Studium Elektrotechnik nach 10 semstern abbrechen bitte um Hilfe?

3 Antworten

Also zunächst: Das lange studieren alleine sehe ich nicht als Hindernis. Ich habe ähnlich lange (12 Semester für Bachelor) und mit Master schließlich noch einiges länger gebraucht. Was ich aber hatte war immer eine Begeisterung für Elektrotechnik und in der Regel auch immer Kurse, die ich interessant fand - daher hat sich mir die Frage nach dem Abbrechen nicht gestellt.

Das Studium - vor allem am Anfang - vermittelt nur zu einem sehr begrenzten Teil, was man für die Bewältigung der Ingenieursaufgaben wirklich braucht. Viel ist erst mal Theorie - und je mehr man mit Dingen in Berührung kommt, umso mehr merkt man, wie wichtig das ist, was man mal gehört hat.

Ich fand es eigentlich spannend, als an der Uni Projektarbeiten begannen: Wirklich mal für einen Kurs einige Monate relativ selbstständig, aber mit Hilfestellung von Professoren/Assistenten ein Projekt zu bearbeiten, Ausarbeitung dazu schreiben, Vortrag vorbereiten. Auch die Bachelorarbeit gehört dazu: durch das begleitete Arbeiten gewinnt man Erfahrung und Selbstvertrauen. Seitdem wusste ich, dass ich mich in bisher unbekannte Themen einarbeiten kann. Möglicherweise stehst du noch vor dieser Phase?

Tatsächlich habe ich durch das lange Studium, diverse Kurse (die ich dann teilweise nicht beendet habe), Werkstudenten-Job, etc... auch viele Grundlagen wiederholt, die ich eigentlich gleich hätte lernen sollen: Wie gesagt, irgendwann braucht man es eben. Wenn man sich dann innerhalb von 3 Jahren zum fünften Mal mit den Eigenschaften der diskreten Fouriertransformation beschäftigt hat, wird es leichter. :-p Und manchmal macht es klick und man erinnert sich an irgend einen Leitsatz von früher und versteht ihn plötzlich. Aber mir ist in Projektarbeiten und als Tutor aufgefallen, dass es vielen ähnlich geht wie dir: Sie haben vieles vergessen und ganz schön zu kämpfen mit dem selbstständigen Arbeiten (und Wissen aneignen). Manche haben es ausschließlich perfektioniert, Klausuren sehr gut zu bestehen, aber ihnen fehlt das Ingenieursmäßige herangehen. Auch in der Arbeitswelt habe ich schon Kollegen getroffen, bei denen ich mich über Wissenslücken gewundert habe. Also so alleine stehst du da wirklich nicht da.

Hmm... Was sagt denn dein Herz? Findest du es spannend/begeisternd? Hast du es nur gemacht, um ein gutes Gehalt zu bekommen? Bist du bereit zu lernen? Werkstudenten-Job ist da ein guter Anfang. Die Art der technischen Problemlösung ist auch von Job zu Job sehr unterschiedlich... Viele gehen ja auch Richtung Führungskraft - da ist das konkrete elektrotechnische Wissen gar nicht mehr unbedingt so relevant. Die andere Frage: Was würdest du sonst machen?

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Studium Elektrotechnik und Informationstechnik, Hobbybastler

Fouadla 
Beitragsersteller
 03.06.2022, 23:10

Als allererstes bedanke ich mich sehr für deine investierte Zeit. Das hat mir auch sehr geholfen.

Bei der Einarbeitung bei der Firma, wo ich zurzeit tätig bin , war echt sehr vernachlässigbar , da es da nicht wirklich was vermittelt wurde.

Ich bin bereit zu lernen und ich weiß auch ganz ehrlich nicht , was ich dann sonst machen würde, falls ich meinen Weg ändern würde. Aber sodass du mir gesagt hast , dass ich nicht alleine so stehe, hats mich weiter motiviert . Dann würde ich meine Lücken bei den Fächern wieder ergänzen , indem ich die Sachen selbst wiederhole .

Ganz am Anfang habe ich leider an das gute Gehalt gedacht und der Fehler war, dass ich eher nur mehr in den Klausurenphasen gelernt habe, sodass ich die Fächer bestehe. Aber so ist nicht richtig .

kmkcl  03.06.2022, 23:37
@Fouadla
Bei der Einarbeitung bei der Firma, wo ich zurzeit tätig bin , war echt sehr vernachlässigbar , da es da nicht wirklich was vermittelt wurde.

Irgendwer muss doch für dich zuständig sein? Frag den oder Kollegen um Rat, z.B. wie du an eine Aufgabe heran gehen sollst, wo du evtl. zusätzliche Informationen dazu findest, unter welchen Fachbegriff das fällt (damit du selbst nachschauen kannst), etc... nicht, dass sie die Arbeit machen, sie sollen nur Tipps geben. Das ist denen am Schluss lieber, als wenn du deine Zeit vertrödelst, weil du nicht zurecht kommst.

Dann würde ich meine Lücken bei den Fächern wieder ergänzen , indem ich die Sachen selbst wiederhole .

Ja, aber ich denke es wäre nicht hilfreich einfach alle Vorlesungsinhalte zu wiederholen. Vertiefe das, was du eben gerade brauchst, oder wofür du eine Motivation hast... Schau Youtube-Videos, schau in Bücher (das Lernen mit erweiterten Quellen wird im Studium auch nur am Rande vermittelt)

Falls du ein gewisses Interesse hast, beschäftige dich auch privat damit: Elektronik-Baukästen, Arduino, SDR, KI, Programmieren, etc... abgesehen von der momentanen Chipkrise gibt es mittlerweile so viel bezahlbare Einsteiger-Angebote. Der praktische Umgang wird an der Uni wenig vermittelt, aber man festigt damit das theoretische Wissen (oder erkennt Wissenslücken).

Fouadla 
Beitragsersteller
 04.06.2022, 00:00
@kmkcl

Ich bedanke mich nochmal ganz herzlich für deine Zeit . Gerne würde ich so deine Tipps nehmen . Die sind für mich sehr hilfreich.

Genau da hast du Recht ,da gibt's auf Jeden Fall jemanden, der antworten würde , falls ich Fragen habe. Ich lasse ihn auch nicht die Arbeit machen.

Hallo Fouadla,

wenn du das Studium abbrichst, was willst du denn dann machen? Taxi fahren?

Was du erlebst, erleben viele. Das ist der Praxisschock. Je theoretischer das Studium ausgerichtet ist, desto schwieriger ist für viele der Einstieg in den Beruf. Große Firmen haben Trainee-Programme, um die Uniabsolventen an die Arbeitsweise im Betrieb heranzuführen. Bei kleineren Betrieben musst du dich manchmal auch selbst durchbeißen.

Andersrum, ist es für viele Betriebsinhaber frustig, einem Uniabsolventen ein hohes Gehalt zu zahlen, aber man muss ihm erst noch beibringen was er machen soll.

Da müssen alle durch.

Viel Erfolg!

Karliemeinname


Fouadla 
Beitragsersteller
 04.06.2022, 00:47

Ich habe nicht daran gedacht was ich dann machen würde , falls ich überhaupt meinen Weg ändere . Deine Informationen und Tipps von anderen Beteiligten hier auf dem Forum haben mir sehr geholfen , sodass sich die Frage nach dem Abbrechen nicht mehr stellt. Besten Dank euch .

heilaw  03.06.2022, 22:45

Stimmt da nicht etwas mit dem System des Studiums? Zu Praxisfremd.

karliemeinname  03.06.2022, 22:49
@heilaw

Na ja, man sollte sich eben im Vorfeld überlegen was man machen möchte und ob dafür ein Hochschulstudium oder ein (Fach-) Hochschulstudium besser ist.

Beide Arten haben ihre Berechtigung.

Allgemein schadet es nie, wenn man neben dem Studium schon praktische Erfahrungen sammelt und nicht "kellnern" geht.

Möglicherweise hast du das Studium "falsch" gemacht. Viele machen einfach nur Bulimielernen vor den Klausuren und vergessen danach alles. Das funktioniert sogar. Aber es ist absolut unsinnig, wenn man sich gar nicht die Inhalte des Studiums merken will. Pech


Fouadla 
Beitragsersteller
 03.06.2022, 21:51

Hmm sollte das heißen, dass ich fast alle Fächer selbst wiederholen soll oder soll ich eine andere Alternative suchen . Gleichzeitig sich die ganzen Fächer zu merken ist auch schwierig

Rexon112  03.06.2022, 21:55
@Fouadla

Keine Ahnung. Aber wenn man ein Studium studiert, aber nichts behält, hat man irgendetwas falsch gemacht. Das ist nicht das Ziel eines Studiums