Sollen jemandem die Kinder entzogen werden, weil er ein Nazi ist?

Das Ergebnis basiert auf 18 Abstimmungen

A 61%
D 22%
B 11%
C 6%

6 Antworten

A

Mein Nachbar und meine Nachbarin sind beide Rechtsradikale, man merkt es ihnen auch an. Ich bin nix deutsch und man sieht es auch deshalb wurde ich früher von rassisten gemobbt. Komischerweise kann sie mich leiden und ich mag sie irgendwie auch, wir kommen miteinander klar und war sogar überrascht als sie mich mal anrief und weinte weil sie sorgen hat. Sie selber will zum Beispiel nix mit „Kopftuchträger“ zu tun haben aber ihren Kindern würde sie niemals den Umgang mit Ausländern verbieten da es deren Entscheidung ist. Das finde ich zum Beispiel echt gut. Mein Freund ist Türke und war erst sehr skeptisch und die beiden hatten auch mal Streit aber inzwischen sind sie gute Freunde.

ich will damit sagen…solange sich „Nazis“ mir gegenüber >>sozial<< verhalten und Respekt vor mir haben, habe ich kein Problem mit ihnen. Solange diese auch ihre Kinder respektvoll behandeln und ihnen ihre eigenen Kindern nicht vorschreiben mit wem sie Kontakt haben wollen etc.finde ich das alles in Ordnung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
D

Ich kann nicht genau sagen ob die Kinder entzogen werden sollten. Zumal der denkende Mensch ja auch mal seine Meinung ändern kann. Wenn du mir diese Frage vor 4 Jahren geställt hättest, so hätte ich mit ja geantwortet. Weil ich die entsprechenden Erfahrungen auf meiner Arbeit gemacht habe und da war die alleinerziehende Mutter hochgradige Nazi Anhängerin.

Was war passiert:

Ich arbeite in einer Kita für schwer erziehbare Kinder und auch für Integration. In meine Gruppe wechselte ein Mädchen. Sie war 3 Jahre alt. Einmal hatte sie mit einem anderen Kind Streit und das andere Kind hat zugehauen. Ich habe der Mutter gesagt, das ihr Kind sich mit einem anderen Kind gestritten hat, und das das andere Kind gehauen hat und das sich beide auch wieder vertragen haben. Vorne herum sagte die Mutter OK, sie versteht das, sind halt Kinder. Hintenrum zog sie über mich her und meinte ich hätte das Kind geschlagen. Andere Eltern sprachen mich darauf an, was mir einfallen würde usw... Das schaukelte sich so hoch das das beim Träger landete. Das zweite involvierte Kind musste nochmal hinzugezogen werden und befragt werden das es sich genau so verhalten hat. Danach war die Sache dann ausgekekst.

Aber es dauerte keine 2 Monate da ging es von vorne los. Ich hatte 3 Wochen Urlaub und in dem Urlaub gabs wieder einen Vorfall. Meine Kollegin rief mich an und meinte ich solle sofort in die Kita kommen, die Mutter steht im Büro und droht mit Anzeige. Das Kind hatte die Fingerknöchel aufgerissen. Da war schon Schorf drauf. Da ich im Urlaub war konnte ich es nicht gewesen sein. Die Mutter bestand darauf das ich es war und verlangte, das das Kind in eine andere Gruppe kommt. Als ich dann wieder da war, befand sich das Kind dann in einer anderen Gruppe. Als ich es auf der Außenspielfläche sah ging ich hin und begrüßte sie. Sie wusste nicht was los war, war traurig das sie die Gruppe wechseln musste. Ich bemerkte die Finger und fragte was passiert ist mit den Fingern. Die neue Gruppenerzieherin stand direkt neben uns und konnte zuhören. Die Kleine sagte, sie sei mit dem Dreirad zu schnell gefahren und hätte ist dann hingefallen. Sie sagte voller Stolz das die Hände kaputt sind und die Knie und sie überhaupt nicht geweint hätte. Mit der Aussage sind wir dann nochmal zur Chefin um das richtig zu stellen.

2 weitere Monate gingen ins Land und auf einmal fing es in der Nachbargruppe auch an. Das Kind würde von den Erziehern geschlagen und gemobbt. Lauter solche Scherze halt. Wir wussten erst nicht was wir machen sollen und ich habe mich dann entschlossen nach der Frau mal in den Soz. Netzwerken zu schauen. Was ich da fand war bezeichnend. Die Frau war in sämtlichen rechten Gruppierungen vertreten mit ihrem Account. Nationaler Mütterstolz, Nein zum Heim und und und.... wie sie nicht alle hießen. Ca 20 Gruppen und Seiten der rechten Szene hatten Likes, Mitgliedschaften, Abos und Favoritenkennzeichnung. Öffentlich. Sie machte da keinen Hehl draus.

Das Jugendamt wurde eingeschaltet und da stellte sich dann heraus, das die Frau unter Beobachtung stand. Da war das Kind fast 4. Wir beobachteten weiter was mit dem Mädchen passierte bis es zur Schule kam. Aus einem lieben Mädchen, welches gerne mit den Freunden gespielt hatte wurde ein Mädchen, kratzbürstig, das gern mal haut wenn es mit Worten nicht weiter kam und Kids die eine dunkle Hautfarbe hatten wurden ignoriert. Die Erzieherin hinterfragte manchmal und bekam zur Antwort, das die Mutter es verboten hat.

Was soll man dazu noch sagen? Später erfuhren wir von einer Hortkollegin, das diese Mutter eine Familienhilfe vom Jugendamt aufgedrückt bekam und etwas später wurde das Kind der Oma übergeben, weil die Mutter es mit zu Demos geschleppt hat und es in erster Reihe mitlaufen musste. Wobei ich finde die Oma hätte das Kind nicht bekommen sollen. Immerhin hat sie ja bei ihrer Tochter anscheinend auch versagt was die Erziehung betrifft. Aber wer bin ich schon.... Das Jugendamt geht seine eigenen Wege, manchmal fernab von dem was Kindern gut tut. Aber das ist ein anderes Thema das hiermit nix zu tun hat.

D

Ein staatlicher Eingriff in das Grundrecht der elterlichen Sorge ist zunächst einmal in der Bundesrepublik verfassungsrechtlich vom Grundsatz her ausgeschlossen!

Der Staat hat nur dann die Möglichkeit einzugreifen, wenn eine massive Gefährdung des Kindeswohls erkennbar ist.

Keine Kindeswohlgefährdung stellt die Erziehung der Kinder im weltanschaulichen Sinne der Eltern dar. Die ist gesetzlich ausdrücklich erlaubt!

Allerdings gibt es als Gegengewicht zur elterlichen Sorge auch in weltanschaulicher Hinsicht die Schulpflicht, die sicherstellt, dass Kinder und Jugendliche auch andere weltanschauliche ANsichten kennenlernen können als nur die der Eltern.

A

Gehen wir mal von unserem Land aus.

Unser Gesetz erlaubt es nicht jemanden die Kinder wegzunehmen weil uns deren politische Ansichten nicht gefallen.

Natürlich fände ich es absolut furchtbar wenn einem Kind solche Ideologien eingetrichtert werden. Aber wenn wir solche Dinge nach Willkür entscheiden würden, dann wären wir wieder an dem diktatorischen Regime dran von dem wir uns so viele Jahre lang entfernt haben. Wir dürfen ja auch nicht entscheiden wer Kinder bekommen darf und wer sterilisiert werden muss.

Von daher muss darauf geachtet werden dass die Kinder gut behandelt werden und nicht zu Schaden kommen.

Auf der anderen Seite sind Hakenkreuze, Hitlergruß und die Verleugnung des Holocausts weiterhin illegal hierzulande. Von daher kann so eine Familie, zumindest hier in Deutschland, irgendwann sicher die Aufmerksamkeit der Behörden erlangen und unter Beobachtung stehen. Unser Staat und unsere Schulen sind außerdem nahezu unermüdlich darum bemüht über die Verbrechen der Nationalsozialisten aufzuklären (auch wenn viele Leute aus Übersee was anderes denken). Das würde hoffentlich auch nicht an den Kindern vorbeigehen.

Zorn und Hass sind schwarze Samen.

D

Wenn der Hang zum Nationalsozialismus erblich oder per Erziehung garantiert wäre, wäre die Generation der 1930-40 geborenen voller Nazis. Dass Kinder immer das machen, was die Eltern tun, ist auch bekanntlich nicht der Fall. Es ist gut möglich, dass das Kind eines bekennenden Nazi genau deshalb zu Demokratie, Humanismus und Menschenliebe neigt.

Einen Gesinnungspass für Eltern zu fordern, klingt nach einer faschistischen Idee.

Eigentlich denke ich auch, dass überzeugte Nazis keine "guten" Eltern sind. Aber wer legt fest, ab welchem Grad man zu nationalsozialistisch ist? Wie sieht es mit erzkonservativen Katholiken aus, die ihren Kindern verbieten Verhütungsmittel zu kaufen, weil sie an archaische Ideen von "kein Sex vor der Ehe" festhalten? Wie geht man mit euphorischen Veganern um, die aus Versehen zu einer gefährlichen Mangelernährung der Kinder beitragen? Oder mit Alkoholikern, Depressiven, Menschen mit schizophrenen Schüben oder Bundesministerinnen, die 7 Kinder haben und kaum Zeit, sich um sie zu kümmern?

Die Menschheit lebt seit Jahrtausenden mit einem Anteil schlechter Eltern. Die Gesellschaft ist daran gewöhnt und puffert das ab. Kinder verlassen irgendwann das Haus und das ist auch gut so. Bis dahin haben Eltern die Aufgabe, die Grundversorgung zu sichern: Nahrung, Kleidung, Schlafplatz, Sicherheit, Möglichkeit zur Persönlichkeitsentfaltung. Dass Eltern wunderbar und liebevoll sind, ist optional - leider, aber so ist es nun mal.

Deshalb ist Kindesentziehung das letzte Mittel, wenn das Überleben des Kindes gefährdet ist.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Lese Fragen durch und vermeide Ferndiagnosen