Sind schon die 2020er gekommen?

6 Antworten

ja, wir befinden uns in den (20)20er Jahren, es ist allerdings bei Trends oder zB Musikrichtungen immer so, das sie nicht mit dem Jahrzehntwechsel abrupt enden, und dann punktgenau eine neue Ära beginnt, da gibt es vieles das über 2 Jahrzehnte übergreifend geht, und so wie Du das Beispiel von 1993 und den 80er Jahren gebracht hast, spricht man in solchen Fällen dann nicht selten von "80/90er Jahren"

Grundsätzlich ist es schwierig zu sagen, DAS macht dieses Jahrzehnt aus, DAS ist nicht mehr typisch für das Jahrzehnt. Bei den früheren Jahrzehnten war es so, dass jedes Jahrzehnt einen Nachhall hatte, ein Prelude und dann tatsächlich etwas, dass für dieses Jahrzehnt typisch war.

Grundsätzlich war es so, dass sich zum Ende eines Jahrzehntes eine Änderung zeigte, die auf ein nächstes Jahrzehnt deutete (Prelude). Nehmen wir mal als Beispiel die 80er: Die späten 80er waren (ab ´87/88) waren schon der Beginn der 90er. Diese mit den 80ern in Verbindung gebrachte Vokuhila Frisur war out, die Menschen trugen die Haare hinten kurz. Die Mode war schon viel dezenter. Während es Mitte der 80er zig Modestile gab, nichts verrückt genug sein konnte, war es in den späten 80ern viel dezenter, schon so wie in den 90ern. Man sprach da schon immer davon, dass bald die 90er beginnen. Es ging da auch schon mit Techno los. Ebenso war es Ende der 80er völlig normal, seine Freizeit mit Computer spielen zu verbringen.

Natürlich gab es da aber noch einige Auslaufmodelle, die noch immer mit Vokuhila herumliefen und das bis Anfang/Mitte der 90er. Das war der sogenannte Nachhall.

Heute ist es anders. Bis zur Jahrtausendwende sprach man noch von den einzelnen Jahrzehnten (die 60er, die 70er, die 80er, die 90er), da wollte man sich irgendwie von den Jahrzehnten abgrenzen, weshalb es dann immer zum Ende eines Jahrzehnts eine Änderung gab, um das nächste Jahrzehnt einzuleiten.

Heute ist es zum einem so, dass seit der Jahrtausendewende nicht mehr so von den einzelnen Jahrzehnten gesprochen wird. Man grenzte die 00er Jahre nicht mehr so stark von den 10er Jahren ab. Es gibt z. B. auch keine 10er Partys. Und zum anderen ist es auch inzwischen so, dass wir einfach schon alles hatten an Mode. Wir haben alle HAarschnitte ausprobiert, alle Hosen getragen. Was soll noch großartig Neues kommen. Es fällt kaum noch etwas ein, daher wird meistens nur noch wiederholt. Während es in den 80er Jahren noch unheimlich viele Neuerungen gab. Für mich hat in den 80er Jahren die meiste Veränderung stattgefunden, in den 90ern eher weniger (abgesehen von der IT), aber in Sachen Mode gab es in den 90ern auch schon das meiste in den 80ern, was in den 80ern aber meist nur in Nischen getragen wurde, wurde dann in den 90ern zum Mainstream.

Wenn ich z. B. einen Film von 1985 mit 1975 vergleiche, ist der Unterschied riesig. Wenn ich einen Film von 1995 mit 1985 vergleiche, ist der Unterschied nicht mehr so groß. Es sind schon viele Parallelen, beim Vergleich zwischen 2005 und 1995 war es ähnlich. Aber wenn ich einen Film von 2023 mit einem Film von 2013 vergleiche, merke ich nicht einmal einen Unterschied. Selbst, wenn ich einen Film von 2007 sehe, fällt mir nicht sofort der Unterschied auf, außer wenn ich Handys sehe.

fraktalismanni  25.01.2024, 10:17

Interessanter Punkt! 10er Partys habe ich auch noch nie gehört, läuft wohl eher unter den jeweiligen Genres also Dubstep, Electro Swing usw.?

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Zeitlich sind die Zwanziger (2020er) gegenwärtig. Modisch und musikalisch halte ich wenig von den Dekaden, selbst in den 1980ern passt es nur, wenn man sich auf Elektro-Pop, Funk, Rap und davon beeinflusste Top Hits beschränkt. Wenn jetzt die 2000er / Millennium Partys kommen, entspricht das auch nicht meinen 2000ern.

Als die 2020er anfingen, haben Kreative und die Medien versucht, eine Parallele zu den 19020er Jahren zu zeigen, was poltisch gute Gründe hat, und es sind auch schöne Filme und Kunstwerke enstanden wie die Serie Babylon Berlin. Aber dann kam plötzlich die Pandemie, Klimakleber, Islamismus und dann stimmte es auch politisch nicht mehr.

Was macht die 2020er denn künstlerisch aus und was unterscheidet sie von den Zehnerjahren? Ich erinnere mich an Dubstep und Electro Swing, neue Rockmusik, internationale Küche und Popularisierung des Veganismus, übergroße Autos, Jacken und Schuhe. Jetzt gibt es runde und sechseckige Brillen in feinen Goldrahmen, Pseudo-80er-Revival mit Schurrbart, Vokuhila, Goldketten und Trainingsanzügen, oder war das auch schon in den 2010ern?

Wie man sieht, ist es gar nicht so leicht zu unterscheiden!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – modisch interessierter Mann

Ich glaube, dass man das nicht mehr so sehen kann wie früher - der zeitliche Sprung hat sich verlangsamt, echte Neuentwicklungen und Neuerfindungen sind von irgendwelchem objektiv überflüssigem Technikkram rar - und auch in der Mode ändert sich seit Jahren eigentlich nichts. Die 2010er waren auch nicht viel anders, wenn man es genau nimmt - das liegt auch daran, dass es stilprägende Subkulturen gar nicht mehr großartig gibt.

Zwischen 1989 und 1993 hat sich schon extrem viel getan, auch in technischer Hinsicht - es gab 1992/93 schon recht markante technische Neuerungen, die es in den 80ern bzw. 1989/90 noch nicht gab, wohl aber dann 1992/93 - vor allem im Bereich Mobilfunk, Bürotechnik, Automobiltechnik und Computer lief da schon sehr viel. Ich erinnere mich an Keramikdrucker, den Wechsel von Vinylplatten auf CDs, die Einführung des Internets statt BTX (hatten wir^^), das D-Netz statt dem C-Netz ("C-Tel") und ähnliche Sperenzchen - das war schon eine spannende Zeit. Zwischen 1999 und 2003 etwa war weniger los - da gab es dann zwar DSL, Homepages und E-Mail-Provider auch für Otto Normalverbraucher sowie Digitalfotografie für den Privatmann zum günstigen Preis, aber der Fortschritt war weitaus geringer als zwischen 1989 und 1993 - technisch war vieles Anfang-Mitte der 2000er schon ausgereizt.

Und gerade im Autobereich war Anfang der 90er absolut die Hölle los. Es kam zu Neuerungen am laufenden Band und Modellwechseln bei allen wichtigen Modellen der europäischen und japanischen Hersteller. Und jedes Mal war der Unterschied wie Tag und Nacht.

  • Nur ein Beispiel war der Wechsel vom VW Golf II zum VW Golf III im Jahr 1991. Ich weiß noch, wie ein damaliger Nachbar, leidenschaftlicher Golffahrer bis zum Umstieg auf Tiguan im gesetzten Alter, Mitte 1995 als Umsteiger von einem alpinweißen 1989er VW Golf II GTD (70 PS) den ersten Golf III 1.9 TDI mit 90 PS bekommen hat - einen Fünftürer in schreiendem "Electric Green Perleffekt"; gehobene Ausstattung mit lackierten Stoßfängern, EU-Wunschkennzeichen, elektrischem Glas-Schiebedach, elektrischen Fensterhebern vorne und hinten und elektrisch einstellbaren Außenspiegeln, Nebelscheinwerfern, ABS, zwei Airbags und dickem RDS-Radio "VW gamma" inklusive Cassettenablagebox für sechs MC's. Es gab damals echt einen Auflauf in der Siedlung und die Leute drehten sich um, wenn der Karl-Heinz im neuen hellgrünen Golf TDI die Straße entlang dieselte. Das war alles ein echter Quantensprung; der 1989 angeschaffte Golf II hatte zwar auch schon ein Cassettenradio und ein (mechanisches) Schiebedach und Nebelleuchten, aber ABS, Airbags, elektrische Heinzelmännchen hier und da, den modernen kraftvollen TDI, Katalysator und Seitenaufprallschutz gab es 1989 noch nicht - wenn, dann erst zwei Klassen obendrüber (Audi 100 2.5 TDI oder so was; ich hatte zufällig sogar einen 100 von 1989, der aber nicht viele Extras hatte).
  • Als Karl-Heinz, der alle paar Jahre einen neuen Golf kaufte, im Frühjahr 1999 den metallic-hellgrünen VW Golf IV 1.9 TDI "Comfortline" mit diversen Extras bekam, war das alles nix Neues mehr und völlig normal, dass ein Golf Klimaanlage hatte und elektrische Fensterheber und vier Airbags.
  • Keine zehn Jahre eher bzw. noch Anfang '91 im Golf II hätte einem der VAG-Händler den Vogel gezeigt, wenn man nach Airbags oder einem 90 PS Turbodiesel im Golf gefragt hätte.

Von daher sage ich's mal so: Modisch und gesellschaftlich war zum 1992/93/94 noch vieles wie Ende der 80er und menschlich hatte sich so viel noch nicht verändert, auch Ende der 90er war es oft noch so wie von mir aus 1988. Allerdings war der technische Fortschritt Anfang der 90er schon stark im Rollen und war Büro-, Empfangs- oder Kommunikationstechnik von 1988 um 1993 längst überholt.

Anfang der 2000er war es dann ähnlich, aber schnelllebiger - die Zeit habe ich dann in der Realschule und als Auszubildender an der Schwelle zum Erwachsenenleben mitbekommen und vieles änderte sich nicht nur durch die Euro-Einführung zum 1. Januar 2002 schlagartig. Auf der anderen Seite war es im Winter 2004/05 völlig unbeachtet geblieben, als der Karl-Heinz mit einem neuen grünen Golf aufkreuzte - Golf V damals, TDI, dieses Mal mit Automatik, wieder mit ein paar Extras, von denen jedoch keines der Rede wert war, obwohl heuer sogar ein fest installiertes VDO-Navigationsradio drin war. Den Aufruhr vom Sommer 1995 hat es damals nicht mehr gegeben und den technischen Fortschritt auch nicht mehr. Der war tatsächlich Anfang der 90er am größten gewesen in kürzester Zeit - auch was die Mode betrifft.

Mitte/Ende der 2000er gab es dann noch einige Subkulturen wie Manga, Gothic und Emo - aber auch das hielt den Lauf nicht auf. Ich vermute fast, dass es "die 2020er-Mode" kaum gibt; es ist doch alles ähnlich geworden und total austauschbar und entspricht dem Standard, den es vor zehn JAhren gab, mit Ausnahme furchtbar weiten, zeltartig geschnittenen Jeans und diesem Softboy-Style, den ich auch ziemlich grässlich finde.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
RomainF 
Fragesteller
 22.12.2023, 19:22

Ich merke selber zuhause und im Internet das sich seit 2018 wenig verändert hat, außer es ist AI raus gekommen und gaming hat sich sehr verändert

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rotesand  22.12.2023, 19:28
@RomainF

Ja, das stimmt - seither ist wenig passiert außer dem, was du genannt hast.

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Der Unterschied zwischen 1989 und 1993 war größer als der Unterschied zwischen 2019 und 2023.