Stimmt das Wort "verschmähen" in den folgenden Sätzen?
Gemäß der mir vorliegenden Wortdefinition ist das Wort hier falsch:
- Viele Kinder verschmähen jedoch Obst und Rohkost. (1; könnte auch richtig sein, aber dachte eher Delikatessen, z.B. Kaviar, Whisky)
- Erst haben die Kunden aufgehört, in Läden zu gehen, jetzt verschmähen sie die Onlineshops. (2)
- Die Gifte des Buchsbaums sind auch in den Raupen zu finden, deswegen verschmähen in die Vögel. (3)
- Alle zehn Jahre verschmähen Männer in Oberammergau den Rasierer. (4)
- Nun verschmähen wegen des Coronavirus immer mehr Menschen Bargeld. (5)
Hier passt es:
- Lunge, Niere, Herz oder Hirn – viele Menschen verschmähen das Essen von Innereien vehement. (6)
- Autofahrer verschmähen die sogenannte Umtauschprämie. (7)
- Mehrfach hakt er bei Nadine nach, wie sie ihn so verschmähen kann.(8)
Mit Nummer bitte Abweichungen von meiner Meinung angeben. Danke!
Unwichtige Zusatzinfo: [die Definition, die ich habe: verschmähen (zurückweisen: Dir wird etwas Positives, Gutgemeintes angeboten. Du aber lehnst es ab bzw. nimmst es nicht an. Der Grund ist oft Geringschätzung oder sogar Verachtung. // Wenn man etwas verschmäht, dann geht es darum, dass man konkrete Dinge von Wert (verächtlich) zurückweist, nicht irgendwelches Gedankengut, Ideen, Programme o.ä. - also Samt und Seide, Gold und Silber verschmähen, die besten Stücke vom Fleisch, Kaviar und sehr alten Whisky. Im weiteren Sinne verschmäht man z.B. Würdigungen, Orden, auch Menschen (denen ein gewisser Rang zugesprochen wird). Trump verschmähte die Hand von Angela Merkel, die ihm zum Gruß gereicht wurde, und wollte sie so seine Verachtung spüren lassen.]
5 Antworten
etwas verschmähen = etwas aus irgendeinem Grund ablehnen, ggfs. auch verächtlich machen
- 👍Leider verschmähen viele Kinder Gemüse, obwohl es so gesund ist. Das hängt wohl z. T. damit zusammen, dass in vielen Familien gar nicht mehr gekocht wird, sondern man nur Pizza & Co. aufwärmt. Aber es gibt einfach auch Gemüsesorten, die Kindern (noch) nicht schmecken, und wenn die Eltern dann darauf bestehen, dass die Kinder das essen, wird der Widerwille nur noch größer.
- ❓Seltsamer Inhalt. Wer behauptet so etwas? Und wo kaufen die Leute denn jetzt? Nicht mehr in Geschäften, nicht mehr online, wo denn dann? Ohne zu verstehen, kann ich nichts über "verschmähen" in diesem Kontext sagen.
- Dieser Satz ergibt keinen Sinn. Was haben die Raupen damit zu tun, dass die Vögel 👍sinnvollerweise die Blätter des Buchsbaums verschmähen, die ja giftig für sie sind? Leider👍 verschmähen die Raupen die Buchsbaumblätter nicht. 😢 Nur gut, dass 👍die Vögel die Raupen, die für sie ja ungefährlich sind, nicht verschmähen. Leider kommen sie aber nicht an alle ran, sodass der Buchsbaum letztlich doch kahlgefressen wird.
- Hier ist Verschmähen wohl eher scherzhaft zu verstehen, denn es geht ja nicht um eine tatsächliche Abneigung gegen die Rasur, sondern nur darum, sich für die Festspiele einen Bart stehen zu lassen. "Verschmähen" in Gänsefüßchen bekommt von mir 👍, Verschmähen ohne diese 👎. Da würde ich eher sagen: Sie verzichten auf den Rasierer bzw. auf die Rasur.
- 👎 Auch hier finde ich die Ausdrucksweise unpassend, kann es aber nicht ganz klar begründen.Wahrscheinlich hängt es damit zusammen, dass die meisten Menschen (zumindest in Deutschland) ja gar nichts gegen Bargeld haben. Sie lehnten nur während der schlimmsten Corona-Phase eine Zahlung mit Bargeld ab, aus Angst, sich über das Anfassen von Münzen und Geldscheinen zu infizieren.
- 👎 Viele Menschen verschmähen das Essen von Innereien. ➔ Korrektur: 👍 a.) Viele Menschen lehnen das Essen von Innereien vehement ab. b.) Viele Menschen verschmähen Innereien. ( Bei Verwendung von "verschmähen" ist "vehement" überflüssig, zumal "verschmähen" nicht bedeutet, dass man sich dazu äußert und irgendetwas lauthals verkündet. "Verschmähen" kann ein schweigendes Ignorieren/Ablehnen/Verzichten sein.)
- 👍 Passt gut! Ich würde hier aber eher sagen: Dieselfahrer lassen sich durch die Umtauschprämie nicht locken.
- 👍 Ich würde hier aber "abweisen" vorziehen. Doch das ist eher eine persönliche Präferenz. Ich würde verschmähen eher auf Dinge/Abstrakta etc. beziehen, z. B.: Sie verschmähte sein Geschenk/seine Liebe/seine Hilfe/sein großzügiges Angebot.
*Also nicht Bargeld ablehnen, das einem einfach so angeboten wurde, dann würde es passen, sondern Bargeld aus gesundheitlichen Erwägungen vermeiden.
Wieso sprichst du denn immer vom Verschmähen positiver Dinge? Die Vögel verschmähen die Blätter von Buchsbäumen, denn diese sind für sie giftig. Man verschmäht doch meistens Dinge, die einem nicht gut tun, nicht gefallen oder die man aus irgendwelchen anderen Gründen nicht will.
Ach, deine 2. Frage habe ich ganz vergessen!
"Kollokation" ist ein sehr schwammiger Begriff, mit dem ich nicht viel anzufangen weiß. Vor allen Dingen muss man aufpassen bei vielen Begriffen, die im Internet miteinander verwurstet werden. Dabei ist so viel Falsches, dass einem ganz schlecht werden kann. Besorg dir lieber ein gutes Stilwörterbuch! Und viel lesen hilft auch.
Manch einer weiß auch nicht, dass in einem Thesaurus nur alle möglichen Begriffe gesammelt werden, die oft nur in einem sehr weit gefassten Rahmen miteinander zu tun haben: hilfreich meistens nur, wenn einem irgendein Begriff partout nicht einfallen will; dann sucht man eben unter irgendeinem Begriff, der ein bisschen mit dem gesuchten Wort zu tun hat, und vielleicht hat man Glück und stolpert dann darüber.
Auch viele Schreiber von Zeitungsartikeln sind nicht mehr stilsicher, bei irgendwelchen Blog-Schreibern darf man auch keine großen Erwartungen haben, womit ich nicht sagen will, dass es nicht auch sehr gute Schreiber gibt. Wie oft schon habe ich irgendwo gelesen, dass sich jemand über irgendetwas oder irgendwen lächerlich gemacht hat. Das ist doch Quatsch! Man kann nur sich oder andere lächerlich machen, aber über etwas oder irgendwen macht man sich lustig.
MMn paßt "verschmähen" nur treffend bei Nr. 1
Für Nr. 2...6 + 8 würde ich "meiden" einsetzen.
Die Intention von Nr. 7 ist mir nicht ganz klar. Evtl. paßt hier "ignorieren".
Aber Nummer 8 passt eigentlich zu 100%. "Liebe/Zuneigung verschmähen" als häufige Kollokation - so zumindest Nutzer spanferkel14 und die Wikipedia-Definition.
Die Sätze 4 und 5 sind fragwürdig.
Satz 4 wegen des nur temporären Nichtrasierens, Satz 5, weil sie Bargeld nicht verschmähen, sondern nur bargeldloses Zahlen wegen der geringeren Infektionsgefahr und einfacherer Handhabung bevorzugen.
Satz 6 ist falsch. Sie verschmähen nicht das Essen von Innereien, sondern sie verschmähen Innereien.
Satz 7 und 8 sind wieder fragwürdig.
Okay, danke. Aber "das Essen" im Sinne von "das Verzehren von Innereien". Stimmt doch?
Satz 8 ist 100% richtig, "Liebe verschmähen" ist eine sehr häufige Kollokation.
Satz 8 ist einfach mies formuliert. Besser wäre:
Mehrfach hakt er bei Nadine nach, warum sie ihn verschmäht.
Okay. Denkst du "Schmerzen verschmähen" ist richtig?
Ja, der Satz ist schlecht formuliert, aber rein inhaltlich passt "verschmähen" hier. Stilistisch passt das umgangssprachliche Nachhaken allerdings überhaupt nicht zum gehobenen "Verschmähen". Ich würde hier eher sagen: Mehrfach hakt er bei Nadine nach, weshalb/warum sie ihn (derart) ablehnt.
überhaupt nicht zum gehobenen "Verschmähen".
Richtig. Und nicht nur "gehoben", sondern es beschreibt ja auch eine aktive, in gewisser Weise arrogant eingefärbte Form der Ablehnung, was weder zum Thema Bargeld noch zur Änderung der Einstellung gegenüber einem Partner passt.
Stimmt. Aber wo ist von einer Änderung der Einstellung zum Partner die Rede? Hier geht es doch wohl nur um einen nervigen "Verehrer", der einfach nicht begreifen will, dass er bei Nadine keine Chancen hat. Es gibt ja solche Typen, die einem immer wieder auf die Pelle rücken, obwohl man ihnen klar und deutlich eine Abfuhr erteilt hat.
Weiß auch nicht. Kam bei mir irgendwie so an. Ist aber auch egal.
Denkst du "Schmerzen verschmähen" ist richtig?
Um Himmelswillen nein!
Danke. Aber ja, das wusste ich, weil ich dich oder Kajja bereits nach dieser Kollokation gefragt habe. Ich wollte damit prüfen, ob Pudelskern Ahnung hat oder nicht weil ich dort die Lösung wusste.
Ausgehend davon war aber auch klar, das man Schmerzen verursachendes Gift nicht verschmähen kann, ergo ist Satz 3 definitiv falsch.
Deine Folgerung ist falsch.
Man kann zwar keine Schmerzen verschmähen, aber sehr wohl ein Gift, das Schmerzen hervorruft. Zum Verschmähen gehört, dass man die Wahl hat.
Okay, gut zu wissen. Aber komisch, dann verstehe ich das Wort nicht richtig. Im Grunde kann man alles verächtlich zurückweisen, was man nicht mag, viele Gegenstände, jedes Essen…
- Er verschmäht sein Handy/Cola/Garnelen/Gift/Alkohol/Getreide etc.
Richtig. Nur sein Handy passt nicht. Da kannst du höchstens sagen, dass er sein Handy kaum benutzt. Wenn es das Handy (stellvertretend für Smartphones etc.) ist, passt's wieder.
„aus Verachtung, Geringschätzung o. À. ablehnen, zurückweisen, nicht annehmen“
Alle Sätze stimmen.
Nein, auf keinen Fall stimmen alle. Satz 3 ist zu 100% falsch.
Bei Satz drei liegt das aber nicht am Wort „verschmähen“ sondern am ganzen Rest.
Nicht böse gemeint, aber du hast zu wenig Wissen, was dieses Thema anbelangt.
In solchen Fällen gibt es kein richtig oder falsch. Man empfindet verschmähen in deinen Sätzen als passend oder unpassend. Ob das so ist, hängt z. B. von der sprachlichen Erfahrung des Einzelnen ab und seinem Gefühl. Das kann von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich sein. Es gibt keine (strenge) Definition eines Wortes, nur eine vage Umschreibung. Wie man ein Wort auslegt, kann sich auch im Laufe der Zeit ändern.
Beispiele 1 und 6. Kinder verschmähen Obst. Das "darf" man deiner Auffassung nach nicht sagen. Viele Menschen verschmähen das Essen von Innereien. Das "erlaubst" du dann wieder. Auf Delikatessen bezogen ist deiner Auffassung nach verschmähen "richtig", sonst scheinbar nicht. Es hört sich so an, als sei Obst für dich keine Delikatesse, Lunge aber schon. (Denn sonst hättest du verschmähen in Satz 6 abgelehnt.) Die Essensvorlieben sind aber verschieden.
Für mich klingt es widersprüchlich und unnötig kompliziert.
Satz 8. Hier passt aus deiner Sicht verschmähen. Du nimmst die Sicht des Jungen an, der sich für etwas Besonderes hält. Kann man ihn nicht auch mit den Augen von Nadine betrachten? Die ist vielleicht anderer Meinung. Aus ihrer Sicht würde also verschmähen laut deiner Definition nicht passen. (Es gibt doch die verschiedenen Erzählerperspektiven. Würde die Geschichte aus der Sicht des Jungen erzählt, könnte verschmähen passen. Es gibt aber auch den allwissenden Erzähler. Um wen es sich handelt, dafür reicht der eine Satz nicht aus.)
In den Sätzen 1 bis 5 vertrittst du deine persönliche Meinung darüber, was du für gut oder schlecht hältst. Einen Rasierer beispielsweise scheinst du nicht für "achtenswert" zu halten. Denken andere Leute darüber vielleicht anders?
Musst du nicht aber von der durchschnittlichen Meinung darüber ausgehen, ob etwas einen Wert hat? Und wenn du es dir mal so vorstellst: Die Überschrift in der ZEIT könnte nicht lauten: "Die Männer von Oberammergau verschmähen den Rasierer"? (Und wenn es ironisch gemeint ist?)
Klar gibt es Grenzfälle, aber es gibt in der Tat Ausdrucksfehler, die bei Verwendung des Worts „verschmähen“ auftreten können.
Danke spanferkel14! Dann hatte ich tatsächlich (fast) alles hinsichtlich des Worts „verschmähen“ richtig evaluiert.
Noch kleine ergänzende Fragen: