Sollte man die Fahreignung aller Verkehrsteilnehmer wirklich regelmäßig prüfen lassen?
Immer wenn ich lese oder höre wie ein Rentner oder eine Rentnerin mit einem Fahrzeug in einem Unfall verwickelt ist, dauert es in der Regel nicht lange, bis ich dann auch die ersten Debatten lese oder höre, in denen es darum geht, ab einem bestimmten Alter die Fahreignung regelmäßig prüfen zu lassen.
Einige gehen sogar noch weiter und verlangen das bei jedem Führerschein-Inhaber die Fahreignung regelmäßig geprüft wird, so wie es bei Lkw-Fahrern der Fall ist.
Bei so was stellt sich mir die Frage, wer das alles bezahlen soll. Weil so eine Untersuchung kostet schließlich auch Geld. Bei Lkw-Fahrern zahlt in der Regel der Arbeitgeber für die Überprüfung der Fahreignung. Das ist auch sinnvoll, weil Lkw-Fahrer immer beruflich unterwegs sind und ihren Lkw-Führerschein für die Ausübung ihrer Arbeit benötigen.
Bei normalen Pkw-Fahrern ist das allerdings anders. Nicht jeder Pkw-Fahrer ist beruflich unterwegs. Viele fahren auch einfach nur privat. Die Frage ist, muss man dann die regelmäßige Überprüfung der Fahreignung selber bezahlen?
Versteht nicht mich falsch, ich finde es absolut richtig, dass Personen bei denen offensichtlich Zweifel an der Fahreignung bestehen auch einen Test machen müssen.
Was jedoch meiner Meinung nach zu wenig angesprochen wird, ist der Kostenfaktor einer Untersuchung. Wenn jetzt jeder Führerscheininhaber verpflichtet ist, sich regelmäßig untersuchen zu lassen, dann muss ja auch irgendjemand für die Kosten der Untersuchung aufkommen.
Den Führerscheininhabern das selber zahlen zu lassen finde ich extrem unfair. Schließlich sind die Kosten für die Fahrschule und dann hinterher die Kosten für die Wartung des Autos schon teuer genug. Wenn man jetzt sich auch noch darum bemühen muss den Führerschein behalten zu wollen und dafür alle paar Jahre zu einer Untersuchung muss, die auch noch teuer wird, finde ich das extrem unfair.
Was meint ihr? Macht die Debatte, regelmäßige Untersuchungen für alle Führerscheininhaber oder ab einem bestimmten Alter überhaupt Sinn?
Wie könnte man die Sache angehen, ohne Menschen zu diskriminieren?
9 Antworten
In der Tat wäre es diskriminierend, nur Menschen bestimmten Alters zu überprüfen. Also müssten alle an, und zwar regelmäßig.
Die Kostenfrage stellt sich hier nicht, denn es gibt eine preiswerte Alternative: den ÖPNV.
In Spanien gibt es bereits eine Altersgrenze für Fahrerlaubnisse. Wer die erreicht hat, muss sich regelmäßig untersuchen lassen. Die Folge: Viele deutsche Auswanderer kehren nach Deutschland zurück.
Die EU hat sich kürzlich gegen solche Maßnahmen ausgesprochen. Sie setzen auf die Eigenverantwortung, was auch meistens klappt. Neulich hat es in Berlin einen schweren Unfall mit einem 71-Jährigen gegeben, der seinen Führerschein allerdings schon gesundheitsbedingt abgegeben hatte. Insofern war das wohl nicht zu verhindern.
Ich würde mich der Ansicht der EU anschließen. Es wäre auch ein bürokratischer Aufwand, das alles zu überwachen.
Ja, ich fürchte, dazu bin ich viel zu sehr Großstadtkind.
Ich hätte es anders formulieren müssen: Es sollte mit dem ÖPNV eine preiswerte Alternative geben. Aber das kostet wieder Geld.
Wird nicht kommen, Wahlstimmen von der Senioren sind der CDU dafür zu wichtig.
...frag doch einfach mal diejenigen, die Opfer eines "nicht mehr verkehrstüchtigen" Fahrers geworden sind...die entweder komplett ohne ihren Ernährer klarkommen müssen oder die ihrer Lebensunterhalt aufgrund eines Unfalls wegen solch einer Person nicht mehr verdienen können. Kurz heruntergebrochen: Wer ein Kraftfahrzeug führt, stellt, egal in welchem Alter, ein Risiko für die Allgemeinheit dar. Und so wie das genutzte Fahrzeug regelmäßig auf Tauglichkeit überprüft wird, sollten das auch die Fahrer über sich ergehen lassen. Wer fahren will, muss diese zusätzlichen Kosten halt in Kauf nehmen...sage ich als Autofahrer!
Und wie viel wärst du bereit zu zahlen? In welchen Abständen findest du eine regelmäßige Untersuchung sinnvoll?
...100 - 150 € so ca. alle zwei Jahre hielte ich für angebracht. Sollte machbar sein: Sehtest, Reaktionstest und das Beantworten von ein paar spezifischen Fragen. Wobei sich (wie die HU beim Auto selbst) diese Prüfung wiederholen lassen sollte.
...wäre auch okay....die "zwei Jahre" wären erst mal ein Vorschlag gewesen...an den TÜV angelehnt.
Ja, ich hab mich jetzt eher an die LKW Fahrern gehalten, die meines Wissens nach alle 5 Jahre untersucht werden müssen.
Auch wenn ich mich jetzt unbeliebt mache. Es sollte einen Tauglichkeitstest alle zwei - fünf Jahre geben.
Es sollte ebenfalls verpflichtend sein, alle zwei Jahre einen 1. Hilfe Auffrischungskurs zu machen.
Wer andere bewusst gefährdet, sollte verpflichtend zur Nachschulung, sonst Lappen weg. (Handy am Steuer, Überholen ohne Sicht, Überholen bei Fußgängerüberwegen, bewusstes Umfahren einer roten Ampel, Überfahren einer geschlossenen Halbschranke am Bahnübergang, deutlich überhöhte Geschwindigkeit innerorts, kein Mindestabstand, Rückwärtsfahren auf der Autobahn usw usf.)
Macht aber auch nur Sinn bei mehr Kontrollen und einem konsequenteren Durchsetzen der StVO.
Die Zahl der Verkehrstoten insgesamt ist rückläufig, bzw seit 2022 konstant, aber die Anzahl der Verkehrstoten unter den Fußgängern ist um 15-20% gestiegen.
Auch bei den Verletzungen gab es ebenfalls Anstiege. Den höchsten Anstieg gab es bei Bussnutzern ca 12%, Fußgängern ca 8% und E scooters ca14% . Kraftfahrzeuge ca 4% und Pedelec ca 5% hatten geringere Anstiege
Quelle (die Pandemie Jahre hab ich jetzt außen vor gelassen)
Würde man die Menge der Unfallverursacher mit der Menge der im Straßenverkehr Getöteten gegenüberstellen sind es vor allem die Fußgänger, die sich zwar am regelkonformsten verhalten, aber überproportional häufig das Nachsehen haben.
Kraftfahrzeugeführer dagegen sind bei den meisten Unfällen die Hauptverursacher durch Fehlverhalten und haben aber mit am seltensten das Nachsehen.
Kfz sind deutlich sicherer geworden. Wenn zwei Kfz ineinander krachen, gibt es in den meisten Fällen (zum Glück) nur einen Blechschaden. Für alle anderen gilt das aber leider nicht.
Das wichtigste bei diesen Überlegungen ist doch, dass man da nicht eine Gruppe herausfiltern sollte, denn in allen Altersklassen können unerwartete Probleme auftauchen, die dann oftmals vom Fahrer ignoriert werden. Gerade im mittleren Alter tauchen oft Probleme mit dem Sehen auf und da sind dann viele leider zu eitel und uneinsichtig, dass sie dann eben eine Brille benötigen. Und das ist jetzt keine Diskriminierung einer Altersklasse, sondern eigene Erfahrung bzw. Beobachtung. Erst ist es "nur" die Lesebrille, die man benötigt und dann geht es weiter. Das ändert sich dann wieder, wenn z.B. die Augen operiert werden und z.B. Grauer Star ist nicht nur eine Alterserscheinung.
Da wir jetzt alle 15 Jahre den Führerschein verlängern lassen müssen, was eigentlich nur ein Verwaltungsakt ist, hielte ich es für durchaus sinnvoll, bei dieser Gelegenheit mal einen Augentest mit einzubauen. Das ist kein großer Aufwand, könnte aber vielleicht so manchen Ignoranten zum Tragen einer Brille bewegen. Und damit wäre vielleicht schon so mancher Unfall verhndert. Das wäre doch zumindest mal ein Anfang.
Ob solche Tests, egal ob Seh- oder Reaktionstest nun alle 2 oder 5 Jahre bei Privatfahrern wiederholt werden sollten, halte ich nicht für umsetzbar.
Diese Diskussion flammt immer wieder mal auf, wenn ein besonders schwerer Unfall passiert ist.
Der ÖPNV ist keine Alternative besonders nicht auf dem Dorf. Da kannst du quasi kein selbstständiges, menschenwürdiges Leben mehr führen