Sind Reime transitiv?
Wenn nein, gibt es ein passendes Gegenbeispiel?
2 Antworten
Wenn die Reime echt sind, dann gilt Transitivität: schnell — hell — grell
Aber außerdem gibt es ja auch noch unreine Reime (z.B. Schnelle — Hölle). Das ändert zunächjst mal nichts, weil sich ja z.B Welle und Völle immer noch auf beides reimt. Gäbe es aber einen dritten Vokal, der sich z.B. unrein mit E aber nicht mit Ö reimt, dann wäre die Transitivität gebrochen. Ich glaube, das gibt es aber nicht.
Andererseits ist es ziemlich umstritten, was man als unreinen Reim durchgehen las- sen kann und was nicht. Wenn Du auch unterschiedliche Konsonanten akzeptierst und z.B. blöken mit Bögen reimst, dann kannst Du ein nichttransitives Beispiel bauen, indem Du z.B. legen nimmst, das sich eindeutig mit Bögen aber nicht mit blöken reimt.
Wikipedia listet z.B. den unreinen Reim Haus — schaust. Ich halte das nicht für unrein sondern für invalide, aber nach diesem Muster lassen sich weitere nichttransitive Beispiele konstruieren: süß — ließ — Biest.
Bei wiktionary.org werden Wörter in der Rubrik "Aussprache", bei "Reime", in Äquivalenzklassen eingeteilt - und Äquivalenzrelationen sind transitiv, also ja.
Wenn man verschiedene Arten von Reim mischen darf (siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Reim#Augenreim), sieht die Sache anders aus.
"Moderne" Autoren, soweit ich mich erinnere, ab etwa Anfang des 20. Jahrhunderts
Shakespeare. Das Problem ist freilich, dass wir keine Tonaufnahmen von Shakespeare haben und theoretisch alle heutigen Augenreime von Shakespeare damals in seiner Aussprache reine Reime gewesen sein könnten. Vgl. "Ach neige du schmerzensreiche" [Gretchens Gebet im Faust] von Goethe, was zwar keinesfalls ein Augenreim ist, aber trotz ungleicher Schreibung in seiner Aussprache vermutlich damals ein reiner Reim war.
Danke, “Augenreim” kannte ich nicht. Wer reimt denn so etwas?