum in einer erzwungenen Untätigkeit befinden (wie bei längerer Arbeitslosigkeit), können das Gefühl entwickeln, nicht mehr handlungsfähig oder "nutzlos" zu sein. Dies kann sich in Rückzug, Antriebslosigkeit und Desinteresse äußern – auch gegenüber den Menschen, die ihnen eigentlich am nächsten stehen.

Gleichzeitig scheint sich in eurer Beziehung ein starkes Ungleichgewicht etabliert zu haben: Du trägst die Hauptlast von Erwerbsarbeit, Haushalt und Kinderbetreuung, während er sich zunehmend aus dem Familienleben zurückzieht. Dein Frust darüber ist völlig nachvollziehbar, weil du nicht nur auf seine Unterstützung angewiesen bist, sondern auch eine emotionale Verbindung zu ihm suchst, die momentan kaum vorhanden ist.

Was kannst du tun? Wichtig wäre, einen ehrlichen, nicht vorwurfsvollen Dialog zu suchen – in einem ruhigen Moment, wenn du nicht wütend bist. Anstatt ihm nur vorzuhalten, was er nicht tut, könntest du versuchen herauszufinden, was hinter seinem Verhalten steckt. Fühlt er sich überfordert, deprimiert, orientierungslos? Hat er das Gefühl, keinen Platz in der Familie zu haben oder nicht gebraucht zu werden? Das sind keine Entschuldigungen für sein Verhalten, aber mögliche Erklärungen, die helfen könnten, gemeinsam einen Weg zu finden.

Gleichzeitig ist es wichtig, dass du auch deine eigenen Grenzen klar machst. Du bist nicht allein für alles verantwortlich, und es ist nicht deine Aufgabe, ihn aus seinem Rückzug zu reißen. Falls er sich konsequent verweigert, wäre auch professionelle Unterstützung eine Überlegung wert – sei es durch eine Paarberatung oder ein Gespräch mit einem Therapeuten.

Letztendlich geht es darum, ob er bereit ist, sich aus dieser Lethargie zu lösen und wieder aktiv an eurem Familienleben teilzunehmen. Deine Wut zeigt, dass du nicht einfach aufgeben willst – und das ist gut so. Aber du solltest auch darauf achten, dass du dich nicht völlig verausgabst, ohne dass sich etwas verändert.


alxbr 
Beitragsersteller
 20.02.2025, 17:19

Ich habe noch nicht aufgegeben und gebe ihm seit längerem immer kleine Aufgaben, die er nach dem Aufstehen erledigen soll. Die macht er auch.

Ich muss sie ihm aber "schreiben", auf Nachrichten kommt immerhin nur ein ok und keine blöde Ansage oder Verweigerung. Wenn ich ihn mündlich freundlich bitte, kommt immer ein "jetzt?!?" oder sonst was genervtes... (Nichts von meinen Absagen muss "sofort" geschehen, ich bin kein Ordnungsfreak oder so)

Ich denke schon lange, dass er eine Depression hat, wenn man mit ihm darüber spricht, findet er das auch, aber er will keine Therapie. Er sagt immer, sein Vater war auch so, das sei vererbt.

Ich versuche laufend, ihn einzubinden und ihm das Gefühl zu geben, dass das, was er macht, wirklich was wer ist, bedanke mich auch (natürlich nicht überschwänglich, mir dankt auch keiner für's Wäsche waschen, muss halt gemacht werden).

Wenn wir es schaffen, gemeinsam etwas zu unternehmen – wir fahren auch hin und wieder weg, das tut uns allen sehr gut – wird er wieder ganz anders. Sobald der Alltag wieder da ist, fällt er wieder in sein Loch. Ich kann nur leider nicht dauernd dafür sorgen, dass irgendwas passiert, Ausflüge oder Urlaub gemacht wird oder einfach nicht mehr arbeiten gehen, um sich dem gemeinsamen Unternehmungen zu widmen, irgendwo muss man auch was zu essen kaufen und die Wohnung bezahlen ....

(Er hat mir tatsächlich schon einmal vorgeworfen, ihn ständig alleine zu lassen, sie Arbeit zu wichtig zu nehmen, und keinen Wert zu haben)

Nova2040  20.02.2025, 18:17
@alxbr

Die Frage, die du dir selbst stellen solltest, lautet:

Möchte ich den Rest meines Lebens so verbringen?

Bedenke: Du wirst nicht jünger.

Dein Mann ist in der Ultra-Krise seines Lebens. Leider sagt er das nicht und gesteht sich das vielleicht selbst nicht ein und in jedem Fall unterlässt er es, sich Hilfe zu suchen. Stattdessen lässt er sich in sein Loch sacken und du kannst zusehen, wie du jetzt mit zwei Kindern zurechtkommst, von denen nur eines etwas dazulernen will.

Es ist höchste Eisenbahn, dass ihr zumindest eine Beratungsstelle aufsucht (Familienberatung, Arbeitslosenberatung), um das Problem, das die ganze Familie ungeheuer beeinträchtigt, anzugehen.

Ich gebe deinen Mann noch lange nicht verloren, aber wenn er sich nicht in Bewegung setzt bzw. sich nicht von dir und seinem Sohn in Bewegung bringen lässt, dann musst du nötigenfalls bei aller Liebe auch mit einer Trennung drohen.

Wenn das noch ein paar Monate so weitergeht, dann ist es mit der Liebe eh aus.

Er hat sich nun daran gewöhnt, dass du ALLES machst. Arbeiten, Haushalt, Kinderbetreuung.

So einen brauchst du nicht. Das Schweigen ist nicht das Problem und das weisst du.
Den würde ich verlassen.


alxbr 
Beitragsersteller
 20.02.2025, 17:39

Ich bitte ihn laufend um Hilfe, manches erledigt er, es muss aber eine klare, genau abgesteckte Aufgabe sein. zB Geschirrspüler ausräumen. Boden saugen oder wischen wird verweigert, wenn irgendwas rumliegt. Er sieht sich nicht dafür verantwortlich, etwas aufzuheben, schon gar kein Spielzeug.

Wenn ich ihn darauf hinweise, dass sein Beitrag etwas größer sein könnte, wird er wirklich zum Monster. Er tue genug und ich sei lediglich desorganisiert, deswegen bekomme ich nichts auf die Reihe. Und dass das Kind mich bevorzugt, liegt nicht an seinem Desinteresse, sondern sei "biologisch" bedingt.

Rendric  20.02.2025, 21:27
@alxbr

Warum genau willst du dir das antun? Nicht nur, bekommt ern ichts auf die Reihe - er ist auch noch undankbar und respektlos. Er ist also weder ein PArtner, noch ein Vater, aber ein richtiger Klotz am Bein. Ohne ihn hast du die gleiche Arbeit wie jetzt auch, aber einen Menschen weniger, der dich runterzieht.

sleepingbeautyy  21.02.2025, 08:02
@alxbr

Das ist wie mit einem Kind. Kinder wissen nicht, was genau sie tun müssen und warum. Erwachsene Männer sollten das wissen und von sich aus tun.
Lass dich doch bitte nicht herumschubsen. Du und dein Kind sind ohne ihn besser dran.
Ich wünsche dir alles Gute!

Scheid dich von dem Mann,das einzige was er will ist dich auszunutzen,er geht nicht arbeiten macht nichts mit dem kind und schaut nur auf sein handy.

Lass dich einfach von dem scheiden.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Kenn mich halt aus xD

Ich empfehle das mal ärztlich bzw psychologisch abklären zu lassen. Das könnten Depressionen oder eine andere psychische Erkrankung sein. Je früher man psychische Erkrankungen behandelt, desto höher die Heilungswahrscheinlichkeit.


alxbr 
Beitragsersteller
 20.02.2025, 18:49

Er hat vor Jahren Antidepressiva genommen (vom Hausarzt verschrieben!) und diese dann abgesetzt, da er sie ständig überdosiert hat. Das war aber vor unserer Beziehung.

Spricht man ihn heute auf Therapie an, blockiert er und meint, die wollen einem ja nur Geld aus der Tasche ziehen.

Ich wollte selbst schon einmal eine Gesprächstherapie machen, da meinte er auch, das sei reinste Geldverschwendung.

Ich weiß nicht, wie ich ihn dazu überreden könnte, er hat nie ein Problem, ein Problem haben die anderen, die "anderen" seien komisch, seltsam, würden ihn nicht respektieren (einschließlich mir), ignorieren etc.

Rendric  20.02.2025, 21:28
@alxbr

Therapien sind Leistungen der Krankenkasse und im Regelfall kostenlos.